Musik für die Zehennägel

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Werner, 7.Februar.2011.

  1. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    @Werner
    Eigentlich war dieses Thema für mich bereits erledigt - aber man(n) ist ja Neugierig und so habe ich gerade gesehen, dass du auf meinen Kommentar ausführlich eingegangen bist und so möchte ich mich doch noch mal dazu äußern.

    Ich weiß was du meinst und ich finde das total klasse.
    Aber bei diesem Video -so empfinde ich das- entsteht kein Gespräch-, oder Kampf (auch beim Kampf folgt auf eine Aktion eine Reaktion). Bei diesem Video redet -nein schreit- alles durcheinander und keiner hört dem anderen zu. Ich kann da keine Unterhaltung erkennen, denn jeder schreit seinen eigenen Kram - wann und wie es ihm passt.
    Dies mag für die Aktivisten ein absolut gutes Gefühl erzeugen, aber ich (ein einfacher Zuhörer) empfinde das als Zumutung und was es bei mir auslöst habe ich bereits erwähnt!

    Das mag ja sein, aber du hattest dir dieses Video ja ausgesucht - und um Kommentare gebeten.
    Wie bereits schon erwähnt, habe ich zu dieser Art von Musik (der Ausdruck "Musik" widerstebt mir in diesem Zusammenhang) keinen Zugang, aber das muß auch nicht sein.

    Trotz allem:
    Ich kenn das "Frage- und Antwort-Spiel" bereits vom trommeln, aber da fühlt- und hört es sich gut (auch für die, die nur zuhören), weil alles im Grove bleibt - Weil der Eine dem Anderen zuhört und sich darauf einstellt.

    Kinder sind etwas besonderes, sie gehen an ein Instrument ohne eine besondere Erwartung. Sie erheben keinen Anspruch darauf, ob es schön klingt. Sie tun und erfahren - Intuitiv und mit Lust und Spaß an den Geräuschen die sie dabei produzieren.
    Als Elternteil habe ich dabei Spaß an dem Spaß der/meiner Kinder, auch dann, wenn das was sie gerade produzieren von mir nicht gerade als wohlklingend empfunden wird.

    Einen netten und wohl klingenden Gruß
    Dieter
     
  2. Gast

    Gast Guest

    dixie war verrufen
    hot war verrufen
    bebop war verrufen
    cool war verrufen
    atonal war verrufen
    free war verrufen

    fazit = war!!

    heute gibt es coffee to go - früher war das bestenfalls ein stehkaffee

    früher brauchten wir eine pause
    heute chillen wir aus - lol

    sprache verändert - sich-musik - wir verändern uns.

    nicht schöneres als ein beständiger wandel, richtung quo vadis = und genau dass weiß gottseidank niemand!


    http://www.youtube.com/watch?v=jAd4aLg-lv8&NR=1

    was ist das alt oder neu?? revolutionär oder im "gerüst"?

    und
    http://www.youtube.com/watch?v=eAEFkNx982c&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=KbN4A3j12V4&feature=related

    wohl bekomms....




    never stop thinking!

    :)
     
  3. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    @Dreas
    Hey Andreas, bist du sicher?
    Hast du auch bedacht im richtigen Moment umzublättern?? :)

    Gruß
    Dieter
     
  4. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Hi Dieter,

    das mit dem Blättern war nicht das Problem, aber man muß sehr genau hinhören, um seinen Einsatz nicht zu verpassen... :lol:

    LG

    Dreas
     
  5. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    ...und das hast du hinbekommen??? :-o
    :applaus: :grossdu: :sensatio: :top: :yiep:
     
  6. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Hallo Dieter

    Du verblüffst mich zum zweitenmal.
    Wir haben offensichtlich unterschiedliche Wahrnehmung von Interaktion.
    Für mich ist sie deutlich erkennbar, am deutlichsten natürlich beim überraschenden Schluß nach ansonsten ruhigeren und belebteren Phasen, mit klarer Steigrung zum Schluß hin, Phasen, die ziemlich durchgängig von den Bläsern GEMEINSAM mit verwandtem Material gespielt werden, plus Störfeuer vom Flügel.
    (Im Übrigen, aufeinander Hören, schon mal auch in diesen Clustern eine meist recht passable Intonation.)
    Interessant finde ich eine Art Klangwolke, die sich überwiegend durchzieht, die eben nur durch aufeinander Hören realisierbar war. Das macht es für mich einigermaßen interessant und lustig übrigens, sonst wäre es wirklich nur Krach.

    Klar ist natürlich, daß schon ein Reinstellen ins Forum mit Kommentaren rechnen muß. Um Kommentare explizit gebeten habe ich aber nicht, es war bewußt ins Forum Sax Spielen gestellt, mit einer Warnung im Titel. Aber egal, Kommentare, wenn sie die Intergrität des Angesprochenen wahren, auch wenn der Kommenator nicht alles gleich nachvollziehen kann, sind gut. Und das waren ja alle hier. Dann hat man auch Lust, sich hier einzubringen.

    "Weil alles Im Groove bleibt" hört es sich gut an . . .

    Mmhh. Ich würde sagen ein festgelegter Groove kann eine Hilfe sein, sich in Improvisation hineinzufinden. Es gibt viele solcher Spielideen, bei denen bestimmte Faktoren festgelegt werden, andere "freigegeben" werden. Mainstream Jazz ist zB eine große Sammlung von Spielideen, deutlicher ausgedrückt, von Reglements, die zusammen dann eine bestimmte Sprache ermöglichen.

    Nur, wenn ich in eine Kneipe gehe, um ein bischen Smalltalk zu haben, und ich lerne jemand kennen, dann beschränke ich mich "im wirklichen Leben" nicht auf festgelegte Themen wie sagen wir Fußball, Blondinenwitze oder Politik. Tatsächlich interessant wird es doch durch nicht vorhergesehene und planbare Themen.
    Der Groove ermöglicht ein Hineinkommen in die Musik, vrhindert aber, wenn er nicht veränderbar oder aufhebbar ist, freiheitliche Kommunikation. Und das gilt für alle solche Spielregeln.

    http://www.youtube.com/watch?v=DQYBZ41EajM

    In dem Beispiel hier finde ich das schon wohlklingend, was der Kleine da macht, der hört auch gut zu und reagiert. Und wenn Kinder das so nebenbei lernen können, finde ich das super.

    Auch von mir einen:
    http://cangelo.net/mp3download/buvons.mp3

    Allerdings, auch der ist ein bischen wirr, da singen sie durcheinander, gleichzeitig verschiedene Melodien, verschiedene Texte, dann auch noch in verschiedenen Sprachen, ich fürchte fast, ich kann immer nur so ein Chaos produzieren . . .

    Aber vielleicht gefällt es dir ja trotzdem :) .

    freundliche Grüße
    Werner
     
  7. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Werner
    und guten Morgen :)
    Ich seh`s als Kompliment - Danke dafür :)

    Da hast du recht, irgentwie kommen die Kontrahenden da wieder zusammen - habe ich wohl in meiner Aufregung vergessen.

    Auch in diesem Fall gebe ich dir Recht. Tolles Team - sehr harmonisch!
    Ich kenne solche musikalischen Aktionen überwiegend anders (So, wie ich es beschrieben habe - aber auch das ist ok).
    Meine Überzeugung ist auch, dass Kinder sowas nicht lernen brauchen - sie haben es bereits in sich!
    Wenn Kinder Instrumente erleben, geschieht das sehr vielschichtig und abwechslungsreich - intuitiv eben!

    Aber zurück zu eurem Video:
    Ich bleibe dabei - für mich ist das Stress für die Ohren und Nerven. Und ich würde niemals, wirklich niemals in solche "Konzerte" oder Events gehen.
    Das käme einer Selbstgeißelung gleich!
    Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es bei den Aktivisten durchaus ein gutes Feeling erzeugt!

    Gruß
    Dieter
     
  8. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    ich glaube, um nicht schon wieder den Begriff "Kunst" zu bemühen - man kann es auf einen Nenner bringen.

    Musik muss (für mich gesprochen) Wohlbehagen auslösen.

    Das können durchaus verschiedene Arten von Musik sein. Hauptsache, man mag es hören und fühlt sich dabei gut. Alles andere ist völlig indiskutabel, wie dieser Thread eindeutig beweist.

    Die verschiedenen Fraktionen werden niemals auf einen Nenner kommen, nicht weil sie es nicht können, sondern weil sie es nicht wollen. Und der Grund dafür ist ganz einfach - jeder hat seinen eigenen, ganz persönlichen Geschmack, der sich auch in der Musik wiederfindet.

    Wichtig ist meines Erachtens, dass jeder soviel Toleranz besitzt, dem anderen seinen pers. Geschmack und damit sein Wohlbefinden beim hören seiner Musik zu gönnen.

    Man kann, so wie Dieter_B und auch ich zähle mich dazu, durchaus ein wehemeter Gegner der freien Impro sein, solange man anerkennt, dass es Leute gibt, die diese Art der Musik gerne hören und interessant finden.

    Das ist das schöne an diesem Forum - es gibt so viele Leute mit so vielen unterschiedlichen Taltenen und Interessen, und trotzdem (oder gerade deshalb) finden alle irgendwie zueinander - schön so!!!
     
  9. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ Dieter und Rolf

    Ich finde ihr habt das schön auf den Punkt gebracht.

    Das kann ich zu 100% unterschreiben.

    Im Grunde ein sehr passendes Schlußwort!

    Beste Grüße,

    Dreas
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    also da würde ich jetzt doch mal vehement widersprechen wollen (auch nur für mich).

    Eines der für mich beeindruckendsten Werke der klassischen Musik ist das Streichquartett von Schubert "Der Tod und das Mädchen". Ich bin, vor allem bei einer bestimmten Aufnahme jedes Mal völlig fertig, wenn ich dieses Stück gehört habe und zutiefst erschüttert. Nee, Wohlbehagen ist was Anderes, trotzdem ist das ganz große Musik (um den Begriff Kunst zu vermeiden).

    Gerade auch politisch motivierte Musik (ich denke da bspw. an die anklagenden Lieder im Zuge des furchtbaren chilenischen Militärputsches durch Pinochet) kann nicht immer Wohlbehagen auslösen, ganz im Gegenteil.

    Gruß,
    xcielo
     
  11. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Alles prima. Ich möchte nur noch mal sagen, daß freie Improvisationsmusik wirklich die verschiedensten Ausprägungen hat. Da kommen auch mal hübsch tonal - wohlklingende Musiken raus. Also nicht von dem einen zugegebenermaßen etwas brachialen Beispiel eine ganze Musikrichtung bewerten wollen.

    Genau. :)
    Ich bringe nochmal dieses Stück, jetzt bei Youtube (obwohl mir die Kommentare zwischendrinn mittlerweile etwas "verbesserungsbedürftig" vorkommen, aber egal).
    Das Stück ging im Gewühl wohl etwas unter, mein Kommentar in meiner letzten Mail dazu sollte natürlich ein joke sein.
    Das ist ein altfranzösisches Trinklied aus der Renaissancezeit, interessant daran, die Vielstimmigkeit bei gleichzeitiger Harmonie. Teilweise verschiedene Texte gleichzeitig, 3, bzw im Orginal 4 selbstständige Stimmen gleichzeitig, von denen jede für sich stehen kann und Sinn macht.
    http://www.youtube.com/watch?v=ClrcJu-6L2M

    Und diese Komposition harmoniert. Ein musikalisches Abbild der Freiheit in der Renaissancezeit.
    Harmonie UND Vielfalt der Persönlichkeiten.
    Das passt doch zu diesem Forum :).

    Grüßli
    Werner
     
  12. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    @Werner
    Stimmt ja, da wollte ich ja auch noch zu äußern.
    Ist das Improvisation? Ich glaube nicht!
    Aber wenn doch - Suuuper!
    Es hört sich "stimmig" und gut an.

    Gruß
    Dieter
     
  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    Für Dich gesprochen ist das OK. Für mich nicht. :)

    Für mich konnte sich Musik (und Kunst und Literatur usw.) nur dann weiterentwickeln, wenn die die Zone des Wohlbehagens verlassen wurde.

    Das gilt sowohl für die Entwicklung der musik als auch meine eigene Entwicklung. Die eine oder andere Free Jazz-CD habe mich etwas erkämpfen müssen.
    1. Mal: Was machen die da? Sehr merkwürdig
    3. Mal: Klingt interessant, aber ob ich die nochmal hören will ..
    5. Mal und apäter: Klasse! Wann spielen die life!?

    Ist beim Essen und Trinken ja auch so: bittere Sachen sind aus der Abteilung "taste", trotzdem gibt's Leute, die Bitter Lemon trinken, Chicoree essen usw.

    Per aspera ad astra, das gilt mitunter auch für meinen Musikgeschmack.

    Das nächste Attentat auf mein Wohlbefinden ist bereits arrangiert. Ich höre mir am Sonntag Musik eines Komponisten an den ich üblicherweise überhaupt nicht ausstehen kann. Trotzdem bin ich gesapnnt, wie das klingt, wie das umgesetzt ist, wie ich höre, wie ich mich fühle. Das kann interessant werden! Insofern muss ich mir vielleicht diesen Komponisten auch "erkämpfen".


    Grüße
    Roland
     
  14. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Tourdion ist keine Improvisation, das gibt es schön sauber aufgeschrieben:
    http://abcplus.sourceforge.net/choral/Tourdion.pdf

    Das ist aber eigentlich egal. Es gibt exakt ausnotierte Stücke, die klingen wie frei improvisiert (schwer zu spielen) oder freie Improvisationen, die klingen harmonisch und rund. Meiner Meinung nach strebt eine freie Improvisation zu einer gefälligen und geläufigen Harmonik und Rhythmik, wenn man es nicht bewusst anders will.

    Gruß
    Mini
     
  15. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Liebe Foristen,
    ich hole den Thread mal hoch, weil ich gestern zum Thema freie Improvisation als Spieler erste Erfahrungen sammeln konnte, die mich begeistert haben. Es ist schon fast alles zu dem Thema hier geschrieben worden, nur kann ich es nun besser verstehen und habe auch meine Position dazu geändert. (Der Versuch macht klug!)
    Ich will mal meine eigene Erfahrung nochmal zusammenfassen:
    1. Die Musik kommt bei den Musikern besser an als bei den Zuhörern. (trotzdem haben nur wenige Zuhörer das Lokal verlassen, so wenige, dass ich noch nicht mal sicher bin, ob es an der Musik lag)
    2. Es muss nicht atonal und rhythmisch chaotisch sein. Wir haben viel aufeinander gehört, Fragmente aufgegriffen und weiter interpretiert und manchmal auch ganz interessante rhythmische Muster aufgegriffen. Das alles ist in einer Eigendynamik so entstanden, die mich regelrecht fasziniert hat.
    3. Es gab einen dicken Applaus zum Schluss für die Welturaufführung eines Stückes, das nie wieder so gespielt werden wird.
    Ja und ich mag es, nicht die ganze Session, aber als ein Element zu fortgeschrittener Stunde gerne wieder.
    Konvertierte Grüße Reiner
     
  16. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Hi Reiko,

    schön dass du die Erfahrung gemacht hast! Ich kann mich noch an deinen Kommentar zu meinem Dao-Beitrag erinnern, über den du wohl etwas entrüstet warst. Für mich ist es am Anfang meiner Jazz-Karriere sogar unverständlich gewesen, wie man Bebop-Gedudel schön finden kann. Da ist doch überhaupt gar keine Melodie dabei und alles nur so ein blödes sinnloses Rumgespiele. Mittlerweile hör ich mir ganz gerne mal Free-Jazz an (fast nur live) und finde es selbst auch befreiend so zu spielen. Eine meiner schönsten Bühnenerfahrungen war, als ich völlig frei gespielt habe. Das war auf einer Jam, bei der 2 Gitarristen eher ihr Zeug gemacht haben und immer in so nem blöden V-IV-I-Schema rumgedudelt haben. Als dem Drummer das dann irgendwie zu blöd wurde hat er aufgehört und einen sehr sehr schnellen Swing gespielt, und da hab ich auf einmal alles rausgelassen und mir das Unbehagen, was sich vorher aufgebaut hat rausgespielt. Das war echt geil. Das Publikum und die Gitarristen haben zwar entsetzt geguckt, aber soviel Gefühl hab ich vorher und auch hinterher nie wieder auf einer Bühne durch mein Saxophon geblasen.
     
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