οἶδα οὐκ εἰδώς

Den Elfmeter musste ich einfach verwandeln...
letzter

 

@Mugger
Ich habe ja nie behauptet, daß perfektes Spielen ausschliesst, das die Musik auch gut rüberkommt. Es ist aber auch keine Garantie dafür !
Ich weiß nicht,ob Du vor ca 25 Jahren mal etwas von der Band "Mandiani" mitbekommen hast, da gab es 2 Saxer die technisch saugut waren und ziemlich schwieriges Zeug gespielt haben.
Trotzdem hat das niemanden wirklich vom Hocker gerissen. Ich kannte deren Schlagzeuger bzw habe sogar kurz mal in einer WG mit ihm zusammengewohnt, daher konnte ich diese Band ganz gut eine Weile beobachten.
Das Gegenteil war bei einer Band Namens "Pharao House Crash" der Fall, gegründet vom gleichen Drummer, da spielte der Harry Hartman damals ein paar perfekte Soli und hat die eher einfache Musik damit voll rausgerissen !
Es geht also beides !

Stimmt, bei der Popmusik, die man heute so im Radio hört, ist das Saxophon sehr selten geworden. Früher war es viel öfter vertreten. Wenn ich an irgendwelche Musiksendungen von damals zurückdenke, da hat man schon öfter mal ein Sax gesehen und gehört. Wir gut die waren, kann ich nicht rückblickend beurteilen. Damals habe ich da weniger drauf geachtet, was die Saxer machen.
Wenn das gut ins Ohr ging wars gut und fertig. Die wenigen Sache, die ich da noch im Ohr habe, waren jedoch eher simpel und eingängig, sagen wir halt "Konsumentenfreundlich" und vielleicht gerade deshalb gut.

Grüßle

Isach

 

In den internationalen Hits der 80er und 90er waren am Sax oft wirklich Könner am Werk, oft Jazzer oder Leute aus dem R&B- oder Funkbereich, die nur im Studio das Zeug eingespielt haben. Seltener war der Saxophonist fest integriert wie bei Sade oder Clarence Clemons bei Bruce Springsteen, das waren aber auch dann Spieler, die um Längen besser waren als der Tenorist von Madness.

LG Saxhornet

 

Besser eine musikalische Amöbe als ein unmusikalischer Dino.
Und was mir noch dazu einfällt: Wer beim Wandern immer auf den Gipfel schaut, darf sich nicht wundern, wenn er wiederholt vor die Wand läuft.
Dass ich nicht weiß, ist für mich die Aufforderung, immer da anzusetzen, wo mich dieses Unwissen neugierig macht bzw. meine technische Unvollkommenheit herausfordert. Die Götter auf dem Olymp bewundere ich aus der Ferne, eifere ihnen aber nicht nach. Ich weiß noch, wie ich mir, als ich den allerersten Anfängen steckte, keine Note halten konnte und ein arger Tröterich war, ein Heft mit Brecker-Transkriptionen kaufte. Ich muss noch heute über diesen Kauf lachen.... Sah doch alles irgendwie machbar aus......
Der Satz "Wissen ist Macht. Ich weiß nix, macht nix" ist lustig, aber natürlich muss es heißen: "Wissen ist Macht. Ich weiß nicht, und das macht mich neugierig."
@Mugger: Eine Ausrede darf technische Unvollkommenheit logischerweise nicht sein. "Aus dem Bauch spielen" verlangt nicht nach Naivität und Dilettantismus, und Kompetenz in Technik und Theorie sorgt erst für das nötige "Bauchfett". Es gibt Musiker, die mit wenig zufrieden sind und auch ihr Publikum finden. Das ist o.k., aber ich fühle mich mit solchen Musikern als Mitspieler oder Zuhörer einfach nicht mehr wohl. Das hat nichts mit elitärer Gesinnung, sondern eher mit Unwohlsein zu tun. Im Gegenteil, ich kann den Kernsatz dieses Threads für mich nur demütig unterschreiben und mit Freude und Spaß weiterarbeiten, wissend, dass ich nicht weiß und auch in Zukunft der Fänger im musikalischen Roggen bleiben werde.

 

@saxhornet

Da hast Du zweifellos Recht !
Die Frage wäre wohl eher im Umkehrschluß : Gab es einen Saxer der noch unsauberer spielte, als der von Madness und dennoch einen Hit gelandet hat ?
Möglich ist sowas ja, wie man bei "One step beyond" sieht, aber das kommt wohl auch auf den Stil und Zweck der Musik an.
Hätte Sade jemanden gehabt, der die Töne ständig ankiekst anstatt sie sauber anzuspielen wäre ihre Musik wohl gnadenlos durchgefallen.

Grüßle

Isach

 

Stimmt, diese Diskussion hatten wir dieses Jahr noch nicht ...

Grüße
Roland

 

Eben, und in diesem Thema zwischen Sokrates und Brecker gehört sie aufgefrischt.

Wenn ich weiß, dass ich nicht weiß, weiß dann mein Bauch auch, dass ich nicht weiß, oder weiß mein Bauch noch mehr als mein Hirn, dass ich nicht weiß, deshalb auch nicht kann und es besser sein lassen sollte? Fragen über Fragen und keine Antworten.

 

Ich + Ich

CzG

Dreas

 

Alles klar.
Multiple Persönlichkeit !

Was heißt überhaupt CzG???
Christus zum Gruß?
Compagnie zackig gezz?
Crohnleuchter zum Gesamtpreis?
Cäsar zählt Gurken?
Cleopatra zimmert Gartenhaus?
Clinton zaubert Gelegenheiten?
Chrom zentriert Gehirn?

LG
Nem

 

Conn zum Gruß......

CzG

Dreas

 

"Madness" wollten meines Wissens alles andere als technisch perfekt rüberkommen, das waren die Punk-Ausläufer, da galt instrumentales Können geradezu als Makel, soweit ich mich erinnere.
Ich war ja auch ein paar Jahre in den Szenen von New Wave und Deutschrock musikalisch aktiv und bekam damals immer die Anweisung, "dreckig" zu spielen, alles "Schöne" oder gar "Amtliche" war suspekt. Man sah sich ganz bewusst als SUBkultur, in der das Dilettantische gepflegt wurde, im Gegensatz zum Ausgebildeten der HOCHkultur.

Das war nun mal das Lebensgefühl dieser Zeit, wer damit nicht groß geworden ist, findet es je nach dem misslungen bis peinlich, aber die "jungen Leute" wollten mit ihrer Performance rebellieren und aufrütteln, gerade durch schräge Töne und absichtlich "schlechtes" Spiel.

Meine damaligen Erfahrungen mit dieser Szene führten ja dazu, dass ich seither jeden Schüler bei seinen ersten Tönen auf dem Sax frage, was denn sein Musikideal sei - wenn dann etwa "Punk" geantwortet wird, weiß ich gleich, dass wir die klassische Grundausbildung eher vernachlässigen können.
(Kommt aber in der Realität praktisch nicht vor.)


Schönen Gruß
Rick

 

@Rick

Kann gut sein, daß Du da Recht hast. Ich kenne von Madness ansonsten nicht viel, außer vielleicht 2 -3 Liedchen aus der Rocksteadyecke, die dann aber schon wieder etwas gesitteter rüberkamen und auch ohne Sax, soweit ich mich erinnere.
Mit der ganzen Punkbewegung hatte ich nie viel zu tun und ebensoweinig mit ihren Ausläufern und Beweggründen.

Bei den Rockern und Bluesern war es ja aber ähnlich. Eine Guitarre die sauber gestimmt war und unverzerrt, war ein No Go !
In meiner Sturm undRangzeit hatten wir mal eine Schülerband wo ein Altsaxer einsteigen wollte. Der war uns viel zu brav und sollte sich gefälligst ein Tenor kaufen !
Das hat der Ärmste dann auch gemacht , aber nun sollte er dreckig und rotzig spielen und das konnte der nicht, also flog er wieder raus.

Gerade als pubertärer Rebell ist man wohl ganz schön intolerant ! Wäre da der Saxer von Madness zu uns gestoßen, den hätten wir wahrscheinlich auf Händen in göldenen Handschuhen getragen !
Auch mein Keyboard sollte immer schön schmutzig klingen, Hapsichord mit Delay war da gerade recht und immer schön am Pitchhebel herumgenudelt, damit es ja nur nicht zu brav wirkte !

Heute stehen mir bei sowas die Haare zu Berge, aber ach, das waren schöne Zeiten !



Isach

 

Ja, man macht sich vielleicht viel zu wenig klar, dass es neben unserem europäisch-sauberen auch noch andere Klangideale gibt.
Ich habe diesbezüglich auch ganz schön dazu gelernt im Laufe meines Lebens, gerade in den frühen Jahren!

Rausgeflogen bin ich dann aus klanglichen Gründen nie, denn wenn man vorhat, mit dem Saxen seinen Unterhalt zu verdienen, und gerade alle um einen herum auf solche "dreckigen" Sounds stehen, lernt man eben dazu oder verdient kein Geld, ganz einfach.

Was ich nie vergessen werde:
Der Produzent einer Punk-Metal-Band kam auf die irrwitzige Idee, einigen Songs des aktuellen Albums noch mein Saxofon hinzuzufügen.
Ich schlurfte also ins Studio, probierte ein paar Sachen, war aber völlig unzufrieden mit meiner Performance, weil ich einfach keinen richtigen Bezugspunkt in der Begleitung fand; doch den jungen "Metallern" gefiel das so.
Als die CD fertig war, bekam ich ein Belegexemplar zugeschickt, hörte neugierig rein und schämte mich schon wieder, so konzeptlos und schräg intoniert war mein Gehupe in meinen Ohren. Dann erhielt ich eine Einladung zur CD-Release-Party, woraufhin ich mich verdattert erkundigte, wie sie denn darauf kämen, mich nach dieser mehr als misslungenen Leistung auch noch zu featuren, doch die Kerle waren immer noch begeistert und meinten, das sei doch klasse, GENAU so hätten sie es haben wollen!

(Ich fuhr dann trotzdem nicht hin, hatte zufällig schon einen anderen Termin an dem Abend, und die Aufnahmen habe ich mir nie wieder angehört. Die Band an sich war aber gar nicht mal schlecht und hatte witzige deutsche Texte.)


Schönen Gruß
Rick

 

OK - wir auch!

 

Schizophrenie ist, wenn man in sich geht, und es ist schon einer da.

Grüße
Roland

 

Oder "ich muss mich erst sammeln - drei von mir hab ich schon"...

Zum Thema, bzw. zum Teilthema "je besser man ist, desto mehr Fehler hört man - auch bei anderen, und desto weniger gefällt einem": da weiß ich dann gar nicht, ob ich sooo gut werden will. Nicht, dass das bei mir ein akutes Problem wäre... naja, studieren werde ich Sax wohl sowieso nicht mehr...
Und freilich bleibt wohl noch genug wirklich gute Musik...

 

Seid froh, dass ihr soweit gesund seid und diese Krankheit nicht habt.
Ich glaube, dass Menschen, die darunter leiden, den Spruch nicht so komisch finden.

 

Ist eine generelle Frage: Darf man Witze machen über das, was Menschen unterscheidet? Oder nur, wenn man die Wahl hat, ob man zur Zielgruppe gehört? Also keine Ostfriesenwitze mehr, aber Musikerwitze sind OK? Wie ist das mit Übergewichtigen? Ich kann auch über Deutschen-Witze lachen, obwohl ich 'betroffen' bin.

BTW, als ich - vor ein paar Jahren - auf der Neurologie lag nach einem Schlaganfall, hatte ich eine Idee für das Motto der Station: 'Different folks, different strokes'. Darf man diesen Witz nur machen direkt nach einem eigenen Schlaganfall? Gibt's da Fristen?

Grüße
Roland

 

Ich schlage vor, das Thema nicht weiter zu verfolgen, da es möglicherweise für manche verletzend ist.
Falls das von mir hier so angekommen sein sollte, entschuldige ich mich. Das war auf keinen Fall meine Absicht.

Liebe Grüße
Nem

 

Im privaten Kreis gerne, sofern man die Befindlichkeiten der Zuhörer ausreichend einschätzen kann und ungefähr weiß, wie die Bemerkungen ankommen werden.
In der Öffentlichkeit rate ich zu mehr Zurückhaltung.

Ich habe mal während des Aufbaus vor einem Auftritt einen etwas zweifelhaften Scherz gemacht, von dem ich annahm, dass er keinen der Anwesenden in dieser Situation stören würde.
Unbemerkt wurde die Szene von einem Mitspieler mit dem Handy aufgenommen, er schickte das Video ein paar Tage später als kleines Souvenir unter uns per E-Mail rum - ohne den konkreten Zusammenhang wurde es mir dann doch etwas komisch zumute und ich wünschte mir, ich hätte lieber die Klappe gehalten, denn nun wirkte das Ganze völlig anders.

Im Zweifelsfall: Reden ist Silber, Schweigen... (Muss ich mir selbst ständig in Erinnerung rufen.)


Schönen Gruß
Rick