Neuer deutscher jazzpreis 2013

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von saxstall, 6.April.2013.

  1. Rick

    Rick Experte

    Hallo Claus,

    danke für Deine Replik!
    Es mag sicherlich Bereiche geben, in denen Wettbewerb sinnvoll, vielleicht sogar notwendig ist. Kunst gehört jedoch meiner Ansicht nach nicht dazu, weil sich Kunst für mich jeglicher Objektivierbarkeit entzieht.

    Einen Kunstwettbewerb halte ich für eine reine Lotterie, bloß entscheidet eben nicht das Los, sondern man gibt sich den Anstrich von Neutralität, bevorteilt die Gewinner und benachteiligt die Verlierer, schadet somit sogar deren Ruf, denn sie waren ja angeblich nicht preiswürdig. :roll:

    Über kurz oder lang, nicht sofort - und doch, dazu stehe ich.

    Das Wesen des Wettbewerbs ist gegenteilig zur Kooperation.
    Auf die Dauer kommt man aber nur durch Kooperation weiter, nicht durch das ständige Übervorteilen, das haben soziologische Experimente bewiesen - und auch genügend Firmen, wo durch den Wettbewerbsgedanken unter den Mitarbeitern das Betriebsklima zerstört wurde.

    --------------------------------------------------------

    Hallo Mini,

    ein Wettbewerb ist in der Kunst nichts anderes als eine verschleierte Verlosung, insofern geschieht das ja sowieso schon so.
    Eine ehrliche Verlosung ist in meinen Augen allemal besser als ein heuchlerischer Wettbewerb!

    Nach meiner Einschätzung dessen, wie sich derjenige in die Gemeinschaft eingliedern kann.
    Was nützt mir der "beste" Musiker, wenn er menschlich nicht mit den anderen harmoniert?

    Das sah man ja schon sehr entlarvend an den "Poll Winner Bands", wo einfach die "Preisträger" in ein Studio gesperrt wurden - das Ergebnis klang in der Regel wenig befriedigend, weil die Musiker alle für sich genommen gut waren, aber miteinander nicht gerade perfekt harmonierten.
    So war schon manche vermeintliche "Super-Band" eine musikalische Enttäuschung!

    Wenn er nicht spielen kann, kommt er natürlich nicht in Frage.
    Wenn ich aber zwei vergleichbare Kandidaten habe, von denen der eine gerade dringend einen Job braucht, nehme ich natürlich den, da würde ich keine Sekunde zögern.
    Das habe ich schon sehr häufig so gemacht - und ich habe es praktisch nie bereut. :)

    Allerdings bin ich schon öfter mit den scheinbaren "Super-Besetzungen" auf der Nase gelandet, weil die "Stars" eben gerne auch unzuverlässig, launisch und zickig sind. :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Rick

    Ich könnte jetzt einiges dazu schreiben, will aber den Thread nicht "hijacken".

    Wenn Du mal ein paar interessante Gedanken zum Verhältnis Wettbewerb-Ethik-Solidarität lesen möchtest:

    Ungethuem

    LG

    Claus
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Will ihn ja auch nicht hijacken, aber das Thema Wettbewerb - Ethik - Solidarität schlägt hier gerade Wellen...

    Thatcher

    Können auch gerne einen neuen Thread dafür aufmachen?
    Habe gerade ziemliche Angst vor einem Abschiedsfeuerwerk der besonderen Art hier in Brixton am nächsten Mittwoch :-(
    Ding Dong...

    Lg Juju
     
  4. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nur mal so....

    "Wettbewerb" und "Ethik" sind keine Gegensätze....

    CzG

    Dreas
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Der Thread bewegt sich ins Philosophische, was keine Kritik meinerseits ist.

    Aufmerksam habe ich mir Ungethuem durchgelesen.

    @Claus, interessant schon, inhaltlich für mich verherrlichend und bigott.

    @Nightwatchman, mein Englisch reicht nur soweit, dass die Rede offenbar eine Abrechnung mit dem Thatcherism war. Ich verstehe aber nicht, wohin Deine Befürchtungen gehen.

    Wer meint, dass Privatisierung ein Segen sei, der soll sich am Beispiel der Wasserversorgung und dem Wettbewerb hierzu ein Bild machen. In London kann man davon berichten.

    Dazu auch von mir ein Hinweis:Wasser

    @ Dreas, wenn Du sagst, Wettbewerb und Ethik seien keine Gegensätze, dann mag das stimmen. In der Theorie.

    Der sog. real existierende Sozialismus ist m.E. zu großen Teilen an mangelnder Ethik gescheitert.

    Und was erleben wir gerade in unserer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft? Krisen, m.E. zu großen Teilen hervorgerufen durch mangelnde Ethik!

    So, der neue deutsche Jazzpreis mag ein Produkt von Wettbewerb gewesen sein.

    Aber, ein Produkt, das der Haut, den Augen und den Ohren nicht schmeichelt, ist an sich nicht wettbewerbsfähig.

    So gesehen freue ich mich, dass ein Produkt, das allenfalls minderheitentauglich ist, sagen kann: We are the Champions!


    Herzliche Grüße,

    Joe

    [size=xx-small]Und ich finde, dass mir mein letzter Satz vor den Grüßen aus verschiedenen Gründen ziemlich gut gelungen ist. Das musste jetzt auch mal gesagt werden:-D[/size]
     
  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ joe60

    Welche Krise eigentlich?

    Wir haben um die 3 millionen Arbeitslose, deutlich weniger als vor 10 Jahren...wir haben immer noch ein Wirtschaftswachstum welches über dem Durchschnitt der 90iger liegt...Deutschland profitiert von Zinsen von unter 1 % (Italien muß über 5% zahlen)...deutsche Unternehmen sind weltweit führend...wir haben die modernste Umwelttechnik (Zukunft!)...

    Nur mal so am Rande....

    (besser machen geht immer...und soziale herausforderungen gibt es auch immer...)

    czG

    Dreas
     
  7. Gast

    Gast Guest

    @Dreas:

    Wettbewerb ist global und ich rede von einer globalen Krise. Doch, die gibt es. Und hervorgerufen unter anderem von unethischen Ökonomen-Fuzzis und der Gier vieler.

    Stimmt nicht? Bin ich aber gespannt.

    Immerhin klappt der Wettbewerb beim deutschen Jazzpreis, das ist doch was!


    Herzliche Grüße,

    Joe

     
  8. TheSteamer

    TheSteamer Ist fast schon zuhause hier

    @allgemein

    Also Jazzfestivals und Förderpreise/projekte und somit auch Elbjazz sind
    noch zum Thema.
    Aber es gibt schon Tüttelkram, wie einen Wettbewerb mit Gladiatoren Kämpfe zu vergleichen. ….umbringen?…..mit dem Saxophon?……auf einem Wettbewerb?

    OT:
    Gleichwohl, wenn man es nun so genau nimmt, dann sollte ja auch klar sein
    das China und Taiwan bisher 400000 Tonnen Cadmium und Schwermetalle in Boden und See
    gekippt haben, und das mit jedem gekauften und dort produzierten Saxophon dieses Drama
    weiter geht und hunderte wirklich verstorben sind!
    Und da genügt es leider nicht, sich mehr oder minder in Alibifunktion einen Aufkleber
    -Atomkraft Nein Danke- auf´s Auto zu pappen!

    @Dreas
    -OT-
    Das was du da schreibst hat seinen Preis!
    Und zwar die Aushöhlung der unteren Schichten, ganz zu schweigen von über 2 Billionen
    die über Tochter/Tochter Gesellschaften steuerfrei ins Ausland geschafft werden.
    Steuerfrei ….fehlend dem Gemeinwohl!
    Die Thatcher Politik ist nichts anderes, fehlende Gesetzgebung bzw. erst möglich machen
    solchem Finanzgebaren, immer zu Lasten der kleinen Leute!

    @Judith Ja,ich verstehe dich, viel haben noch einen `Rochos` auf Maggie, und Einige können wütend werden und nehmen kaum Rücksicht auf Unbeteiligte! :-(

    @Holger Ffm

    Moin Holger!

    1953 im Franfurter Althoff Bau fing alles an mit den Festivals!

    http://www.hr-online.de/website/specials/extended/index.jsp?rubrik=47238

    Dann sehen wir uns an der Elbe, ich lade dich zu Labskaus mit Rollmops ein! (wenn du das magst)

    Grüße the Steamer



     
  9. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ungethuem ist ein sehr geschickter Apologet des Wettbwerbs, gibt Probleme zu, gibt Zückerchen für die Kritiker, zitiert sogar den alten Marx. Sein Rezept ist dann: Noch mehr Wettbewerb und alles wird gut. Richtig zynisch finde ich ihn dann allerdings, wenn er sagt: "Markt und Wettbewerb können daher als institutionalisierte Form des Gebots der Nächstenliebe unter den Bedingungen moderner Großgesellschaften verstanden werden." Bigott ist gar kein Ausdruck dafür.

    Über den Unterschied zwischen Wettbewerb und Kapitalismus müsste man dann auch noch reden, ist aber ein weites Feld.

    Grüße, bluefrog
     
  10. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    ich glaube, wir haben von Wettbewerb einen sehr unterschiedlichen Begriff. Vieles ist im Faden schon nachfolgend angesprochen worden.
    Wettbewerb sehe ich erstmal als Motivation, sich anzustrengen. Das macht mir auch mehr Spaß.

    Das heißt nicht, daß damit jeder Wettbewerb, sei es DSDS oder irgendein Jazzpreis sinnvoll sein muss (aber ich ahbe auf diesem Weg zum ersten Mal von der Siegerband gehört, danke).

    Glaubst Du wirklich an eine real existierende völlig wettberwerbsfreie Umgebung? Würfelst Du aus, wo Du Deine Brötchen kaufst?

    Morgen habe ich die Zeit, auf ein Konzert zu gehen, es gibt hier 3, die mich interessieren, die letztlich also im Wettbewerb um meine Eintrittskarte sind, odrrr?

    Für mich kommt es eher auf das wie an - es gibt sehr wohl Wettbewerb, der Mitmenschlichkeit, Kooperation und Harmonie zulässt, ich erlebe das zumindest im täglichen Berufsleben, dass trotz allem Wettbewerb mit vielen ein fairer Umgang funktioniert.

    Hinter der Diskussion Selmer vs. Taiwan steckt auch das Wettbewerbsthema, das hast Du bekanntermaßen eine klare Position dazu.

    Die zum Teil sehr hässliche Seite von Produktionsverlagerungen hat Steamer angesprochen, da machen einige gerne die Augen zu.

    Was hat dieses mörderische Spektakel noch mit unserem Thema zu tun? Ich könnte mit meinem Küchenmesser auch jemand umbringen.

    Ein gewisser Wettbewerb ist für mich ein Grundelement menschlichen Zusammenlebens, das auch existiert, wenn man es ignorieren möchte. Dass er vielfach ausartet, ist kein Gegenargument. Deswegen braucht es unter anderem ausgleichende soziale Regelungen, von denen es hier eine ganze Menge gibt.

    Gruß
    Saxfax





     
  11. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ saxfax

    + 1!!!

    Bin ganz Deiner Meinung!

    CzG

    Dreas
     
  12. Claus

    Claus Mod Emeritus


    GENAU so sehe ich das auch!
     
  13. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Joe, ja das hast Du richtig verstanden, Glenda Jackson legt in der Tribute-Debatte richtig los.

    Meine Befürchtung gehen dahin, dass die Umstände des Begräbnisses am Mittwoch (z.B. Anwesenheit der Queen) für viele eine Provokation darstellen werden. Das Klima ist hier angesichts der andauernden Rezession hochexplosiv, und ein kleiner Tropfen reicht aus, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ich fände es schrecklich, wenn mein geliebter Stadtteil schon wieder verwüstet würde, und Brixton war ja nun schon mehrfach im wahrsten Sinne des Wortes Brennpunkt.
    Da ist Ding Dong die harmlosere Protestvariante...

    Lg Juju
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5398

    Gelöschtes Mitglied 5398 Guest

    Wurde bei dem jazzpreis gefilmt? Oder findet jemand Seiten, auf denen mehr über die Teilnehmer steht?

    Mein Saxlehrer hat da nämlich auch mitgemacht...

    lg
    Mary
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Es ist wirklich beruhigend, dass industrielle Umweltsauereien in Europa nie vorgekommen sind, so etwas passiert ausschließlich in Fernost, und zwar permanent bis zum heutigen Tag, weil man dort natürlich auch inzwischen keine Umweltstandards hat, die da unten sind schließlich alle total doof und beschränkt! :p

    Stattdessen bekommen jetzt alle europäischen Sax-Hersteller das EU-Bio-Label!
    Gut auch, dass die Franzosen nix mit Kernkraft am Hut haben und deshalb die Energie für die Herstellung absolut unbedenklich ist. :lol:

    -----------------------------------------------------------

    Hallo Saxfax,

    wir sollten freilich unterscheiden zwischen dem alltäglichen Wettbewerb, dem sich jeder stellen muss, besonders wir freischaffenden Künstler - den empfinde ich auch grundsätzlich als positive Herausforderung, sonst wäre ich definitiv im falschen Beruf - und den Bedingungen bei einem speziellen Wettbewerb.

    Wie erwähnt haben für mich Musikwettbewerbe ungefähr soviel Sinn wie ein Farbwettbewerb - welche Farbe ist besser, grün oder blau? :-D

    Ich finde es auch schön, dass wir alle jetzt etwas von der interessanten Siegerband" mitbekommen haben. Was ist aber mit den "Verliererbands"?
    Hätte es nicht vielleicht für alle Beteiligten mehr gebracht, wenn man das Preisgeld in die Werbung gesteckt und einfach ein wettbewerbsfreies Festival organisiert hätte - oder macht der Wettbewerbscharakter einfach fürs Publikum einen besonderen Reiz aus?

    Ja - und da sieht man auch, wie manche mit unfairen Mitteln und Argumenten kämpfen, wie sie verbissen werden und dem anderen nicht die Luft zum Leben gönnen.
    Als ob es nicht genug Platz für alle gäbe.

    Typische Zeichen dafür, dass es da jemand mit dem Wettbewerbsgedanken übertreibt. ;-)

    Im originalen Wortlaut wird klar, denke ich, dass ich mich mit dem Gladiatorenvergleich darauf bezog, was so ein Wettbewerb aus Freunden machen kann.

    Ich habe schon öfter aus der Entfernung mitbekommen, wie in extremen Wettbewerbssituationen aus eigentlichen Freunden erbitterte Feinde wurden, die alle Grenzen des Fairplay überschritten und sich im übertragenen Sinn "bis aufs Blut" bekämpften.
    So eine Verbissenheit, so viel Wut bis zum Hass resultiert meistens aus Angst, im Wettbewerb zu unterliegen. Kein schönes Gefühl...

    In der stark wettbewerbsorientierten Klassik werden Drogen konsumiert, um mit Versagensangst und Stress fertig zu werden, von Alkohol bis hin zu Betablockern und anderen Beruhigungsmitteln vor Auftritten.
    Das weiß ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis.
    Und die Tendenz nimmt zu - ich halte das für keine gute Entwicklung. :-(


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  16. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    wollen wir hier jetzt versuchen im Freiflug ohne anzustossen unter dem Stammtisch durchzufliegen , oder was soll das denn werden?
    So ein Jazzpreis hats ja schwer in sich...
     
  17. TheSteamer

    TheSteamer Ist fast schon zuhause hier

    Wer es glaubt!

    Die Umweltbank schätzt in China 300000 Tote aufgrund von massiver Umweltverschmutzung! GENAU zuhören ->Audio
    http://www.wissen.de/podcast/luft-zum-schneiden-umweltprobleme-china-podcast-4

    Da geht es um Müll und Tote, von den Menschenrechten ganz zu schweigen, da geht es um noch mehr Tote!
    Bei einem Saxophonwettbewerb geht es nicht um Tote oder Gladiatoren!

    Ein Wesen des Fanatismus, sind fanatische Beispiele!

    Man kann immer auf die Vergleichslümmel Staaten verweisen
    die ja auch schlimme Sachen machen, so braucht man nicht bei sich selbst
    beginnen.

    „Wozu soll ich Waren aus Fernost boykottieren, wir hatten auch unsere Müllskandale und bei uns geschahen vor über 75 Jahren auch schlimme Sachen!“

    Bravo, da hat man sich wieder gut selbst beruhigt!


    The Steamer


     
  18. Saxophonist86

    Saxophonist86 Schaut nur mal vorbei

    Dank meiner Eltern "darf" ich mir schon Jazz seit meiner Geburt anhören. Es gab in den Jahren immer wieder Zeitabschnitte bei denen es mir too much war, aber noch nie musste ich mir (bis heute) die Frage stellen: "Was IST das?" (Man kann auch alle Buchstaben groß schreiben)
    ..für mich hat das mit der "Seele des Jazz" nichts zu tun.
     
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