Einkommen der Künstler in Deutschland

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gerrit, 6.Dezember.2017.

  1. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    "Jeder ist ersatzbar" ist aber für manch einen Amtsinhaber, sei es Politiker oder Manager, auch ein Satz, der, so er verinnerlicht ist, auch zu mehr Demut und veratnwortlichem Handeln im Job führen kann.

    CzG

    Dreas
     
  2. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    @Gerrit
    Ja schön und gut. Aber was uns haben letztendlich Gewerkschaften und Interessenvertretungen ,mal abgesehen von den Auswüchsen in den USA, denn gebracht? .
    Die Firmen verlegen ihre Produktionstätten in Länder wo es keine Gewerkschaften gibt und die Leute billig sind. Wobei natürlich nicht hinterfragt wird warum diese Leute für weniger Geld als hier in Europa arbeiten können.
    Es denkt heutzutage niemand mehr langfristig. Gewinnoptimierung und nach mir die Sintflut. Jüngstes Beispiel: Siemens. Machen Milliardengewinne und schmeißen trotzdem ihre Arbeiter raus.
    Ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit wann auch die Musikschulen dazu übergehen billigere Lehrkräfte aus Osteuropa einzustellen?
     
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  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich finde dies ein tolles individuelles Lebensmodell.
     
  4. Gerrit

    Gerrit Guest

    ...
    ... einiges haben die uns gebracht: die erstritten zusammen mit der Sozialdemokratie und anderen verantwortungsbewussten Kräften einst gewisse soziale Mindeststandards, die zumindest diejenigen, die sie genießen und festangestellt sind, nicht missen wollen. Übrigens möchten auch viele Unternehmer diese Standards nichts aufgeben, da diese Standards durchaus auch als Standvorteil angesehen werden.

    Im Übrigen kann man - auf Deine Stichworte Gewinnoptimierung und langfristiges Denken Bezug nehmend - Unternehmen wie Siemens o.ä. und deren Situation keineswegs mit Musikschulen vergleichen. Ich weiß genau wovon ich rede: versuche einmal in einer Musikschule - für deren Kunden - vernünftige Projektarbeit zu leisten, wenn z.B. aufgrund mangelhafter Bezahlung und Absicherung andauernd die Lehrkräfte das Weite suchen und Ersatz gefunden werden muss.

    Und gerade weil die Macht der Gewinnoptimierer in vernünftigen Maße eingeschränkt werden muss, damit nämlich unsere Gesellschaft mittelfristig nicht implodiert, braucht es Verbände wie etwa Gewerkschaften oder andere politische Kräfte. Und insbesondere wenn oder damit diese sich international vernetzen, sollten wir sie eigentlich unterstützen.

    Die Begriffe Gewinnoptimierung und langfristiges Denken im Zusamnenhang mit prekären Beschäftigungsverhältnissen zu gebrauchen, also etwa mit Instrumentallehrern, die irgendwie schauen müssen, wie sie über die Runden kommen, halte ich für völlig unangemessen.
     
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  5. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    Was meinst du wohl woher diese prekären Beschäftigungsverhältnisse kommen?
    Weil den Chefs-egal ob Unternehmen oder Musikschule- nur daran gelegen ist, dass es dir gut geht und du genug verdienst?
     
  6. Gerrit

    Gerrit Guest

    Rhetorische Fragen bringen einen in diesen Zusamnenhang kaum weiter...
    Aber um auch diese Zu beantworten: weil selbstverständlich vielerorts das Geschäftsmodell unter den gegebenen Unständen kaum noch oder gar nicht mehr tragbar ist. Das ist leider eine der ursächlichen Wahrheiten. Aber selbstverständlich schränken sich die Mitarbeiter ein, während die Geschäftsführung weiterhin uneingeschränkt volle Bezüge das ganze Jahr über erhält. Das heißt: der Verzicht der einen, meist ein unfreiwilliger, sorgt mit für unverminderte Einkommen der anderen. Klar, welche Erwiderung nun im Raume steht: lieber ein geringes als gar kein Einkommen, niemand zwingt zu dieser Berufswahl und andere stehen immer willig bereit, allzumal in der weiten, vernetzten Welt. Das kennen wir ja auch aus anderen Geschäftsfeldern. Solche Argumente sind - pointiert formuliert - nur Kapitulationen und zementieren hier und anderswo ein Ungleichgewicht und Missverhältnis unter dem aber ggf. nur die Betroffenen in schwierigeren Verhältnissen leiden, während jene, die entsprechende Entscheidungen verantworten und oft genug auch Misswirtschaft, ihre Schäfchen im Trockenen halten. Wer dies aber ernsthaft in Frage stellt, übrigens nicht aus Neid, sondern aus Sorge um das Wohl aller, der hört dann: „Jeder ist ersetzbar, auch Du!“ Ich gebe hier übrigens nur ein Beispiel aus der Erfahrung langjähriger Tätigkeit in solchen Einrichtungen wider. Aber, um Missverständnisse auszuschließen: es gibt immer noch Einrichtungen, in den anders gewirtschaftet und entschieden wird...
     
  7. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ist ja alles schön und gut.

    Aber: wer Musik studiert, hat hierzulande im allgemeinen Abitur.

    Und da setze ich mal eine gewisse Intelligenz und Verantwortungsbereitschaft für den weiteren Lebensweg voraus.

    Und Informationen gibt es ja im Zeitalter des Internets genug. Gerade hier ist ja schon genug vor den Risiken eines Musikstudiums gewarnt worden.

    Also ist ein Musikstudium eine bewusste Entscheidung gegen andere Alternativen, die jedem Abiturienten offen stehen. Und die im Normalfall besser bezahlt sind, mehr Sicherheit bieten und mehr Freiraum für "persönliche Entfaltung" (z.B. Musik) lassen.
     
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  8. Gerrit

    Gerrit Guest

  9. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Es mag vllt. mein persönliches Problem sein, aber wenn ich nicht Musik studiert hätte, wäre ich jetzt nicht mehr. Ich hatte also quasi keine Alternative.
     
  10. Gerrit

    Gerrit Guest

    en

    Das ist ein wenig zu kurz gedacht, denn wenn es danach ginge: dann stürben einige Berufe wohl aus. Weshalb etwa den Beruf des Krankenpflegers ergreifen, wenn man als Arzt doch wesentlich mehr verdient? Weshalb sich als Facharzt herumplagen, wenn man doch als Investmentbanker ein wahres Vermögen erwirtschaften kann...?

    Wenn man so argumentiert, dann sagt man den Leuten im Grunde nichts anderes als: hey, selbst dran schuld, hättest es ja besser wissen können und müssen, hättest ja diesen Beruf nicht ergreifen müssen! Diese Argumentation trifft dann nicht nur Musiker sondern alle anderen auch die ggf. am unteren Mittelfeld der Einkommensverteilung stehen oder noch darunter. Selbst dran schuld! Das ist jedoch kein Denken, das unsere Gesellschaft zusammenhält oder dem Gemeinwohl dient. Die Leute, die so argumentieren, die sollten sich spätestens wenn sie alt und hinfällig geworden sind selber pflegen müssen: hey, selbst dran schuld, daß es für Euch keine Altenpfleger mehr gibt oder jene, die jetzt diese Arbeit verrichten, diese nicht mehr fachgerecht leisten können, selbst dran schuld, denn ihr hättet rechtzeitig euch dafür einsetzen oder sorgen können, daß der Altenpfleger angemessen und ausreichend entlohnt wird. Pech gehabt! Ihr schertet euch damals einen Dreck darum wie es dieser Berufsgruppe erging, drum ergriff keiner mehr diesen Beruf und jetzt könnt ihr sehen, wer Euch in‘s Bett hievt und euren Allerwertesten abputzt...
     
  11. Gast 12243

    Gast 12243 Guest

    Das werden in absehbarer Zeit alles Roboter erledigen. Ist schon längst in Planung und wird erprobt.....ist etwas gruselig, aber so ist es.
    Ich beziehe mich da auf den Bedarf an Pflegekräften, aber das wird auch andere Berufssparten betreffen......Musiker wohl nur bedingt.
    Ein Roboter am Sax sehe ich noch nicht.
     
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  12. Gerrit

    Gerrit Guest

    Genau! Diese Entwicklung wird immer mehr Berufsgruppen betreffen.

    Man kann bestimmte Zustände beobachten und den Betroffenen - zu denen man möglicherweise früher oder später selbst gehören wird - sagen: „Selbst dran schuld, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, hättest es wissen sollen...!“
    Man könnte sich jedoch auch dazu durchringen und erklären: „Dies ist ein Mißstand. Eure Berufsgruppe leistet wichtige, wertvolle Arbeit. Eure Tätigkeit bereichert unser Gemeinwesen. Ich setzte mich mit anderen dafür ein, Eure Arbeit angemessen zu unterstützen und zu entlohnen!“

    Die zweite Reaktion nimmt achtsam den anderen Menschen wahr, fühlt sich dem Gemeinwohl verpflichtet und sucht gemeinsam mit anderen die Gesellschaft, das Land zu gestalten.
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies war einer der Gründe, dass ich mich damals als junger Mensch gegen den musikalischen Beruf entschieden habe.

    Ich hatte dennoch das Glück viele Jahre beruflich auch kreativ zu sein und auch für die Zukunft ein sicheres Einkommen zu haben. Nun habe ich das Priveleg nur noch 4 Tage sich dem Beruf zu widmen und den Rest der Zeit meiner Leidenschaft der Musik.

    Aber: Meine musikalischen Fähigkeiten konnte ich nicht so intensiv entwickeln, wie ich gerne gewollt hätte.

    So wird es kommen ... Daher wird sich die Gesellschaft massiv verändern und wir benötigen Zukunftslösungen... Vielleicht ist Grundeinkommen ein Lösungsweg?
     
  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist leider die Realität.

    Es handelt sich um Missstände, die viele Berufssparten betreffen.

    Ich empfehle z.B. die letzte ZDF-Sendung "Die Anstalt".

    Pflege ist nur noch ein Geschäft und wir selber machen alle irgendwie mit.

    Auch Musik verkommt zum Geschäft weniger und wir selber machen alle irgendwie mit.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9.Dezember.2017
  15. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, gesetzliche errungenschaften wie die KSK als sozialsponsoring für wenige zu diffamieren, ist sicherlich im rahmen irgendwelcher anderen gesetze möglicherweise erlaubt.

    allerdings mag es sein, daß nicht alle menschen diese verachtenden worte aus zeiten früherer wertekämpfe lieben werden.

    vielleicht wäre es doch gut, alle sozialen gedanken abzuschaffen. klare verhältnisse !

    :-D
     
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  16. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    Keine Ahnung ob "diffamieren" für Tatsachen darlegen da die richtige Bezeichnung ist. Tatsache ist, dass es eben für andere Berufsgruppen keine "Handwerkersozialkasse, Toilettenfrauensozialkasse, LKW-Fahrersozialkasse ,usw.. " gibt.
    Ich würde jedem. der über sein "armes" Musikerdasein jammert empfehlen mal eine Woche z.B. als LKW-Fahrer im Fernverkehr oder als Toilettenfrau in einer Autobahn Raststätte zu arbeiten. Dann wüsstet ihr was es wirklich heißt nicht genug Wertschätzung zu erfahren.
    Da ist man dann vielleicht froh wenn man wieder Konzerte vor quatschendem Publikum geben darf.
    Musiker ist ein privilegierter Beruf im Vergleich zu anderen Berufsgruppen. Und das sollte man auch für sich selbst wertschätzen.
    Nur kann eben nicht jeder, der von der Hochschule kommt gleich Rockstar sein. Auch wenn er sich vielleicht so fühlt.
     
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  17. Gerrit

    Gerrit Guest

    Genau so ist es! Wenn ich mich in diesem Zusamnenhang äußere sehe ich dabei auch nicht die eigene Berufsgruppe. Um mich selbst Klage ich zur Zeit auch nicht, dafür besteht gegenwärtig kein Anlass. Ich unterrichte seit drei Jahren eine junge Frau, die arbeitet am Fließband. Sie fand keine Stelle in ihrem eigentlichen Lehrberuf. Sie schaut schon, wofür sie ihr Recht knappes Einkomnen einsetzt. Ich muss sagen: ich begegne ihr mit einer gewissen Demut - mir fällt kein anderes Wort ein, aber es ist sicher klar, was ich meine...
     
  18. Gerrit

    Gerrit Guest

    Das trifft auf meine Ausführungen in keiner Weise zu: denn, wie ich ausdrücklich schreibe, ich sehe bei diesem Gedankenaustausch nicht nur die eigene Berufsgruppe.

    Von einer priviligierten Berufsgruppe kann man allerdings, wenn man sich die Fakten vor Augen hält - ich stellte zwei Studien exemplarisch hier ein - in keiner Weise sprechen.

    Bezüglich der Künstlersozialkasse empfehle ich, sich einmal gründlicher zu informieren. Diese stellt kein Geschenk oder dergleichen dar: sie ist der Rentenkasse des Bundes angegliedert. Die Verwerter, Unternehmen musikalischer Dienstleistung zahlen einen Beitrag. Ich als Musiker zahle, im Grunde wie jeder andere Arbeitnehmer auch, in die Renten-, Pflege und Krankenversicherung ein und zwar in gleicher Höhe wie alle anderen auch. Die Höhe meiner Beiträge richtet sich nach dem Einkommen; ich werde in dieser Hinsicht in keiner Weise bevorteilt gegenüber anderen. Mein Einkommen wird regelmäßig überprüft, d.h. ich muss „die Hosen runter lassen“, d.h. wie bei einer Steuerprüfung sämtliche Einbahmen und Ausgaben exakt und vollständig dokumentieren. Einem Angestellten werden die Beiträge einfach diskret abgezogen. Wenn ich die Kasse bescheiße fliege ich raus. Der Beitrag der o.g. Verwerter entspricht dem Beitrag des Arbeitgebers zur Sozialkasse. Also: keine Geschenk, kein Privileg. Und es wird auch nicht jeder in die Künstlersozialkasse aufgenommen.

    Die prekären Beschäftigungsverhältnisse gegeneinander auszuspielen nützt nur denjenigen, die für sie verantwortlich sind...
     
  19. Gerrit

    Gerrit Guest

    Wer die Künstlersozialkasse als Privileg bezeichnet hat - mit Verlaub - von der Sache gar keine Kenntnis und Ahnung. Durch sie wird niemanden irgendetwas geschenkt. Alle Betroffenen müssen - wie alle anderen Sozialversicherten auch - ihre Beiträge zahlen, Verwerter, Unternehmen wie Beschäftigte.

    Mehr gibt‘s dazu nicht zu sagen.

    Angemessen wäre übrigens eine Bürgerversicherung - Rente, Pflege, Krankheit - in die ausnahmslos alle in Relation zu ihrem Einkommen und Vermögen einzahlen.
     
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  20. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    Kann aber auch sein, dass du in deinem Musiker Elfenbeinturm sitzt und von der Realität keine Ahnung hast.
    Bei "Normalsterblichen" Selbstständigen wird, wenn sie sich krankenversichern wollen, ein fiktives Einkommen von derzeit € 2.231,25 zur Berechnung der Beiträge zur Grunde gelegt.
    Egal ob er/sie soviel verdient oder nicht. Das heißt der/diejenige bezahlt über € 300 Krankenversicherungsbeitrag. Die € 300 netto müssen erstmal verdient sein. Und da ist noch keine Rentenversicherung dabei.
    Bezahlst du auch soviel über die KSK? Wenn ja verdienst du aber als Musiker sehr gut. Also kein Grund zum jammern!
    Ich war früher auch freiberuflich als Musiker tätig. Es gab Zeiten, da habe ich gut verdient und es gab Zeiten, da habe ich schlecht verdient. In schlechten Zeiten habe ich nicht gejammert sondern bin, nebenbei, LKW gefahren um mir meine Träume erfüllen zu können. Ob du es glaubst oder nicht, vor einem Publikum zu spielen welches nicht zuhört oder quatscht ist wesentlich angenehmer und spaßiger als nachts LKW zu fahren.
     
    djings gefällt das.
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