Spielen mit einer Hand

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Gast, 7.Januar.2014.

  1. jimmybend

    jimmybend Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn auch in diversen Einrichtungen ein rüder Umgangston herrscht und wenn sich jemand selbst über sich und seine Behinderung lustig macht, hat man nicht automatisch den Freibrief, in der Öffentlichkeit selbst so über jemanden zu sprechen.
    Kann ja sein, dass CBP es nicht so gemeint hat. Kann ich auch akzeptieren, aber in einem öffentlichen Forum hat sowas (auch unter Anführungszeichen) zu unterbleiben. Und die Diskussion in diese Richtung zu bringen, dass er ja sonst ein so guter Kerl ist, ist kontraproduktiv und irreführend, da es darum nie ging. Was mich nämlich wieder zu der Frage bringt: Wie viele Gute Dinge muss ich gemacht haben damit ich meine Kraftausdrücke gegenüber behinderten Menschen tätigen darf? Da gibt´s leider keine Toleranz. Schon wegen der Vorbildfunktion. Heute sagt einer das, morgen ein anderer was schlimmeres, und wohin sich sowas steigert haben schon unsere Großeltern miterleben können.
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Hallo Zusammen!

    Zur eigentlichen Frage habe ich meine Antwort schon gegeben.

    Aufgrund der Reaktionen bzüglich der Bezeichnung "Bekloppter" möchte ich aber noch etwas beisteuern. Ich weiß, es hat absolut nichts mit der gestellten Frage zu tun. Wenn mir etwas auffällt, möchte ich es aufgreifen und diskutieren, selbst wenn es mit dem Thema nichts zu tun hat oder hiervon abschweift. Das finde ich im menschlichen Umgang generell wichtig.

    Leider werden nicht nur im virtuellen Leben unüberlegte Äußerungen getätigt. Selbst Profis, die beruflich mit behinderte Menschen zu tun haben, neigen gelegentlich dazu. Das finde ich sehr schade und unangebracht, auch wenn es vielleicht nicht böse gemeint ist.

    Ich habe mich oben selber zitiert, weil ich darauf eingehen werde.

    Zunächst einmal möchte ich mitteilen, dass ich gelernte Krankenschwester bin und als solche in psychiatrischen Einrichtungen gearbeitet habe und dort mit vielen behinderten Menschen, deren Angehörigen und dem Umfeld zu tun hatte. Mir war es nie in den Sinn gekommen, meinen Beruf als "Irrenhauswärter" zu bezeichnen, wie es im Benjahmins Profil nachzulesen ist. Ich hatte auch niemals die behinderten Menschen als "Bekloppte" bezeichnet; weder beruflich noch privat - auch nicht im Scherz. Ich bin der Meinung, das gehört sich nicht, beleidigt die Menschen, deren Angehörige und Freunde und würdigt sie herab. Früher wurden diese Menschen ganz legal und offizill als "Irre" oder "Idioten" bezeichnet und in "Irrenhäusern" behandelt. Im Laufe der Zeit haben sich die Bezeichnungen geändert und sollten meines Erachtens auch eingehalten werden. Selbst wenn jemand die behinderten Menschen gut und liebevoll behandelt, gehört es sich nicht, sie abfällig zu betiteln. Auch heldenhaftes Handeln liefert hierfür keinen Freibrief.

    Schöne Grüße
    musicus
     
  3. jimmybend

    jimmybend Kann einfach nicht wegbleiben

    musicus +1

    Danke für die überaus gelungene Formulierung.
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Jimmybend, es freut mich sehr, dass Du dieselbe Meinung vertritts. LG-musicus
     
  5. Saxobert

    Saxobert Ist fast schon zuhause hier

    Jössas, wieder feste druff - wie lange geht das jetzt wieder?

    Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein.....!

    Es weiß jeder, wie es gemeint war- das es nicht sooo gemeint war, aber jeder der hier Anwesenden hat noch nie schnell etwas gesagt, was er hinterher so nicht mehr sagen würde?

    Lasst mal die Butter bei die Fische, die Kirche im Dorf ihr Perfektionisten. Manchmal glaube ich, ich bin im falschen Film hier.

    Es wird Zeit zum eigentlichen Thema zurückzukehren.
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Ach Du jemine !

    Wer hätte gedacht, dass ich mit meinem Posting eine solche Lawine lostrete ??

    Also mal zu dem Wort "Bekloppte" ......das ist ein Ausdruck, den ich häufig benutze und der durchaus liebevoll gemeint ist.
    Ich finde "Die Bekloppten" einfach niedlicher als "Die geistig Behindetrten" ........denn mit den "Bekloppten"" kann ich mich sogar selbst identifizieren...mit geistig behinderten jedoch weniger.

    Früher wurde oft das Wort "verrückt" benutzt...das finde ich auch sehr passend....denn viele sind garnicht BEHINDERT...sie leben nur in einer anderen Welt....sind quasi ver -rückt von unserer Normalwahrnehmung.

    Ich bezeichne mich selbst auch gerne als ""Irrenhauswärter"" >>>>das ist kürzer und prägnanter als ""Pfleger und Betreuer geistig behinderter Menschen"" aber keineswegs abwertend gemeint.
    Einen gewissen verniedlichenden Galgen-Humor BRAUCHT man in diesem Job einfach----sonst hält man das Elend nicht lange durch.

    Aber das war ja eigentlich garnicht das Thema...vielmehr wollte ich ja mal ansprechen, wie sehr einen das einhändige Spielen fordern und fördern kann.
    Bis man nicht in so eine Lage kommt, wie ich gerade, kommt man ja in der Regel wohl kaum auf die Idee, sowas mal zu versuchen.
    Es lohnt sich aber !!



    CBP
     
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo Benjahmin,

    ich hatte früher häufiger den Ehrgeiz, Sopran und Alt gleichzeitig zu spielen. Da hat man zwar 2 Töne gleichzeitig, für jedes Instrument aber auch nur eine Hand.

    Letztlich fand ich es musikalisch aber nicht sehr befriedigend.

    Heute begrenze ich mein Skalengedudel häufiger mal ganz bewusst dahingehend, dass ich nur von G' bis G'' spiele. Das ist für mich sowohl grifftechnisch wie musikalisch höchst lehrreich.

    Dir aber vor allem Gute Besserung, und ich drücke dir die Daumen, dass deine Beschränkung bald wieder aufgehoben ist!

    Gruß,
    Otfried

    PS: Ich persönlich habe gegen den verwendeten Begriff nichts, ich bezeichne mich auch häufiger so. Ob allerdings die so Benannten das mit dem gleichen Humor nehmen können, mmh, ich weiß es nicht, kann es aber auch nicht beurteilen. Du kennst deine Leute, ich gehe davon aus, dass du mit ihnen angemessen umgehst, in jeder Hinsicht.
     
  8. ppue

    ppue Experte

    Tja, das ist so eine Sache mit der politischen Korrektheit. Dieser Begriff taucht meist da auf, wo die Gesellschaft ein massives Problem hat.

    Gut zu sehen an den Begriffen, die wir uns für Afroamerikaner ausdachten. So wurde der Begriff nigger durch black people ersetzt, später dann durch coloured people und schließlich durch African-Americans.
    Wir eiern da merkwürdig herum, denn: Der negative Touch, den der politisch unkorrekte erste Begriff hat, überträgt sich unversehens auf den nächsten. Und das geht immer so weiter, so lange das eigentliche Problem noch nicht gelöst ist, wie hier die Diskriminierung der Afroamerikaner.

    So auch hier im Fall der "geistig Behinderten". Ich sehe es wie CBP. Diese vorerst letzte Bezeichnung für diese Gruppe von Menschen finde ich wahrlich gruseliger als alle anderen.

    Es gibt der Beispiele viele: Jugendliche waren früher schwer erziehbar, dann hießen sie verhaltensauffällig und schließlich verhaltensoriginell. Ob Lappen, Schwule oder Zigeuner, da, wo es um political correctness geht, geht es nicht um ein sprachliches Problem, sondern um ein Randgruppenproblem.

    Manche Afroamerikaner nennen sich inzwischen untereinander wieder nigger und entlarven damit das peinliche sprachliche Umschiffen des eigentlichen Problems.


    „Die politische Korrektheit kann keine legitime Grenze der Meinungsfreiheit sein.“

    Roman Herzog
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Hat jemand von Euch den Film "Ziemlich beste Freunde" gesehen?

    Der hätte wahrscheinlich gar nicht gedreht werden dürfen, auch wenn er angeblich auf einer wahren Begebenheit beruht. Denn er ist m.E. in vielfacher Weise politisch total inkorrekt. Wie respektlos der sehr dunkel Pigmentierte mit dem vom Hals abwärts Gelähmten umgeht. Der sehr dunkel Pigmentierte bezeichnete seinen Witz als "schwarzen Humor", d.h. er benutzt das Wort "schwarz" in Verbindung mit seiner eigenen Hautfarbe. Das wäre ja noch angängig, aber es ist ein Film, also wurden ihm diese politisch unkorrekten Worte in den Mund gelegt!

    Mit dem Sexempfinden des Behinderten wird aus meiner Sicht Scherz getrieben. Das geht an sich ja wohl gar nicht. Jedenfalls spricht man darüber öffentlich nicht und schon gar nicht dürfte mit sowas Scherz im Film getrieben werden!!! Ach und noch vieles andere......


    Was mich angeht, ich habe den Film sehr genossen. Ich fand ihn witzig, natürlich weil er in vieler Hinsicht auch unkorrekt war. Und weil sich in dem Film nicht in Betroffenheitsgedusel ergangen, sondern gezeigt wurde, dass es auch anders geht. (Ich weiß nicht, ob sich ein Betroffener über den Film amüsieren könnte. Wahrscheinlich der eine schon und der andere eben nicht.)


    Das Zitat von Roman Herzog im Vorbeitrag gefällt mir sehr gut!!

    Mit einhändigem Saxspiel ist die Anzahl der möglichen zu spielenden Töne sicher beschränkt. Aber warum nicht, wenn man es (vorübergehend) möchte.


    Herzliche Grüße,


    Joe
    [size=x-small]
    P.S.: Ich hoffe, es wurde bemerkt, das ich mit dem 3.Absatz die zwei davor sehr relativiert habe.[/size]



     
  10. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    wie immer spricht ppue weise und wahr.

    Es geht tatsächlich um Randgruppen und die eigene Abgrenzung, das ist ja wichtig, wer den Schlüssel hat und wer abends nachhause darf und wer "verwahrt werden" muß, obwohl wir uns, wenn wir näher hinsehen doch sehr ähnlich sind.
    na ja der eine hat Glück, der andere eben nicht.
    Der eine darf seltsame sachen machen, der andere wird weggesperrt.

    Wortwahl gibt häufig Hinweise auf Einstellungen.
    Ob ich mich nun zu dem liebevoll gemeinten (dennoch völlig daneben) "Bekloppten" oder dem technokratischen "geistig behindert" hinreißen lasse.

    Ich versuche dies wann immer möglich zu vermeiden und nenne die Menschen beim Namen, oder wenn schon Sammelbegriff, dann BewohnerInnen von XXX.
    Denn Intelligenz ist nur ein Merkmal eines Menschen, und nicht immer das wesentlichste.



     
  11. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Dem schließe ich mich an!
    Bei mir ist die Bemerkung in diesem Zusammenhang nicht als "böswillig"
    angekommen - denn es kommt immer auf das WIE an!
    Leider ist es in einem Forum nicht möglich dem Erzählenden (Schreibenden) bei seinem Tun zu beobachten und ich habe NUR das geschriebene Wort.
    Wichtige Bestandteile der Kommunikation fehlen, dazu gehören Körpersprache, Gestik und Gesichtsausdruck!

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der gewählte Begriff in diesem zusammenhang böse gemeint war!

    So - Habe fertig und jetzt
    einen lieben Gruß in die Runde der Saxbekloppten
    (-zu der ich mich eindeutig zugehörig fühle) ;-)
    :duck:





     
  12. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    ihr merkt aber schon das egal ist ob ihr Bekloppte oder geistig behinderte oder verrückt sagt?

    Es grenzt aus und wie das geschieht ist den Betroffen herzhaft egal.
    Und für die die mein da alles möglichst harmonisch und für uns nicht verletzend umschrieben wird:
    Egal wie ihr den Fakt zu übertünchen versucht, nicht die Wort verletzen sondern die Taten bzw. die unterlassen Taten.

    Seit wie Kinder sie schauen hin und befassen sich, ohne Scheu und Angst vor inkorrekten Worten.

    Schön das alle CBP Genesung wünschen....alle entsetzt sich über das Wort "bekloppte" aufregen......
    aber der Rollifahrer ist egal.... sehr entlarvend...

    da frage ich mich wer sind die Bekloppten....



     
  13. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ Dieter und Jan

    Schön geschrieben. Nicht die Wortwahl ist entscheidend, sondern das Denken und Handeln.

    Mir ist ein Benjahmin, der das Herz am richtigen Fleck hat, selbstlos unter Inkaufnahme eigener Verletzungen zu Hilfe kommt, zehn mal lieber, als jemand, der zwar politisch korrekt von "geistig Behinderten" spricht, diese aber eigentlich verachtet.


    CzG

    Dreas
     
  14. Gast

    Gast Guest

    @ Dreas

    ( und viele andere hier )

    Danke für Zuspruch und Verständnis !

    Es ging mir jedoch beim Eröffnen des Threads weder um meine ""Geistig behinderten Mitmenschen " .... noch um eine Diskussion über deren Respekt....Unrespekt .... Pipapo...

    >>>> Es ging mir um das einhändige Spielen.


    Da dieses Thema nun an politisch nicht korrekten Ausdrücken gescheitert ist, mögen die Moderatoren diesesn Thred auch gerne schliessen.

    Sowas hat ja GRkeinen Sinn nicht !!

    LG

    CBP
     
  15. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    @ CBP
    c jam blues fürs alto
     
  16. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Improvisieren mit EINER Note.....siehe auch den entsprechenden Thread hier.
    (zu "Freddie the Freeloader")

    DAS geht auch nur mit EINEM Finger..... :)

    CzG

    Dreas
     
  17. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Hm,

    nicht ganz im Sinne von CBP, aber seis drum, der Thread ist ja eh etwas ins Off-Topic geraten.

    Heute hatte ich einen Traum, es passiert eher selten dass ich mich an die erinnere. Der Inhalt war, das mir ein Finger abhanden gekommen wäre (der Zeigefinger der rechten Hand).

    Im Traum fragte mich, wie soll ich denn da Saxophon spielen, alle Finger um eins nach oben versetzen? Wie spiele ich dann d# und c#, c, h und b?

    Gab es da nicht einen Saxdoc in Düsseldorf der für solche Fälle Sonderanfertigungen macht?

    Träumerische Grüße,

    Rüdiger
     
  18. Gast

    Gast Guest

    Dieser Aussage schließe ich mich an.
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Hallo Dreas,

    Deiner Aussage stimme ich grundsätzlich zu; wenngleich ich sie nicht verallgemeinern möchte. Ich zähle mich zwar zu den "politisch korrekten" (um diese Bezeichnung zu übernehmen), (be)handel deshalb dennoch alle Menschen menschlich und "verachte" sie bzw. manche Gruppen nicht! Außer meiner Wenigkeit gibt es bestimmt noch viele Andere.

    Schöne Grüße
    musicus
     
  20. Gast

    Gast Guest

    @ rubax,

    http://www.hueyng.de/

    es gibt aber noch andere.
     
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