Leise spielen - (auch) eine Frage des Gehörs?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Claus, 22.Februar.2017.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Gestern bei der Probe ist mir mal wieder aufgefallen, dass mein lieber Satznachbar bei 'p' oder 'pp'-Stellen deutlich lauter spielt als ich.

    Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass es gar nicht daran liegt, dass er nicht leiser spielen kann, sondern dass er sich mit seinen 71 Lenzen anders hört und subjektiv meint, dass er nur gerade über der Hörbarkeitsschwelle ist.

    Kann das sein? Habt Ihr auch schon mal solche Erfahrungen gemacht? Und wie geht man taktvoll damit um?
     
  2. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    Hmm ... das kann doch sein, wie du sagst.

    Erfahrung habe ich auch mit sowas.
    Mein Nachbar spielt immer lauter als ich. Zumindest höre ich ihn immer.
    Ich warte dann darauf das der Dirigent ihm sagt er möchte ein p oder pp auch von ihm hören. ... was er öfter auch macht.
    Lernt mein Nachbar daraus?
    Nein.
    Also ... er kann auch leise spielen, aber ich habe das Gefühl er will sich immer selbst auch hören und das geht am besten, wenn man lauter spielt als die anderen.

    Ich höre mich immern nur dann laut und deutlich, wenn ich mich verspiele. ... ;)

    Tja, wie man takvoll damit umgehen kann/soll weiß ich leider auch nicht.
    Ich habe ihm aber auch schon das ein oder andere mal den kameradschaftlichen Tipp gegeben.
    Das es in diesem oder jenen Stück eine äußerst große dynamische Bandbreite gibt.
     
    Zuletzt bearbeitet: 22.Februar.2017
  3. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest

    Ich höre mich immer leiser als die anderen Bläser. (Bari) die Aufnahme sagt mir das es ausgewogen ist.

    Ich kenne auch den anderen Fall und derjenige spielt immer nur so laut das er/sie sich gerade gut im Zusammenklang hört. Für mich ist es eine Frage der richtigen Position. Abstand von lauten Spielern und Nähe zu leisen Spielern suchen und dann entsprechend ausgewogen spielen.

    Will sagen: evtl liegt es auch am eigenen hören bzw der Hörposition.
     
  4. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Kann natürlich auch sein, aber in dem Fall bin ich nicht der Einzige, der das so wahrnimmt.
     
  5. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Empfiehl ihm doch mal diplomatisch den Deflector zu probieren- ich finde, dass der in solchen Situationen sehr hilfreich ist.
     
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  6. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest

    Ja - wollte auch nicht sagen das es nicht an deinem Kollegen liegt, sondern das die Lösung evtl nicht bei ihm zu finden ist aber evtl zwei Sitze weiter.
     
  7. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    Habt ihr ihn denn schon mal "taktvoll" daraufangesprochen?
    Die Idee von @Sandsax ist auch nicht verkehrt.

    Da hast Du sicher Recht, aber das ist gar nicht so einfach.
    Bei uns im Orchester wird es einen Dirigentenwechsel geben und es steht fest, dann wird das Orchester umgesetzt.
    Derzeit sitzen wir (Tenorsaxophon) bei den Tenorhörnern und Baritonen, resp. vor ihnen.
    Nach dem Wechsel werden wir vor den Trompeten und Flügelhörnern sitzen, wo derzeit die Altsaxophonfraktion sitz, die wiederum dann weiter hin zu den Posaunen und Tenorhörnern rücken.
    (Ich glaub' ich pack' mir schon mal Ohropax in den Koffer. Dann spiele ich einfach drauf los, denn vor den hohen Hörnern höre ich mich dann eh' nicht mehr und was die anderen hören kann mir egal sein, Hauptsache ich kriege keinen Hörschaden.)
    Wie war noch der Trompeterwitz ...
    Der Dirgent zum wieder einmal zu lauten Trompeter:
    "Da ist ein ppp notiert."
    Darauf der Trompeter:
    "Na, ich hab' doch auch power power power gemacht. Also mehr geht wirklich nicht!"

    In diesem Sinne ....
     
  8. ppue

    ppue Experte

    Ich glaube eher nicht, dass es am Hören liegt. Wenn er weniger hört, dann hört er auch von seinen Nachbarn weniger.

    Es ist ja allgemein ein Problem. Du hörst dich selber und du hörst die gesamte Kapelle. Die gesamte Kapelle wird immer lauter sein als du selbst, insbesondere noch deshalb, weil dein Saxophon ganz woanders hin tutet. Das weiß der gut, der mal vor den Posaunen gesessen hat.

    Wenn du dein Spiel der Lautstärke der Kapelle anpasst, bist du definitiv zu laut.

    Für ganz wichtig halte ich deshalb, immer wieder ungeheuer dynamisch zu Proben und z.B. ein Mezzoforte zum Piano machen. Ich habe noch nie eine Blaskapelle gehört, die zu leise gespielt hätte. Man sollte das generell üben und auch immer wieder taktvoll ansprechen (-:
     
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  9. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Letztes Jahr hat mein Lieblingstenorhornist mit 83 Lenzen sein Instrument entgültig an den Nagel gehängt, weil er einfach nicht mehr richtig hören kann.
    Nicht sein Instrument und auch nicht die anderen, er fügte sich auch lautstärkemäßig immer besten ein und intonierte bis in höchste Hornlagen immer noch perfekt.
    Aber er konnte den Proben nicht mehr folgen. Sein Hörgerät hatte er beim Musik machen immer aus weil es beim spielen in seinen Ohren "schäpperte", wie gesagt er kam auch (noch?) ohne aus, aber die Ansagen:"ab Takt 17", "bei A etwas lauter bitte" oder "jetzt spielen Nr. 196", die konnte er nicht mehr hören und es deutlich zu merken wie sehr es ihn ärgerte ständig nachfragen zu müssen!

    Ich denke das man auch mit einem nachlassendem Gehör ein passendes piano problemlos spielen kann, bis zu welchen Grad das geht ist eine andere Frage!

    Dem schließe ich mich an.

    Viele Grüße Ralf
     
  10. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das hab ich mir für mich auch schon mal überlegt. Bei den Proben geht's noch, aber beim Konzert im großen Saal kommt es öfter mal vor, dass ich nicht weiß ob ich überhaupt noch spiele. Weil der Saal viel Klang aufnimmt, fetzen die hinteren Reihen dann noch einmal 20% mehr rein als ohnehin schon in den Proben. Da nützt auch eine finale Probe im Saal nichts, denn wenn der Saal später voller Leute ist, schluckt es noch einmal. IM Publikum hingegen hört man das alles gut. Da ist es in jedem Fall laut genug.

    Aber das Problem "ich muss laut genug spielen, damit ich mich noch selbst höre" haben auch andere Kolleg/in/en...

    Das ist ein wenig wie bei den Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule fahren müssen, weil der Schulweg so gefährlich ist. Denn gerade um die Zeit sind im Umkreis der Schule so viele Autos unterwegs - von Eltern die ihre Kinder in die Schule fahren.
     
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  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Aber warum denkst Du das? Für mich liegt eher der Gedanke nah, dass man ein Problem hat, die eigene Dynamik zu kontrollieren, wenn man sich nicht mehr hört.
     
  12. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Wenn man sich NICHT mehr hört, ist es mit der Dynamik Kontrolle natürlich vorbei. Ein Problem kann es mit dem pp auch sein, wenn man für sich alleine spielt und das Gefühl hat, es ist ohnehin schon fast unhörbar. Wenn man in der Gruppe spielt, geht es um die Balance zwischen der eigenen Lautstärke und der der anderen. Mit einem Hörschaden ist vielleicht alles gemeinsam leiser, aber die Differenz sollte immer noch auffallen. Eine Ausnahme wäre vielleicht eine extrem leise Passage, bei der man die anderen kaum noch hört und der eigene Ton schon unter die Hörschwelle fällt.

    Das Problem haben aber im Prinzip auch alle anderen die sich aus irgend einem Grund nicht mehr selbst hören. Die Idee mit dem Deflektor ist daher vielleicht gar nicht so blöd - nicht nur für Schwerhörige. Bei Bühnenmusikern ist es ja auch üblich, Monitore für die Eigenwahrnehmung aufzustellen.
     
  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Deswegen machen wir es in der Big Band sozusagen 'old school': Der Bassist spielt unverstärkt; kann man ihn und/oder den Solisten nicht hören, ist man zu laut.

    Grüße
    Roland
     
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  14. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    ............... :cautious:

    Danke! ;)
     
  15. flar

    flar Guest

    Ich denke das der von mir genannte Kollege sich selber auch leiser wahrnahm, genauso wie seine Mitspieler.
    Wie gesagt bei ihm paßte es immer, besser als bei einigen die nicht sein Problem haben jedenfalls.:rolleyes:

    Ich gehe natürlich auch davon aus das wir hier von Schwerhörigkeit reden, also das man Probleme hat einem Gespräch das in normaler Lautstärke geführt wird zu verfolgen, nicht von fast absoluter Taubheit. Irgendwann wird da vermutlich eine Grenze überschritten wo auch ein vernünftiges Intonieren mit den Mitspielern nicht mehr möglich ist weil man sie einfach nicht mehr hört und dann werden bestimmt auch dynamische Probleme auftreten.

    Viele Grüße Ralf
     
  16. euroknacker

    euroknacker Ist fast schon zuhause hier

    Bei uns im Orchester werden die Trompeten mit abnehmenden Ansatz immer lauter, vielleicht liegt es ja auch bei dem Kollegen daran das wenn mit der Zeit der Ansatz schwächer wird er dann aber mit umso mehr Kraft spielt.

    Gruß Jürgen
     
  17. Quaxine

    Quaxine Ist fast schon zuhause hier

    Leise spielen - (auch) eine Frage des Gehörs? ...

    Die meisten Forums-TN wisssen, dass ich taub bin und mit Hilfe eines spezielle Innenohrsystems einen Höreiendruck vermittelt bekomme.
    Meine Antwort zur Threadfrage:

    "Jaein"


    man/frau kann `es´ lernen -> aber das ist seeeehhhhhr anstrengend und geht über die Stütze und auch das Gefühl.

    Zwei Punkte müssen mitwirken:

    1. Ein zuverlässiger Lehrer/Partner der/die sich in die Problematik eindenkt, mitdenkt und korrekt und konsequent handelt. (Passende Apps, die die Dezibell ordentlich anzeigen habe ich noch nicht gefunden. Die zeigen entweder 0 dB an oder konstant 80 ...)
    2. man/frau muss sich immer wieder selber motivieren den Frust des Korrigierens über sich ergehen zu lassen und ÜBEN - ÜBEN - ÜBEN - Ü...

    Beim Alleine oder zu Zweien Saxen ist´s besser einzugrenzen als im großen Getümmel, da frage ich noch nach.

    Viele Grüße
    Quaxine



     
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  18. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @Quaxine

    Ja, wußte ich auch....wollte Dich schon direkt hier ansprechen, dachte mir aber schon, dass Du noch abtworten wirst.

    Ich finde es im übrigen absolut bemerkenswert, was Du trotz der Behinderung geschafft hast....Chapeau... :)

    CzG

    Dreas
     
  19. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Hast Du auch schonmal den CATEATER von LLC ausprobiert? Misst bei mir recht zuverlässig, aber natürlich nur den Gesamtpegel.... und so eine wunderwunderschöne Grafik :inlove::inlove::inlove:



    https://www.cateater.com/soundlevelmeter/




    .
     
    Zuletzt bearbeitet: 22.Februar.2017
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  20. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Mir sind da zwei Dinge in den Sinn gekommen. Als ich mit meinen angepassten Ohrestöpsel mit 25db Filtern gespielt habe, haben mich Kollegen öfters gefragt, warum ich so leise spiele.
    Der Grund war, das die Vibration über den Kopf den Schall über die Luft ins Ohr so sehr "übertönt" haben, dass ich mich selbst zu laut hörte. Mit 15db Filtern, was ich jetzt mal mit besseren Ohren vergleiche, passte das Verhältnis besser, da ich lauter gespielt habe. Entscheident ist natürlich, dass man ein bsichen auf seine Nachbarn hört.
    Zem anderen musste ich an einen interessanten Vortrag von Evelyn Glennie (How to truly listen) denken, in dem sie beschreibt, wie sie ihr INsrument lernte, indem sie mit den Händen und Füßen den Schall wahrnehmen lernte. Das ist für einen Hörenden nciht ganz nachvollziehbar, aber ich kann mir vorstellen, dass er oben erwähnte Hornist die Musik und Tonhöhen auch nicht nur mit den Ohren wahrgenommen hat. Grundsätzlich ist Wahrnehmung vielleicht aber ein Schlüssel zu der Frage. Was die Ohren empfange ist ja das eine, was das Gehirn daraus macht das andere.

    Wenn der Sitznachbar mit seiner Aufmerksamkeit nur bei den ganz ganz schwierigen Rhytmen und Vorzeichen ist, dann achtet er wohl nicht mehr auf die Dynamik.
    Das sind jetzt eher so subjektive Beobachtungen, was Akustiker und Neurologen dazu sagen, tät mich aber auch interessieren.
     
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