Stücke auswendig lernen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von pb4711, 17.Januar.2017.

  1. pb4711

    pb4711 Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    eine vielleicht ein bisschen komische Frage: Wie lernt ihr Stücke auswendig?

    Ich finde es immer toll, wenn ich Musiker sehe, die ein ganzes Konzert ohne Noten spielen.
    Mir fällt dieses sehr schwer, auch wenn ich Stücke wirklich oft geübt habe.

    Meine Frage zielt auch ein bisschen in die Richtung, welche Art von Gedächtnis ihr benutzt: Visuelles, Bewegungs-, Ton- oder sonst ein Gedächtnis.

    Also:
    Wie lernt ihr Stücke auswendig? Immer wieder üben? Die Notenfolge auswendig lernen (also z.B.: C, langes E, kurzes F usw.)? Oder das Notenbild? Oder merkt ihr euch den Klang(wie immer das auch gehen soll)? Oder lernt ihr die Griff-Folgen?

    Und wie geht ihr ganz pragmatisch vor?

    Ich bin für jeden Tipp dankbar, denn hier haperst bei mir gewaltig - selbst "Happy Birthday" will und will nicht hängen bleiben... :-(

    Mit der Hoffnung auf eine fruchtbare Diskussion
    Peter
     
  2. prislop

    prislop Ist fast schon zuhause hier

    Ich lerne die Notenfolge, indem ich vom Blatt spiele. Wenn mir die Stücke halbwegs vertraut sind, setze ich die Lesebrille ab und sehe die Noten nur noch unscharf. Wenn es hakt, Brille aufsetzen. Irgenrdwann brauch ich weder die Brille noch die Noten. Die eigentlich Probe kommt aber erst, wenn das Stück vor Publikum gespielt werden soll. Dann überschattet die Nervosität die ursprüngliche Sicherheit. Darum auf Parkplätzen oder Fußgängerzonen üben, wo dich keiner kennt.
     
  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Da liegt für mich der Hase im Pfeffer! Geh nach dem Grundsatz "Was ich singen kann, kann ich auch spielen" und fang bei Happy Birthday an.
     
  4. pb4711

    pb4711 Schaut nur mal vorbei

    Tja, singen kann ich es (auch wenn sich wahrscheinlich niemand für mich umdrehen würde in "Voice of Germany") - aber dennoch nicht auswendig spielen...
     
  5. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Spiel es immer wieder, gehe dabei immer mehr von den Noten zurück, solange bis Du sie nur noch schemenhaft wahrnimmst.....
    dann dreh Dich um und spiel' es auswendig....;)

    CzG

    Dreas
     
  6. RomBl

    RomBl Guest

    Ich lerne ein Stück am besten auswendig, wenn ich es nicht vom Blatt ablese, sondern mir rein über das Gehör reinziehe.
    Zu Anfang macht das deutlich mehr Arbeit, aber man
    a) bekommt Übung und es geht dann schneller mit der Zeit und
    b) es bleibt (wesentlich) länger in den Hirnsynapsen gespeichert - zumindest bei mir

    Probiere es aus: Noten weg, abschnittsweise heraushören (singen und dann spielen), Abschnitte zusammensetzen, fertisch ... :cool:
     
  7. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    Servus Peter,

    mir gehts im Prinzip genauso und kann mich sogar genau an die selben Schwierigkeiten bei der selben Melodie erinnern.
    Ausgehend von den Noten merke ich mir/ merken sich meine Finger Grifffolgen und meine Ohren Klangfolgen/Melodien. Dann kommt noch bissl visuelles dazu.
    Ich versuche, mir das ganze abschnittsweise zu merken, meist à 4 Takte.
    Mit der Empfehlung meines 1. Lehrers, stets vom Ende zu beginnen konnte ich mich nie anfreunden, ich fang immer vorne an.
    Außerdem versuche ich, Aufnahmen zu hören, damit ich einen Gesamteindruck im Kopf habe.
    Wirkliche Tipps hab ich nicht weiterzugeben, aber zumindest die Erfahrung es wird langsam aber stetig besser - bestimmt auch bei Dir
    Grüße
    Hans
     
  8. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Viele Teile wiederholen sich. Dann spiele ich nur den einen Teil immer wieder im Kreis. Dan einen teil der sich nicht wiederhohlt. So hab ich das in den Fingern. Dann das ganze stück. Dort wo es hängt die takte spiel ich wieder im Kreis. Seit ich es so mache hab ich paar Stücke gelernt
     
  9. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich denke, dieses Thema hatten wir hier schon öfter (ich bin aber auch zu faul zu suchen).

    Für mich gibt es 2 verschiedene Typen von "Auswendig-Spielern":

    Typ A spielt nach Gehör. Braucht dafür eigentlich gar keine Noten, muss aber das Stück oft genug gehört haben. So geht das sicher mit "Happy Birthday". Man merkt sich dann nur die Tonart bzw. den ersten Ton. Im Prinzip kann Typ A dasselbe Stück bei Bedarf auch in (allen) anderen Tonarten spielen. In diese Richtung geht die Empfehlung "das Stück singen können". Das bedingt ein sehr gutes relatives Gehör und ein sehr gutes musikalisches Gedächtnis. Solche Leute werden oft von allzu detaillierten Noten nur irritiert, spielen die Details ohnehin so wie sie es in Erinnerung haben, oder können im Extremfall gar nicht Noten lesen.

    Typ B hat ein Stück (auch ein sehr komplexes) nach Noten so oft geübt, dass er es dann auch auswendig vortragen kann. Und zwar ganz genau so wie notiert. Das sind die klassischen Solisten, die ihr Konzert ohne Noten spielen. Keinesfalls kann Typ B dasselbe Stück auch in einer anderen Tonart spielen.

    Wie ein Typ B das lernt, wird individuell verschieden sein. Es gibt Menschen mit quasi fotografischem Gedächtnis, für die sind die Noten ins Gedächtnis geschrieben (manchmal sogar nach nur einmaligem Hinsehen) und das spielen sie einfach ab. Können dann auch genau sagen, wie die letzte Note auf S. 2 heißt oder was in der vierten Zeile von unten steht.

    Bei vielen ist es im Prinzip so wie von @prislop beschrieben. Man kann nach und nach immer größere Teile des Stücks auswendig, durch eine Art Muskelgedächtnis der motorischen Abläufe. Katastrophal ist für die aber, wenn sie beim Konzert hängenbleiben, einen Blackout haben. Dann kommen sie kaum wieder rein, müssen vielleicht von vorn wieder beginnen.

    Optimal ist es, wenn man motorisches und visuelles Gedächtnis mit Verständnis des musikalischen Aufbaus kombiniert. Also die Struktur (z.B. 4 Takte Intro, 16 Takte Thema, Wiederholung, Bridge, Variation oder Improvisation, Reprise, Outro etc.) und die Harmonik (Tonarten, Guide Tones, Modulationen, Tonartwechsel, usw.).

    Aber auch hier ist es wohl so, dass mans nur durchs Tun lernt. Also mit einfachen Stücken beginnen und vorarbeiten. Sollte eigentlich mit der Zeit immer leichter fallen.
     
  10. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Das wäre ja schön, wenn das jeder so könnte. Aber was mit der Stimme so leicht scheint, ist für viele ein Quantensprung auf dem Instrument.
     
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  11. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Hartmut,

    wann kann ich Dich auf welchem Parkplatz hören?

    ;-) LG Kai
     
    tomaso gefällt das.
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich kenne das - geht mir streckenweise auch so. Da spiele ich fein die Äuglein auf die Noten geheftet, drehe mich um, um gleich noch mal, diesmal auswendig, zu spielen und weiss nicht mehr ob der erste Ton von Blue Bossa ein G oder ein A war ...:(

    Was mir hilft: Ich lege das Notenblatt weg und spiele nach Gehör. Und wenn ich statt auf dem A auf dem G anfange, ziehe ich das einen Chorus lang gnadenlos in der anderen Tonart durch, auch wenn's holpert und ich aus dem Metrum falle - egal! Hauptsache durchkommen ... wie ging das mal noch? Dabei zerlege ich das Stück in Phrasen und spiele die im Kreis, bis es sitzt. Dann die nächste Phrase, dann beide zusammen usw. Im Zweifel schaue ich nicht auf die Noten sondern singe mir eins oder höre mir eine Aufnahme an. So lange, bis die Melodie einmal durchzuspielen geht.

    Und dann spiele ich es gleich noch einmal, diesmal richtig (also ab A).

    Danach spiele ich etwas anderes - mit oder ohne Noten - und komme anschließend nochmal ohne Noten auf mein Blue Bossa zurück (das natürlich ein Beispiel ist - aber die Töne an sich sind ähnlich einfach wie Happy Birthday).

    Wenn ich diesmal schusselig genug bin, falscherweise auf B (oder meinetwegen C oder F) anzufangen, habe ich ein bisschen mehr Mühe den Rest ad hoc zu transponieren... aber ich ziehe wieder einen Chorus durch. Und dann nochmal richtig ab A ...

    Damit merke ich mir zwar nicht zwingend, ob Blue Bossa mit A beginnt, aber ich kann es in den verschiedensten Tonarten spielen, weil ich jetzt die Intervalle und Tonlängen kenne. Und irgendwann merke ich mir dann doch auch das A (bis ich zum Alto greife und das Spiel von vorne losgeht, weil's hier ab E geht).

    Aber andere haben bestimmt noch andere Lerntechniken, die vielleicht weniger aufwendig sind.

    LJS
     
  13. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Du fragst nach indivduellen Erfahrungen. Hier sind meine

    (1) Wenn ich ein Stück aus Noten lerne, sehe ich es mir erstmal an und mache mir
    • Tonart
    • Form (z.B. AABA)
    • Harmoniefolge (Akkorde, II-V-I oder was auch immer)
    und ggf. weiteres bewusst. Wenn ich fleißig bin schreibe ich mir das auch raus. Gerne auch den Text dazu, das hilft auch.

    (2) Dann fange ich an es spielen zu lernen. Wenn verfügbar höre ich mir mehrere Aufnahmen an. Auswendiglernen geht dann etappenweise, zB 1-2 Takte ansehen, verinnerlichen wie es tönt, nicht auf Noten sehen und spielen. Wenn das klappt, den nächsten Teil. Immer wieder bleibe ich an bestimmten Stellen hängen, die muss ich immer wieder neu üben. Das müssen nicht notwendig schwierige Stellen sein, warum auch immer.
    Meistens fange ich erstmal vorne an. Zum Hintenanfangen muss ich mich immer aufraffen.
    Wenn es hakt, versuche ich mir (ggf. mit Hilfe des Lehrers) klar zumachen, woran es liegt. Das sind bei mir meistens rhythmische Dinge. Aber ich habe ja ein Metronom. Ein Stück kann ich erst, wenn mich das Metronom (oder Ablenkung) nicht mehr stresst.

    (3) Suche und übe ich diverse Einstiegsstellen, um nicht verloren zu sein, wenn ich mal rausfliege. Einstiegsstellen finde ich als Ankerpunkte sehr wichtig.

    So in etwa.
     
  14. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Yeah, Parkplatzsax!
     
  15. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich habe keine Ahnung, wie ich es genau mache. Vermutlich eine Kombi aus Notenbild, Klang im Kopf und Haptik, Anteile unbekannt. Mein Klavierlehrer hatte das Notenbild im Kopf. Wenn er vergaß, im Kopf umzublättern, blieb er hängen.

    Obwohl ich z.B. für Zahlen und Formeln ein bildbasiertes Gedächtnis habe, kann ich aber dennoch auswendig, wenn ich weiß, wie das Stück funktioniert, transponieren. Eigentlich muss man für sich selbst herausfinden, was besser funktioniert. Da sind die Menschen total unterschiedlich, wie schon mehrfach erwähnt.

    Die Schnittmenge zwischen "Singbar" und "Spielbar" ist nicht-leer, die Differenzmenge allerdings auch. Und keine ist eine echte Teilmenge der anderen. :)

    Aber im Prinzip richtig: Es geht um die Realisierung der Musik im Kopf: "Denkbar". Ob jetzt "Singbar" und "Spielbar" beide echte Teilmengen von "Denkbar" sind, weiß ich nicht, aber ... ich denke schon! Ich kann weit abgefahreneres denken als spielen. Ein wesentlicher Antrieb ist es bei mir "Denkbar" in "Spielbar" umzusetzen.

    Grüße
    Roland
     
    p-p-p und Dreas gefällt das.
  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das soll ja kein Selbstläufer sein, sondern ein Lernansatz. Ich habe mir gemerkt: "Happy Birthday - to youuuu" und merke mir das töne- oder griffmäßig. In der nächsten Zeile ist nur das "to youuu" anders. Wie anders? Entweder ich suche oder ich schaue in die Noten. Diese beiden Zeilen werden erstmal gebimst, bis sie sitzen. Dann so ähnlich weiter.... Damit kombiniere ich mechanisches und musikalisches Lernen - damit sollte man sich als Anfänger systematisch abmühen, sonst landet man zu sehr auf der mechanischen Seite, die alles kann außer hören.

    Gaga
     
  17. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Durch Noten abspielen lerne ich überhaupt nichts auswendig. Das war schon in der Schule so, wenn ich ein Gedicht oder Vokabeln lernen sollte und man mir riet, diese aufzuschreiben.

    Ich versuche jetzt, mir möglichst viele Aspekte des Stücks einzuprägen, also Tonart, Form, Harmonien, Melodie singen, Transponieren. Dadurch erhält das ganze eine (multimodale) Struktur, also einen Sinnzusammenhang, der beim sturen Pauken fehlt. (Ein Glück, dass ich nicht heute noch einmal ein Studium absolvieren muss. :smil3dbd4e29bbcc7:)

    LG Helmut
     
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  18. macpom

    macpom Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich mir ein Stück wirklich intensiv erarbeiten will, lerne ich die Funktionen der Noten auswendig (Terz, Sexte etc.), so dass ich es in allen 12 Tonarten spielen kann. Dann kann ich es wirklich auswendig. Mit Glück auch noch nach längerer Zeit. Das habe ich am Anfang mit bekannten Kinderliedern gemacht. Jetzt geht es auch schon bei unbekannten Stücken.
    Ich kann diverse Stücke aus meiner Band auswendig, bei denen ich nur durch das ständige Wiederholen den Fingersatz gelernt habe. Das bringt mir nur leider kaum was für mein Musikverständniss. Ist wie ein Gedicht auf Chinesisch, was ich gelernt habe, aber den Text nicht verstehe.

    Andreas
     
  19. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Für mich geht die Methode Singen = Spielen am besten. Das setzt aber voraus, dass sich das Intervall das man singt, mehr oder weniger (öfter leider weniger) automatisch auf das Sax überträgt. Wenn ich eine Sexte singe/höre sollten sich die Finger also idealerweise automatisch ebenfalls entsprechend bewegen, das funktioniert dann im Prinzip von jedem Ton.

    Konkrete Tonfolgen oder auch Intervalle wirklich zu lernen, wäre mir zu kompliziert - insbesondere, wenn man nicht "nur" ein Stück auswendig können möchte, sondern für ein ganzes Konzert irgendwo zwischen 10 und 20.

    Wenn die Melodie etwas komplizierter ist, dann schaue ich für eine konkrete Stelle auch mal in die Noten, um diese dann aber sofort wieder wegzulegen. Am besten die Noten tatsächlich gar nicht erst anfassen.

    Klassisch ausgebildet, bin ich von hause aus ein echter "Notenfresser" und es war für mich ein echter Angang, die Noten wegzulegen und ich dachte auch, dass ich das eigentlich gar nicht kann. Aber auch hier gilt: Übung macht den Meister. Mit einfachen Stücken anfangen und wirklich konsequent die Noten weglassen. Es geht dann mit der Zeit immer besser.

    So long

    Stevie
     
  20. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Je bekannter bestimmte Materialien sind, umso einfacher sind irgendwelche neuen Verknüpfungen dieses Materials lern- und erinnerbar.
    Das berühmte Beispiel eines chinesischen Gedichts, es ist deutlich schwieriger zu lernen als ein längeres Gedicht in Deutsch.
    Da die deutsche Sprache bekannt ist, ergibt jedes Wort und jeder Satz Sinn, kann zu sehr vielen bekannten Inhalten in Bezug gesetzt werden, ergo geht Auswendiglernen relativ schnell. Beim chinesischen Gedicht das Gegenteil.

    Übertragen auf Musik, je mehr Melodien, Tonverknüpfungen man schon kennt, umso einfacher lernt man neue. Steht schon in der Bibel "Wer hat, dem wird gegeben" :). Ist ein guter Satz.
    Ein Weg, um Ton-Verknüpfungen zu erleichtern, ist das Transponieren von Melodien, das können auch ganz kurze sein. Transponiert man eine Melodie durch alle Tonarten, wird das Material sozusagen durchgeputzt, alle möglichen Verknüpfungen werden geschaffen, die dann für später zu lernende Melodien (entsprechend Akkordverbindungen etc) zur Verfügung stehen.



    http://www.swing-jazz-berlin.de/
     
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