Wie habt ihr den Weg zur Improvisation gefunden? Gibt es den "Königsweg"? Was hemmt euch?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Dreas, 3.Mai.2017.

  1. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Das habe ich als selbstverständlich angesehen. Handwerkszeug ist notwendig, aber nicht hinreichend. Allerdings sucht sich mit mehr verfügbaren Handwerkzeug der Gestaltungswille neue Wege, da gibt es eine Rückkopplung. Und ohne Handwerkzeug findet der Gestaltungswille keine Wege.

    Dein Handwerkzeug sind die Wege, die Du gehen kannst. Das Beschreiten ist ein anderes Thema, aber ohne Wege geht es nicht und ohne den Willen des Beschreitens helfen Wege auch nicht. Aber was ist wichtiger: Der Weg oder der Wille des Beschreitens? Da beide eine conditio sine qua non sind, ist die Frage unbeantwortber.

    Steve Lacy sagte mal:
    "In fifteen seconds the difference between composition and improvisation is that in composition you have all the time you want to decide what to say in fifteen seconds, while in improvisation you have fifteen seconds."
    Für die Antwort brauchte er 15 Sekunden.

    Grüße
    Roland
     
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Für die Zögerlichen, die lieber erstmal genau überlegen, was sie sagen wollen, ist die Komposition eines Solos möglicherweise ein guter Einstieg. Einfach mal einen selbsterfundenen Chorus aufschreiben. Wie jemand, der einen Vortrag halten muss, aber sich nicht traut, diesen frei zu halten und deswegen alles aufschreibt und dann abliest. Als nächstes den selbsterfundenen Chorus auswendig spielen. Dann nur einige "Stichworte" vorformulieren und an bestimmten Stellen einsetzen, den Rest versuchen frei zu gestalten.
    LG Juju
     
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  3. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Absolut...
    dennoch hast Du in Dir den Willen, Dich einem anderen Menschen mitzuteilen...
    → weil wir soziale Wesen sind, die in einer Gruppe leben, in welcher es Kommunikation geben muss
    - und zur Not machst Du das auch mit den Händen und Füßen ;-) wenn Du diese spezielle Sprache nicht kannst
    rafiniert Feinheiten kommen dadurch viel. nicht so rüber, aber das Groß wird verstanden...

    was uns zu @Roland 's:
    bringt:
    Ich geh mal davon aus, dass Du was zu sagen hast ;-)
    just do it!
    Und selbst die Großen Schweiger - wie Miles, der eher Wert legte, auf das, was nicht gespielt wird, a la Bassist Charlie Hayden,
    haben dennoch was zu sagen.

    Und ein Großteil der 'Improvisation' untliegt auch einfach der Persönlichkeit...
    der Stille(re) Typ, der Plauscher, der Präzise, der Denker, der Philosoph, etc...
    man kann das ja nicht einfach abkoppeln...[Stichwort wäre hier: Themenzentrierte Interaktion - das ist jetzt aber bisi weitgefasst]

    Spielen!
     
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  4. GelöschtesMitglied5775

    GelöschtesMitglied5775 Guest

    Zu viel Kopf und Nachdenken, welche dim Akkorde hier am besten sind und dann ist es schon wieder vorbei
    Viel hören, ausprobieren, nachspielen, rhythmisch verschieben undundund bringt weiter....Üben quasi...
     
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  5. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @Juju

    Eine sehr gute Analogie! Wo ich grad' darüber nachdenke sehe tarsächlich auch Parallelen wie ich Vorträge halte.

    Wenn ich mal versucht habe einen vorformulierten Vortrag zu halten, war ich nie gut. Ich muß frei vortragen!

    ABER: Ich orientiere mich an meinen Charts, habe da für mich ggfs. auch noch wichtige Stichworte notiert, um nichts wesentliches zu vergessen.

    Bei der Impro mache ich es ähnlich. Ich orientiere mich an den Akkordsymbolen oder auch an den Noten des Themas und weiß dann was ich "sagen" möchte.
    (Natürlich kann ich noch nicht alle Akkorde auswendig, aber bei den gängigen weiß ich schon was da passt.)

    CzG

    Dreas
     
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  6. macpom

    macpom Ist fast schon zuhause hier

    Ich improvisiere vom ersten Tag an. Ich spiele mich immer erst ein. Das mache ich ohne Noten. Einfach irgendwas, ohne Plan. Machmal bin ich nach einer Stunde damit fertig und dann packe ich wieder ein. Das Ergebniss ist nach mehr als 6 Jahren aber dennoch sehr bescheiden. Über eine Akkordstruktur sauber zu improvisieren, keine Chance. An dem Thema bin ich aber dran. Aber jede Form einer Regel hemmt mein Spiel ungemein. Das verbraucht zu viele meiner Resourcen. Ich hoffe immer noch, dass sich das etwas ändert.

    Andreas
     
  7. RalfAd

    RalfAd Schaut nur mal vorbei

    Ich bin auch gerade dabei mich dem Thema zu nähern. Letzte Woche bin ich mit meinem Lehrer (4. Unterrichtsstunde) die Dur-bluestonleiter und die Moll-bluestonleiter in C durchgegangen. Ebenso wie einige Übungen zur Pentatonik. Dann haben wir noch abwechselnd über einen C-Blues improvisiert. Das hat natürlich Spaß gemacht obwohl die beiden Tonleitern noch nicht so ganz schnell von der Hand gehen. Die Woche dann beide Tonleitern geübt und auch mal auf eine andere Tonart verschoben.
    Ich kenne das Thema ja bereits von der Gitarre daher hab ich zumindest mal den Ablauf beim "normalen" Blues im Gehör und weiß auch welche Töne in den gängigen Akkorden vorkommen.. Zum flüssigen Improvisieren fehlt einfach noch etwas das Grundgerüst bzw. die notwendige Übung verschiedenen Läufe. Aber das wird schon noch.

    Ralf
     
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  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist vollkommen richtig.

    Für mich ist Improvisation weniger eine Denksportaufgabe sondern eher eine emotionale Angelegenheit.

    Die komplexen Jazzharmonien erschweren dies. Meist ist man ja bereits froh, wenn man möglich unfallfrei durchgekommen ist.

    Der Vergleich von @Dreas hinsichtlich Redevortrag ist gut.

    Nur wenn ich im Thema absolut sattelfest bin, kann ich einen freien überzeugenden Vortrag halten.

    Übersetzt auf den Mainstream-Jazz ist die Sicherheit meinereits nur bedingt vorhanden.

    Daher werden meine Soli aktuell "improvisiert" sein. Erschwerend kommt hinzu, dass ich schon lange Jazz der Eliten höre und daher meine persönlichen Ansprüche für den Mainstream-Jazz zu hoch sind.

    Der E-Bass öffnet mir aber die Tür, die ich mit dem Saxofon abgeschlossen hatte.
     
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  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Irgendetwas ohne Noten ist ja ok. Da wirst Du aber das spielen, was Dir leicht fällt - tendenziell "immer dasselbe". Da ist kein Fortschritt zu erwarten
     
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  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Andreas,

    man muss nicht unbedingt über komplexe Jazzharmonien improvisieren können. Es gibt grandiose Musiker, die z.B. im Blues zuhause sind.
     
  11. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Also - in der Musik bin ich nicht so der große Theoretiker.

    Daher ist für mich der Ausgangspunkt immer die Melodie (in der Regel gefallen mir melodienahe Improvisationen auch besser).

    Gleichzeitig mache ich mir aber schon klar, was die harmonische Grundstruktur ist. Ich unterscheide dann vor allem danach, welche Akkorde eng verwandt sind (die haben dann häufig sehr ähnliches Tonmaterial, in dem man sich sicher bewegen kann) und welche Akkorde weiter oder sogar sehr weit entfernt liegen - an den Stellen heißt es dann aufpassen.

    Wenn das erstmal klar ist, spiele ich mit diesem "Grundwissen" ausgestattet eher drauflos. Anfangs sehr nah an der Melodie und mit jedem weiteren Chorus ein Stückchen weiter weg und höre, was funktioniert und was nicht. Wenn was nicht funktioniert, versuche ich zu verstehen, warum nicht; sozusagen "informed trial and error".

    Und das dann immer wieder.

    Mit der Zeit wird man dann immer sicherer und mutiger, kann anderswo Gehörtes aufgreifen usw.

    Aufschreiben oder ausnotieren tue ich eigentlich nie.

    So long

    Stevie
     
  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @macpom

    Hallo Namensvetter,

    @Stevie hat einen m. E. gut gangbaren Weg beschrieben, den ich auch häufig nutze.

    Die Impro aus der Melodie ableiten.

    Wenn ich keine Lust habe ein Stück anslytisch auseinander zu nehmen und die Impro systematisch vorzubereiten, ist das ein sicherer Weg.

    Du verwendest einfach das Notenmaterial aus dem Thema und variierst das rhythmisch, in der Phrasierung.

    Nach mehreren Durchgängen findet man auch weitere Töne, die zu den Akkorden passen.

    In meiner Aufnahme von "Cry me a River" vom April JAZZ TOTM habe ich das z. B. so gemacht.

    Vorteil dabei ist auch, das sehe ich so wie @Stevie , daß man auch immer wieder Phrasen der Melodie zitiert. Dadurch bleibt das Stück jeder Zeit erkennbar.

    Impros, die völlig losgelöst vom Stück statt finden, gefallen mir häufig nicht.

    CzG

    Dreas
     
  13. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Ab dem Stadium, in dem man alle Akkorde sicher deuten, schnellstmöglich abrufbereit und miteinander verknüpfen kann, so meine eigene Erfahrung, bringt das Improvisieren erst so richtig Spaß. Es ist ein komplexer Weg zugegebenermaßen... Aber er hat sich für mich definitiv gelohnt.
     
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  14. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Äh....wie? Mir soll das noch keinen Spass machen, so wie ich es mache?

    War das bisher kein Spass?.....:(....ist mir gar nicht aufgefallen....:eek:

    (und was macht @Wuffy nun?)

    CzG

    Dreas

    P. S. schon klar, daß dann möglicherweise sich alles noch besser anfühlt....kann ich (noch) nicht beurteilen....aber DAS sich dann erst Spass beim Improvisieren einstellt ist schmarrn!
    Und solch ein Statement schreckt jeden Improanfänger ab!
     
  15. annette2412

    annette2412 Moderatorin

    ich glaub, ich weiß, was @jazzwoman meint ......und es ist genau das, wo ich irgendwann gerne hin möchte!

    Mir macht mein teilweise konzeptloses Improvisieren auch sehr viel Spaß, und es sind auch viele Bauch-Glückstreffer dabei....

    Aber das Gefühl, bei z.b. halbtaktigen Akkordwechseln immer noch den Überblick zu behalten und diese mit richtigen Tönen zu verbinden, stelle ich mir toll vor... und darauf freue ich mich in ein paar Jahren richtig!

    Liebe Grüße
    Annette
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Mai.2017
  16. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Du würdest bestimmt vielen einen Gefallen tun und hörbar-beispielhaft als Vorbild weiterhelfen, wenn Du auch mal bei den monatlichen TOTM's mitspielen würdest.

    Ich meine eben immer musikalisches sollte man auch hören, statt seitenweise nur schreiben....ist wie TV ohne Ton...oder TV-Ton ohne Bild.

    Wahrsch. bin ich aber zu doof und zu alt, dass ich das so sehe. o_O

    Gr Wuffy
     
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  17. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @annette2412

    Ich weiß auch was sie meint....aber es ist m. E. die völlig falsche Botschaft in einem Thread wo es darum geht Wege zur Impro zu diskutieren, auch für die, die sich nicht richtig trauen.

    Und Spaß an der Musik stellt sich nicht erst ab einem bestimmten Level ein!

    Warum?

    1. Macht es bevor man DAS kann auch viel Spaß
    2. Heißt es nicht, daß man schlecht improvisiert, wenn man
    die Akkorde nicht beherrscht
    3. kann man z. B. mit einer Bluestonleiter wundervolle Soli zu
    Bluesstücken spielen.

    Solche, gut gemeinten, Aussagen, auch noch von einer Lehrerin, schrecken Improneulinge einfach ab. Habe ich immer wieder gehört...."neeee....kann noch nicht improvisieren....bin nicht gut genug....verstehe zu wenig von Harmonielehre". o. ä.

    VÖLLIGER Quark!

    Klar, @jazzwoman MUSS das können...sie ist ja Lehrerin....

    Und daß das, wenn man es kann, sicher hochbefriedigend ist, auch keine Frage....

    Aber das Statement an sich....sorry @jazzwoman , ich sag es deutlich...ist einfach Unsinn und irreführend...

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Mai.2017
    bluefrog gefällt das.
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Es kommt auf den Standpunkt an...

    Wenn ich einen bestimmten Jazz-Stil spielen möchte, kann ich nur darüber "unbeschwert" improvisieren, wenn ich das Handwerkzeug hierfür mehr oder weniger drauf habe. Daher gebe ich @jazzwoman recht. Daher machen mir Jazz-Standards auf dem Saxofon zur Zeit wenig Spaß; denn ich übe dies nicht.

    Ihre Aussage würde ich daher eher so interpretieren: "Es lohnt sich zu üben!".
     
    p-p-p, last und GelöschtesMitglied4288 gefällt das.
  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Jeder nur einen Stein!
     
    edosaxt, zwar, mato und einer weiteren Person gefällt das.
  20. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ganau!



    CzG

    Dreas
     
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