Üben während der Arbeit ?

Hallo zusammen,

Und schon wieder habe ich eine komische Frage, dazu aber erstmal die Schilderung meiner Situation:

Ich habe während der Arbeit sehr oft tote Zeit zu überbrücken ( so wie jetzt zB).
Man läuft morgens auf, setzt eine Bühnenkulisse zusammen und muß dann auf das Riggerteam warten,welches erst in 2 Stunden kommt. Oder genau andersrum, man ist selbst im Rigg, muß aber auf die Lieferung neuen Materials warten welches irgendwo im Stau festhängt. So geht das ständig und Fehlplanungen oder zeitliche Fehleinschätzungen der Veranstalter und Booker gehören einfach zum Job dazu.
Da ich meist nicht nach Stunden vor Ort sondern pro Auftrag bezahlt werde, verplempert man viel Zeit für nix und wieder nix und sitzt dann backstage und daddelt am Laptop herum.
Wenn man Glück hat gibt es einen Kaffee und ein Brötchen,ansonsten muß man sehen,wie man die Wartezeiten totschlägt. Mit etwas Glück kann man Backstage etwas üben, ich habe meistens meine Melodika dabei, häufig inzwischen auch wieder mein Sopran. Manche Veranstalter stört das nicht aber viele sehen das auch garnicht gerne, weil man schließlich zum arbeiten da ist und nicht zum Musikmachen, obwohl man ja planungstechnich garnicht arbeiten kann.
Wenn ich jetzt auf dem Laptop rumtackere sagt niemand was,aber wenn Musik aus den Hinterräumen ertönt welche nicht aus dem Radio sprudelt kommen sie gerne angerannt und motzen.
Mir geht das zunehmend auf den Senkel ! Schließlich mache ich meine Arbeit und hänge oft 12 Stunden am Tag auf der "Baustelle" wobei fast immer 3 oder 4 Stunden Warterei dabei sind. Danach muß man rabotteln und die Zeit wieder reinholen, denn die Bühne muß termingerecht stehen,da gibt es kein Pardon, verständlicherweise !

Meine Frage ist nun nach der rechtlichen Seite: Ist man denn verpflichtet in toten Zeiten nix zu tun oder kann ich als selbstständiger Unternehmer mit den Wartezeiten nicht machen was ich will?
Mein Auftrag ist es bis XY Uhr die Bühne fertig zu haben und der wird auch erledigt. Ob ich in der Zwischenzeit Saxo übe ist doch meine Sache oder ? Oder besteht seitens des Veranstalters sowas wie ein Hausrecht,daß er mir das untersagen kann?
Die meckern ja nicht wegen dem "Krach" sondern weil sie denken, man schafft nix, was ja eh gerade nicht geht ! Eigentlich denke ich mir immer er kann mich mal frei nach Götz von Berlichingen, aber man will ja nun auch nicht unnötig Ärger provozieren. Schließlich muß man auch an Folgeaufträge denken und der Markt ist hart umkämpft.
So bin ich mir jetzt unsicher, wie ich das in Zukunft handeln soll. Ich kann zwar auch ständig hier im Forum abhängen zwischendurch,würde aber lieber mehr üben.
Ich hänge viel Zeit auf der Autobahn herum und eben auch sehr viel Zeit untätig backstage, kann man da nicht sagen: Solange die neuen Lampen nicht hier sind, kann ich eh nix machen, also laß mich gefälligst tuten ?
Wenn ich abends heimkomme bin ich oft zu kaputt zum üben und tagüber motzen die Veranstalter. Irgendwie ist das eine blöde Zwickmühle !
Gibt es nicht einen Paragraphen der mir erlaubt in toter Zeit zu machen was ich will,solange ich auf standby und abrufbereit bin? Damit könnte man vielleicht manchen Veranstalter etwas beschwichtigen.

Gruß

Isachar

 

Ohne jetzt Jurist zu sein, aber rein rechtlich und in Bezug auf Deinen Auftrag sollten sie Dir nicht ankönnen. Die rechtliche Seite ist aber nur eine...
Was sagen sie denn, wenn Du erklärst, auf wen Du gerade wartest?

 

kannst du nicht irgendwo üben, wo es nicht auffällt? Im Keller oder im Auto etc


http://swing-jazz-berlin.de/

 

Das möchte ich gerne sehen, ein Bari im Twingo

 

Das ist ein klassisches modernes Problem..
Die Firmen erwarten Leistung (im Sinne von fertiggestellt) aber rechnen in Zeiteinheiten
fakturierst Du Stunden oder "Projekte" wenn du Stunden fakturierst würde ich Wartezeiten aus Grund xy in der Rechnung anführen
dann verrechnen oder auch nicht (wenn Du geübt hast) aber mit 0 anführen...

wichtig ist das Alle beteiligten wissen was los war und wenn auf der Rechnung Steht Wartezeit weil XY keine Lampen geliefert hat
mit dem Betrag 0 ist allen klar das Du dann machen kannst was du willst.

Information ist alles!


cu
gue

 

@Isachar

Sofern Du die Aufträge als selbständiger Unternehmer abwickelt kommt es auf die Vetragsbedingungen an, die Du aushandelst.

Grundsätzlich kannst Du in Leerzeiten machen was Du willst, sofern der Kunde nicht diese auch bezahlt.

Bei Pauschalabrechnungen kann der Kunde sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass Du möglicherweise den gesamten zeitlichen Aufwand, inkl. Leerzeiten, zur Kalkulationsgrundlage genommen hast, da ja diese Leerzeiten erfahrungsgemäß anfallen und Du in der Zeit nicht an anderer Stelle Geld verdienen kannst.

Da hätte ich als Kunde was dagegen, wenn Du in der vermeintlich von mir bezahlten Zeit Musik machst.

Würdest zu zeitgenau nach Stunden abrechnen, könntest Du die Leerzeiten ausweisen und von den Gesamtstunden abziehen.

Da könnte keiner was sagen, wenn Du dann die Zeit wofür auch immer für Dich nutzt.

Am besten wäre es wenn Du das in Deinen Verträgen transparent machst. In etwa so:

"Erfahrungsgemäß entstehen beim Aufbau Leerzeiten, die nicht in der Kalkulation des Angebots berücksichtigt werden. Diese Leerzeiten stehen daher dem Auftragnehmer zur freien Vergügung."

Was anderes ist das Hausrecht, was der Auftraggeber ausübt. Wenn er sagt er möchte keine Musik in seinem Gebäude, dann darfst Du auch nicht spielen.

CzG

Dreas

 

hi, wenn der veranstalter auch gleichzeitig besitzer oder inhaber der räumlichkeiten ist, dann hat er hausrecht und kann es dir verbieten.

visir und werner sind mir schon zuvor gekommen. was sagt dein auftraggeber dazu? welchen wagen fährst du? ein sprinter oder ähnliches wäre doch optimal für dich. reinsteigen und loslegen.

lg

 

Ohne juristische Background:
Wenn Du angestellt bist, hast Du unterschrieben, dass Du Deine Arbeitskraft zu 100 % während der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit zu erbringen hast (oder ohne Arbeitszeitbegrenzung während des Jobs). Da kann ein persönliches Telefongespräch schon zuviel sein, dass Du eine Abmahnung kassieren kannst, wenn man auf dem Kieker hat. Auch wenn Du Warterei hast, ist dies Arbeitszeit, in der Du nicht machen kannst, was Du willst.

An Deiner Stelle wäre ich extrem vorsichtig, an einem Ort zu Üben, wo Dir das zum Strick werden kann. Außerdem bist Du ja dann wohl beim Kunden, und wenn der sieht, dass Du während der Arbeitszeit Sax übst, wird er mit Sicherheit nicht erfreut sein und diese Zeit auch Deinem Chef nicht vergüten wollen.

 

@visir
Es ist meist ziemlich schnuppe, woran es hängt. Meist kommt der "Chef" ja selber und erklärt: Also die Rigger sind erst in ein paar Stunden da, haltet Euch solange bereit! Und mit Bereithalten meinen die wohl Däumchen drehen,aber bloß nix anderes machen,was ihnen das Gefühl gibt,daß man nicht für sie persönlich da ist.

@Werner
Eher nicht! Wenn es dann weitergeht muß man wirklich vor ort sein und alles falen und liegen lassen,die Zeit drängt. Wenn ich dann im Auto sitze und evtl mein Handy nicht höre weil ich gerade so enthusiastisch tute gibt das richtig Ärger!

@Rubax
Im Falle des Baritons würde ich mir dann ein Auto mit Schiebedach anschaffen müßen,wo ich mich reinstellen kann

@guemat

Bei uns läuft das so: Einer meiner Booker ruft mich an und sagt: Da und dort ist folgender Job zu erledigen, dafür gibts X Euronen. Hast Du Zeit und übernimmst das ?
Es kommen auch Herr x, y und z ( die meisten kennt man schon ) und es kommen noch 4 Jungs von der Zeitarbeit.
Dann kennt man die Sachlage und sagt entweder zu oder ab. Der Job wird also nach vorher abgesprochener Pauschale bezahlt und genau deswegen ist es den Veranstaltern auch egal, ob man stundenlang rumhängt,denn es kostet sei nicht einen Cent mehr. Da sie aber der "Chef" sind die meinen einen eben gebucht zu haben, meinen sie auch bestimmen zu können,wie man mit der Zeit umgeht.

Richtig finde ich das nicht und so suche ich eben nach einer auch rechtlich abgesicherten Möglichkeit,das für alle zufriedenstellend mal zu klären. Ich komme mit den meisten ganz gut zurecht aber Musiküben ist für viele irgendwie ein rotes Tuch. Ich könnte mir einen Fernseher da hinstellen und die Hitparade auf voller Lautstärke ansehen, aber selber üben empfinden die irgendwie als Affront.
Einer sagte mal: Also das Musizieren überlässt Du besser der Band heute abend ja ? Du wartest jetzt auf die Rigger bitteschön!
Unlogisch, aber so sind sie drauf !

Gruß

Isachar

 

ich fahr zwar keinen Twingo, sondern nen Clio, hab mich darin aber schon mehrfach eingespielt.
Ja, man muß gelenkig sein und der Klang ist nicht wirklich gut, aber immer noch besser als nass werden.

 

@RomBl

Wie ich oben schon schrieb: Ich bin selbstständig und werde nicht nach Zeit sondern nach erledigtem Job bezahlt.
Der Läden, die mich aber für einen Job buchen,sehen es genauso wie Du beschreibst und darin liegt der Haken! Wir haben leider häufig auch Zeitarbeiter dabei ( leider deswegen,weil die meist keine Ahnung von dem haben,was da auf sie zukommt) und die werden aber nach Stunden berechnet. Da sind dann also zwei paar Schuhe im gleichen Topf, den die Auftraggeber aber nicht auseinanderhalten. Der Zeitarbeiter muß warten,klar weil er für die Zeit bezahlt wird. Ich aber eigentlich nicht,weil ich meine Rechnung für das Ergebnis ausstelle und nicht für die Arbeitszeit.

Gruß

Isachar

 

Dann schreibs doch in Deine AGB
ala
Wartezeiten können vom Auftragnehmer frei genutzt werden und bla bla bla

juristisch lustig ist's erst wenn der Booker der Auftraggeber (für Dich) ist und dazwischen hängt...
Dann läuft die Befehlskette anders und die AGB's gelten zwischen Dir und Booker..

Aber du weist eh wie das mit dem Recht ist
Recht haben ist nicht Recht bekommen....

Ich rede mit meinen Auftraggebern immer klar und offen wofür sie bezahlen .. in meinem Job (EDV) gilt fertig bis...
und wenn sich da was unvorhersehbares ergibt dann INfo Info Info und Nachfrißt stzen

bin damit immer gut gefahren...

cu

gue

 

@guemat

Er kann doch auch den Aufrag vom Booker unter der Bedingung annehmen, dass ihm Leerzeiten zur freien Verfügung stehen und der Booker dies dem Aufraggeber mitzuteilen hat.

CzG

Dreas

 

Ist doch simpel. Der Kunde beschwert sich beim Booker und der bucht Dich nicht mehr und schon hast Du viel mehr Zeit zum Üben.

LG Saxhornet

 

. . .verschiedene Ideen:
"Lärmminderung" durch einen Saxpartner, so ein weisser Dämpfungskoffer, kann (und sollte) man mit Kopfhörer spielen, sonst versaut man sich den Ansatz, dämpft stark, Playalongs etc können eingespielt werden. (Das würde zumindest weniger Aufmerksamkeit ziehen.) Damit übe ich manchmal nachts.

Im Vorfeld das Üben ansprechen, die Situation erklären. Falls du dir es leisten kannst, nur jobs annehmen, bei denen du üben kannst.


http://swing-jazz-berlin.de/

 

Genau da liegt der Casus Knacktus !

Wenn ich meinen Bookern sage, oder in meine AGB schreibe,daß ich untätige und unvergütete Zeit zum Üben nutzen will, dann bin ich in dieser Szene wohl ziemlich bald als ein recht sonderbarer Exot verschrieen, den man eben besser nicht bucht !

Ich mache diesen Job ja eigentlich gerne, man lernt sehr viele Leute kennen, auch Stars und Starlets und solche die es gerne wären. Aber dieser Zeitfaktor ist sehr nervig!
Ich hänge jetzt seit 10:00 Uhr hier um und jetzet haben wir es bald 15.00 Uhr !!

Vielleicht sollte ich mir doch mal einen anderen Job suchen !

Selbstständig hin oder her, als Angestellter hat man meist wenigstens einen Arbeitsvertrag mit festen oder zumindest geregelten Arbeitszeiten !

Aha ! Schimpfen hilft ! Soeben fährt ein großer Laster vor, nun muß rangeklotzt werden !

Gruß
Isachar

 

Kauf Dir ne Stimmpfeife, die ist sehr klein, und nutze die Zeit für Gehörbildung und Singen (im Rahmen der Gehörbildung). Das fällt weniger auf.

LG Saxhornet

 

@Isachar, wenn Du da eh vor dem PC rumhockst: kauf Dir für 60 € den earmaster und mach so Gehörbildung.

 

Nimmt mehr Platz weg und ist in meinen Augen weniger effektiv.

Lg Saxhornet

 

@Isachar

Natürlich solltest nirgends rein schreiben "Leerzeiten kann der Auftragnehmer unvergütet zum Üben nutzen."

Ersetze "Üben" durch "zur freien Verfügung"...und schon ist es unverfänglich...

Dass sich das in der Szene dennoch rumspricht ist wohl unvermeidlich.

Du mußt halt in Deinem Job so gut sein, dass man die Marotte akzeptiert nach dem Motto..."der is kleiner Spinner, übt in jeder freien Minute auf'm Sax....aber ist im Job auch verdammt gut!"

Verkauf es als einen Teil Deiner Persönlichkeit, als was Du brauchst um richtig gut zu sein.....

Dann kriegst Du irgendwann das Üben auch noch vergütet....

CzG

Dreas