Die Neigung des Saxophonhalses (Alto klassisch)

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Saxoryx, 17.Juli.2021.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Der Ray hats glaub ich drauf in Sachen Verständnis, wie das mit dem Ansatz funktioniert. Sehr einleuchtend und extrem gut demonstriert!
     
  2. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wovon hängt die Vibrationsfrequenz des Blattes ab? Von der Lippenspannung?? Nein, von der Tonhöhe. Die ganze Luftsäule schwingt mit dieser Frequenz. Dem kann sich das Blatt nicht entziehen.

    Er will einen fokussierteren, klareren Ton. Aber er bläst dann auch entsprechend "aktiver" (Stütze, Voicing).

    Wie beim Saxophon (Teal / Liebmann etc.) gibt es auch bei der Klarinette verschiedene "Schulen" des Ansatzes. Der "lächelnde" Ansatz mit "flat chin" (Benny Goodman) ist nicht der einzige. Auch der gute BG hat in seinen späteren Jahren umgelernt, weil er seinen Ton dünn und gepresst fand.
     
  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Klar hängt die Blattfrequenz auch von der Lippenspannung ab!
    Speeding it ab ist nur ein anderer Begriff für Hochdrücken, bzw. in dem Fall durch Verwendung von weniger Lippe die Frequenz weniger zu dämpfen.

    Letztlich meine ich das damit, wenn ich sage dass ich die Klarinette bei einem lockeren Ansatz in der oberen Lage nicht mehr intonieren kann. Da kann ich stützen und voicen wie ich will, ohne Druck geht’s nicht. Ray ging es natürlich mehr um den Klang hier.
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Juli.2021
  4. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Nochmal: ich spreche nicht von einem "lockeren Ansatz".

    Das Blatt schwingt mit der Frequenz des klingenden Tons. Wie ich den erreiche, ist dafür irrelevant.

    "Hochdrücken" kann nicht nur durch "weniger Lippe" gemacht werden.
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich sehe es andersrum. Der Ton klingt mit der Frequenz des schwingenden Blattes. Letztere ist durch alles mögliche beeinflussbar, nicht nur durch die Länge der Röhre.
    Ein Runterdrücken kann durch Dämpfung mit Lippe oder Zunge problemlos gemacht werden, also geht es auch andersrum. Ob das in einem relevanten Maß geht hängt vor allem davon ab, wieviel Dämpfung vorher vorhanden war. Ist aber eigentlich egal. Habe den Eindruck wir verzetteln uns in theoretischen Details, die wir praktisch vielleicht nicht großartig unterschiedlich betrachten würden.

    Mein Ausgangspunkt war eigentlich der, dass ich nach dem 3. Platz bei der Beißweltmeisterschaft im Klarinettenspiel 1996 mal schauen wollte, ob es auch komplett ohne Kieferkraft geht. 25 Jahre später würde ich sagen auf dem Sax ja, auf der Klari nicht. Wohlgemerkt persönliche Erfahrung.
     
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  6. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich muss sagen, es ist schon erstaunlich, was die Neigung ausmacht. Als ich das das erste Mal gesehen und gehört habe, fand ich das ehrlich gesagt ziemlich albern. John Harle war/ist Klarinettist und ich dachte, er will das Saxophon einfach der Haltung anpassen, in der er Klarinette spielt. Weil er das so gewöhnt ist. Mit einem Sopransaxophon wäre das natürlich am einfachsten, aber er wollte wohl Alto spielen, und also muss der Hals begradigt werden. Aber jetzt, nachdem ich ein paar Tage so geübt habe. finde ich das nicht mehr albern. Wenn ich jetzt das Alto steil vor mich halte, also so, wie es eigentlich normal ist, kommt mir das sehr gezwungen vor. Sobald ich es zur Seite verschiebe und damit die Neigung des Halses verändere, atme ich richtig auf. Das hängt sicherlich auch mit meinen Rückenproblemen zusammen, aber ich kann nur sagen, es hat mich überrascht. Und oftmals ist es ja so, dass man Dinge, die eigentlich für kranke Leute gedacht sind, um sie zu heilen, als gesunder Mensch durchaus dazu benutzen kann, um das Krankheitsbild gleich von Anfang an zu verhindern.

    Es ist natürlich immer noch Geschmackssache, hat sicherlich auch damit zu tun, wie man körperlich gebaut ist, wie lang der eigene Hals ist, wie krumm oder gerade der Rücken, wie geübt man generell im Spielen ist und auch darin, seine Körperhaltung halten zu können, auch über längere Zeit. Ich bin schwach und kann das nicht lange durchhalten, andere sind stark und können vielleicht stundenlang stehen und Saxophon spielen, gerade und aufrecht, ohne irgendwelche Probleme. Für mich ist die Haltung jetzt tatsächlich eine Erleichterung. Und sie hilft mir dabei, mich besser aufs Spielen konzentrieren zu können.
     
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Sicherlich macht die Neigung etwas aus, bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger. Meine These ist aber, es macht um so mehr aus, je ungeübter man ist. Hat man die "richtige" Technik und die nötige Kraft und Koordinationsfähigkeit ist es weitgehend egal, wie das Mundstück in der Schnute ist. Dann geht es hauptsächlich noch um Bequemlichkeit, also was einem am angenehmsten ist.

    Gruß,
    Otfried
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich glaub, @Saxoryx, dir geht es eher darum, nicht ungewohnt aufrecht und mit entspannt am Rumpf angelegten Armen zu spielen, d.h. in der natürlichsten Position, mit der du auch sonst sitzt oder stehst. Als mein erster Lehrer meine Haltung korrigierte, dachte ich "was soll der Käse, ich will jetzt erstmal Töne spielen". Heute ist mir klar wie fundamental die korrekte Haltung ist. Ohne die wird das nix. Und mit dem älter werden wird mir das Thema zunehmend bewusst.

    Ich glaub aber nicht, dass es bei den gestreckten Alt-Bögen in erster Linie um die Ergonomie geht, vielleicht am Rande. Ich denke da steckt eher eine Ansatzphilosophie dahinter, das Instrument bei gleicher Haltung steiler in den Mund zu nehmen. Ich denke, dass es sehr hilfreich ist, wenn man in sich hineinhört und Änderungen des Spielempfindens auf den Grund geht. Warum fühlt es sich besser an, warum schlechter? Sonst kommst du zu falschen Schlüssen und beim nächsten Mal versagt das neu gewonnene Konzept.

    Wenn z.B. die Besserung darin besteht, durch die seitliche Haltung die Oberarme hängen lassen zu können und deshalb weniger Schulter- und Rückenprobleme zu haben ist das gut. Wenn du aber folgerst, dass dir der steile Winkel besonders zusagt und deshalb bei der nächsten Gelegenheit einen steileren Bogen kaufst, könnte es sein, dass alles wieder schlechter wird, weil du das Horn jetzt mehr vorheben musst um mit dem Bogen deinen gewohnten Ansatz zu spielen. Troubleshooting beim Saxophon erfordert ein hohes Maß an körperlicher Introspektion und die dauert trotzdem manchmal Wochen oder Monate - oder erfordert einen guten Lehrer der ein Auge für sowas hat.
     
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  9. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ich wusste bisher nichts von für Klassiker „gestreckten“ Altbögen.

    Die Idee dahinter leuchtet mir zwar ein, denke aber spontan: derartig individualisierte Saxophone, also mit verändertem Originalbogen, würde ich nicht second hand kaufen wollen.
    Worauf man nicht alles achten muss…
     
    tomaso gefällt das.
  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Lies das Buch (die 2 Bücher) vom John Harle, kauf Dir Räucherstäbchen und genieße :)
     
    Sandsax, giuseppe und tomaso gefällt das.
  11. kindofblue

    kindofblue Ist fast schon zuhause hier

    Man soll so spielen, wie es einem wohl ist.
    Damit meine ich nicht, einfach so weitermachen wie immer, sondern sich ruhig mal hinterfragen.
    Schlussendlich nützt aber eine verkrampfte Position nix und verdirbt den Spass, zumindest aber längeres Üben!

    kindofrelax
     
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