Über Improvisation und Tonleitern...

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von peterwespi, 12.Mai.2016.

  1. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Der neuste Beitrag meines Blogs steht unter dem Titel Die Symbiose "Scale Studies + Kreativität" und beinhaltet die gezielte und kreative Verwendung von Figuren aus Tonleiter-Übungen. Ich erlebe immer wieder, dass Kunden, die mit einer Improvisation beginnen möchten, einfach dastehen, einen auf "ich-mach-mich-jetzt-gleich-unsichtbar" machen und dies mit Sätzen in der Art von "Ich habe keine Ideen" oder "Mir kommt grad nichts brauchbares in den Sinn" zu erklären versuchen.
    Weil ich weiss, dass diese Leute die Scale Studies in 12 Monaten intensiv und seriös geübt haben, antworte ich wortlos mit einem Lächeln und spiele eine simple Phrase z.B. aus rhythmisierten Figuren mit Terzen oder Vierer-Gruppen. In 99.9% aller Fälle macht's dann fast hörbar *klick* in den Gehirnen und der Impro-Motor ist angeworfen ;) So entstehen fast immer coole Impro-Dialoge, deren spannende Phrasen und Motive aus Elemente aus den Scale Studies gebildet werden.

    Ich möchte vor allem Impro-Beginner dazu animieren, sich immer vor Augen zu halten, dass sie sich mit Scale Studies ein riesiges Potenzial an Ideen erarbeitet haben, welches sie jederzeit abrufen können. Eine Phrase mit der gezielten Tonfolge einer Scale Studies Figur kann einen wunderbaren Einstig ermöglichen, nach diesem man sich oftmals gar nicht mehr anstrengen muss, kreativ zu sein – es flutscht und fliesst :)
     
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  2. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    ... hört sich gut an. Habe mit meinem letzen Lehrer auch immer patterns u.ä. in den Tonarten geübt. Leider scheinen eine Finger sehr vergesslich?
    Gruß Hans
     
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  3. nkmer

    nkmer Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn man sich mal die Solo der "Großen" anschaut, sind das doch (vereinfacht) Aneinanderreihungen von Tonleiterteilen, Akkordbrechungen und nen Bisschen Chromatik :)
     
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  4. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Nun, die Finger sind nicht das Problem. Die Finger sind vergleichbar mit einer Horde von ungezogenen und faulen Bälgen, die am liebsten das machen, was ihnen am einfachsten geht :) Um sie bei der Stange zu halten, brauchen sie Führung und Kontrolle. Dazu ist der Chef da, das Gehirn. Der Ablauf sollte sein: Der Chef hat eine Idee, verarbeitet sie und gibt den Befehl zur Ausführung an die Bälge weiter. Solange der Chef kompetent ist, funktioniert das tipptopp. Macht der Chef im falschen Moment Pause, widmet sich ständig anderen Dingen, vergisst, was man alles so improvisieren könnte, wird zu lasch oder klinkt sich sonst irgendwie aus, dann übernehmen sofort die Bälge wieder das Kommando. Es sind nicht die Finger, die vergesslich werden, sondern der Chef, der vergisst, Chef zu sein...;)
     
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  5. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    Das ist Musik immer..

    aber die Kombination zu welchem Zeitpunkt was und der Klangbogen bzw. die Geschichte die erzählt wird
    machts aus...

    @peterwespi
    Danke für die Anregung und die pdfs, hat mein "Übungsmaterial" deutlich erweitert..
    jetzt muss ich nur noch den inneren Schweinehund überwinden und das konsequent durchhalten
    eine Tonart pro Monat ist schon heftig... ich wechsle zur Zeit wöchentlich mal sehen ob's so auch geht,
    wobei ich bewusst einen Fokus auf die für mich "schwereren" Tonarten lege..

    cu

    gue
     
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  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @guemat : Gerne geschehen :)
    Das Durchhalten wird vor allem durch Lust an der Sache gefördert. Fange mit einer einfachen Tonleiter an und zerpflücke sie nach Lust und Laune. Variiere und rhythmisiere und verwende dazu geeignete Playbacks, zum Beispiel von hier. So wird der Übergang von Scale Studies zu Improvisation fliessend. Damit kommt Motivation und es ist nicht mehr das Problem "Wann endlich kann ich zur nächsten Scale wechseln?", sondern der Umstand "Was? Schon wieder ein Monat um?" ;) Und: Nach sechs Monaten wirst du eine Scale, die du heute als "schwerer" kategorisierst, so locker handhaben wie eine, die du heute einfach findest...
     
  7. nkmer

    nkmer Kann einfach nicht wegbleiben

    @guemat
    Richtig. das Wann und Wie ist dann di Kunst. Ich wollt nur den Sinn von Tonleiterübungen und Akkordübungen und den Hinweis von @peterwespi unterstreichen :) Man kann mit dem täglichen (?) Übematerial schon ziemlich coole Solos basteln.
     
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  8. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Das mit der trimetralen Übungstechnik finde ich ganz interessant. Vielleicht sollte ich mal einen Monat lang probeweise versuchen, nur an einer Tonart zu arbeiten? Wobei das größte Problem bei mir der schnelle Tonartenwechsel ist. Aber vielleicht brennen sich meine "Haßtonarten" dadurch etwas besser ins Gedächtnis ein und das Problem löst sich auf diese Weise..?
    LG Juju
     
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  9. mato

    mato Strebt nach Höherem

    @Juju
    Welche sind denn deine Haßtonarten?
     
  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Was der Peter Wespi mit dem "Hirn als Chef" gesagt hat, gilt auch für die "Hasstonleitern": man gewöhnt sich leider das "Hassen" an, wenn man nicht alle, auch die abgefahrenen Leitern wie bb-moll oder g#-moll am Tenor (klingend g#-moll und f#-moll) bedient. Gewohnheit ist ein Freund, aber auch ein arger Feind: seitdem ich mal gezielt geübt habe, den "bis-key", also die kleine Klappe unter dem B, einzusetzen, ist bei mir die "Gabel" B - F# für das Bb aus der Mode gekommen, was auch nicht so der Geläufigkeit dient. Man muss seine Gehirnzellen immer multifokal aufstellen ;-)
     
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  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Scale Studies - Uiuiui...heisses Thema, dochdoch da sollte ich schon längst mal wieder ran...
    Den Hinweis auf den Zusammenhang von Tonleiterübungen und Krativität bei der Improvisation finde ich sehr wichtig und erhellend. Irgendwo in der Tube bin ich mal auf ein Video gestossen, wo Dexter Gordon mit der Kamera Backstage begleitet wurde. Der Meister hat genau das getan vor dem Gang auf die Bühne. Spielte einfach ein paar TL Licks rauf und runter. Also tun, taten das auch die Cracks.
     
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  12. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ab-Major und Db-Major und alles, was sich davon ableiten lässt...
    Lg Juju
     
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  13. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @Juju

    Schön zu wissen, dass die Könner sich mit der selben Kacke plagen wie wir Würstchen....:D

    Ich mag die auch nicht....ist einfach sperrig auf' m Sax.

    E- und H-Dur sind hingegen flüssig...:)

    CzG

    Dreas
     
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  14. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich finde, selbst in den "einfachen" Tonarten sind diese scales studies eine gute Konzentrationsübung. Und wenn ich sie brav mit Metronom spiele, merke ich auch schnell, dass ich in den Palm-Keys weniger flüssig unterwegs bin... :confused:
     
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  15. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Wer hätte das gedacht, @Juju ;)
    Ich liebe sie alle auf die gleiche Art und Weise... :p
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das wundert mich, denn die sind doch noch eindeutig zu greifen. Bei F# und H-Dur dagegen muss ich immer auf der Hut sein, welcher Bb-Griff denn nun passend ist. Runs mit Seiten-Bb, Arpeggios mit langem Bb, aber nur wenn der Bis-Key nicht geht. Ans Umgewöhnen zur radikalen Fishman-nur-bis-key-Methode traue ich mich nicht.

    Gaga
     
  17. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Da scheint es jetzt neue Erkenntnisse zu geben. Das Gehirn wird gebraucht um die Muskeln in die richtige Bewegung zu bringen. Danach führen die Muskeln, einen Impuls vorausgesetzt, die Bewegungen eigenständig durch. Man spricht hier von einem Muskelgedächtnis.
     
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  18. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Vom Muskelgedächtnis spreche ich auch hier. Man spürt und fühlt die verschiedenen Scales. Aber die Finger werden – wie du erwähnt hast – nur durch einen Impuls aktiv und dieser kommt vom Chef. Die Finger selber werden kaum beschliessen: "Kommt Jungs, wir spielen doch wieder mal Eb dorisch"... :)
     
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  19. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Da hat Peter recht, wie man hier sieht:
     
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  20. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Was bedeutet denn in diesem Zusammenhang "Impuls"?

    LG quax
     
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