Testbericht Sequoia Tenorsaxophon 'Lemon'

Artikel in 'Tipps, Tricks & Tests', hinzugefügt von TenSax, 29.Oktober.2010. Current view count: 8469.

von TenSax

Hallo Leute!

Hier mein Testbericht vom Sequoia.
Es tut mir Leid das der so umfangreich geworden ist, ich habe versucht zu kürzen, das ist mir aber leider nur minimal gelungen.

Also hier nun der versprochene Testbericht. Selbstverständlich versuche ich diesen Bericht so „objektiv“ wie möglich zu schreiben, was mir sicherlich, angesichts der Begeisterung für dieses Sax, nicht einfach fallen wird!

Eigentlich wollte ich erst einen Vergleichstest zu meinem Selmer SA80II anstellen, aber das Sequoia ist so würdig ihm einen Einzeltest zu widmen ohne jeglichen Vergleich. Dennoch als Referenz taucht es hier und da auf.

OPTIK:

Zuerst die Optik, grundsätzlich ist der Saxkorpus unlackiert (und ohne Klarlack), die aufgebrachte Mechanik ist mit Goldlack versehen.
Zusätzlich gibt es eine Gravur vom Schallbecherrand ausgehend bis zum Kniestück. Für mich dürfte diese ruhig größer und pompöser sein! Der Herstellername „Sequoia“ ist auf der rechten Seite, wie bei den meisten Marken, eingraviert.

Wenn man etwas kleinlich und penibel mit dem aussehen seines Saxes ist, so wie Leute die samstags ihr Auto waschen und so, seit gewarnt, man sieht nach einiger Zeit wirklich alles auf dem unlackierten Korpus… Wasserflecken, Fingerabdrücke…aber sicherlich gibt es ein Mittelchen mit dem man das weg bekommt. Wem das egal ist und auf so eine Optik steht, wie ich (und ich wasche nie mein Auto vor allem nicht samstags), ist mit dem „Lemon“ bestens aufgehoben. Und Nein, es ist nicht grün! Obwohl das auf vielen Bildern so rüber kommt. Es ist so richtig schön gold-gelb-matt, okay mit einem leichten aber minimalen grün-touch. In der Sonne sieht es besonders hübsch aus!
Ach so, die Säulchen und Rippen der Mechanik sind natürlich auf dem Korpus aufgelötet, und da das Sax nun mal unlackiert ist sieht man das eben auch. Aber selbst dass sieht man bei renommierten Saxes in der Top-Preisklasse. Hier kann von schlampig aber nicht die Rede sein, es ist alles sauber verarbeitet. Wem das dann doch zuviel Nacktheit ist, sollte beim Standard Goldlack bleiben!

MECHANIK &ERGONOMIE:

Die Mechanik und das ganze Sax machten auf mich einen soliden, festen und stabilen Eindruck. Im Gegensatz zu meinem SA80II welches eher schlanker ist, kam mir das Sequoia eher bullig vor, zumindest am Anfang.
Nun wäre ich zu dem Schluss gekommen das dass Hauptrohr, die S-Bogenaufnahmen und der Schallbecher einen größeren Durchmesser haben als mein Selmer…das ist aber nicht der Fall. Die S-Bogenaufnahme ist minimal kleiner und der Schallbecher auch. Ich habe das Sax nicht vermessen, daher kann ich euch keine Maße angeben. Tut auch meiner Meinung für den Hobbysaxer nichts zur Sache.
Dieser bullige Eindruck hat sich aber nach einiger Zeit völlig in Luft aufgelöst.

Die Mechanik ist in Säulchen- und Rippentechnik auf den Korpus aufgebracht, für das Allgemeine SaxAuge eine Standard Mechanik. Bei näherem hinsehen jedoch gibt es ein paar Sachen die es zu erwähnen gilt.

Hierzu zählt der Aufbau für die Töne C’ und Eb’, also rechte Hand/ kleiner Finger. Man ist gewohnt dass die Welle hierfür relativ parallel zum Instrument verläuft. Beim Sequoia ist dies nicht der Fall, es sind für die Klappen C’ und Eb’ getrennte Wellen vorhanden welche auf einem Säulchen montiert sind und schräg, nach außen, zum Korpus verlaufen eben so wie die Fingerauflagen. Die Sache sieht auf den ersten Blick irgendwie unhandlich aus, ist es aber nicht. Es fühlt sich ganz normal an, hätte ich es nicht gesehen wäre es mir vom Gefühl her gar nicht aufgefallen. Die Action ist gut, ich kann hiermit in gewohnter Manier spielen, auch schnelle Passagen sind kein Problem, und ich habe eher kurze Finger. Aber auch für große Hände und Finger stellt dies kein Problem dar.

Gut ist auch die Anordnung der Klappen für den linken kleinen Finger, ich kann alle Tasten gut erreichen. Die Tasten sind nach außen hin etwas nach oben gekantet was ein abrutschen verhindern soll. Das gleiten über die Rollen funktioniert gut.

Noch was am Rande, das die Mechanik gut und wunderbar läuft ist für mich bei einem neuen Sax Vorraussetzung! Dies ist beim Sequoia voll und ganz gegeben.

Die Anordnung der Palmkeys hingegen war für mich ehe ungewohnt. Sie liegen für mein Selmer-Gefühl relativ weit auseinander und sind meinem Eindruck nach auch höher. Es erinnerte mich etwas an mein 61er Yamaha, da war es ähnlich. Aber auch das sei gesagt, man gewöhnt sich an alles!

Das die Fingerauflagen nicht aus Perlmutt sind ist mir gar nicht aufgefallen, wenn ich es nicht irgendwo gelesen hätte wüsste ich es immer noch nicht. Sie haben allerdings nicht den Tiefgang von z.B. meinem Selmer, aber dennoch sind sie griffig und die Finger rasten gut ein unf liegen gut gebettet darauf, rutschig und labberig ist da nix.
Mir sind die Klappenwege noch aufgefallen, die Klappen stehen weiter offen als bei meinem Selmer. So etwas fühlt man eigentlich gleich. Von daher musste ich mich auf den längeren Klappenweg erst einstellen. Ich spreche jetzt hier von 2mm oder so, wie gesagt, ich habe das nicht ausgemessen. Aber auch hier, nachdem 2ten Tag habe ich mich daran gewöhnt und alles läuft wie vorher. Die Klappen werden gebremst und gehalten von Filz und Kork.

Lustig fand ich den Bremsweg der Oktavklappe auf dem S-Bogen. Normal wird das ja einfach durch die Bewegung und Anschlag der Taste am Sax begrenzt. Zusätzlich verbaute man hier aber einer Art „Bumsinchen“, welches innen unter dem Logo der S-Bogen Klappe angeklebt ist. Ist auf jeden Fall gut gemeint, ob’s lange hält?

Übrigens die Polster sind mit so genannten Metallresonatoren ausgestattet. Ob die Polster aus Froschhaut oder Nilpferdleder sind kann ich nicht sagen, da kenn ich mich nicht aus, aber es sieht wertig aus.
Ein leichtes Geräusch bei öffnen kann ich hören, das ist aber weit vom Schmatzen entfernt. Klebende Polster kann ich nach einer Woche nicht vernehmen. Also kann man die Kaffeefilter der Kaffeemaschine überlassen und das Zigarettenpapier den Rauchern.

Die Öse für den Gurt liegt auf dem gewohnten Platz, wenn der Haken drin ist und man das Sax los lässt kippt es in gewohnter Manier nach links weg.

Der Daumenhaken ist aus Metall, hört, hört! Ommmmmmmmm
Warum bloß??? Der Daumen liegt auf jeden Fall gut da drin und es gibt keine Druckstellen.

Zum Thema Einstellschrauben und Kopplungen, damit kenne ich mich nicht aus, und es ist mir relativ egal wie das geht. Damit muss sich dann mein Saxdoc auseinandersetzten. Aber ich bin mir sicher das dass Sax damit genügend ausgestattet ist.

Im Gesamten ein griffiges Horn, schön ergonomisch, robust, stabil und fest, nichts wackelt rum oder klappert; eine gute handwerkliche Arbeit. Ebenso die Klappen, sie decken 100%, das komplette Horn ist sehr gut eingestellt! Lob an denjenigen der es gemacht hat.

Sound:

Man kennt ja im Allgemeinen den Dichtigkeits-Test von Peter Wespi, der auch wirklich zu Beurteilung von Dichtigkeit am Sax hilfreich ist. Den habe ich mit dem Sequoia durchgeführt. Wow, das hat ordentlich geploppt, so etwas habe ich noch nicht gehört! Ich konnte einen richtigen Hall im Korpus vernehmen. Nee, ich habe es nicht in der Kirche ausprobiert.

Nun, das mit dem Sound ist immer sehr schwierig, sowohl die Beurteilung als auch die Beschreibung. Also habe ich mir die Beschreibung des Herstellers noch mal zu gemühte geführt und möchte mal darauf eingehen:

„Das lemon hat am meisten Raumfülle, Wärme und Klangfarben, dafür weniger Projektion…“

Raumfülle und Projektion gehen in meinen Augen gemeinsam einher. Wenn ich mit Projektion spiele, damit ist gemeint den Ton in einem beliebigen Raum in eine gewisse Richtung zu lenken, also versuche den Ton in die hinterste Ecke zu projizieren erhalte ich im gesamten Raum die den Klang und die Fülle des Tones. Dann ist das Raumfülle durch Projektion. Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege. Dieses kann ich mit dem Sequoia auf jeden Fall, somit hat es Raumfülle UND Projektion!

Wärme im Sound definiere ich mit einem wohltuenden Klang der nicht schrill, aber auch nicht muffig ist. Mit einer gewissen Klangfarbe die aber schwer zu beschreiben ist, denn jeder definiert das etwas anders. Hier sind aber sicherlich auch das Setup, MPC-Blatt und der Spieler maßgeblich daran beteiligt. Dazu nur so viel, wenn der Spieler einen warmen Sound hinbekommt unterstützt das Sequoia diesen Sound sehr gut. Hier wären auch die „Subtones“ zu erwähnen. Diese kann ich sehr gut erzeugen und klingen schon rauchig und verwegen.
Als es ein Kollege von mir getestet hat bin ich kurz aus der Gartenhütte raus. Er spielte im unteren Register. Das hat sich wahnsinnig super draußen angehört, ich war ca. 10m entfernt und man konnte den tiefen, warmen und füllenden Ton noch gut wahrnehmen.

„Das dynamische Limit kommt extrem spät und wird von den meisten Spielern gar nicht erreicht…“

Das kann ich wirklich dick unterstreichen!!! Ich kann wirklich sehr laut spielen und das Sequoia drückt dabei die Dezibel nur so raus, wow! Ein Limit konnte ich tatsächlich nicht erreichen. Aber auch hierzu ist zu sagen, der Spieler muss das in Abhängigkeit mit seinem Setup auch können. Ein 4c ist hierfür nicht dienlich!

„…das lemon spricht leicht an…“

Das ist so! Logisch, ein neues Sax welches Top eingestellt ist! Wie bereits weiter oben erwähnt eine Grundvoraussetzung für ein neues Sax.

„…will aber wirklich offen angeblasen werden…“

Mit dieser Aussage kann ich ehrlich gesagt am wenigsten anfangen und das habe ich auch so noch nie gehört.

„Für Spieler mit sehr enger Blastechnik ist dieses Modell weniger geeignet.“

Okay, mit dieser Aussage, und in Bezug auf die vorherige Aussage, ist wohl das Setup-sprich MPC gemeint. Mit meinem MPC, Hard Rubber 7** und mittelgroßer Kammer habe ich eigentlich alle Sounds gemäß Beschreibung hinbekommen.
Zusätzlich konnte ich noch ein Van Doren T75 und Berg Larsen 110/ sms 2 testen. Hiermit konnte ich das Sax eben so gut bedienen und auch die Ansprache der Töne waren perfekt.

Begeistert hat mich wirklich das spielen der tiefen Töne, absolut ohne Verzögerung sprangen die Töne an.
Vom Hocker gehauen hat mich das spielen der Top Tones!!! Die sprachen wahnsinnig leicht, ohne große Anstrengung, voluminös und klar an. Ich konnte meine gewohnten Griffe vom Selmer ohne Einschränkung verwenden. Ich möchte sagen, es fiel mir fast leichter wie bei meinem Selmer!

Jetzt etwas mehr subjektiv.

Ich habe den Eindruck das Sequoia klingt im vergleich nicht ganz so filigran, das heißt nichts negatives im Gegenteil, Spieler die den Amerikanischen Sound bevorzugen werden hier bestens bedient mit einem echt möglichem fetten Sound!

Stimmung &Intonation:

Ich habe die Stimmung &Intonation mit der für mich gewohnten Frequenz von 442 Hz getestet. Fast alle Töne waren für mich gut stimmend anzuspielen und mit kleinen Korrekturen auf „0“ zu bringen. Ich spreche hier von wirklich kleinen Anpassungen die absolut normal sind. Einzig aufgefallen sind mir D2 und Eb2 die leider, Saxophon-Kinder-Krankheit, tendenziell zu hoch sind. Auch fiel auf das diese Töne etwas matter/ bedeckter klingen wir der Rest.
Ich glaube es ist viel gesagt, dass muss auch bei mir erstmal sacken. Zumal ich das nicht vom Sequoia erwartet habe.

Ach ja, es waren zwei S-Bögen dabei. Einer aus Kupfer und der andere Messing unlackiert wie der Korpus. Einen Unterschied konnt ich nicht wirklich ausmachen. Und jetzt fällt mir auf, ich habe gar nichtdas beiliegende MPC getestet…

Das Konzept finde ich aufgrund des Finish doch einzigartig. Diesen Look habe ich so noch nicht gesehen. Gerade der Korpus sieht aus wie erst lackiert und dann sandgestrahlt.

Achtung, und jetzt extrem subjektiv!
Ein richtig geiles Sax, mit einer Super Optik, einem fetten Sound, für einen wirklich passablen Geldbetrag, quasi viel Sax für wenig Geld!!! Wenn ich das Geld irgendwann mal übrig habe, darf ich ein Sequoia „Lemon“ TenorSax mein nennen!

Ich hoffe dieser Bericht ist hilfreich.

Viele Grüße
Sven

P.S.
Nein ich wurde nicht bezahlt für diesen Bericht!



Achsböckchen.jpg
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Oktavmechanik.jpg
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Palmkeys.jpg
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Sax unten_1.jpg
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Sax Knie.jpg
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Sax oben.jpg
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Sax unten.jpg
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S-Bogen.jpg
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Sequoia.jpg
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Tisch Rh.jpg
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Trichtereinblick.jpg
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Verbindungsring.jpg
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