Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem


    Ich sehe an deinem Beispiel für mich persönlich ein Problem:

    Wenn ich eine Aufnahme gemacht hätte, die mir gefällt, wäre für mich persönlich das Entscheidende, dass ich sie gemacht habe, weil es hieße, dass ich es geschafft habe, etwas zu machen, mit dem ich zufrieden bin, das ganz authentisch aus mir heraus entsteht. Ich an der Stelle gar nicht darüber nachdenken, ob es "objektiv" eine gute Aufnahme ist, würde aber auch nicht den Anspruch stellen, dass die Aufnahme anderen genauso gefällt wie mir oder sonst wie toll ist.

    Deswegen finde ich, dass dein Beispiel vielleicht zu sehr dazu verleitet, sich selbst zu hinterfragen. Letztendlich kann man nur wissen, wie jemand etwas wahrnimmt und fühlt, wenn man "live" dabei ist und das Gegenüber einem auch einen direkten Einblick in das eigene Erleben ermöglicht.

    Das ist jetzt meckern auf hohem Niveau, vielleicht habe ich auch deinen Text falsch gelesen und verrenne mich da in ein Missverständnis.

    Ich möchte dich damit nicht beoberlehrern oder angreifen.
     
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  2. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Hi @Paul2002 - überhaupt kein Problem und ja, das ist schwieriges Terrain. Man könnte verallgemeinern, dass alle Musiker (ein Wenig) narzisstisch veranlagt sind, das ist auch ok so. Der Grad ist das Entscheidende :)

    Klar kannst Du sagen "Ich hab da mal 'Giant Steps' eingespielt, ich hoffe, Euch gefällt es wie es mir gefällt (sonst hätte ich es ja nicht eingestellt)". Die Grenze verläuft irgendwo zwischen dem und "ICH habe hier die ultimative Aufnahme von Giant Steps eingespielt und ihr habt sie alle zu 'liken'". Es geht dabei um die Erwartungshaltung, dass etwas den Anderen "zu gefallen HAT" - das wird leider heutzutage durch die "Like"-Society etwas stark befeuert.
     
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  3. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Ein sehr guter Satz, der mir beim ersten Lesen leider durchgerutscht ist. Darum noch eine zweite Antwort:

    Es ist ein Zeichen der Entwicklung weg vom "frühkindlichen Egozentrismus" zum reflexiven Selbst zu gelangen. Vereinfacht gesagt gibt es Menschen, denen der Schritt in gesundem Maße gelingt, Menschen, die den Schritt zu weit machen und sich selbst ZU SEHR hinterfragen und zum Zweifler werden und wenig Selbstbewusstsein an den Tag legen und Menschen, die den Schritt nicht ausreichend tun. Du merkst schon an der Wortwahl, dass es auch da einen "gesunden Mittelweg" geben kann.

    Bezeichnenderweise sind es häufig Kinder narzisstischer Eltern, die entweder zu weit oder gar nicht springen können. Denen fehlt häufig ein Vorbild, das den gesunden Mittelweg beschritten hat oder die Kinder entsprechend anleiten kann.
     
  4. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Es bereitet mir viel Freude, deine Beiträge zu lesen, @scenarnick, weil ich dir zustimme und mich freue, dass ein so konstruktiver Diskurs stattfinden kann, ohne, dass es Krieg gibt.

    Dafür danke ich dir und den anderen, die sich hier beteiligt haben oder noch beteiligen wollen : -)
     
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  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich bin für gegen Like-Buttons! ;-)
     
  6. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Das gibt einen Like von mir, bin ich auch für gegen!
     
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  7. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Darf ich das liken? ;)
     
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  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    @scenarnick
    Ja!

    Man kommt manchmal gar nicht hinterher mit dem liken oder? ;-)

    Mal ernsthaft: ich finde das ist fast schon eine Währung. Schlimm :rolleyes:
     
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  9. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Da hast Du etwas SEHR wahres gesagt - passt nur nicht ganz in den Faden hier, das weiterzudiskutieren. Die ganzen Influenza (äh... Du weißt was ich meine) nutzen ihre Likes und "Reichweite" in genau dieser Art. Auf Musik in C-Zeiten übertragen müsste man sich fast wünschen, dass sich Klicks auf YT-Kanäle der professionellen Musiker direkt in € oder $ umsetzen ließen. Aber ich schweife ab - sorry. :topic:
     
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  10. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Einer noch - gerade wird mir im Faden das hier als Werbung angezeigt...

    upload_2021-4-18_20-52-50.png

    BB is listening - Telescreens everywhere ;)
     
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  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ja, wir sind gerade ziemliche Offtopic-Master :p

    Aber wie würde sich das mit Likes bei einem realen Gespräch darstellen?
    Wenn es der Gruppe gefällt bekommt der Sprecher Kronkorken o.Ä. an den Kopf geworfen??? :laugh:
    Hach, lustig. Möcht ich mal machen.

    Ok, bin jetzt auch ruhig :rolleyes:
     
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  12. Rick

    Rick Experte

    So, wie man es eben gerade NICHT so einfach schriftlich machen kann: Mit Lächeln, Nicken, Klatschen, Daumen hoch... ;)
     
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  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ...oder Kronkorken? :duck:

    Lächeln, Nicken, Klatschen...pah! Das kann man nicht sammeln ;-)
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Das ist genau das Dilemma des Künstlers!

    Ich für mich habe das so gelöst, dass ich mich bemühe, etwas so zu machen, dass es in erster Linie mir gefällt, sind andere daran beteiligt, auch diesen, denn ein Konzert ist ja in aller Regel eine Ensembleleistung - schon deshalb schwer für krankhafte Narzissten, weil sie ja gerne im Mittelpunkt stehen. ;)

    Gefällt es anderen, dann freut es mich, aber ich habe im Lauf der Zeit aufgegeben, etwas in erster Linie oder gar ausschließlich dafür zu machen, dass es anderen gefällt. JEDEN Geschmack trifft man sowieso nie...
    Anders ist es freilich, wenn man einen Auftrag hat, etwa ein Werbejingle oder einen Video-Soundtrack - da gehe ich aber auch anders ran und stecke nicht mein "Herzblut" in diese Arbeit, dann bin ich einfach Handwerker im Kundeninteresse.
    Wenn es dann gut beim Auftraggeber ankommt, bin ich selbstverständlich zufrieden, aber es bedeutet mir nicht so viel wie etwas, in dem ich quasi mich selbst verwirklicht habe.

    Umgekehrt irritiert das allerdings manche Kollegen, wenn sie mir etwas zum Anhören vorspielen und ich als erstes danach frage, was sie damit anfangen möchten; aber so bin ich nun mal, das ist meine Herangehensweise.
    Viele Künstler, die ich kenne, sehen das übrigens ähnlich: Man darf sich nicht zu sehr davon abhängig machen, ob ein Werk anderen gefällt, doch je mehr es in Richtung Auftragsarbeit geht, muss es nicht mehr unbedingt mir selbst gefallen.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Doch - in seinem Herzen, mit einem guten Gefühl. :)
     
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  16. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Wenn der Vortragende einen Hut aufstellt, kann man Münzen einwerfen... :smil3dbd4e29bbcc7:
     
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