Ansprache Tenor (im Vergleich zum Bari)

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von TitusLE, 6.Juni.2017.

  1. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Tag allerseits,

    ich habe im letzten Herbst ein Bari in meinen Besitz übernommen. Bis dahin hatte ich nur Tenor gespielt. Nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten bei gewissen Tönen, läuft es für mich und meine bescheidenen Verhältnisse recht ordentlich auf dem Bari.
    Mir fällt auf, dass die Ansprache am Bari, gerade bei den tiefen Tönen, deutlich besser/leichter/einfacher ist als am Tenor. Und das, obwohl ich am Bari ein offeneres Mundstück (Expression 8er) als am Tenor (Meyer 6er) spiele. Blattstärke ist bei beiden 2, am Bari erscheinen mir die Rico Royal aber etwas weicher.

    Ist das so, dass das Bari grundsätzlich von der Ansprache leichter ist oder stimmt was mit meinem Tenor nicht/passe ich nicht zu meinem Tenor? Das Tenor war zuletzt zur Inspektion. Dabei wurden ein paar Klappen gerichtet, Filze und Korke erneuert. Trotzdem spielt sich das Bari deutlich angenehmer. Tiefe Töne am Tenor kommen nur, wenn ich richtig "reinhaue". Klar, am Bari braucht es bei den tiefen Tönen auch ordentlich Stütze aber sonst reicht ein "leichter Hauch" und der Ton ist da. Das ist am Tenor deutlich anstrengender. Was ich natürlich auch am Ansatz merke.
     
  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Meine Beobachtung:
    Ansprache ist bei meinen Instrumenten sehr ähnlich, egal ob Bass, Bari, Tenor, Alto oder Sopran.
    Gegendruck steigt umgekehrt zur Baulänge, also Sopi höher als Bass.
    Luftverbrauch steigt mit Baulänge, also sopi niedrig, Bass extrem hoch.
    Empfindlichkeit bzgl Mundstück, Blättern und Ansatz auf Intonation steigt mit abnehmender Baulänge.
    Festigkeit des Ansatzes sinkt mit steigender Baulänge.
    JEs
     
    murofnohp gefällt das.
  3. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Titus,

    grds. sprechen die tiefen Töne beim Bari schon besser an. Wenn Du beim Tenor aber - wie Du schreibst - richtig "reinhauen" musst, dann scheint mir da was nicht in Ordnung zu sein. Denn auch auf dem Tenor muss es möglich sein, die tiefen Töne im p oder pp anzuspielen. Klingt also so, als ob die Tiefen auf Deinem Tenor nicht optimal decken. Bei der von Dir gewählten Mundstück/Blatt - Kombination eines mittleren, jedenfalls nicht offenen Mundstückes mit einem relativ weichen Blatt, müssten die tiefen Töne auf dem Tenor eigentlich problemlos kommen.

    Ein kurzer Besuch beim Saxdoc könnte sich also lohnen.

    So long

    Stevie
     
  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Egal wie gut mein Tenor deckt, auf dem Bari gehen die tiefen Töne einfach immer irgendwie einfacher - ob man das als leichtere Ansprache bezeichnen kann, k.A.

    PS: Also bin ich eher der "Bari-Typ" drum habe ich es gerade verkauft :)
     
  5. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Es sind ja nicht nur die Tiefen. Ich habe das Gefühl, dass es insgesamt schlechter kommt. Wenn ich vom Bari auf's Tenor umsteige, kommt auf dem Tenor erstmal sehr wenig. Umgekehrt muss ich mich am Bari arg zurücknehmen.
    Da war ich ja schon, wie ich oben schrieb. Ich werden mal versuchen, in naher Zukunft ein paar Tenöre anzuspielen. Leider weiß ich noch nicht, wann ich dazu kommen werde. Darum dieser Thread hier.

    Wenn man den Satz einzeln liest, fragt man sich, warum du das Bari verkauft hast, wenn du eher der Bari-Typ bist. Selbstgeißelung? Vermutlich bin ich auch eher der Bari-Typ. Aber nur Bari ist ja auch langweilig :rolleyes:
     
  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Mein Eindruck am Anfang meiner Bari-Zeit war auch, dass das leichter, "sorgloser" anspricht, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit. "Einfach reinblasen". Bei jeweils gut gehenden Instrumenten. Mittlerweile müsst ich mal wieder extra darauf aufpassen, ob ich das immer noch so empfinde...
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Eine schlechte Ansprache kann am Instrument liegen, aber auch am Mundstück.
    Wieder meine begrenzte Erfahrung (allerdings von Alto): die Meyer-MPC haben eine gewisse Streuung, zumindest bei denen, die ich mir ausgeliehen hatte. Ich fand die Teile alle klanglich beieinander, ansprachetechnisch waren da schon deutliche Unterschiede. Kannst Du mal jemand anderen mit deinem Mundstück spielen lassen bzw. hast Du die Möglichkeit ein anderes Mundstück auszuleihen?
    Bei meinen Instrumenten (Tenor bzw Alto) sind die Unterschiede in der Ansprache kleiner als zwischen unterschiedlichen Mundstücken.
    JEs
     
  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Es stand einfach zuviel rum und ich wollte mich wieder auf ein Instrument beschränken - das Alt ist auch weg. Mit Tenor hatte ich angefangen, dabei wollte ich auch bleiben. Die andern mussten gehen, auch weil ich nicht soviel Zeit investieren will um alle Hörner spieltechnisch à jour zu halten. So gesehen also durchaus Selbstgeisselung :)

    Aber ich bleibe dabei: Das Bari ging eigentlich einfacher. Ich habe auch schon gehört, dass das Tenor bautechnisch, von seiner Auslegung her, problematischer sei als die andern Bauformen. Habe auch den Eindruck, dass sich die Leute bei den tiefen Tönen da eher schwerer tun. Stimmt aber u.U. gar nicht.

    antonio
     
  9. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hab ich noch nie gehört - inwiefern problematischer?
     
  10. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    hier gab es mal einen thread zum Thema (streckenweise interessant, aber ziemlich viel OT):

    https://forum.saxontheweb.net/showthread.php?201539-Why-Is-Tenor-So-Bloody-Difficult

    Auf S. 2 schreibt ein Teilnehmer, dass beim Tenor im Unterschied zu anderen Bauformen die Obertöne auf den tiefen Tönen leichter ansprechen als die eigentlichen Töne (Beitrag Nr. 30).

    Einige Teilnehmer berichten, dass sie auch mit den tiefen Tönen gerade beim Tenor Schwierigkeiten haben, bei anderen Bauformen nicht so. Andere schreiben jedoch genau das Gegenteil ...

    Auf S. 1 (Beitrag 16) postet jemand eine Übung von Allard, mit der man die Probleme bei den tiefen Tönen in den Griff kriegen kann.

    Ich selbst komme von der Klarinette und hatte auf dem Tenor über ein Jahr lang Schwierigkeiten mit den tiefen Tönen. Am Anfang war alles unterhalb von F1 problematisch. Mittlerweile (2 Jahre Spielpraxis) sprechen alle Töne bis zum C1 (abhängig vom Blatt meist auch das darunterliegende B) sehr gut an, nur das ganz tiefe Bb wackelt noch. Ich habe viel Obertöne geübt, um den Ansatz zu lockern, und beginne seit ca. 1/2 Jahr jede Übungseinheit mit abwärts gebundenen Oktaven (G2-G1, F2-F1 etc. bis Bb1-B). Der tiefe Ton muss sofort erklingen, wenn ich die Oktavklappe wegnehme, und ich bemühe mich, den Ansatz vollkommen unverändert zu lassen. Auch übe ich oft, die tiefen Töne ganz leise ansprechen zu lassen und leises Staccato im tiefen Bereich.

    Ob die tiefen Töne auf anderen Bauformen unproblematischer sind, kann ich nicht beurteilen. Auf meinem Sopran ist es abhängig vom Blatt, ob die tiefen Töne gut ansprechen.

    Was Du oben schreibst, Titus, lässt jedoch vermuten, dass bei Deinem Tenor tatsächlich etwas undicht sein könnte. Wie Stevie schon sagte, eventuell noch mal beim Saxdoc vorbeischauen.

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Tiefe Töne sind nur dann problematisch wenn (in der Rangliste der Häufigkeit, aus meiner eher bescheidenen Erfahrung)

    1) der Spieler Ansatzprobleme hat
    2) der Spieler Ansatzprobleme hat
    3) der Spieler Ansatzprobleme hat

    4) der Spieler nicht ausreichend stützt (je größer die Bauform desto mehr)
    5) der Spieler nicht ausreichend Luft durch das Instrument kriegt (je größer die Bauform desto mehr)

    6) das Mundstück für den Spieler bei tiefen Tönen ungeeignet ist (meist zu offen, Stufe, manchmal auch krumme Bahn o.ä.)
    7) das Blatt für den Spieler zu hart ist

    8) die Tröte nicht dicht ist
    9) die Mondphase ungünstig steht
    10) sonstige esoterische Gründe

    Wenn 6-8 als Fehler ausgeschlossen werden können, geht von Sopran bis Bass der tiefste Ton von ppp bis fff ohne Gedöns.
    Ich kenne Profis, die blasen auf ihrem abgerockten Tenor auch bei einer Kombination von 6 (Stufenmundstück) und 8 (GÜ fällig aber keine Zeit wegen Gigs) noch das Bb im piano raus als wär nichts dabei. (Aber meckern tun sie schon deswegen...)

    Wie weiter oben @JES schon andeutete, ist der bauformbedingte Blaswiderstand tendenziell indirekt proportional zur Größe, der Luftbedarf dagegen proportional.

    Ein generelles "Tenor spricht besser/schlechter an als xxx" kann ich nicht feststellen. Dass ein Bari allgemein leichter losschwingt als z.B. ein Sopran liegt m.E. an den eher großen Blechflächen (nicht pingelig werden, bitte), die mitschwingen. Das ist wohl Absicht, sonst klänge so ein Bari ziemlich stumpf.

    LJS
     
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  12. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Das ist ja ganz übel.
    Ich vermute, dass der Fehler bei mir auch in einem der drei Punkte zu finden ist. Von daher werde ich mich jetzt mal zeitweise vermehrt damit beschäftigen.

    Danke euch allen!
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

    na sowas aber auch... ;)
    (insbesondere, wenn Du, wie ich dem Text noch entnehme, parallel auch noch Sopran spielst...)

    Ich hab ja am Tenor angefangen, kurz darauf aber auch das Alt dazugenommen - da wäre mir nicht aufgefallen, dass dort irgendwas spezifisch leichter ginge. Auch das mit den Obertönen, das Du aus dem anderen Forum erwähnt hast, kann ich so nicht bestätigen.
    (und mein Blubberproblem ist ja kein generelles "tiefe Töne"-Problem, weil die Töne von C abwärts ja wieder gut funktionieren)
     
  14. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Hallo visir,

    bei mir lag das Tiefton-Problem definitiv an meinem doch sehr von der Klarinette geprägten Ansatz ;). Wie gesagt habe ich kaum Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Bauformen, da ich kein Alt und Bari spiele. Die Oberton-Geschichte aus dem amerikanischen Forum erschien mir eine interessante Theorie, aber es wird ja von vielen Teilnehmern im selben Thread ebenfalls bestritten, dass es irgendwelche Unterschiede in der Ansprache der tiefen Töne zwischen den einzelnen Bauformen gibt.

    Vermutllich ist es einfach so, dass man sich auf jedes Instrument einstellen und eventuelle Problemzonen beackern muss. Inzwischen kann ich zwischen der Klarinette und dem Tenorsax hin und her wechseln, ohne dass ich Probleme mit den tiefen Tönen auf dem Tenor habe. :)

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
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  15. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich spiele Sopran bis Bariton.
    Wir LJS schon anmerkte, gehen die Tiefen am Tieftöner etwas leichter los als am Hochtöner.
    Am Sopran erfordert es unten herum etwas mehr Übung und/oder Erfahrung, vor allem was die Intonation angeht.

    Häufig ist es aber ein Dichtigkeitsproblem (am Instrument meine ich ;-)).
    Gestern Abend habe ich z.B. an meinem Buffet Crampon S1 Tenor gemerkt dass die Tiefen manchmal schwer ansprechen.
    Und siehe da: Die Klappe oberhalb der F-Klappe (rechte Hand) schloss nicht immer hundertprozentig.
    Ein bisschen ganz dünnen Kork unter den Mitnehmer geklebt und schon kommen die tiefen Töne wunderbar.
    Das S1 ist eh ein Genuss!

    Lg
    Mike
     
  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nö, Mike,
    das habe ich gerade so nicht gesagt.
    Ich sagte (zumindest meinte), dass ein Bari mehr mitschwingendes Blech hat und deshalb im gesamten Tonbereich der Eigenresonanz leichter losschwingt.

    Beim Sopran gehen die (für dieses Instrument) tiefen Töne nicht schwerer oder leichter als bei einem Tenor, einem Alt, einem Bari.
    Weil beim Sopran aber gerade im oberen Register meist die Intonation nicht ganz ohne ist, neigt man zum Klemmen - und das rächt sich "ganz unten".

    LJS
     
  17. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Besser?
    Schlechter?
    Anders!
     
  18. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    O.k., habe ich wohl missverstanden. Bitte um Verzeihung. :sorry:

    Stimme dir sonst ohne Vorbehalt zu.
    Das Klemmen kenne ich auch, vor allem aus meinen Anfangszeiten.

    Lg
    Mike
     
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