"skalenorientierte" improvisation

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von the_ashbird, 16.Mai.2010.

  1. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    hallo leute!

    nachdem ich mich jetzt eine zeit lang mal etwas mit pentatoniken, bluestonleitern und II-V-I-Verbindungen rumgeschlagen hab, möchte ich nun gern langsam aber gezielt in die "richtige" improvisation einsteigen...

    grundsätzlich stellt sich mir die frage:
    akkord- oder skalenbezogen?!

    bislang "improvisiere" ich eher akkordbezogen und konzentrier mich auf die entsprechenden akkordeigenen töne (oder orientier mich am thema!).
    da dies jedoch - vor allem bei mehrmalig wiederholten selben akkorden - recht schnell an reiz verliert, versuche ich mich zur zeit an der "try and error"-methode, vor allem um mein gehör zu schulen...jedoch ist das ganze dadurch natürlich etwas unstrukturiert!

    deshalb meine frage, ob vielleicht eine art "liste" zusammengestellt werden könnte, welche skalen über welche akkorde passen?!
    (ich hab sowas schonmal irgendwo gesehen, weiß aber nicht mehr wo...)

    und wenn ich schon dabei bin...
    bin für ratschläge für standards mit einfachen akkordschemen, die sich für den einstieg in die improvisation - vor allem für die "akkordanalyse" - eignen, sehr dankbar! :-D

    freu mich auf antworten!
    lg phi
     
  2. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    sehr verbreitet ist die Liste von Aebersold: Scale-Syllabus
    Ich bin allerdings nicht der Ansicht, daß erst dann, wennman die "korrekt" drauf hat, die "richtige" Improvisation anfängt. Ob einer spannend und berührend improvisiert oder nicht, hängt nicht am verwendeten Material. Es gibt unglaublich viele harmonisch "korrekte" und ausgefuchste Soli, die schrecklich fade sind, und ganz einfache Sachen, die direkt an Herz und Hirn gehen.
    Gruß
    Wolfgang
     
  3. ppue

    ppue Experte

    Hei ashbird,

    mit so einer Liste ist wenig anzufangen. Schon allein deswegen, weil zwei Septakkorde nicht unbedingt in der gleichen Funktion stehen und unterschiedliche Skalen brauchen.

    Du wirst nicht drum herum kommen, ein wenig Harmonielehre zu lernen. Oft sind die Stücke einfacher, als man denkt, wenn man eben hinter das Konstruktionsprinzip blickt.

    Meine Methode ist immer die: lernen, eine Basslinie vom Stück zu spielen. Das fängt an, in dem man einfach die Basstöne hupt und hört auf, indem man die Basstöne mit schönen Linien verbindet. Das ganze sollte irgend wann auswendig gehen.

    Dann die Akkorde spielen, Arpeggien halt. Auch am Besten, bis es auswendig geht.

    Dann kommt die Analyse des Stückes. Dabei kommt dann raus, welche Takte in welcher Tonart stehen. Ich machte mir dann einen Notenblatt, auf dem ich nur die Vorzeichenwechsel eintrug. Ist es erst einmal 4 Takte in G-Dur, dann stand nur ein Kreuz vor den vier Takten, kommen dann zwei Takte a-moll, dann steht da nur ein Auflösungszeichen an der Stelle des Fis.

    Auf diese Weise erhältst du in der Regel ein Notenblatt, auf dem du nur die Struktur siehst. In der Regel kann man sich das schnell merken.

    Um ein solches herzustellen, musst du wie gesagt ein wenig lernen. Das kannst du z.B. hier tun.

    So ausgerüstet sollte das Stück recht fest in deinem Kopf sitzen.

    Hier ein Beispiel für 'My little Suede Shoes'. Ich habe die Kreuzchen nicht wieder aufgelöst, weil ich es einfach farblich markiert habe.

    [​IMG]

    Nun stell dir das Desaster vor, wenn du für jeden Akkord da oben in einer Liste nachschlagen würdest. Das Stück hat eine Skalenstruktur, die du in einer Minute auswendig gelernt hast. Es ist mit Ausnahme des jeweils einen Taktes einfach in C-Dur.

    Mit den Bass- und Akkordübungen davor oder danach (die Reihenfolge ist nicht wichtig) wirst du nach einer Zeit merken, dass dir 'falsche' Töne gar nicht mehr in die Finger kommen.

    Schönen Sonntach.
     
  4. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    hallo!
    vielen dank schon mal für eure antworten!
    danke, die liste hab ich gemeint! :-D
    und, ich glaub ich hab mich im eröffnungsbeitrag etwas fälschlich ausgedrückt. ich will natürlich nicht nur skalen kloppen...ganz im gegenteil! ich will mir sozusagen nur gewisse "grundlagen" aneignen und die möglichkeiten, die bestehen, zu mindest kennen und wissen dass sie bestehen, was ja nicht zwangsläufig heißt, dass mans kann oder verwendet! :-D

    ich find die liste aus dem grunde interessant, da sie eben alle(?) (vermutlich nicht, aber ziemlich viele! :-D) möglichkeiten aufzeigt und sie für mich jetzt als grundlage dient um meine harmonielehre kenntnisse zu erweitern...
    so kann ich mir jetzt bspw. gedanken drüber machen, warum und in was für einem zusammenhang die bebop-skala über nen major-akkord sinn macht und welche "wirkung"/"aufgabe" die erhöhte quint da drin hat! :-D


    hallo pue!

    vielen dank für deinen ausführlichen beitrag!
    also die grundlagen der harmonielehre beherrsche ich glaub ich zumindest so halbwegs! ich hab schon einige deiner beiträge in der parallelwelt gelesen und spiele seit jahren akkordeon...also zumindest ein gewisses fundament ist gelegt! :-D

    vermutlich aus diesem grund, fällt es mir auch nicht sonderlich schwer, die akkorde bzw. die arpeggien zu spielen...mein problem besteht darin, diese sinnhaft zu verbinden.
    mein hauptproblem - natürlich aufgrund meiner absoluten anfängerstellung in sachen improvisation - ist es, das schema im auge zu behalten und sinnvoll auf den folgenden akkord hinzuspielen...aber ich hoff mal, dass ich das mit der zeit schon gebacken kriege!

    auf jeden fall gefällt mir deine idee mit den vorzeichen, und vor allem, diese farblich zu markieren sehr gut! das werd ich gleich mal ausprobieren und "my little suede shoes" scheint mir eine gute möglichkeit darzustellen die auszutesten! :-D

    mal schauen was dabei rauskommt! :-D
    lg phi
     
  5. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    So sehe ich das auch. Wer intellektuell an Musik herangeht, bekommt ein entsprechendes Ergebnis. Der spielt dann eben überwiegend "richtige" Töne. Für mich hat das nichts mit Musik zu tun.

    Stimmt nicht? Gut, dann nennt mir doch ein paar Musiker, deren Musik so berührt, weil sie besonders fleißig Harmonielehre gelernt haben.

    Unser Pianist und Komponist hat keine Ahnung von Harmonielehre. Bei seinem Spiel kriege ich oft Gänsehaut oder feuchte Augen.

    So ist es. Nur, bis ich das Stück analysiere und weiß, welche Töne wo "richtig" sind, haben mir meine Ohren schon MEINE Antwort gegeben.

    Hi phi,

    es lassen sich nicht alle songs über einen Kamm scheren. Manchmal dienen die Akkorde der Melodie, manchmal wird die Melodie über schon bestehende Akkordfolgen gebastelt, manchmal gibt es nur einen Teppich zum Improvisieren (so what).

    Ich habe mir noch nie die Frage gestellt "akkord-oder skalenbezogen". Hast Du Ideen, die Du singen könntest? Wenn ja, gut. Versuche sie zu spielen. Wenn nicht, hast Du vielleicht zu einem Song nichts zu sagen. Auch nicht schlimm.

    Ich würde mir Basismaterial aneignen ohne Bezug auf Akkorde zu nehmen. Also verschiedene Skalen(die mich ansprechen) chromatisch üben, am besten nach Gehör. Das hilft beim Umsetzen Deiner Ideen.

    Ich wünschte Musiker würden mehr hören und spielen statt zu lesen und lernen.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  6. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    Hi Ashbird,

    pue hat recht! Einige Basics der Harmonielehre können nicht schaden. Die Akkorde stehen häufig (manchmal allerings auch absichtlich nicht) in Beziehung zueinander (so wie II-V-I als Teil der Vollkadenz I IV VII III VI II V I, es sind die letzten beiden Quintfälle). Die Skalen stehen in Beziehung zu den Akkorden auf ihrer jeweiligen Stufe (Terzschichtungen über den eigentlichen Akkordtönen 7,9,11,13, die sog. "Tensions", die auf den Oktavraum verdichtet, die Skala ergeben.). Ein paar "Traditionen" gibt es auch (Mixo#11 ist solch eine "Traditionsskala" für die Sekundärdominante der V. Stufe).

    Zur Harmonielehre gibt es ja reichlich Bücher und auch viel im Internet.

    Hier mal zwei Vorschläge:

    Frank Sikora, Neue Jazz-Harmonielehre, Schott-Verlag (bei Amazon)

    oder:
    http://www.lehrklaenge.de/index.html (unter "Harmonielehre" schöne Hörübungen!)

    Wolfgangs Einwand stimme ich auch 100%ig zu. Skalen über Skalen können den Blick fürs Wesentliche verstellen und das sind doch zumeist die "einfachen" harmonischen Wendungen.
    Der wahre Könner (ich meine damit Leute wie Scott Hamilton oder Stan Getz oder Gerry Mulligan, etc) waren/sind in der Lage mit wenigen Noten die Essenz des Stücks in der Improvisation aufleben zu lassen.

    Du hast geschrieben, Du hörst Dir die Stücke an und schulst Dein Gehör. Das ist eminent wichtig. Man hört nämlich die harmonischen Schwerpunkte und sollte im Solo diese mit entsprechendem Tonmaterial treffen. Dazwischen kannst Du auch mal "irgendwohin entschwinden", ob beabsichtigt oder nicht, das fällt nicht so auf.

    Ist natürlich alles leichter gesagt, als getan, aber wenn es gelingt, hat man auch sogleich das Gefühl "top, das ist es!"

    Gruß
    Jo



    Skalenmaterial ergibt sich auch aus den Kirchentonleitern. Konstruierte Skalen gibt es auch (HTGT, Ganzton).
     
  7. JazzB

    JazzB Kann einfach nicht wegbleiben

    Natürlich sind Akkorde und die dazugehörigen Skalen ein Riesenthema. Und das ist sicher nicht ganz unwichtig auf dem Weg zum guten Musiker.

    Aber für eine gute Improvisation reichen meist die einfachsten Skalen (sagen wir ma alles in ner Dur und ner Moll II-V-I).
    Und selbst mit ner Pentatonik und ein bisschen Verständnis der richtigen Töne zur richtigen Zeit kann man schon sehr sehr schöne Soli zaubern.



    Für mich braucht man zum Improvisieren vor allem musikalisches Gefühl, außerdem Timing, SOUND!, Ausdruck am Instrument und ein wenig Harmonielehre im Hinterkopf.

    Ich merke ganz oft, dass Leute beim Improvisieren spielen und spielen und spielen ohne irgendwelche großen Pausen (und ich ertappe mich selbst auch an und an im Eifer des Gefechts dabei).
    Zu ner guten Spannungslinie im Solo gehören die aber genauso dazu wie ein Höhepunkt.

    Weniger ist oft mehr.
     
  8. viva-la-musica

    viva-la-musica Ist fast schon zuhause hier

    Die Methode von Pue ist sehr gut, allerdings setzt doch schon einige Grundkentnisse in Harmonielehre voraus. (Ein Anfänger wird nicht erkennen, dass er bei d-moll einfach den II. Modus von C-Dur benutzt, die Grundtonart also gar nicht ändern muss)

    Eine einfachere Methode (die aber nicht 100% funktioniert): Man betrachtet das Thema, was bei einfacheren Stücken meistens in einer Grundtonart steht. Jede Veränderung der Vorzeichen innerhalb des Stückes (zufällige Vorzeichen) ist eine Modulation, die bei bei Impro berücksichtigt werden muss. Einfacher gesagt: Folge beim Improvisieren mit den Augen der Melodielinie und verwende an den betreffenden Stellen die zusätzlichen Vorzeichen. Das entspricht ein wenig der Methode des Paraphrasierens.

    Die beste Methode beschreibt allerdings chrisdos: Sing dir vor (für Brummer: summen geht auch), was du improvisieren möchtest und versuch es nachzuspielen. Es dauert, aber mit der Zeit wirst du lernen deine Vorstellung unmittelbar auf das Instrument umsetzen zu können.
     
  9. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    ich bedanke mich recht herzlich für eure antworten...
    ich bin jetzt erstmal damit beschäftigt pue's online-workshop zu lesen und somit vieles wieder aufzufrischen und viel neues zu lernen! wirklich sehr interessant und umfangreich! DANKE PUE!!

    aber vielleicht habt ihr doch noch einfache beispiele, die sich gut eignen um sich mit akkordfolgen und einfachen improvisationen zu beschäftigen? suede shoes steht schon am zettel! :-D

    lg phi
     
  10. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    the_ashbird schrieb:

    Moin, zusammen,

    lieber ash-bird, auf die Gefahr hin, mich jetzt unbeliebt zu machen - du hängst dem verbreiteten Irrglauben an, gute Improvisation sei eine Frage technischer, i.e. dressurhaft angelernter, Fähigkeiten!

    Demgegenüber behaupte ich:

    Wenn ich nicht über Akkorde improvisieren kann, bzw. wenn mir zu sich wiederholenden changes nichts Neues mehr einfällt und das Ganze damit an Reiz verliert, werde ich mit schematisch angewendeten Skalen möglicherweise den "Dudelkönig-Award" gewinnen, aber um keinen Deut besser improvisieren.

    Warum?

    Skalen kamen im Jazz mit dem Bebop in Mode, entdeckt und entwickelt von Musikern, die alle sehr genau wussten, wie man akkordbezogen improvisiert. DAS ist nämlich das Handwerkszeug, das man zur Verfügung haben muss, um Skalen zu vrestehebn und sinnvoll anzuwenden.

    Meine dringende Empfehlung daher an jeden angehenden Improvisierer:

    Leute, lernt erst mal die guten, alten rythm changes und den Blues - natürlich in allen Tonarten!!!! Wenn ihr euch ohne genaue Kenntnis dieser basics an Dinge wagt, die aufgrund ihrer Komplexität auch Gegenstand von Studiengängen sind, ist das in meinen Augen, als ob jemand keine Lust auf Grundrechenarten hat, aber partikuläre Differentiale herleiten will. Das ist zwar schematisiert und mit einer guten Bibliothek möglich, aber weit entfernt von echtem Verständnis ...

    Just my two cent!
    Chris


    P.S. It's "trial and error" not "try & error" ...
     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Clarisax schrieb:
    So hab ich aber Aschenvogel nicht verstanden...
    Sonst bin ich aber mit dir einverstanden. Improvistaion fägt mit den grundlegenden Dingen an. Manche befassen sich dann für ssehr lange Zeit ziemlich ausschliesslich damit :)

    antonio
     
  12. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    wenn einer Musik machen will, warum sollte der sich für
    interessieren ;-) ?
    Gruß
    Wolfgang
     
  13. Rick

    Rick Experte

    ... Und ich bin der Meinung, dass es DIE Improvisation losgelöst vom stilistischen Kontext überhaupt nicht gibt. :-D

    Bevor man Musik macht, sollte man Musik HÖREN, finde ich. Es gibt so unendlich viele tolle Sachen, die allesamt auf völlig unterschiedlichen gestalterischen Prinzipien fußen.

    Nehmen wir mal den Blues. Hören wir uns beispielsweise Blues-Improvisationen von Johnny Hodges, Lester Young, Charlie Parker, Paul Desmond, John Coltrane, Ornette Coleman, Maceo Parker und Michael Brecker an - jedesmal dasselbe Grundschema, jedesmal VÖLLIG unterschiedlich aufgefasst und interpretiert.

    Entscheidend für das Improvisations-Prinzip ist die jeweilige Ästhetik. In jeder Epoche, jedem Stil gab es ein bestimmtes "Lick-Vokabular", das von jedem Musiker wiederum indivíduell umgesetzt wurde.

    Vergessen wir auch nicht, dass die wenigsten der oben aufgeführten Musiker überhaupt Musik "studiert" haben oder wesentlich über klassische Harmonielehre Bescheid wussten.

    Funktionsharmonik und Skalentheorie wurden eher "erfühlt"; entscheidend waren das Hören und das melodische Empfinden.

    Jegliche "Jazz-Theorie" kam immer erst nachträglich, wenn Musikwissenschaftler die jeweiligen gestalterischen Prinzipien des Gehörten zu verstehen und in griffige Leitsätze zu packen versuchten.

    "Funktionsharmonik" - die kann uns viel von Charlie Parker verstehen helfen (wenn auch nicht alles!).
    "Blues Scale" - damit sind wir bei Maceo Parker.
    "Skalentheorie" - da haben wir Grundlagen von Michael Brecker.

    Aber wie willst DU klingen? :-?

    Ich hatte mal einen Improvisationsschüler, der ebenfalls meinte, man müsse für ein ansprechendes Solo ganz viel WISSEN.
    Ich habe ihm einfachste Grundlagen der Harmonielehre beigebracht, Pentatonik und etwas über Blue Notes - damit war er vollauf zufrieden, denn das war genau der Sound, den er sich vorstellte. Mehr brauchte er nicht für sein Glück. :)

    Kompliziert geht immer, kein Problem - doch bevor man sich in heillose Verwirrung stürzt, sollte man erst mal zuhören und sich darüber klar werden, WIE man überhaupt klingen möchte.
    Manche Fragen beantworten sich dann fast von selbst. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @Rick
    Das gefällt mir sehr gut,Rick, was du da sagst... :)
    LG
    antonio
     
  15. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    hallo chris!
    natürlich machst du dich nicht unbeliebt, ganz im gegenteil!

    beim erneuten durchlesen eurer antworten und meinen posts, bin ich draufgekommen, dass ich mich wohl SEHR undeutlich ausgedrückt habe! :-D (antonio hat mich glaub ich trotzdem verstanden! :-D)

    ich tu mich durchaus schwer über komplexe akkorde zu improvisieren...da fehlt mir einfach noch die übung. jedoch ist auf gar keinen fall mein ziel, sämtliche skalen auswendig zu lernen und auf- und wärts zu dudeln...

    mir geht es eher darum, ein gewisses "handwerkszeug" bereit zu haben um mein verständnis für akkorde zu erweitern...
    ich sehs ähnlich wie mit dem erlernen ner fremden sprache. ich kann mir französisch aneignen in dem ich nach frankreich fahre und einfach hinhöre und nachahme...wenn ich aber vorher schon ein paar vokabeln und die wichtigsten grundsätze der grammatik gelernt hab, fällts mir glaub ich leichter!...

    und so seh ichs beim improvisieren glaub ich auch...zumindest vermute ich, dass es der für MICH geeignete weg ist. aber das zeigt sich dann in ein paar jährchen!

    hallo rick!
    danke für deine antwort!

    genau so sehe ich das im prinzip auch.
    vor allem das mit dem HÖREN kann ich voll und ganz unterstreichen! ich hör prinzipiell sehr viel musik...im prinzip quer durch alle stile und bin auch für alles offen! :-D

    bezogen auf die improvisation hab ich mir auch gedacht: "ich will keine licks und skalen lernen, da ich nicht sinnlos durch die gegend dudeln will. ich will hinhören und mich auf gehörtes beziehen, nicht strikt auswendig gelerntes runter spielen!"...
    diese grundstellung ist im prinzip die selbe geblieben, nur vermute ich mittlerweile, dass es mit einigen grundlagen leichter fallen würde, dies umzusetzen. :-D

    und eine möglichkeit sich dieser baustelle zu nähern, wäre es, zumindest mE, akkorde, skalen, progressionen zu "analysieren"...einfach um mein verständnis zu erweitern...

    auf jeden fall vielen dank für eure beiträge...
    ich hoffe meine ansicht ist jetzt zumindest etwas klarer, wenn wahrscheinlich trotzdem noch immer etwas verworren! :-D

    lg phi
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hallo Phi!

    Nun, die "Grammatik" sind natürlich Akkorde und Harmonielehre.
    Aber soweit ich das mitbekommen habe, kennst Du Dich ja bereits diesbezüglich etwas aus (möglicherweise schon mehr als beispielsweise Louis Armstrong in seinem ganzen Leben). :-D

    Um beim Beispiel Sprache zu bleiben:
    Du fragst jetzt mehr oder weniger, welche Französisch-Regeln man benötigt, um ein Theaterstück in dieser Sprache zu schreiben.
    Aber so funktioniert das nun mal nicht - deshalb der Tipp, Dir möglichst viele französische Stücke anzuschauen, bis Du weißt, in welchem Stil Du welchen Inhalt behandeln möchtest. ;-)

    Das ist ja schön, aber was gefällt Dir denn jetzt genau, welche Spielweise - eher Charlie oder Maceo Parker?

    Nur wenn man das weiß, kann man Dir mitteilen, welche "Grammatikregeln" für Dich wichtig sind. :cool:

    Das kannst Du ja gerne machen.
    Ich finde aber, dass es mehr bringt, wenn Du Dir Solos von Musikern anhörst, die Dir gut gefallen, und dann ganz gezielt analysierst, was die an den Stellen, die Du besonders magst, genau gemacht haben.
    So haben jedenfalls die meisten Jazzer improvisieren gelernt, die ich kenne - nicht über ein abstraktes riesiges Theorie-Gebäude, sondern über einzelne Vorbilder.

    Das bedeutet ja nun nicht, dass Du Licks auswendig lernen oder andere Musiker kopieren sollst - es geht nur darum, zu schauen, wie die Leute "getickt" haben, wie ihre Solos "funktionieren".


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  17. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    hallo rick!

    ja die "grammatik" versteh ich in den grundsätzen schon...also ich kann akkorde lesen und auch die enthaltenen akkordtöne herleiten...bin halt teilweise (noch?) etwas langsam, da ichs noch nicht wirklich verinnerlicht habe...

    ich hab zwar seit meinem 6ten lebensjahr mit akkorden zu tun, aber wirklich beschäftigen tu ich mich erst seit ein paar wochen damit! :-D

    das ist gar nicht ganz einfach zu beantworten...wie gesagt, mir gefällt seeehr viel und ich bin sehr offen für sämtliche musikalischen richtungen...

    aber wenn du mir damit weiterhelfen könntest, liste ich einfach mal ein paar beispiele auf...
    micheal brecker, charlie parker, cannonball adderley, brandford marsalis, coltrane, lester young, coleman hawkins, paquito d'rivera, joshua redman, stan getz, maceo parker, uswusf...

    wie du siehst gehts quer durchs gemüsebeet! :-D

    diesen tipp hab ich schon einmal von nem bekannten bekommen...wenn ich mir aber bspw. ein solo von brecker anhöre und versuche seinen stil zu "kopieren", ... naja... du kannst dir vorstellen, dass dies eher entmutigend ausfällt! :-D (ok brecker ist vielleicht nicht gerade ein idealer anfang)

    aber ich werd deinen tipp noch mal beherzigen und mir mal ein "übersichtliches" solo von adderley oder getz raus suchen...vielleicht komm ich da eher weiter?!

    auf jeden fall danke für diene beiträge!
    lg phi
     
  18. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Akkorde und Tonleitern sind eigentlich das Gleiche, aber von einem anderen Gesichtspunkt aus gesehen.

    Beispiel: der (vollständige) C-Dur-Akkord, d. h. die Töne C - E - G - B - D - F oder F# - A entsprechen der Dur-Tonleiter C - D -E - F oder F# - G - A - B.

    Als Akkord fasst man die gleichen Töne vertikal übereinander auf, als Tonleiter horizontal nebeneinander. Aber es sind die gleichen Lego-Bausteine, die man zum Improvisieren benutzen kann.

    Wenn man sich allzu stark an Skalen/Akkorden orientiert, läuft man Gefahr, weniger vom Thema und dessen Melodie ausgehend zu Improvisieren als von den Changes aus. Das kann dazu führen, dass man unabhängig vom Thema immer etwa gleich tönt.

    Ein Ausweg aus diesem Problem ist es, sich stark mit dem Thema und vor allem mit der Melodie zu beschäftigen. Was ist typisch an der Melodie? welche Intervalle z. B. ? welche Motive? Das gibt sehr viel themenspezifisches Material.
     
  19. ppue

    ppue Experte

    Es ist kein Problem, wenn man hört, welche Töne wann gespielt werden müssen. Das ist quasi der Endpunkt des Prozesses. Wer es allein durchs Hören schafft, herzlichen Glückwunsch.

    Kunst verlangt natürlich eine Beschäftigung mit der Materie und viele großen Jazzer wussten viel über Harmonielehre. Viel ausschlaggebender ist die Praxis: wer hat denn die Möglichkeit, jeden Abend zu jammen (wie es viele der Großen taten)?
    Die Einteilung, dass das Wissen über Musik zu Kopfgeburten und das alleinige Fühlen und Hören der Musik zu wirklich emotionaler Musik führt, ist klischeehaft.

    Lernen ist immer begreifen, verinnerlichen, begreifen, verinnerlichen... Es ist immer Beides. Ansonsten bleibt Kunst studiert oder naiv.

    Ich setze sehr auf das auswendig Spielen. Nur das bietet die Möglichkeit, später ganz aus dem Bauch oder den Fingern zu spielen. Mit der Analyse eines Stückes erhalte ich eine grundsätzliche Sicherheit, ich begreife die Komposition. Das ist unersetzlich. Habe ich das Stück begriffen, sind es eher Zustände als ein Rechnen und Deuten der einzelnen Skalen und Akkorde. Für letzteres reicht die Zeit nicht.

    Wer's nach dem Gehör kann: um so besser. Er macht aber im Grunde nichts anderes als ich mit meinem Vorzeichenzettel (die ich auch schon lange nicht mehr gebrauche). Im Grunde muss ich ja nur wissen, welchen Grundton ich gerade höre oder fühle, auf welchen sich das Ganze bezieht..

    Wo ich allergisch reagiere, ist, wenn nach Tabellen und Schlüsseln zum garantiert fehlerfreien Spiel gefragt wird. Die Liste, wo ich alles nachschlagen kann. Funktioniert nicht. Das ist Malen nach Zahlen.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Hallo Phi!

    Okay,dann gibt's da also durchaus noch etwas Nachholbedarf!

    Die flüssige Beherrschung der Umsetzung von Akkordsymbolen in Arpeggien auf dem Instrument ist gewiss für die Jazz-Improvisation von Vorteil. ;-)

    Schön, dass Du so an der Vielfalt der Saxofonstile im Jazz interessiert bist! :-D

    Ich würde mal mit einem Musiker anfangen, der relativ wenig Töne und klar nachvollziehbare Linien verwendet hat, z. B. Lester Young.
    Von ihm kann man sehr viel über den Aufbau von melodischen Bögen über wechselnde Akkorde lernen, die Auseinandersetzung mit Pres ist meiner Ansicht nach ein "Muss" für jeden improvisierenden Jazzer, weil er Melodie und Harmonie perfekt miteinander verband.

    Finde ich erstmal zu "hoch" eingestiegen, zu komplex und vielschichtig, um es auf Anhieb wirklich gestalterisch verstehen zu können.
    Bleiben wir bei Pres - was kennst Du von ihm?

    Gern geschehen! :)

    Schönen Gruß,
    Rick
     
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