Sopransax - ergonomsiche Aspekte der Bauarten

Dieses Thema im Forum "Soprano Special" wurde erstellt von Florentin, 13.April.2009.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Frohe Ostern, liebe Sopransax-Fans !

    Ich spiele ja seit knapp 2 Jahren ein einteiliges gerades Sopran von Yamaha (YSS-475). Daran habe ich mich sehr gut gewöhnt und mit meinem Rascher-Mundstück klingt es angeblich auch ganz gut.

    Tja, und dann habe ich halt unlaengst bei EBay nicht widerstehen koennen ... und ein sehr schoenes Saxello von Rampone & Cazzani (halbgebogene Bauart) erstanden ...

    Ist in sehr gutem Zustand, alles in Ordnung.

    Aber das bedeutete fuer mich das "erste Mal" mit einem gebogenen S-Bogen (auch einteilig !).

    Nach etwa einer Woche Uebens kann ich das Folgende ueber die ergonomischen Unterschiede sagen:

    Gerade Bauart:

    + Winkel an den Ellenbogen ist fuer mich optimal

    o Das Hochhalten auf den "richtigen" Winkel (fuers Mundstueck) ist mit der Zeit doch recht anstrengend

    - Der Gurt entlastet das Gewicht des Saxophons nicht. Ich verwende ihn trotzdem - ganz locker - als Sicherung beim Absetzen.


    Gebogener S-Bogen:

    - Winkel an den Ellenbogen fuer mich zu spitz (Instrument dichter am Koerper als mir lieb ist)

    + Hochhalten auf den "richtigen Winkel" ist weniger anstrengend

    + Gurt kann gut entlasten - aber ich experimentiere noch herum wegen der fuer mich besten Einstellung



    Wer kann kompetent Erfahrungen und Tipps ueber die verschiedenen Bauformen weitergeben ?
     
  2. riiv

    riiv Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Florentin

    Ich spiele ein Yamaha YSS-875 mit austauschbaren Bögen (M1 = gerade, M1R = gebogen).

    Da das YSS-875 ein relativ schweres Sopransaxophon ist, benutze ich den Gurt.

    Mit dem geraden Bogen kommt der Gurt mir beim linken Daumen bzw. bei der Bedienung der Oktavklappe in den Weg.

    Mit dem "krummen" Bogen entlastet der Gurt etwas und ich kann die Oktavklappe ungestört bedienen.

    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein gebogenes Sopran ermüdungsfreier gespielt werden kann, ähnlich wie ein Altosax. Zudem soll die Klangkontrolle beim Gebogenen besser sein, weil der Sound nach oben ausgestrahlt wird.

    Ich wollte unbedingt ein Yamaha Sopran haben und da Yamaha keine gebogenen herstellt, war ein gerades Saxophon mit einem krummen Bogen der beste Kompromis in Sachen Ergonomie.

    Gruess, Il Polmone
     
  3. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben


    1. Alle Bauformen des Sopransax sind 1a handhabbar - mit und/oder ohne Gurt, es hängt [sic!] ausschließlich vom Spieler und dessen körperlichen Voraussetzungen sowie Vorlieben ab.

    2. Tonkontrolle ist IMMER die Fähigkeit vom Standpunkt des Spielers aus das Gehörte so zu abstrahieren, daß er/sie eine präzise Vorstellung davon erhält, wie es "draußen" beim Hörer klingt. Kein Saxophon klingt "draußen" so wie beim Spieler selbst. Tendenz konkret: Sopransaxophone in gerader Bauform neigen dazu beim Spieler "weicher" zu klingen als beim Hörer, bei gebogenen Sopransaxophonen ist es gerade umgekehrt.



    Gruß, Christoph
     
  4. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Hallo,

    tja, ich habe nun alle drei Grundformen des Sopis in meinem Besitz (gehabt) und kann Christoph Berndt nur zustimmen: prinzipiell sind sie alle gut zu handhaben, bei jeder Bauform muss man sich natürlich ein wenig dran gewöhnen.
    Angefangen habe ich auf einem geraden Sopi mit gekrümmtem S-Bogen (war ein Expression Pro 2000 mit Gloger-Handkraft-Vollsilber-Bogen), damals hatte ich mich für den gekrümmten Bogen entschieden, weil ich partout nicht mit der ganz geraden Bauform klarkam, ich wollte unbedingt einen Gurt zur Gewichtsentlastung, und irgendwie störte der immer am linken Daumen. Das mit der leichten Krümmung kam meiner persönlichen Haltung damals sehr entgegen, da ich von alten Klarinettenzeiten ziemlich dicht anliegende Arme gewohnt war, was ich heute allerdings meinen Schülern nicht so sehr empfehle ;-). Ich denke auch, der Winkel der Ellbogen ist für denjenigen ideal, der es gerne relativ enganliegend mag, bei freierer Armhaltung wird der Winkel des Mundstücks nicht mehr ideal...
    Danach hatte ich ein gebogenes (Yanagisawa SC-991), ergonomisch sehr, sehr praktisch, zumindest was den Oberkörper betrifft, die Gewichtsverteilung ist sehr angenehm, da hier der Gurt wirklich alles trägt. Dafür muss die rechte Hand ein gutes Stück weiter hoch, und das kann auf Dauer auch ein wenig anstrengend werden (obwohl ich auch bei längeren Proben keine Ermüdungserscheinungen im rechten Arm hatte). Die Klappenanordnung ist halt auch ein klein wenig enger, das ist für ganz große Hände nicht ideal (aber auch hier muss ich einschränken, dass meine Hände eher groß sind, was meine Klavierprofessorin an der Hochschule auch als einen meiner wenigen Vorteile in ihrem Unterricht ausmachte :lol: ).
    Und im Moment spiele ich ein ganz gerades einteiliges (Weltklang versilbert, ein Klang zum Verlieben :) ) - zunächst war ich skeptisch, ob das mit dem Gurt hinhaut, aber oh Überraschung...mittlerweile habe ich eben eine freiere Armhaltung, halte das Instrument weiter nach vorne und es klappt prima, wenn auch nur mit einem Cebulla-Gurt (der Neotech, den ich beim Tenor und Alt verwende, hat einen breiteren Riemen und dann wird es mir manchmal doch zu eng).
    Ich habe das Gewicht zu etwa 95 % am Gurt, die rechte Hand schiebt das Saxophon vor allem nach vorne, nur gelegentlich spüre ich den Daumen ein wenig nach oben mithalten. Von der Ergonomie her bevorzuge ich momentan die gerade Form, langfristig spiele ich mit dem Gedanken, ob ich mir von Karsten Gloger einen nur ganz minimal gekrümmten Bogen anfertigen lasse (das aber auch nur, wenn ich mal so viel Geld für ein S-981 plus Gloger-Bogen übrig habe...)
    Achja, und schließlich noch zum Spielen ohne Gurt: Da habe ich nur einmal die Erfahrung gemacht, bei einem Workshop, mit einem SC-991 eines Freundes, wo kein Gurt zu haben war - nach einer halben Stunde Dauerprobe war mein Daumen gargekocht, das war gar nichts für mich mit meinen latent arthritischen Gelenken :-D

    Alles Liebe

    Toffi
     
  5. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    für das problem mit dem gurt bei geraden sopis hat xcielo eine interessante und scheinbar gut handbare lösung "erfunden"...

    guckst du hier...
    http://www.saxophonforum.de/modules/newbb/viewtopic.php?topic_id=9130&forum=44&post_id=104569#forumpost104569
     
  6. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Vielen Dank für die ersten Antworten und Erfahrungsberichte.

    In diesem Thread geht es mir nicht um Klang(wahrnehmung) der unterschiedlichen Bauformen, sondern nur um diverse ergonomische Vor- und Nachteile.

    Was Gurte betrifft:

    Ich verwende beim Sopran einen Neotech Gurt, der wohl eigentlich für Klarinetten gedacht ist. Ist auch elastisch (was ich angenehm empfinde), aber viel schmaler am Hals als die breiteren Saxophongurte.

    Wie gesagt habe ich mich dran gewöhnt, das gerade Sopran ohne jede Entlastung durch den Gurt zu spielen. Ich habe ihn trotzdem ganz locker dran. Dadurch kommt er auch dem Daumen nicht ins Gehege. Ist für mich nur eine psychologische Absicherung, weil ich immer das dumme Gefühl habe, das schöne Ding könnte mir runterfallen ...

    Das Saxello ist wohlgemerkt halbgebogen, also oben gebogener S-Bogen und unten weist nur die Trichteröffnung ein wenig nach vorn (parallel zum Mundstück).

    Wie eng ich beim Saxello den Gurt anziehe, bin ich noch am Herumprobieren. Mir ist das ganz enge noch etwas unangenehm. Obwohl ich auch ursprünglich Klarinette spielte, finde ich die ganz körpernahe Haltung jetzt nicht optimal (weder von der Armhaltung noch von der Tonabstrahlung her).

    Vorteil jedoch: beim Spielen mit Notenständer kann man näher dran bzw. hat weniger Kollisionsgefahr ...

    Was beim Halten viel ausmacht, ist die Form des Daumenhalters. Beim Saxello war ein ganz schmaler dabei, der höllisch wehtat. Ich habe gleich einen breiteren gekauft, was schon viel besser war. Noch angenehmer ist es mit einem Gummischoner drüber. Da merke ich jetzt gar nichts Unangenehmes mehr.


    Weiterer Punkt: geeigneter Ständer für das Saxello. Sind nicht so leicht zu finden. Es steht zwar auch auf dem Kegel des normalen Sopransax-Ständers, aber da schrammt es doch ganz schön an der Innenseite.

    Ich hab jetzt einen speziellen Ständer für Saxello gefunden, mit zwei stoffbezogenen Kugeln, die die Becherform gut festhalten. Was mich noch stört ist, dass dieser Ständer nur 3 Beine hat, was mir zu kippelig ist. Hat da jemand einen besseren Tipp ?
     
  7. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Mein Saxello-Ständer ist scheinbar der von
    Cannonball.

    Weiterer Nachteil: ist zwar zusammenklappbar, passt aber nicht ins Instrument und damit nicht in meinen Sopransax-Koffer ...
     
  8. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Oh, ich hoffe, meine kleine Randbemerkung zum "Weltklang zum Verlieben" hat den Grundtenor meines Beitrages nicht verfälscht - natürlich beziehe ich mich ansonsten ausschließlich auf Ergonomie :)

    Alles Liebe

    Toffi

    edit: ähem...ja, okay, habe gerade verstanden, dass du dich auf den zweiten Satz von Christoph Berndt zum Thema Klangwahrnehmung beziehst, Florentin :roll: - sorry, überflüssiger Beitrag meinerseits also...
     
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