Wartungskosten bei hochpreisigen Hörnern

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Dundy, 25.Dezember.2017.

  1. Dundy

    Dundy Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi zusammen,

    ist es eigentlich bei Saxophonen ähnlich wie bei Autos? Sind Wartungen und Reparaturen von Hörnern im hochpreisigen Bereich auch teurer, als bei günstigen? (Einstellungen aufwendiger? Ersatzteile teurer? Mehr zu machen?)
     
  2. last

    last Strebt nach Höherem

    Ich denke, es ist eher anders herum...
    Die bessere, präzisere und stabilere Mechanik hochpreisiger Hörner wird die Wartungskosten eher senken.
    Da könnten bestimmt @Toko und @ArminWeis qualifizierte Auskunft geben.

    :)last
     
    _Eb, Dreas, Sandsax und einer weiteren Person gefällt das.
  3. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    viele Fachwerkstätten beginnen mit dem Verkauf von Neuinstrumenten ab einem guten, qualitativen Level. Das beinhaltet generell eine gut verarbeitete Mechanik und Verschleißmaterialien, sowie einen soliden Korpus.
    Damit spielt es denn keine Rolle mehr, ob es ein gutes Einssteiger Instrument ist, oder ein professionelles Saxophon, es wird den Preis bei einer Reparatur nicht unterschiedlich machen.
    Ob Einsteiger- oder Profisax, Polster-, Kork- und Filzmaterial etc. sollten immer eine gute Qualität haben, damit beide Klassen eine dauerhafte Spielbarkeit erreichen.
    Daher sind die Wartungskosten bei Einsteiger- und Profisaxophonen gleich, da sie mit gleicher Sorgfalt zu behandeln sind.
    Daher sollte auch akzeptiert werden das Werkstätten, dazu zähle ich auch, Reparaturen von „Billigsaxophonen“ ablehnen, wenn wir denn erkennen das durch mangelnde Verarbeitung und Materialien auch mit der besten Reparatur kein dauerhaft gutes Ergebnis erreicht werden kann. Unprofessionell wäre es solche Reparaturen mit dem Wissen einer Kurzlebigkeit durchzuführen, da investiertes Geld nur kurze Zeit zur Freude beiträgt.

    Ausnahmen stellen die Vintagesaxophone. Diese benötigen eine weitaus zeitintensivere Zuwendung und Detailverliebtheit, wenn sie denn am Ende einwandfrei und leichtgängig funktionieren sollen. Schon alleine wegen des Alters der Materialien müssen hier auch mehr Austausch- und Neuanfertgungsarbeiten getan werden.

    Gruß, ToKo
     
    Rick, Mummer, Bereckis und 6 anderen gefällt das.
  4. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Auch wenn ich keiner der oben genannten bin, will ich dennoch kurz was dazu schreiben ;).
    Generell haben Saxe der oberen Preisregion wie schon gesagt eine idR besser eingestellte Mechanik.
    Es gibt weniger Spiel in den Achsen, Spitzschrauben sind besser eingepasst und grobe Ausfälle der Mechanik sind kaum zu erwarten. Bei einem Serie 3 zB zentrieren sich die auf Spitzschrauben gelagerten Mechanikteile von selbst, sowas überholt man gern.

    Den Löwenanteil der Kosten für eine GR macht dennoch die Polsterung, Reinigung und Feineinstellung aus, so daß die Kostenunterschiede nicht gewaltig ausfallen werden (außer bei Vintage Teilen mit massenhaft Baustellen).

    Was zu erwähnen wäre, sind die "Besonderheiten" der Taiwan Hörner, deren Fabrikanten es bis heute nicht schaffen, normale Spitzschrauben zu verbauen. Dadurch hat man oft schon ab Werk eine klapperige Mechanik, die bei Überholungsbedarf dank weichen Materials nochmal deutlich schlechter in Schuss sein wird.
    Um so ein Instrument auf das Niveau eines höherklassigen Horns zu bringen, ist immenser Aufwand von Nöten ( Anfertigen und Einpassen von Hülsen, neuen Spitzschrauben), der bei uns mit zusätzlichen 200 bis 300 € zu Buche schlägt.

    VG
    Jens
     
  5. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    dem muss ich etwas wiedersprechen. Ich habe Einsteigerinstrumente eines Herstellers gehabt, dessen Toleranzen um ein Vielfaches geringer waren als die Profiserie des selbigen Herstellers. Und das über einen immens langen Zeitraum gleichbleibend hinweg.

    Die Selbstlagerung beim SA 80 III mit den Spitzschruben ist mit Verlaub der letzte Mist. Diese haben nämlich ständig oder nach kürzester Zeit achsiales Spiel, welches wir nahezu bei jeder Reparatur oder Generalüberholung aufarbeiten. Hier ist eine perfekte Feinjustage z. Bsp. bei tief Cis gar nicht erst möglich. Und gerade da kommt es auf den 1/10 mm an.

    Gruß, ToKo
     
  6. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Toko,
    Das mag ja so sein, Ausnahmen bestätigen bekanntermassen die Regel ;).

    Die Aussage überrascht mich. Ich habe zwar erst ein paar dieser Instrumente überholt, kann aber nicht von solchen Erfahrungen berichten. Bei den vorliegenden Instrumenten hat das gut funktioniert. Und wir achten sehr auf perfekt eingestellte Mechanik.
    VG Jens
     
  7. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    naja, aber es ist doch eigentlich recht logisch. Du hast das Röhrchen der Machanik, dass an den Enden zylindrisch gebohrt ist. In diesem Röhrchen ist ein weiteres Röhrchen mit einer Feder, die das Innere Röhrchen an die Schraube drückt. Damit sich das Innere Röhrchen bewegen kann darf es nicht zu press sein. Also muss Du minimales Spiel haben. Leider wird aus dem minimalen Spiel dann meist etwas mehr, was sich achsial auswirkt.
    Das mag ja auch mal von den Toleranzen hinhauen. Allerdings arbeiten wir von 10 Saxophonen dieser Art 7-9 nach, da uns das Spiel Zuviel ist. Das muss nicht bei allen Klappen an einem Instrument sein, aber 1-2 Klappen sind es mindestens.

    Gruß, ToKo
     
  8. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Entschuldigung, radial, nicht achsial.
     
  9. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Von Prinzip her ist das klar. Bei Selmer ist die Fertigungsgenauigkeit ja auch nicht immer die beste, wie wir wissen.
    Wenn man vereinzelt mal Hand anlegen muss ist das aber m.E. kein Grund, das System als ganzes zu verteufeln.
    Da bereiten mir viele andere Hörner (v.a. aus Taiwan) einiges mehr an Unbehagen.

    VG
     
  10. last

    last Strebt nach Höherem

    :eek: Sie haben Jehova gesagt! Sie haben Jehova gesagt! :eek:

    :Dlast
     
    Claus, hoschi, KUS und 2 anderen gefällt das.
  11. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Aber bitte jeder nur einen Stein. Andererseits, es wird nicht zum Äußersten kommen, weil hier ja (Jehova sei Dank) immer genug Weibsvolk anwesend ist.
     
  12. last

    last Strebt nach Höherem

     
    Pil, RomBl und hoschi gefällt das.
  13. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Da Du so darauf herumreitest: Welche Hörner aus Taiwan meinst Du da genau? Welche Erfahrungen hast Du beispielsweise in den letzten sagen wir mal zehn Jahren mit den Hörnern von Expression gemacht? Die kommen ja aus Taiwan. Aber Taiwan hat ungeheuer viele Hersteller, also so eine generelle Aussage hilft da nicht weiter, deshalb hätte ich da gern konkrete Beispiele (da ich sowohl ein Expression Tenor als auch ein Expression Alto spiele und sehr zufrieden damit bin).

    Wenn Du das so siehst, hast Du doch bestimmt Gründe dafür. Also welche Expressions sind gut für den Reparateur oder gut eingestellt (Deiner Erfahrung nach) und welche schlecht? Oder welche anderen Marken meinst Du? Hier im südafrikanischen Raum sind beispielsweise auch die Hörner von P.Mauriat sehr beliebt und verbreitet, ebenfalls Taiwan, und diejenigen, die ich davon selbst testen konnte, sind hervorragend. Allerdings besitze ich keins und kann deshalb nichts dazu sagen, wie das bei einer Reparatur aussieht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Dezember.2017
    Rick und Amopehe gefällt das.
  14. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Soweit mir bekannt betrifft das alle Hörner, die komplett in Taiwan gefertigt sind (auch und insbesondere Mauriat). Ich beziehe mich dabei vor allem auf die Spitzschraubenproblematik und allgemein sehr weiche Mechanik.
    Es mag Ausnahmen geben, ich kenne zumindest keine. Sollte jemand eine kennen, wäre ich sehr neugierig.

    Bei uns in der Gegend wird Expression nicht so oft in der Werkstatt vorbeigebracht. Diejenigen die ich in den Händen hatte waren überwiegend älteres Baujahr und "unauffällig". Das heißt die übliche Bauweise mit den üblichen Pros und Kontras. Kann dir da also nicht wirklich was spezielles zu sagen.
    Ich beziehe mich dabei aber vor allem auf bauliche Merkmale. Hinsichtlich klanglicher oder intonatorischer Tendenzen kann ich nichts sagen, da ich erstens kein professioneller Saxophonist bin, und zweitens in der Werkstatt nicht die Zeit habe, ewig darauf herumzublasen um einen wirklich fundierten Eindruck zu bekommen.

    VG
    Jens
     
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Der Wartungspreis mag bei verschiedenen Instrumenten gleich sein.Wie bereits angedeutet definiert sich der tatsächliche Preis aber über die Haltbarkeit.

    Ich hak mich hier nochmal ein, weil das hier kontrovers diskutierte Serie III seit 20 Jahren spiele. Es wurde zuletzt vor ca. 5 Jahren an einer Top-Adresse generalüberholt, ist seitdem vermutlich noch besser als vorher. Bei wechselnd intensiver Nutzung als Amateur habe ich keine nennenswerten Ärgernisse damit gehabt - es hält. Der Preis der GU relativiert sich dadurch natürlich, die Wartungskosten sind unterm Strich gering.
    Ganz anders mein 10M. Hier gibt es einen Spitz- und Madenschraubenmechanismus, der regelmäßige Zuwendung braucht, damit die Mechanik ihr - wie ich finde ordentliches - Potential ausschöpfen kann. Wenn man das nicht selber lernt einzustellen, steigen die Wartungskosten schnell an. Klar ist das Conn "Vintage", ich glaube aber dass diese Anfälligkeit eher mit der Konstruktion als mit dem Materialalter zu tun hat.

    Den hier diskutierten Selmer-Spitzschraubenmechanismus mit der gefederten Hülse habe ich bisher nicht so oft anfassen müssen. Die Einwände von @Toko lese ich mit Interesse, er ist ja nicht alleine mit dieser Kritik. Vielleicht habe ich mit meinem Exemplar etwas Glück gehabt, ich kann hier über die Jahre quasi kein relevant zunehmendes Spiel feststellen. Vielleicht ist es auch eine Frage der Gewohnheit, welche Toleranzen man als akzeptabel empfindet, und der Instrumentenbauer ist vielleicht einfach strenger. In Sachen Straffheit würde ich schon sagen, dass das frisch justierte Conn das Serie III wohl in den Schatten stellt. Und es gibt vielleicht ein paar Konstruktion, die hier noch eins draufsetzen können. Nach ein paar Monaten sieht das aber wieder ganz anders aus - das Conn will nachjustiert werden, das Serie III bleibt einfach da, wo es ist. Und nach Jahren ist es im Wesentlichen immer noch da. Für meine Bedürfnisse ist das jedenfalls nicht schlecht, wenn ich auch nach einer Spielpause ein Horn zum Gig schleppen kann, von dem ich weiß, dass es einfach nie Ärger macht.
     
  16. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Die Antworten sind ja bereits sehr profund und umfangreich.

    Letztendlich hängt es auch wieder von den Eigenarten/Bauweisen der einzelnen Hörner ab, und von daher wäre es übersichtlicher den Vintage Bereich bei der Beantwortung auszuklammern und sich auf aktuelle Modelle, d. h. dann (leider) weitgehend ausnahmslos Saxophone im Selmerdesign der 40er Jahre zu beschränken.

    Erweitern würde ich die Fragestellung um: seltener nachzustellen und zu warten? Ersatzteile verfügbar oder müssen sie angefertigt werden?

    Die Logik sagt mir, dass die entstehenden Wartungskosten vom zu erwartenden Verschleiß (bei vergleichbarer Belastung(!) und Pflege durch den Anwender) und der Stabilität der Einstellung unter Belastung abhängig von den verbauten Materialien und der Sorgfalt der Montage abhängen müssen.

    Die Qualität der verbauten Materialien, Nachhaltigkeit der Konstruktion (die viel erwähnten Spitzschrauben z. B.) und die Präzision der Montage werden sich zwangsweise in den Produktionskosten wiederfinden, die sich wiederum im Preis des Instruments abbilden müssen.
     
    Dreas gefällt das.
  17. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Gibt´s für den Laien eine Möglichkeit zu prüfen, ob die Spitzschrauben perfekt eingepasst sind?
     
  18. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Klar, einfach mal axial und radial an der Mechanik wackeln.
    Wenns wackelt hats Spiel. ;)
    Wenn richtige Spitzschrauben zu weit angezogen sind, klemmt bzw. matscht die Mechanik. Um das zu merken muss man aber manchmal die Unterschiede kennen.

    Um herauszufinden, ob man wirkungslose Pseudo-Spitzschrauben hat: Selbige ganz rausschrauben und mal direkt ins Röhrchen der Mechanik stecken. Wenn die bis zum Gewinde reingeht, d.h. der Anschlag am Gewinde ist, ist es eine solche.
    Achtung, war es eine richtige, ist die Einstellung evtl. futsch. ;)

    VG
    Jens
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden