Wie lange braucht ihr um ein Stück zu erarbeiten?

Dieses Thema im Forum "Soprano Special" wurde erstellt von Saxoma, 15.Juli.2017.

  1. Saxoma

    Saxoma Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallöchen aus Österreich.
    Ich habe vor 2 Wochen Noten von meinem Lehrer bekommen, die ich mir grade erarbeite.
    "In the Name of Love" von Groover Waschington.
    Ich finde diesen Song echt schön. Was mich interessieren würde, wie lange braucht ihr denn, um so ein Lied zu erarbeiten? Das Thema selbst ist ja leicht, aber mit den notierten Improvisationen hab ich ordentlich was zu tun. An solchen Noten arbeite ich oft Wochenlang. Wie geht´s euch da?
    SAXOMA
     
  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Notierte Improvisationen spiele ich nicht....ich improviere selbst....

    CzG

    Dreas
     
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  3. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Im Ernst....ausnotierte Soli zu spielen ist viel schwerer als das Thema zu spielen. Das Thema hat man im Ohr.

    Es hilft Solis zu spielen, um improvisatorisch besser zu werden. @Juju transkribiert z. B. viel und spielt nach....Phrasen, Motive...sowas übt ungemein.

    Aber wenn ich vor Publikum spiele, mag ich nicht notierte Soli spielen. Das widerspricht meinem Verständniss von Improvisation.

    Da spiele ich mein eigenes Zeug.

    CzG

    Dreas
     
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  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Geht mir im Wesentlichen auch so.
    Hängt natürlich massiv vom Anspruch des Stückes ab. Notierte Improvisationen gehören sicher zum schwereren Teil, weil das ja keine "geplanten" Noten sind, sondern "passierte".
     
  5. Gerrit

    Gerrit Guest

    Es gibt Stücke, die sind nie fertig...
     
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  6. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Ein notiertes Solo kann keine Improvisation sein, jedenfalls nicht wenn man spielt was tatsächlich da notiert ist! ;)

    Ich finde übrigens beide Möglichkeiten nicht einfach, beide haben für mich ihre Reize, beide sind nicht zwingend notwendig um Musik zu machen.
    Wenn es also Leute gibt die darauf wert legen sich bei diesen Gelegenheiten zu verausgaben lasse ich ihnen immer gerne den Vortritt.

    Aber...
    solche Dinger sind eine sehr gute Möglichkeit ein guter Notist zu werden wenn sie dann noch wirklich der Originalvorlage entsprechen hat man auch noch eine gute Kontrolle und lernt auch viel darüber wie man mit Ton und Phrasierung Noten lebendig wiedergeben kann.
    Wenn nicht, oder wenn es keine Vorlage gibt, muß man sehr gewissenhaft sein beim einstudieren, ein guter Lehrer kann da aber natürlich auch sehr hilfreich sein.
    Ja klar, das ist wochenlange Arbeit, aber das war der Weg zum heute leicht zu erarbeitenden Thema auch, es lohnt sich also und wird irgendwann schneller gehen!


    Das bringt meiner Meinung sehr viel für die Improvisation wenn man selber transkribiert und sich während dessen auch mit den musikalischen Zusammenhängen aus einandersetzt, z.B welcher Ton wirkt an welcher Stelle in welchen Zusammenhang usw.!
    Das reine Töne heraus hören bringt auch etwas, wenn auch nicht ganz soviel wie das erst genannte.
    Fertig notierte Solos werden einen im Bezug auf das selbständige Improvisieren nur dann wirklich weiter bringen wenn man sich die musikalischen Zusammenhänge klar macht, also im Prinzip das gleiche wie beim erst genannten leider ohne die Hörübung beim Töne finden.;)

    An sonsten sind notierte Solos (in den meisten Fällen) eher eine gute technische Übung oder wie schon gesagt sehr geeignet das Notenlesen verbessern, letztlich aber auch wenn es vor Publikum gespielt wird ein wichtiges Element in der musikalischen Darbietung!

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15.Juli.2017
  7. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich habe früher viel Niehaus und Snidero Etüden gespielt, die ja letztendlich ausnotierte Soli sind. Mit manchen Stücken habe ich mich weit über einen Monat beschäftigt, bis mein Lehrer zufrieden war.
    Bis ich sie halbwegs sicher zum PA spielen konnte, verging meist eine Woche.
     
  8. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Ich arbeite auch meistens wochenlang. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Basics (Fingerfertigkeit, -schnelligkeit, Swingphrasierung, etc.) nicht ausreichend vorhanden sind. Dann übe ich zunächst nur die Basic und komme später zu dem Stück zurück. Dieser Umweg dauert zwar eine Weile ist jedoch nachhaltig und hilft neue Stücke in immer kürzerer Zeit zu erklimmen.
     
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  9. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Ausnotierte Soli sind im Musikvereins Repertoire eher die Regel, als die Ausnahme.
    Da hilft nur: Tonmaterial flüssig und griffig üben (je nach Schwierigkeitsgrad - ganz schön schwer) und dann: genau hinhören, was die anderen so machen.
    Je nach dem hab ich sogar n bisschen Freiheit, hier ne edohafte Ausschmückung reinzuschmuggeln, da etwas zu vereinfachen.
    Klappt aber nicht immer.
    Meistens muss ich da durch und Üben, Üben, Üben.
     
  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ist das nicht grundsätzlich in erster Linie zunächst mal vom spielerischen Könnens-Stand, der Routine, Erfahrung..und natürlich auch vom musikalischem Talent individuell jedes Einzelnen abhängig und bedingt ?

    Was will man da verallgemeinern ?

    Ist doch wie in der Schule.....bei Manchen flutschen die Vokabeln oder das auswednig lernen von Gedichten und Texten....bei anderen eben nicht bzw. nur sehr langsam.

    Warum wurde das bisher noch gar nicht angesprochen?

    LG Wuffy
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Juli.2017
  11. ppue

    ppue Experte

    "Wie lange braucht ihr, um ein Stück zu erarbeiten?"

    Das ist leicht zu beantworten:

    Je nach Schwierigkeitsgrad und Können kann man ein Solo vom Blatt spielen oder sein Leben lang nicht dahin kommen.
     
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  12. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... ich las einmal ein Interview mit Sabine Meyer, sie gehört seit Jahren zur absoluten Weltspitze der Solistinnen klassischer Klarinette. Sie erzählte, daß sie immer noch an Mozarts Klarinettenkonzert arbeite, dies nach vielen überragenden Einspielungen... ich denke, das sagt alles. Entweder das Ergebnis, das man zeitigt, befriedigt noch nicht oder aber man entwickelt sich beständig weiter, interpretiert daher neu, entdeckt mit der Zeit Details, die man bislang so nicht bemerkte und dies es dann umzusetzen gilt. Hank Jones, den ich sehr verehre und noch mit Joe Lovano in Salzau erleben durfte, äußerte sich ähnlich wie seinerzeit Frau Meyer: er arbeite immer noch an sich, wolle sein Spiel noch verbessern usw., dies mit über neunzig Jahren, nach einem erfüllten musikalischen Leben und Aufnahmen, Auftritten mit den bedeutendsten Jazzmusikern des 20. Jahrhunderts... beeindruckend!
     
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  13. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... wenn ich die Aussagen solcher Musiker lese, erinnert mich das daran, daß man immer gut beraten ist, bescheiden zu bleiben, gewissermaßen demütig gegenüber der Musik. Mich berühren solche Aussagen auch emitional sehr...
     
    hoschi gefällt das.
  14. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... ich möchte noch hinzufügen, daß mich nur die eigenen Einschränkungen bedrücken: also, daß ich merke, dieses oder jenes könnte man so und so hinkriegen, aber es gelingt mir nicht. Also: man weiß im Grunde, was und wie es geht, setzt es aber, warum auch immer nicht um. Blöd!

    Gut: Duke Ellington sagte mal: Jeder Musiker sei limitiert, jeder Musiker solle limitiert sein. Es bleibt eine besondere Aufgabe, das eigene Limit wahrzunehmen und zu akzeptieren. Es konstruktiv einzusetzen. Das ist wohl schon ein fast philosophisches Problem...

    Mit einem Stück nicht fertig zu werden, empfinde ich dagen überhaupt nicht bedrückend. Im Gegenteil: das beweist mir eher, dass die Sache und hoffentlich auch man selbst "im Fluss" bleibt. Wenn ich einigermaßen vernünftig blase und dabei nicht "fertig" werde, bereitet es mir mittlerweile sogar geradezu Freude, weil ich immer irgendetwas neues oder anderes entdecke, mit dem ich mich dann beschäftigen könnte, also es bleibt schlichtweg interessant und wird nie langweilig.
     
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  15. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... d.h. man könnte vielleicht sogar fragen, ob, wenn man meint, jetzt sei man mit einem Stück "fertig", man gerade beginnen sollte sich mit eingehender zu beschäftigen - oder auch erst einmal mit etwas anderem?!
     
  16. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das sehe ich eher als Grund zur Entspannung: "fertig" ist man nie, es geht immer noch was - also versuche nicht, "fertig" zu werden, sondern genieße, was du momentan hast. (was nicht heißt, dass man sich nicht weiterentwickeln will...)

    Geht aber nach meinem Gefühl ganz am ursprünglichen Anliegen vorbei: da gehts nicht darum, ob man schon voll und ganz die Seele des Stücks ausgeschöpft hat, sondern eher ob man es "spielen kann", so, dass man sich nicht mehr zu schämen braucht - gut, das ist auch individuell.
    Und natürlich ist auch mehrdimensional individuell (Person, Stück), wie lange das dauert. Aber die Aussagen, dass das schon mal Wochen dauern kann (was auch meine Erfahrung ist), wird das sein, worum es ging...
     
  17. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Für mich ist das wie eine Spirale. Ich habe ein Stück nie "fertig" erarbeitet. Ich entwickele ja mein Können immer weiter, ich bewege mich weiter auf der Spirale - und dadurch entstehen neue Blickwinkel auf das Stück. Ich nehme mir die Stücke, die ich im Laufe des Unterrichts bei meinem Lehrer angeschaut habe, immer wieder mal vor - mal unter dem einen oder anderen Aspekt.
    Ich finde, da kann man ständig was neues entdecken. Man kann ja auch die Chords völlig verschieden nutzen. Mal konzentriere ich mich auf bestimmte Tonarten (melod. Moll, Bluestonleiter, Dorisch etc.) oder auf bestimmte Stufen (die Sexte, die None etc.) oder alteriert usw. Mal versuche ich, die Version eines Saxophonisten (eine Version, die mir besonders gefällt) möglichst genau nachzuspielen. Und und und. Das hört ja nicht auf. Auf diese Weise verinnerliche ich die Sachen. Und wenn ich spiele (und mein Kopf nur zuhört, statt zu bestimmen), werden durch das vorherige Ausprobieren/Üben aus verschiedenen Perspektiven meine Möglichkeiten der Improvisation und Interpretation immer zahlreicher.

    Deshalb: Kein Stress. Es ist eh nie fertig :) (Der Weg ist das Ziel...)
     
  18. ppue

    ppue Experte

    Man bläst niemals in das gleiche Horn (-;
     
    Iwivera* und deraltemann gefällt das.
  19. snah62

    snah62 Ist fast schon zuhause hier

    ich übe an diesem Song seit 4 Jahren seit dem ich vor fast 5 Jahren angefangen habe E-Gitarre zu lernen und kann ihn immer noch nicht......
     
  20. Gerrit

    Gerrit Guest

    Ja, das ist richtig. Mein Hinweis geht eher ein wenig in die Richtung: "Leute, strahlt Ruhe aus. Geduld. Es braucht manchmal seine Zeit, man kann eh nichts erzwingen...!" Leider gibt's Leute, denen reißt zu radch der Gedulsfaden, womit ich niemanden meine, der hier zur Sache schreibt! Und ich meine, es lohnt sich immer, dran zu bleiben, die o.g. Geduld aufzubringen oder zu erlernen, die hier erwähnten Meister müssen da auch durch...
     
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