7/4-Takt - Wie improvisieren?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Jazzica, 16.Februar.2020.

  1. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    in einer meiner Bands spielen wir gerade den Blues „Soul Surge“ von Freddie Hubbard. Harmonisch betrachtet ist das ein Blues, auf den man ganz gut improvisieren kann, aber der 7/4-Takt knockt mich aus. Ich würde so gerne zielsicher auf der „1“ landen, doch es verschlägt mich regelmäßig in die rhythmische Orientierungslosigkeit, wodurch alle meine schönen Blues-Licks und Ideen ins Leere laufen. Habt Ihr Tipps, wie man auf ungewöhnliche Rhythmen improvisieren kann?

    Danke und viele Grüße von

    Jazzica
     
  2. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Ein 7/4 oder 7/8 Takt ist eigentlich nur aus einem 4/4 (4/8) und 3/4 (3/8) Takt zusammengesetzt. Ob 3+4oder 4+3 erschliesst sich aus der Melodielinie. Oft spielt der Bass auch einen Ostinat durch, an dem man sich orientieren kann.
     
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  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Vergiss deine Licks und das normale "Immer-wissen-wo-die eins-ist". Spiel was einfaches, ganz gleichmäßiges, z.B. eine abgezählte Achtelgruppe auf jede 1 und im nächsten Chorus dann ein paar Noten in jede neue 1. Wie ein Improanfänger, der erstmal lernen muss, in der Form zu bleiben.

    Orientierung geht immer VOR Schönheit. :-D
     
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  4. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Und im Zweifel ist auch in den "odd meters" die Pause ein nicht zu unterschätzendes Stilmittel. (grade beim Blues :) )

    Cheerio
    tmb
     
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  5. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich habe die Nummer inzwischen gehört. Der Groove ist tatsächlich deutlich strukturiert - ähnlich wie bei Take 5 sind die letzten beiden deutlich abgesetzten Beats als Auftakt zu verstehen. Entsprechend würde ich da rangehen: Mit wenigen Noten diese beiden Beats füllen und die folgende 1 markieren. Dann warten...Pause, orientieren - und wieder Auftakt usw. Irgendwann hat man den Groove dann intus und kann einzelne Noten dazu nehmen.

    Interessant fand ich bei der Aufnahme den Umgang der Bläser mit diesem 7/4. mal landeten sie auf der 1, mal aber auch daneben. Sie haben sich selbstverständlich nie verlaufen, aber man konnte schon hören, dass der Aufbau der Patterns und Runs eher dem üblichen 4/4-Gespiele entsprach.
     
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  6. ppue

    ppue Experte

    Ich würde mich an eine 3 2 2-Aufteilung halten.
     
  7. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Vielleicht hilft es erst einmal gerade Viertel und Achtel dazu zu spielen, um in den Rhythmus zu finden. Wenn das klappt immer etwas weiter variieren.
     
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  8. Turmgeist

    Turmgeist Nicht zu schüchtern zum Reden

    Habe mir das Stück auch angehört und festgestellt, dass die Phrasen des Themas immer über 2 Takte gehen. Das würde ich beim Improvisieren auch so händeln, denn bei ungeraden Taktarten löst sich das ungerade nach 2 Takten gefühlt etwas auf.
    LG
    Andreas
     
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  9. ppue

    ppue Experte

    Da landest du aber bei 2 x 7 = 14 Schlägen, die weder Dreier- noch eine Vierer-Einheiten bilden. Damit verlierst du erst recht den Überblick, würde ich sagen, und spielst dazu noch gegen die Rhythmusgruppe an. Das kann man mal machen und ist auch garnicht schlecht, denn der stete 3 2 2-Aufbau im Solo ist auch irgend wann zu durchsichtig und langweilt.
     
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  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Kommt natürlich auf die Unterteilung an. 2-2-3 und 3-2-2 ist mir schon vorher untergekommen, letztens 2-1-2-2. (Und ja, es fühlte sich *nicht* wie 3-2-2 oder 2-3-2 an!)

    Grüße
    Roland
     
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  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    ...wobei die ersten drei Beats als 2x 1,5 gespielt werden - durch die Betonungen werden die ersten 5 Beats zur Einheit. Den Groove kann man sich eigentlich leicht merken.
     
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  12. Rick

    Rick Experte

    "Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es." (W. Busch)
    Sich viel damit beschäftigen, den Groove im Alltag öfter im Kopf "mitlaufen" lassen, sich rhythmische Figuren überlegen (geht gut beim Warten: auf die Beine trommeln usw.), zu einer Aufnahme mitspielen, sich überhaupt die Aufnahme viel anhören, sie auswendig lernen, ein paar Licks raushören usw.
    Das ist der "Trick". :cool2:
     
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  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    gaga vorhin eben beim Geschirrspülen: "Dang-Dang-Daaa-Dap-Dap-Dang-Dang-Daaa-Dap-Dap-Dang-Dang-Daaa-Dap-Dap-Dang-Dang-Daaa-Dap-Dap-Dang-Dang-Daaa-Dap-Dap..." :hammer:
     
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  14. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Empfinde ich auch so und erinnert mich stark an eine Clave, die eine 1/4 Pause nicht abwarten möchte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Februar.2020
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  15. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Danke Euch allen für die Tipps und Vorschläge! Vor allem über @gaga beim Spülen im 7/4-Takt habe ich mich köstlich amüsiert :D Was für eine nette Vorstellung. :applaus: (Hier fehlt ein Spül-Smiley)

    Ich habe mir die Aufnahme von Freddie Hubbard auf YouTube noch ein paar Mal angehört und meine, dass die „Diskrepanz“ (das stimmt natürlich nicht, aber mir fällt gerade kein besserer Ausdruck ein) zwischen dem Thema und dem Groove die rhythmische Unsicherheit bei mir verstärkt. Bisher habe ich mich sehr stark auf das Thema konzentriert, weil ich das ja spielen muss, und den Groove eher außer Acht gelassen. Das Thema mit den synkopischen Achteln wirkt fast wie ein Double-Time zum Groove, aber mit dem Groove kann man sich rhythmisch gut orientieren.

    Vorhin beim Üben habe ich auf die ersten Chorusse der YouTube-Aufnahme, wo das Thema im Vordergrund steht, den Groove mitgespielt und bei den Solo-Chorussen das Thema. Ich glaube, der Knoten wird sich lösen, sobald ich beides (Thema und Groove) gleichzeitig fühle. Meine Hoffnung ist, dass ich dann die Orientierung habe, also weiß, wo ich bin, und gleichzeitig den Rhythmus meiner Improvisation freier gestalten kann.

    Danke noch mal an Alle,

    und viele Grüße von

    Jazzica
     
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  16. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Deine Teller sind aber noch heile, oder?
    Habe gestern im 5/4 Takt gespült und später gespielt (Take Five).

    :D
    Mike
     
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  17. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Tipp von Dave: Der Bass suggeriert zwar eine 3-2-2 Gruppierung, aber kein Improvisierender (in der Jazzwelt) würde so denken, zählen würdest Du 4-3, wo Du dann die Basslinie im hinteren Teil des Taktes als vorgezogene "Pushes" wahrnimmst, was das Ganze grooviger macht.
    LG Juju
     
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  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  19. ppue

    ppue Experte

    Es ist ein Unterschied, ob ein improvisierender Jazzer über den 7/4-Takt spielt oder ein in solchen "krummen Takten" Unbewanderter versucht, einen Zugang zum Rhythmus zu finden. Den Grundgroove zu verinnerlichen halte ich für den besseren Einstieg.
    Natürlich ist es später interessant, den doch eher pumpenden und sehr starren Background der Rhythmusgruppe aufzubrechen, mit ihm zu spielen oder ihn zu konterkarieren.

    Die 4-3 Gruppierung hat den Vorteil, dass sie eben der starren Grundlage etwas entgegenstellt und trotzdem wieder auf der Eins landet. Nun bin ich kein ausgesprochener Jazzer, würde aber gerade deshalb gerne Wissen, wie Dave, speziell bei diiesem Stück, auf seine Einteilung kommt. Mir kommt es eher vor wie die Antwort auf die allgemeine Frage: Wie spielst du einen Siebener?
     
  20. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Lustig, ich höre 7/4 seit den 80ern/90ern, vor allem durch Sting und seine grandiosen Begleitmusiker aus dieser Zeit inspiriert, und denke eher in 8 - 1. Also eigentlich in 7 Schlägen oder halt ein 8/4-Takt, bei dem der letzte Schlag weggelassen wird.
     
    gaga und Rick gefällt das.
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