Richtig Saxophone kaufen

Artikel in 'Guides', hinzugefügt von Schorsch, 15.Februar.2008. Current view count: 56330.

Gebraucht

Gelegentlich kann man auch im Fachhandel gebrauchte Instrumente zu wesentlich günstigeren Konditionen erwerben, doch meistens wird man mit Privatpersonen zusammentreffen. Daher sei als erstes auf die Sicherheitsmaßnahmen verwiesen.

Generell gilt für gebrauchte Saxophone eigentlich das gleiche wie für neue, da es sich hier um die gleichen Instrumente handelt, nur dass sie eben vorher schon von jemandem gespielt wurden. Der Preis sollte deutlich unter dem Neupreis liegen (wie stark, kommt auch auf den Zeitraum an, den sie gespielt wurden).


Vintage

Es gibt zahlreiche Instrumente die in Betracht kommen. Hier seien nur einige erwähnt:

  • Buescher: TrueTone, Aristocrat, New Arictocrat, Buescher 400
  • Conn: New Wonder, Naked Lady, Connqueror
  • Selmer: Model 22, Model 26, Radio Improved, Balanced Action, Super Action, Mark VI
  • King: Voll True, Zephyr, Zephyr special, Zephyr II, Super 20
Man sollte aber sichergehen, dass sie in einem guten, spielbaren Zustand sind. Bei ihnen ist es unerlässlich, sie vor dem Kauf anzuspielen. Die Qualitätsspanne ist wesentlich größer als heute, so dass es schlichtweg unmöglich ist, ein Instrument einfach nach dem Namen auszusuchen. Besonders unter diesem Aspekt scheint es fraglich, ob man sein Saxophon über ebay oder andere Online-Auktionshäuser kaufen sollte. Die wichtigsten Informationen (Seriennummer und High/Low Pitch) findet man in so gut wie allen Fällen unter dem Daumenhalter für den rechten Daumen eingraviert.


Genereller Zustand:
Kommt einem beim Öffnen des Koffers ein Schwall ekelerregenden Gestanks entgegen und sind am Instrument viele kleine grüne Stellen zu finden, wird das sicher nicht das richtige sein. Hier droht eindeutig Gefahr für die Gesundheit. Sieht es aus wie neu, ist es wahrscheinlich nicht oft gespielt worden. Das wird schon seinen Grund haben, also unbedingt auf die Intonation achten.


Der Korpus:
Im Idealfall ist er natürlich unbeschädigt. Das ist aber die Ausnahme. Schäden am Lack sind hier das kleinere Übel und beeinträchtigen nur die Optik. Anders sieht das mit Dellen und anderen Verformungen aus. Bis zu einem Durchmesser von 0,5 cm („Ping Dents“) sind sie eigentlich unbedenklich und können auch wieder entfernt werden. Allerdings kann man so den Preis eventuell noch etwas herunterhandeln. Durch größere Dellen kann sich unter Umständen das ganze Instrument etwas verziehen, so dass die Polster nicht mehr dicht schließen. Sehr anfällig dafür sind der Bogen und der Schallbecher.
Wurden Dellen bereits beseitigt, sieht man an diesen Stellen oft Veränderungen im Lack. Durch die Verformung des Materials, auf das er aufgetragen wurde, ist er an diesen Stellen eventuell etwas rissig.
Die Einzelteile der Mechanik werden an Saxophon angelötet. Durch starke mechanische Einwirkung können sie sich lösen und müssen wieder befestigt werden. Je älter ein Instrument ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass dies schon mal passiert ist. Also gilt es, die Mechanik auf Spuren von nachträglichen Lötarbeiten zu prüfen. Schauen irgendwo große Rest von Lötzinn heraus, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass es mal von jemandem repariert wurde, der sein Handwerk nicht verstand. Ein weiterer Punkt, der den Kaufpreis mindern kann.


Das Finish:
Die Auswirkungen des Finishs auf den Sound werden heiß diskutiert. Es kann den Wert eines Vintages sehr stark beeinflussen. Für ein vergoldetes Instrument in perfektem Zustand werden oft bis zu 40% mehr verlangt. Allerdings gibt es auch Wege, das Finish nachträglich zu verändern – Stichwort: „Relacquer“.
Generell sind Instrumente in ihrem Original Finish mehr wert als neu lackierte. Das liegt daran, dass das alte Finish erst entfernt werden muss, um ein neues aufzutragen. Geschieht das mechanisch, wird unter Umständen mehr Material vom Korpus entfernt als gewünscht, was den Sound negativ beeinflusst. Wird am Tonloch ungleichmäßig Material abgetragen, schließt das Polster nicht mehr dicht ab – das Instrument wird so nicht mehr spielbar. Eine weitere Gefahr ist, dass es als vergoldet verkauft wird, obwohl es tatsächlich nur lackiert ist. Es gibt aber einige Kennzeichen, die einem zeigen, was man vor sich hat:

Gold: der einfachste Weg: ein goldenes Schmuckstück zum Vergleich mitnehmen. Der herrlich gelbe Farbton kann nur schwer von einem Lack imitiert werden. Meistens ist das Instrument unter der Goldschicht noch versilbert. Es lohnt sich also, nach Stellen zu suchen, an denen sich die Vergoldung gelöst hat. Dort sollte Silber zu sehen sein. Außerdem war eine Vergoldung nur bei manchen Instrumenten erhältlich. Es gibt auch matt vergoldete Instrumente, die vorne am Becher eine polierte Stelle haben (Gravur des Herstellers) – so sieht kein lackiertes Instrument aus.
Silber: es glänzt silbern, ist aber an manchen Stellen schwarz angelaufen (besonders an den Säulchen der Mechanik). Auch dieses Finish gibt es im matten Look. Ist es nirgends angelaufen und glänzt wirklich stark, ist es wahrscheinlich vernickelt. Nickel platzt in kleinen Plättchen ab, wohingegen sich Silber langsam durchscheuert. Also nach Schäden im Finish suchen. Haben sie gerade, eckige Ränder, ist es Nickel. Sind die Übergänge weich und rund, ist es Silber.
Originallackierung: es ist sehr schwer zu sagen, ob die Lackierung noch original oder nachgearbeitet ist. Oftmals ziehen die Händler sogar die Gravuren nach, um es als gut erhaltenes Original für viel Geld verkaufen zu können.
Ist das Instrument sehr alt (z.B. von 1920), zeigt aber nirgends Spuren von Abnutzung, ist es ein Relacquer. Zumindest an den Stellen, an denen es Hautkontakt hat (linke und rechte Palmkeys, Pinkykeys) nutzt sich der Lack ab. Die Gravur sollte klar und deutlich zu erkennen sein, ebenso die Seriennummer. Sind in der Gravur Linien unterbrochen, fehlen jegliche Arten von Kratzern oder wechselt der Lack die Farbe, ohne beschädigt zu sein, ist es ein Relacquer.


Die Mechanik:
Die Klappen sollten vollständig sein und die Säulchen sich nicht bewegen. Wurden sie auf Ribs vormontiert, sollten diese sich auf der gesamten Länge nicht vom Instrument lösen. Die langen Achsen sollten alle gerade sein, die Schrauben an ihren Enden frei von Rost. Die Polster sollten weich und nicht eingerissen sein und auf dem gesamten Instrument denselben Typ von Resonator verwenden. Sind keine Resonatoren vorhanden, wurde bei der Reparatur gespart.


Der S-Bogen:
Ist er beschädigt, macht sich das sehr schnell im Sound bemerkbar. Im generellen Erscheinungsbild sollte er mit dem Rest des Instruments übereinstimmen. Ist er anders lackiert oder unterscheidet sich sonst irgendwie vom Korpus, ist es wahrscheinlich nicht der ursprüngliche S-Bogen. Dies gilt zumeist nur für lackierte S-Bögen, da einige Instrumente auch mit Exemplaren aus massivem Silber ausgeliefert wurden.
Dellen sind ein Tabu, außerdem darf er nicht verformt sein. Er sollte leicht auf das Instrument zu montieren sein.


Generelles:
Es kann nicht oft genug gesagt werden, wie außerordentlich wichtig es ist, ein Instrument anzuspielen, bevor man es kauft. Manche haben eine wirklich grauenvolle Intonation, die es absolut unbrauchbar macht. Merkt man das erst hinterher, hat man unter Umständen schon viel Geld verloren.
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