Vinyl anyone?

Dieses Thema im Forum "Home- und Live-Recording, Tontechnik" wurde erstellt von Juju, 24.Juli.2015.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Als ich mit Element of Crime im Studio war, haben die die Band Analog aufgenommen (schön mit Bandsättigung) und erst dann rüber auf Digital zum Bearbeiten gezogen. Bei den Bläseraufnahmen war es dann aber glaube ich schon digital und nicht mehr die Bandmaschine.


    OH Ja, das sieht man immer an den Reaktionen zu Rereleasen, die auch neu gemischt wurden (ob Rudy van Gelder oder Beatles etc.).

    Sehe ich auch so, das Problem ist nicht das Medium sondern was sie im Vorfeld mit der Aufnahme machen um es dann auf dieses Medium zu portieren und da wird viel Murks gemacht. Auch lustig wie sich der typische Sound auch über die Jahre bei Produktionen ändert, so hat man den Eindruck in bestimmten Jahrzehnten war ein bestimmter Produktions-/Mischhsound typisch.

    Lg Saxhornet
     
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  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich gebe Dir recht, es ist ein anderes Medium mit anderem Sound. Ich persönlich mag aber den Konzertsound (wenn er denn gut ist) lieber. Da ist so viel mehr was auf den Aufnahmen fehlt, egal ob bei einer Jazzcombo oder einem Orchesterkonzert. Wenn man mal bei einem guten Konzert in der ersten Reihe direkt vor dem Orchester sitzt, das kann einen umhauen vom Sound.

    LG Saxhornet
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Das ist auch wieder so eine Sache mit der "perfekten Aufnahme" - wie legt man das fest? Was sind die Zutaten dafür? Welche Soundästhetik liegt dieser "perfekten Aufnahme" zugrunde? Ich war ja mit der Big Band Aufnahme hinter einer bestimmten Soundästhetik her, allerdings lässt sich die gar nicht so einfach reproduzieren, es hakt schon daran, überhaupt einen Engineer zu finden, der Erfahrung darin hat, eine Big Band aufzunehmen, oder überhaupt rein akustische Jazzaufnahmen. Da fängt es schon an. Die meisten ziehen ihr Rock- und Popding durch, und mehr können die schon gar nicht mehr. Die großen Studios sind dann noch gut mit der Klassik und OST-Aufnahmen, aber wer kann das mit einer Big Band?? Das wäre schonmal das erste Problem. Das Mischen ist dann das nächste Problem.
    Also will sagen, die Kunst bestimmter Art von Aufnahmen ist in vielen, auch großen Studios längst verlorengegangen. Von daher würde mich interessieren, wie "Jeton" ihre Aufnahmen rekrutieren... Ich meine, jeder Soundengineer will doch erstmal die bestmögliche Aufnahme machen, oder? Ob er dazu in der Lage ist, ist die nächste Frage, und das hängt dann nicht nur vom Recording Engineer sondern auch vom Raum, Equipment etc ab.
    Bei unserer Big Band Aufnahme waren wir letztendlich von der Soundästhetik sehr nah dran, allerdings gab es da einige ungeahnte Probleme, z.B. die langen Laufzeiten. Wenn man sich die meisten Studioaufnahmen heute ansieht, tragen die Musiker meistens Kopfhörer, auch wenn gleichzeitig aufgenommen wird, weil die Rhythmusgruppe meistens total abgeschirmt wird. Und natürlich hört man alles wunderbar und direkt ohne Zeitverzögerung.
    Schlagzeug und Bass sind eingesperrt, Schlagzeug spillt nicht in die umliegenden Mikrophone, Bass bekommt keinen Spill ab von den anderen Instrumenten, alles kann bestens nachbearbeitet werden - perfekte Aufnahme!? Wir hatten den Bass akustisch - was macht man nun aber wenn man keine Kopfhörer hat und auch in 7 Metern Entfernung den Bass noch hören muss? Wie gleicht man die Laufzeitenunterschiede aus, wenn man keine Kopfhörer hat und alles direkt hört und es daher bei den Bläsern, die außen sitzen, zeitversetzt ankommt.... Dann hat man klanglich vielleicht die perfekte Aufnahme aber vom der musikalischen Ausführung her ganz ordentliche Timing-Schwierigkeiten.... Was passiert, wenn man versucht, die Anzahl der Mikrophone auf ein Minimum zu reduzieren, um mehr Klarheit in die Aufnahme zu bringen und diesen Phasenbrei zu eliminieren!? Etc. etc. Letztendlich ist alles ein großer Kompromiss. Es geht dann geradeso weiter beim Mischen und Mastern.

    Haben wir eigentlich gar nicht vor, das war auch gar nicht der Hintergrund des Threads, bin auch so schon pleite :D! Mich interessiert das Thema nur generell, da ich in letzter Zeit von einigen gehört habe, die neben der CD auch Vinyl rausbringen, und Dave das eigentlich komplett ablehnt, solange es sich nicht vollständig im analogen Bereich abspielt, was wiederum produktionstechnisch heutzutage utopisch ist. Rein gefühlsmäßig bin ich da nicht so Hardline wie Dave, da ich vermute, "ein bisschen digital" dazwischen macht vielleicht nicht soviel aus, aber mir fehlt das technische Hintergrundwissen.

    LG Juju
     
  4. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    das Problem hat jedes grosse Orchester drum gibt's dort den Dirigenten! auch bei der BigBand gibt der Conductor den Beat... und viele spielen deshalb mit Click...

    Da war der gute alte Prince mit seinen Paisley Park Studios wegbereitend der jede Einzelne Spur mit den Mikroabständen angepasst....
    das hört man auch.. der Aufwand ist halt gigantisch ..
    die realistischsten Aufnahmen von den Wiener Philharmonikern wurden mit 2 Bruel und Kjaer Mikros und OSS Technik in den 90ern gemacht 2 Spur und gut isses...
    natürlich über den besten Plätze im Musikvereinssaal und somit auch eine Momentaufnahme an der Position im Saal

    was ich zB nicht mag ist ein Klavier links auf der Bühne und der Techniker mischt die oberen Oktaven rechts und die unteren Links.. so klingt ein Digitalpiano aber kein Flügel (höchstens für den Pianisten)
    aber als Effekt auch wieder super, manchmal...

    erlaubt ist was gefällt und wenn Ihr als Team mit dem Ergebnis zufrieden seid, ist es egal was andere sagen es ist Eure Produktion es sind Eure Klangvorstellungen und es ist Eure Musik. Wems nicht gefällt brauchts sich nicht anhoren..

    und ob auf Vinyl oder CD Oder File auch egal bei mir im Wohnzimmer klingts anders als bei Dir trotz meiner Meyersound...

    cu
    gue
     
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das Hintergrundwissen fehlt mir auch. Stell mir das aber so ungefähr vor als würde man ein Digitalphoto auf ein analoges Dia belichten lassen, um es mit einem Diaprojektor an die Wand zu werfen, anstatt das direkt mit einem digitalen Projektor zu tun. Das klingt erstmal nach Unsinn. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn es Leute gibt, die genau das aus guten Gründen tun. Werde mal versuchen darauf zu achten, ob ich Vinyl hab, das sicher oder wahrscheinlich was digitales in sich trägt.

    Live ist natürlich was völlig anderes, gerade wenn der Funke überspringt. Aber genau das Gegenteil ist an Studioaufnahmen eben auch toll. Der Musiker kennt seine Hörer noch gar nicht oder spielt im Bewusstsein der Hand voll Leute, die anwesend sind. Da ist mehr Sicherheit und Introvertiertheit als bei der Live-Performance, und das hat beim anhören meines Erachtens oft etwas Intimes - zumindest im Jazz - was Live-Performances oft nicht so haben.
     
  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @giuseppe

    Kurz bevor die CD rauskam wurde schon digital produziert.
    (ich meine das war DDA).

    LPs die so produziert wurden galten galten als besondere Klangperlen.

    CzG

    Dreas
     
  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Für mich ist es was komplett anderes, weil die räumliche Ebene anders wahrgenommen wird. Wie der Unterschied normales Sehen und 3D im Kino, hat miteinander nichts zu tun. Und eine gute Performance erwarte ich bei beidem.
    LG Saxhornet
     
  8. Isachar

    Isachar Guest

    Live ist natürlich was völlig anderes, gerade wenn der Funke überspringt. Aber genau das Gegenteil ist an Studioaufnahmen eben auch toll. Der Musiker kennt seine Hörer noch gar nicht oder spielt im Bewusstsein der Hand voll Leute, die anwesend sind. Da ist mehr Sicherheit und Introvertiertheit als bei der Live-Performance, und das hat beim anhören meines Erachtens oft etwas Intimes - zumindest im Jazz - was Live-Performances oft nicht so haben.[/QUOTE]


    @ guiseppe

    Das sehe ich genau anders herum. Beim Livegig stehe ich meinem Publikum gegenüber, ich kann keine Fehler oder Dissonanzen wegmischen, ich habe die "Hosen runter" und bin nackicht mit dem, was ich mache. Das empfinde ich als intim und straight.
    Im Studio kann ich mich verstecken, kenne die zukünftigen Hörer nicht und kann ihnen was zurechtmischen.

    Gruß

    Isachar
     
    slowjoe gefällt das.
  9. hoschi

    hoschi Strebt nach Höherem

    ich liebe auch vinyl, röhre...usw...
    gibt es hier im vorort sogar einen plattenhändler...bei dem man bestens stöbern kann...
    http://www.cargo-records.de/
     
  10. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Der Thread hat jedenfalls zur Folge, dass ich mir jetzt erstmalig seit mehr als 20 Jahren wieder ein richtiges "Album" bestelle :rolleyes:

    (und wahrscheinlich dann merke, dass der Antriebsriemen meines Plattenspielers gnadenlos morsch geworden ist :D)

    Jedenfalls gibt es die aktuelle Snarky Puppy Scheibe (Sylva) mit dem Metropol Orkest jetzt auch auf Vinyl. Die haben sich offensichtlich auch erst zum Impulse! -Label hocharbeiten müssen, um das verwirklichen zu können...

    Freu mich schon drauf!

    Der Nostalgiker
     
  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich vote für Direktantrieb, besser zum Scratchen.
     
  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das ist interessant, wir empfinden das offenbar ganz unterschiedlich. Habe auf der Aufnahme gefühlt viel weniger Hosen an.
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    @giuseppe und Isachar:
    mal aus dem Blickwinkel eines Berufsmusikers, der heute mal wieder im Studio war:
    beides fühlt sich ähnlich an, bei beiden kannst Du super nervös sein oder sehr locker, je nachdem wie einfach oder schwierig es ist was Du spielen musst. Live kann Dir das Publikum die Hölle heiss machen und unangenehm werden und im Studio der Produzent. Bei beidem musst Du aber abliefern, sonst stehst Du doof da. Bei einer Aufnahme ist der Kram nur auch noch verewigt, so daß der Track der genommen wird auch wirklich klingen sollte, sonst wird es peinlich, dafür kannst Du aber mehrere Takes machen. Live ein Solo zu versauen ist auch peinlich und unangenehm, das kannst Du aber beim nächsten Mal ausgleichen und das hat schnell Jemand wieder vergessen. Mit einer Aufnahme lässt sich der Fehler immer wieder hören. Viel Energie steckst Du aber immer rein, weil es einfach gut sein soll.

    LG Saxhornet
     
    Juju und Dreas gefällt das.
  14. Mugger

    Mugger Guest

    @Nightwatchman :

    Du bist mit Deinen Gedanken nicht allein, Lenny Picket macht auch eine Platte, oder hat sie schon gemacht (59:35):



    Er sagt, er kriegt ein Zehntel der Tantiemen von früher, dafür sieht die Abrechnung wie ein Telefonbuch aus.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28.Juli.2015
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @saxhornet. Das macht Sinn, wie du das als Profi schilderst.
    Ich muss beruflich häufig Vorträge halten, und das ist manchmal Bierernst und essenziell wichtig für mich. Wenn ich jetzt in meiner Freizeit auf der Bühne stehe, geht's für mich eigentlich nur ums Vergnügen. Mein größter Wunsch ist dann auch, den Spaß zu transportieren, den es mir macht. Wenn die Musik insgesamt gut ankommt und die Freude rüberkommt, fällt es Publikum leicht, dem Amateur nachzusehen, wenn er im Solo mal in der Sackgasse landet. Die Jazz-Polizei hat nichts zu melden. Ist ja auch für die witzlos, einem Amateur zu sagen, dass der Profi vorher doppelt so schnell gespielt hat und dabei nur halb so verkrampft war. Die lauern eher auf die Patzer von Leuten wie dir und das ist der größte Segen der Amateurmusik :)
    Wenns aber mal ans Aufnehmen geht, ist das mit der Verewigung schon eher stark im Hinterkopf, selbst wenn meine Zuhörerzahl da sehr limitiert ist.
     
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