Wie funktioniert Musik?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 5.Januar.2018.

  1. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Bei mir auf den Stil.

    Bebop rules - alles andere ist Mist und funktioniert nicht.

    ++++++++

    Im Ernst: Musik funktioniert vor allem als Spalter. Seppelmucke - Schlager - der beste Schrott der 80er - Kenny G. - Dixie - Bach - Rachmaninoff - Glenn Miller - Marschmusik - Shantys - Freejazz - MGV - Blasmusik u.u.u. Alles alles/vieles ausschließende Schubladen.
     
    bluefrog gefällt das.
  2. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Bei mir doch auch, sonst hätte ich nicht "janz jut" gesagt sondern nur "jut". "Janz" betrifft bei mir z.B. heses-moll. Da versuche ich mich gerade mit anzufreunden, und es will mir partout nicht in den Kopf, bei welcher Tonart ich DIE Griffe schon mal bewegt habe.
     
  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Mach Dir nix draus.
    Ich hab heute 3 Stunden Musiktheorie unterrichtet, und bin daran kläglich gescheitert den Kindern beizubringen (nachdem ich ihnen gleichnamige Tonarten mit Beispielen C-Dur/c-Moll, A-Dur-a-Moll erklärt hab) dass sie die gleichnamigen Tonarten auch für andere gegebene Grundtöne finden.
    Sellerie wie der Franzose sagt....
     
    GelöschtesMitglied1589 gefällt das.
  4. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Nie wieder werde ich einen Berufsmusiker um seinen Job beneiden............
     
  5. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Das musste scheitern, lieber @Ton Scott, weil ja dann eine Technik bwz. Fertigkeit ins Spiel kommen müsste, die man früher "Denken" nannte und die mehr und mehr durch die Praxis ersetzt wird, stattdessen eine "Whats App" Gruppe zu gründen.
    Mal ganz ohne Ironie: Die Abstraktionsfähigkeit, also z.B. die Fähigkeit ein abstraktes Modell wie eine Folge von kleinen und großen Tonschritten (auch Tonleiter genannt) auf andere Grundtöne zu übertragen und mit nur zwei Werkzeugen (# und b als Halbtonabweichungen) anzupassen, wird definitiv mehr und mehr der Fingerfertigkeit weichen, in Bruchteilen von Sekunden aus drei Buchstaben einer Smartphone-Taste den richtigen für die frohe Botschaft, auch Message genannt, zu bestimmen.
    Neue Zeit, passende Fertigkeiten. Brave new world.
    Aber Sellerie soll ja die Potenz fördern....
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 12.Januar.2018
    gefiko und GelöschtesMitglied11524 gefällt das.
  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich bin ja schon ein wenig spät dran in der Diskussion, aber MICH stört der Ton da drin und ich kann auch ganz genau begründen WAS mich daran stört. Es ist eigentlich weniger der Ton an sich, sondern eher das Loch dass er erzeugt. Der Ton ist nämlich nicht "in" einem ganz normalen Combogroove, sondern "darüber". Deshalb wirkt es als Zensur. Das Musikstück ist an der Stelle unterbrochen, die Im-Kopf-Kombo fährt hart an die Wand. Die Kontinuität geht verloren.

    Wenn das "vom Künstler so beabsichtigt ist", dann darf der das natürlich. Ich darf das dann natürlich für mich auch ablehnen. Mag ich nicht.

    Das Beispiel ist natürlich künstlich ;-)

    Das gibt's aber auch an vielen anderen Stellen, dass sich "der Künstler" mit "dem Publikum" reibt. Da heißt's dann, man wollte bewusst provozieren. Das darf sein. Man muss dann aber die Empörung des "dummen Volkes" auch aushalten und nicht beleidigt auf die Freiheit der Kunst pochen, dass man so etwas dürfen muss. Auch das Publikum darf eine Meinung haben die dem Künstler nicht gefällt. Provokation heißt ja auch, dass derartiger Widerstand bewusst erzeugt wird. Da muss ich mich nicht schlecht fühlen, wenn ich genau diesen liefere.

    Mancher sonnt sich ja in dem Glanz dieser besonderen Aufmerksamkeit. Viel Feind, viel Ehr. Es ist in der Masse der "gefälligen Kunst" ja heute kaum mehr möglich überhaupt wahrgenommen zu werden. Da muss man schon irgendwas spektakulär "ungehöriges" machen, damit man auffällt.

    Und es gibt Leute, die müssen unbedingt auffallen um sich selbst einen Wert zuschreiben zu können. Sportler müssen immer "gewinnen", Firmen Chefs immer "größer als die Konkurenz" werden, "Prommis" immer in den Medien präsent sein, ...

    Nicht alle, aber man sieht "natürlich" bevorzugt die, die sich auf die eine oder andere Art in den Vordergrund drängen. Das ist ja die Idee dabei.
     
  7. melnick

    melnick Kann einfach nicht wegbleiben

    Wie funktioniert Musik ?
    Das wüßte ich auch gerne, obwohl ich befürchte das es wie bei den Zaubertkunststücken ist, wenn mann weiß wie es funktioniert
    ist die Magie schnell verschwunden....man lernt über andere Dinge zu staunen
    wie es also funzt interessiert Viele, aus unterschiedlichen Gründen...

    KI ? Algorythmus?

    Input:

    https://www.heise.de/tr/artikel/Der-Code-macht-die-Musik-3465494.html?seite=all

    http://melomics.com/

    oder zu Fuß erklärt aber auf welchem Level?



    nen schönen Tag noch

    Benno
     
    Juju gefällt das.
  8. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Mich hat der Ton überhaupt nicht gestört, weil ich wusste, dass @ppue da etwas vorhatte und uns und unsere Meinung provozieren wollte. Im Gegenteil, der Ton kommt ja etwas spät, und ich war fast erleichtert, als meine Erwartung bedient wurde. Der Groove ist ja nicht wirklich so dolle, und da war der Ton eine willkommene Ablenkung (duck und renn....). Im Ernst: natürlich passt der Sinuston nicht in der Zeit (vor der 4), in der Harmonie schon (moll-Terz Bb in g-moll). Auf jeden Fall erzeugt ein Sinuston, der ja wirklich oft als Zensurton für alle Boshaftigkeiten und Obszönitäten (außer dem blonden Donald) über bestimmte unliebsame Botschaften gelegt wird, eine Neugier, was sich dahinter wohl versteckt.
    So könnte die "Komposition" von ppue vielleicht "Groove with Obsolete Last 32rd Note on the 3 Exemplified by a Bb Sine Wave" lauten (englisch ist ja die Sprache der modernen Musik), auf deutsch "Eingängiges Rhythmusmuster mit Überflüssiger Letzter 32tel-Note der 3. Zählzeit verdeutlicht durch einen Sinuston B" oder ähnlich wie in der Tradition von Dave Brubeck ("Unsquare Dance") einfach "Goofy Groove". Wenn du diesen Titel nimmst, lieber ppue, möchte ich an den Tantiemen beteiligt werden.
    Was ein Glockenton zur rechten Zeit "passend" bewirkt zeigt ja diese klassische "Typewriter" Komposition von Leroy Anderson.



    Interessant dabei ist, dass der ternäre Swing des Groove bis zum Einsatz der Lewis'schen Fingerkünste vom Klappern der Schreibmaschine der Sekretärin nicht wirklich gestört wird, weil unser wunderbar selektive Wahrnehmung das Geräusch einfach mal so von der Musik trennt. In meinem Psychologie Studium habe ich über selektive Wahrnehmung viel gelernt, das ist Hammer: wenn du 50 Jahre nach einem ausgestorbenen Schmetterling für den Nobelpreis suchst und er vor deiner Nase und einem Bus, der direkt auf dich zukommt, umherflattert, siehst du..... immer den Bus. Mit dem Hören funktioniert ist es ähnlich.
    Damit Leroy nicht zu sehr an unserer Ernsthaftigkeit zweifelt, hier die konzertante Fassung des "Typewriter":



    Viel Spaß.
     
  9. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Bei dem Beep sind mir übrigens spontan "The Fools" eingefallen. Die haben den Piep genau so, aber gut eingesetzt. War bei uns Anfang der '80er in der Disco der Knaller. Den Biiep haben wir laut mitgesungen :-D

     
  10. ppue

    ppue Experte

    Ich denke, verschiedene Musik funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Tanzmusik ist rhythmusbetont, Fahrstuhlmusik dezent, wie auch eine Band, die zum Dinner spielt oder das Gutenachtlied der Mutter.

    Ein klassisches Sinfoniekonzert hat schon in der Partitur stehen, wie es gespielt werden soll und was es somit bewirken soll: Presto, allegretto, allegro oder largo ist nichts anderes als umgesetztes Tempo-, also Bewegungsgefühl, welches uns vermittelt wird.
    Abbandonandosi oder furioso heben auf die Gefühle ab und bilden diese musikalisch nach. Den Musikern wird also neben den eigentlichen Noten schon mitgeteilt, welches Gefühl erzeugt werden soll.

    Im 20. Jahrhundert durchlief die populäre Musik aber auch der Jazz eine Menge von Stilen, die sich in der Regel alle zehn Jahre änderten. Ab den 70/80er Jahren fängt schon das Zeitalter der Fusion- bis Weltmusik an, wo diese Regel langsam verwischt.
    Die verschiedenen Stile waren immer verknüpft mit der sozialen und politischen Situation der Musiker und ihrer Hörerschaft, wurden oft zum musikalischen Symbol einer Gruppe. Rock'n'Roll, Metal, Reggae oder Punk z.B. bedienten Szenen, die eine soziale und politische Zusammengehörigkeit fühlten.

    Musik war in solchen Stilen anfänglich reine Protesthaltung. Die Musik musste sich also auch in ihrer Form gegen die jeweilige bürgerliche Musik absetzen. Ganz spannend zu beobachten, wie sich die oft wilde, ungestüme und ungeschliffene Art zu musizieren später künstlerisch entfaltete.
    Im Jazz ist solch eine Protesthaltung am ehesten im Bebop und im Free Jazz zu finden.

    Wieder eine andere Baustelle: Filmmusik ist, bezogen auf die Eingangsfrage, hochinteressant. Die lange Diskussion über das, was Musik sei, müsste hier neu geführt werden, denn vieles von dem, was wir musikalisch im Film mit bekommen, würden wir ohne den Film nicht freiwillig anhören.
    Filmmusik geht meist sehr viel subtiler und direkter unsere Gefühlswelt an. Sie triggern direkt unsere Urängste an, ein Schreien, ein pochendes Herz oder unliebsame, höchst dissonante Klänge oder auch ein Kinderliedfragment (höre 1'11"), das quasi direkt ans Stammhirn gesendet wird und nicht mehr den Umweg über eine Interpretation wie z.B. in einem Liebeslied nimmt.



    So hat Musik hunderte verschiedener Funktionen. Das geht bis in den Kuhstall, wo den Kühen Beethoven vorgespielt wird.

    Musik ist wie eine Art Körperteil für uns geworden. Wir geben ihr und wir nehmen von ihr.

    Sie spiegelt uns, sie reißt uns mit, sie stößt uns ab und manchmal muss sie auch einfach die Drecksarbeit machen.
     
  11. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Das ist ein sehr schöner Satz !
     
  12. ppue

    ppue Experte

    Hi Benno,

    danke für die schönen Linke. Ich glaube, die Computer können bislang zwar Stile algorithmisch nachahmen, ihnen fehlt aber die Kreativität oder besser künstliche Kreativität, Systeme zu durchbrechen, zum Beispiel den Punk zu erfinden, sich gegen ihre eigenen Algorithmen zu stellen. Insofern beunruhigt mich das keineswegs, was ich da bei melomics höre. Das ist schon eine rechte Soße, ne, Instantsoße. Interessant allenthalben, solche Entwicklungen.

    Der Harmoniefreak hat es drauf, keine Frage. Ob mich das beeindruckt ...? Ich schlaf mal drüber.

    Liebe Grüße,

    Peter
     
  13. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hier demonstriert er Microtones:
    Jacob Collier kommt von einem anderen Harmonie-Universum, glaube ich... G half sharp ist schon krass, und das mal eben pitchmäßig aus dem Ärmel zu schütteln, wie er es demonstriert, ist schon beeindruckend, ebenso die Geschwindigkeit, mit der er arbeitet. Es gab letztens mal ein IHarmU live Video, wo er in Echtzeit arbeitet - Respekt!! :notworthy:
    LG Juju
     
  14. ppue

    ppue Experte

    Wau. Das ist großartig. So habe ich mir immer den Umgang mit Vierteltönen vorgestellt. Er baut sie äußerst homogen in unsere Chromatik rein.

    Ja, Respekt!
     
    Juju gefällt das.
  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ist schon unglaublich!
     
    Juju gefällt das.
  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ja, es klingt völlig vertraut. Er hat ein absolutes Gehör, und sein Umgang mit pitch differences ist faszinierend, auch das Dilemma mit unterschiedlichen Stimmungssystemen (siehe Interview 2), und wie er das bewußt nutzt, zum Beispiel warum er sein Stück Hideaway in 432 beginnt und in 440 beendet ("For me D in A432 is like it's indoors, and then A440 D major is like it's outdoors" )
    Die Interviews sind auch sehr aufschlussreich, auch für Leute, die gar nicht viel mit Theorie am Hut haben: Hier finden sich viele interessante Ansätze, warum bestimmte Dinge funktionieren, und ganz wichtig, dass für JC in erster Linie wichtig ist, was für Emotionen Klänge hervorrufen, und dass die Klänge und die damit verknüpften Emotionen für ihn zuerst da waren, die Theorie kam erst danach. Allerdings ist er gleichermaßen ein sehr emotionaler Mensch wie auch jemand, der den Dingen akribisch analytisch auf den Grund geht.


    LG Juju
     
    GelöschtesMitglied1589 gefällt das.
  17. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Großartig, liebe @Juju. Mit Collier werde ich mal näher befassen. MIr gefällt vor allem seine Begeisterung und Emiotionalität: he loves what he's doing.
    Natürlich hilft ihm sein absolutes Gehör, das Geschehen in real time zu erleben. Wir "Nicht-Absoluten" müssen uns Mikroton-Konstellationen immer aus dem Gedächtnisspeicher abringen. Übrigens auch interessant, dass er den verschiedenen Frequenzen Attribute verleiht ("indoors", "outdours", "bright" usw). Es gab ja hier mal eine hitzige Diskussion über den "Geschmack" von Tonarten (z.B. A-Dur im Vergleich zu Eb-Dur), die werde ich aber nicht neu entfachen wollen.
     
    Juju gefällt das.
  18. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Es geht bei ihm ja auch noch weiter als Vierteltöne, er kann ein x-beliebiges Intervall nehmen, z.B. eine kleine Terz, und dieses dann in z.B. vier oder fünf Töne unterteilen, die ihrerseits jeweils in genau gleichem Abstand voneinander liegen. Er hat ein absolutes Gehör mit derartiger Feinjustierung, die völlig jenseits der Vorstellungskraft der meisten von uns liegt. Interessant, dass er sagt, dass seine Mutter ebenfalls ein absolutes Gehör hat und ihn schon früh ermuntert hat, Töne in seiner Umgebung charaktermäßig/ tonhöhenmäßig zu "erfühlen".
    LG Juju
     
  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Das zeigt für mich, wie willkürlich begrenzt unser Tonsystem doch ist. Und doch meine ich, dass ein wenig davon auch schon in komplexen Akkorden steckt, die eben nur gut klingen, wenn die Einzeltöne nicht exakt nach Stimmgerät gespielt oder gesungen werden.
     
  20. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, herr collier kann sehr gut singen.

    er ist aber auch ein sehr guter geschäftsmann: völlig normales hörtraining in guter bis sehr guter chorarbeit in worthülsen wie "vierteltöne" usw. zu kleiden und mit etwas weltmusik flair gewürzt als neuheit zu verkaufen, ist schlicht genial.

    es können auch sehr viele andere menschen gut singen: ein ohr nach skandivanien zu richten lohnt hier ungemein. technisch sind die vorgeführten kunststücke normals singeübungen, die zum ziel haben, sogenannte "herkömmliche" harmonien richtig zu singen als auch alle neueren ideen erstens überhaupt und dann ebenfalls richtig zu singen. das viel gepriesene absolute gehör ist da längst durch praktikablere konzepte ersetze, die geeigneter für die neuere komplexe chormusik sind.

    muß mensch ja alles nicht wissen wollen... is klar.

    und warum sollte ein guter weinhändler nicht einfach alten wein in neue schläuche machen, solange dafür mehr bezahlt wird.

    :-D
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden