Die ersten Schritte zur Improvisation: Die Anfänger haben das Wort!

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von peterwespi, 4.Februar.2016.

  1. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Wie ich im Thread "Pentatonik - Moll UND Dur" angekündigt habe, eröffne ich hier einen neuen Thread, in dem sich vor allem Impro-Anfänger oder fortgeschrittene Anfänger zu Wort melden sollen. Gerne möchte ich von ihnen mehr über ihre ersten Schritte und Erfahrungen beim Improvisieren erfahren.

    Dazu einige Fragen, die nicht akribisch beantwortet werden müssen/sollen, sondern eher als Inspiration dienen:

    - Wie wurdest du an die Improvisation herangeführt?
    - Wie hast du diese ersten Schritte erlebt?
    - War zu Beginn die Theorie ein Bestandteil des Lernprozesses? Falls ja: War sie fördernd oder eher hinderlich?
    - Beobachtet dein Impro-Coach deine Lernfähigkeiten und passt seine Tipps gezielt darauf an? Falls ja: Wie?
    - Welche Tipps bekommst du betreffend Tonmaterial? Wie helfen dir diese?
    - Wird beim Lernprozess auch die Kreativität gezielt gefördert? Falls ja: Wie?
    - Was findest du bei deinem Imro-Unterricht gut und hilft dir?
    - Was vermisst du beim Impro-Unterricht? Was wünschst du dir?

    Ein wichtiges Ziel dieses Threads ist der Erfahrungsaustausch der Impro-Beginner untereinander, worüber sich Lehrpersonen ihre Gedanken machen können. Ich persönlich tendiere nach über 30 Jahren Impro-Unterricht zur einer gewissen Portion *Betriebsblindheit*, bemühe mich jedoch ständig, meinem Hauptleitsatz "Der Köder muss nicht dem Fischer, sondern dem Fisch gefallen" zu entsprechen. Ich hoffe, dass die verschiedenen gegenseitigen Erfahrungen helfen, Positives zu födern und Negatives in Frage zu stellen. Und ich bin überzeugt und freue mich darauf, dass ich hier meinen pädagogischen Horizont erweitern kann.

    In diesem Sinne: Liebe Impro-Beginner, haut in die Tasten! :)


    Eine Bitte an Lehrkolleginnen und Lehrkollegen!
    Selbst wenn es euch in den Fingern jucken sollte und ihr euren Senf dazugeben möchtet - bitte haltet euch zurück. Es geht hier absolut nicht darum zu diskutieren, welches System und welche Techniken aus eurer Sicht nun besser oder schlechter sind. Dies ist an anderen Stellen schon genügend getan worden und es ist mittlerweile allseits bekannt, wer was gut oder untauglich findet. Es geht hier ausschliesslich darum von Anfängern zu erfahren, was Anfängern hilft oder was nicht. Oder etwas direkter ausgedrückt: Eure Meinung über euer Lernsystem interessiert an dieser Stelle für ein Mal nicht ;-)
     
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  2. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    ich habe bisher 3 Versuche unternommen, um das Improvisieren zu erlernen.
    1. Versuch - bei meinem Lehrer Vorort. Ein Absulutes Musikgenie und ehemaliger Dozent an unserer Musikhochschule.....
    angefangen über spielen von Swing und Jazz und dann Harmoielehre.
    verschiedene Tonleitern, Kirchentonarten, Bluestonleiter, Akkorde - ich hatte aber irgendwie nichts richtig verstanden, da er das so anfing: alle Tonleiter von G und dann unterschiedliche Abstände der Töne ect..???
    zwischendurch dann einfach gespielt über die einfachsten Liedchen. Auch über rythmische Veränderungen und Melodieveränderungen über Hänschenklein o.ä.
    Dann sollten wir ein Liedchen schreiben. Das hatte ich total versemmelt und meine Freunding nicht - so bekam ich daann seinen Frust ab, dass ich es immer noch nicht verstanden hatte (so hatte ich es empfunden)
    er wollte in kurzer Zeit sehr viel und da ich die Zusammenhänge nicht gesehen und verstanden habe und ich nicht einfach auswendig lerne habe ich das Projekt geschlossen.

    2. Versuch war dann, das ich an einem Workshop teil nahm. Da haben wir dann einfach erstmal gespielt über die Pentatonik. Immer wieder einfach gespielt. Und das machte einfach Spaß und nach und nahc habe ich die Hennungen verloren, so dass ich dann auch einfach irgendetwas versuchte, auch wenn es daneben war. Das war echt cool und ich wollte mehr.

    3. Versuch: ich habe mich bei Peter zum OnlineKurs (keine Angst vor Harmonie) angemeldet - wie der geht, kann man ja hier nachlesen. Endlich habe ich einige Zusammenhänge Verstanden. Der Kurs ist auch mit großem Anteil von Harmonielehre aber auch Ermunterung zum spielen aufgebaut. Ich weiß nicht, ob der Kurs anders ist, aber es hat an manchen Stellen einfach klick gemacht.

    Nun versuche ich über Notenmaterial die Improstellen Akkordtechmisch zu entschlüsseln, damit diese ihre Schrecken verlieren und dann ist mein nächstes Projekt daran zu üben. Vielleicht war das ein Einstieg in die Improvisation, mal sehen.

    Meiner Erfahrung nach - bei der Harmonielehre ganz einfach und wenig verkompliziert erklären, mein 1. Lehrer wollte dann irgendwann zum Schluss zeigen wie der Zusammenhang ist - da war es schon zu spät, da ich total gefrustet war.
    Und ja, es gibt ganz unterschiedliche Schüler, wie sie lehrnen. Manche lernen einfach auswendig - die brauchen keine Erklärungen, manche brauchen zuerst ein Fundament (ich z.B.) weil man verstehen will, damit man dann das Auswendiglernen akzeptiert.
    Und es muss Spaß machen, der Lehrer muss viel Gedult und Lob haben :)
     
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  3. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    Bereits in meiner ersten Saxophonstunde wurden mir die Töne der D-Moll-Pentatonik gezeigt.
    Noten lesen konnte ich natürlich schon. Mein Saxlehrer hatte eine Musikkassette mit einem
    einfachen passenden Turnaround als Playback. Im abwechselden Spiel (Phrasen nachspielen
    und /oder neu kreieren) wurde ich damals in dieses Thema herangeführt.
    Wie ich damals geklungen habe weiß ich nicht mehr, aber das hat so viel Spass gemacht,
    dass ich nächtelang nicht schlafen konnte....

    V.G.:)
    klaus
     
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  4. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Beim mir war es ähnlich wie bei @EstherGe

    Ich habe meinen Lehrer angesprochen als ich hier die TOTM entdeckt habe und wollte auch improvisieren lernen.
    Die Theorie war für mich sehr unverständlich und hat mich eher abgeschreckt - sogar absolut verwirrt. Es schien alles so kompliziert.
    Ich habe im Unterricht versucht die Vorgaben meines Lehrers umzusetzen und dabei meine eigenen Ideen und wie ich mich ausdrücken würde abgeschaltet. So funktionierte für mich das Improvisieren nicht.

    Da ich aber unbedingt mal beim TOTM mitmachen wollte habe ich dann einfach das Stück solange angehört und meine Finger über das Sax laufen lassen bis mir die Töne gefielen. Die normalen Tonleitern haben mir da am besten geholfen weil das meine Finger (habe ich bei ppue gelernt) ja ein Gedächtnis haben ;-)

    Ja dann kam der Kurs von ppue! Und endlich habe ich etwas verstanden. Nicht alles! Aber doch schon wesentlich mehr. Und der Rest wird wohl auch noch irgendwann klarer werden.

    Es ist für mich immer noch schwierig bei einigen Stücken die Struktur und den Rahmen zu finden. So passiert es dann auch, dass ich beim Stammtisch nicht so recht weiß wann mein Part zu ende ist. Aber es macht Spaß und irgendwie kommt man dann doch weiter.

    Wenn ich heute ein neues Stück erarbeite gehe ich auch mit Scalen an die Sache heran. Jedoch haben diese Scalen für mich kein Notenbild sondern es sich die Töne die ich für mich nach mehrfachem Hören herausfinde und dann beim Stück anwende. So komme ich im Moment am besten klar und so mache ich weiter. Es ist eventuell nicht der effektivste Weg um das Improvisieren zu lernen aber für mich funktioniert es nur so. Viel hören und ab und zu ein kleiner Brocken Theorie.

    LG
    Dabo
     
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  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hallo Peter,

    leider habe ich gerade nicht die Zeit, auf alle Deine Fragen zu antworten (vielleicht später). Aber zumindest soviel sei gesagt: ich empfinde es als wichtig, nur soviel Theorie zu unterfüttern, wie es jeweils für den aktuellen praktischen Spielstand benötigt wird. Das bedeutet: notfalls auch einiges weglassen, vereinfachen, generalisieren, auch wenn es einer vertieften Diskussion unter Experten vielleicht nicht lange stand halten würde.

    Die Experten-DIskussionen hier wirken nach meinem Empfinden - so wertvoll und lehrreich sie auch für die "Eingeweihten" sein mögen - für den Einsteiger in die Thematik oft abschreckend, weil sie den Eindruck vermitteln, dass es sich um einen Berg von zu erlernendem Skalenmaterial samt Akkorden und Abwandlungen, von Theorien und Wirkungszusammenhängen und von unterschiedlichen Betrachtungsweisen (Beispiel: Stichwort: "Funktionsharmonik") handelt, den man in der zur Verfügung stehenden Restlebenszeit nie und nimmer erklimmen wird.

    Das entmutigt, frustet, demotiviert.

    Ich finde - noch vorrangig zu einer jeweils situationsbezogenen Beschäftigung mit dem theoretischen Hintergrund - vor allem wichtig, dass zum spielerischen Ausprobieren (mit allen Fehlern und Sackgassen), zum Experimentieren und zur Selbsterfahrung ermutigt wird - und da sollte ein Lehrer auch Hilfestellungen und Anregungen geben, wenn er merkt, dass ein Schüler in immer den gleichen Ideen gefangen bleibt.
     
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  6. sailorwoman

    sailorwoman Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo zusammen,

    erster Kontakt mit der Impro in der Bigband, nach dem Motto "mach mal". Also ohne irgendwelche theoretischen Grundkenntnisse. Da man damit nicht viel weiter kommt (und auch aus anderen Gründen) hatte ich mir einen neuen Lehrer gesucht, war in der Zeit des Studiums ohnehin lehrerlos. Dieser ging die Sache recht behutsam an, aber ziemlich schnell wusste ich auch was man unter Pentatonik oder Blues-Tonleiter versteht. Er geht das so an, dass wir uns ein Stück nehmen und erstmal angucken, am Anfang hat er meist erklärt, was da für Theorie drinsteckt und was das für die praktische Umsetzung bedeutet, heute geschieht diese Analyse eher in Gemeinschaftsarbeit. Was ich sehr angenehm finde, ist, dass wir immer anhand eines Beispiels arbeiten. Ich hasse stures Auswendiglernen, aber wenn ich das anwenden kann - kein Problem, und mit der Wiederholung bleibt auch einiges hängen. Das Lerntempo ist da auf jeden Fall auf mich angepasst, auch, dass ich die Sachen besser nachvollziehen kann, wenn ich einen Wechsel öfter gehört habe, hat der Herr gecheckt und geht auch da auf mich ein. Zudem hat mir sehr geholfen, dass "Fehler", z.B. das Abweichen aus gerade verabredeten, passenden tonalen Räumen, ausdrücklich erlaubt sind. Das finde ich unglaublich wichtig, nimmt die Angst und schult das Gehör :) Bin mal gespannt, wo die Reise noch hingeht, bin ja noch am Anfang ;)

    LG
     
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  7. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo zusammen,

    ich kann nur unterstreichen, was @Claus schreibt. Die Beiträge von @EstherGe und @dabo zeigen ja, dass die "Theorie" (setze ich jetzt mal bewusst in Anführungszeichen) sehr abschreckend wirken kann. Und wie gut hat es bei @Viper mit der d-moll-Pentatonik geklappt!

    Ich bin ganz anders zur Improvisation gekommen. Ich habe als Jugendlicher erst autodidaktisch, dann mit Lehrer klassisch Klarinette gelernt. Improvisiert wurde nur mit den Kumpels über einfache Dixiestandards. Meine Theorie war dabei folgende: manchmal klingen die 1., 3., 5. Töne einer Leiter richtig, manchmal die 2., 4. und 6. Außerdem gibt es beim Blues noch eine Blue Note (wusste ich aus dem Jazz Buch von Berendt) und - ganz wichtig - der 7. Ton der Leiter klingt absolut sch...

    Ich wusste natürlich, dass es Harmonielehre gibt, hab' mir dann auch den Grabert gekauft, aber spätestens bei den Regeln zum vierstimmigen Satz mit der Lektüre aufgehört.

    Richtig Harmonielehre mit Unterricht gab es zum ersten Mal hier durch @ppue 's Onlinekurs. Fand ich sehr hilfreich und empfehlendswert. Allerdings stößt man, wenn man mehr als sehr einfache Sachen lernen will, schnell an Grenzen: Optionstöne, ungewöhnliche Skalen etc. müssen einfach mühsam gelernt werden. Ich merke z. B. immer wieder, dass ich die GTHT-Skalen nach zweieinhalb Jahren immer noch nicht richtig in den Fingern habe.

    LG Helmut

    P.S. Ich finde Harmonielehre, und generell Musiktheorie, hochspannend. Das ist aber eine andere Geschichte.
     
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  8. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Drei dinge sind zum improvisieren wichtig sagte mein lehrer. Rytmus rytmus und rytmus. So haben wir mit einem ton angefangen. Dann immer einen dazu. Dann hat er gesagt welche töne der pentatonik ich öfter und welche ich nur selten benutzen soll. Weiter bin ich noch nicht und es klingt ideenlos
     
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  9. RomBl

    RomBl Guest

    Peter, danke für den Thread.
    Bei mir ist es so, dass ich ein recht guter Blattspieler bin, mich mit der Impro aber (noch) schwer tue (ich spiele seit gut 3 Jahren Sax, habe früher aber 25 Jahre Barock- und Renaissancemusik gemacht). Problem ist, dass ich mir musiktechnische Phrasen wie Licks, Pattern, Leitern etc. nur echt schwer merken kann. Bis ich so etwas automatisiert habe, muss ich das jeweils 100te Male spielen - wobei das auch mit der Zeit und mit der Übung besser wird.
    Ich will aber unbedingt mit dem Thema Impro weiterkommen, da Blattspiel für mich auf Dauer langweilig wird – das ist ja oft so, dass man das haben will, was man nicht hat und das, was man hat, nicht will.


    - Wie wurdest du an die Improvisation herangeführt?

    Wir haben im Unterricht erst einmal mit leichten Stücken angefangen. Ich meine, das war Cantalopue Island, wo es mit ersten Umspielungen und Erweiterungen des Themas und der entsprechenden Bluesscale losging. Wir haben kleinere Licks und Pattern erarbeitet und diese dann versucht einzubauen. Im Laufe der Zeit wurden die Stücke komplexer, auch wurden auch unterschiedliche "Stile" erarbeitet - z.B. Blues, Standards, modale Stücke etc.).

    - Wie hast du diese ersten Schritte erlebt?

    Mit der Impro über Bluesscales oder Pentatoniken bin ich immer ganz gut klargekommen, weil ich mir über das Tonmaterial wenig Gedanken machen muss (das ist in den Fingern) und ich daher die Möglichkeit habe, Hirnleistung in die Kreativität zu investieren. Wo ich mich extrem schwer tue ist, Licks und Patterns zu verinnerlichen, bis ich sie wirklich in den Fingern habe. Meiner Einschätzung nach war das der ideale Einstieg für mich.

    - War zu Beginn die Theorie ein Bestandteil des Lernprozesses? Falls ja: War sie fördernd oder eher hinderlich?

    Ja. Der Konsens zwischen Theorie und Praxis ich für mich irgendwie wichtig. Ich habe eine ingenieurtechnische Ausbildung, wo es immer viel Theorie zu lernen gab, die ich nun in der Praxis umsetzen muss. Vermutlich habe ich diese Denkweise auch auf das Saxophon übertragen und komme damit aber gut klar.
    Ich hatte aber einen Punkt gehabt, wo mir die Theorie gegenüber der Praxis einfach viel zu weit fortgeschritten war. D.h. der Kopf war brechend voll, die Umsetzung klappte noch nicht, Vollblockade – das musste ich erst Schritt für Schritt für die Praxis verinnerlichen. Dass das so gekommen war, musste ich mir selber anlasten, da ich neben den Erklärungen meiner Lehrerin (die Theorie und Praxis immer in Waage hält) auch im Eigenstudium ein bisschen was gelesen habe (auch das bin ich von meiner Ausbildung her (leider) so gewohnt, immer noch Sachen parallel zu lesen). "Glücklicherweise" habe ich da auch schon einiges von dem überflüssigen Ballast wieder vergessen, weil ich es einfach noch nicht angewendet habe / noch nicht anwenden konnte.
    Ich bin ein neugieriger und wissensbegieriger Mensch und finde dieses ganze Thema so unendlich spannend, dass ich mich da gerne weiter (als es vielleicht gut ist) reinvertiefe. Aber alles zu seiner Zeit.

    - Beobachtet dein Impro-Coach deine Lernfähigkeiten und passt seine Tipps gezielt darauf an? Falls ja: Wie?

    Ja, definitiv. Ich tue mich beispielsweise schwer mit Stücken, in denen extrem viele Changes und die dadurch völlig unübersichtlich sind. Da denke ich einfach zu viel und zu kompliziert, weil ich Angst habe, einen vermeintlich falschen Ton zu spielen. Das blockiert mich ungemein. Da sind wir wieder einen Schritt zurückgegangen und spielen jetzt mehr über Pentatoniken, Bluesscales und Stücke mit wenigen Changes.
    Ein weiteres Problem ist bei mir das "Hören". Transkribieren gehört nun auch als fester Unterrichtsbestandteil dazu und das Heraushören bringt mir unheimlich was. Ich beobachte, dass ich Sachen, die ich heraushöre, recht schnell auswendig in den Fingern habe, während ich ewig brauche, Noten vom Blatt auswendig zu lernen.

    Weiterhin gehe ich auch ab und an auf Workshops (z.B. Bootcamp Thorsten Skringer oder Workshops bei Reiner Hess), wo ich noch weitere Eindrücke bekomme, was sehr spannend und lehrreich ist.
    Hier in Berlin gibt es auch einen Laden, wo „Anfänger-Sessions“ stattfinden – da war ich nun 2mal gewesen um einfach mal zu schauen, wie das ist, wenn man Impromäßig was komplett aus der Hüfte schießen muss. Es macht einen riesigen Spaß zeigt mir, woran ich arbeiten muss. Da gehe ich nun öfter hin, weil ich meine, im Haifischbecken lernt man am schnellsten schwimmen.

    - Welche Tipps bekommst du betreffend Tonmaterial? Wie helfen dir diese?

    Wir gehen bei jedem Stück durch, was man wie wann warum wie oft spielen und welche Alternativen es geben kann. Das hilft mir schon, da ich als Anfänger noch nicht zwangsläufig weiss, was ich wann wie spielen kann.

    - Wird beim Lernprozess auch die Kreativität gezielt gefördert? Falls ja: Wie?

    Ja, definitiv. Meine Impros gleichen noch mehr einer zusammenhanglosen Aneinanderreihung von Tönen und Licks, das muss besser und kreativer werden.
    Wie ich daran arbeiten muss, eine schlüssige Geschichte zu erzählen, zeigt mir meine Lehrerin sehr gut.

    - Was findest du bei deinem Impro-Unterricht gut und hilft dir?

    Das steht in den Antworten davor.

    - Was vermisst du beim Impro-Unterricht? Was wünschst du dir?

    Beim Einzelunterricht vermisse ich gar nichts. Meine Lehrerin zeigt mir genau die Richtung, in die ich gehen möchte - und das in meinen Lerntempo.
    Ich finde es bloß hilfreich, Impro mit mehreren Leuten zu üben, weil man sich in einem Chorus, bei dem der andere spielt, ein paar Gedanken machen und neu ordnen kann. Meine Lehrerin bietet nun einen Session-Unterricht an, wo wir mit mehreren Leuten „unter Aufsicht“ zusammen improvisieren – Samstag geht’s los, da freue ich mich schon drauf.


    Improvisation ist ein so unglaublich spannendes Thema und ich bin gespannt, wohin die Reise geht ... :). Ich habe aber schon festgestellt, dass es eine längere Reise wird ... :cool:
     
  10. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Mit 14 haben wir in der Schule eine Band gegründet. Ich spielte seinerzeit Keyboard (seit ca 1 Jahr, hatte also bis auf die Musikschulstücke keine Ahnung von nichts). Unser Drummer vermittelte den Kontakt zu einen älteren Keyboarder( Der hatte sich aus ner Philicorda nen richtigen Synthi gebaut !!!)
    1 Stunde: "Das ist nen Blues-Schema" -- Aha.

    Dann hatte ich das große Glück noch "richtigen" Musikunterricht gehabt zu haben. Quintenzirkel, Drei- und Vierklänge, Intervalllehre lernte ich da. Daraus habe ich dann im Laufe der Band-Keyboarder-Jahre aufgebaut. Wir haben ausschließlich eigenes Zeugs gespielt.

    Heute schwanke ich zwischen (reichlich vorhandenem) Bauch(gefühl) und nutzen des rudimentären Wissens und vermissen(!) von vertieftem Wissen um die wesentlichen Skalen und harmonischen Zusammenhänge(--->Üben?!).
    Heute bin ich davon überzeugt, dass theoretisches Wissen und "Skalenüben" das notwendige Handwerkszeug(!) sind, um "aus dem Bauch heraus" improvisieren zu können.

    (Und wie so oft: In der Sprache ist die Analogie: Kenntnisse über Grammatik, Satzbau und Wortschatz)

    Es nutzt ja nichts, wenn ich da ganz tolle Ideen im Kopf habe, meine Finger dies jedoch mangels Übung dies nicht umsetzen können.


    Cheerio
    tmb
     
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  11. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Gutes Thema Peter!

    Für mich war schon vor meinem ersten Ton auf dem Sax die Impro im Grunde wichtiger, als nach Noten zu spielen (vor Noten lernen hatte ich Muffensausen, wollt' ich erst gar nicht. Ging dann besser als befürchtet).

    Mein erster Lehrer war der Meinung mit Improvisation sollte man erst beginnen, wenn man schon Sax spielen kann. Er war dann nicht mehr lange mein Lehrer.

    Ich habe dann einen Improworkshop für Anfänger besucht. Da gab es auch erste theoretische Grundlagen, spielerisch erarbeitet. Tonleitern, Funktion von Tönen in der Leiter, Pentatonik, Aufbau eines Akkords.

    Und ganz viel spielen!

    Von der Dozentin bekam ich dann den Kontakt zu meinem jetzigen Lehrer. Er hat sofort in jeder Stunde mit mir improvisiert, zu PA aber auch zu seinem Klavierspiel. Theorie gab es dosiert, da wo ich was verstehen wollte, oder wo er mir an Hand praktischer Beispiele theoretische Zusammenhänge erläuterte.

    Damals, vor 4 1/2 Jahren :)eek: wie die Zeit vergeht), waren die TOTM Stücke auch immer unser roter Faden für's üben. Stück und Impro.

    Wir haben auch immer die theoretischen Zusammenhänge der Stücke erörtert, ohne das er mich überfordert hätte.

    Dreiklänge rausschreiben, spielen, Akkorde notieren, spielen, das Tonmaterial verinnerlichen. Hat nicht immer geklappt. Wurde mir auch manchmal zu öde. Vor klangen die Impros nicht nach Musik sondern nach Akkordübungen.

    Dennoch hat mich es weitergebracht systematisch an ein Stück ran zu gehen.

    Ich habe dann auch viel über Melodievariation improvisiert.

    Die Schwierigkeit am Anfang einer "Improvisationskarriere" ist m.E., daß man noch gar nicht gezielt hinhören kann, nicht auf die Band/PA achten KANN, weil der Fokus auf Finger, Töne etc. liegt.

    Das kommt aber, und man kann das trainieren. Insbesondere das Spielen in der Band hat mich da sehr viel weiter gebracht.

    Heute schau ich auch zunächst auf das Stück. Welche Akkorde kommen vor, welche Changes, gibt es Tonartwechsel, wo muß man besonders aufpassen. Dann schreib ich mir bei den wichtigen Changes die Töne auf, die den Akkord charakterisieren und sich von den vorherigen Tönen differenzieren. Ggfs. schreibe ich die Skalen auf, auf die es ankommt.

    Dann höre ich mir mehrmals das PA an, lese die Akkorde mit, versuche die Harmonien zu verinnerlichen, Ankerpunkte rauszuhören, um mich in der Form zurecht zu finden. Höre das Stück im Original mehrmals und Einstellungen hier im TOTM. Was passiert da? Was macht der da?

    Inzwischen kann ich viele Akkorde auch lesen, weiß welche Töne sich dahinter verbergen.

    Dann die Melodie des Stücks lernen, erste Impro Durchläufe. Wie fühlt es sich an? Was geht wie rhythmisch? Wie kann ich Spannung aufbauen? Welche Phrasen hören sich gut an?

    Und dann ganz viel spielen! Bei jedem Durchlauf wird's dann sicherer.

    Bei Stücken, die ich schon gut kann, die wir ständig in der Band spielen, probiere ich aktuell andere Töne, andere Skalen, experimentiere mit Tonmaterial.

    Ach ja gaaanz wichtig! Ich ziehe auch immer das Tasteninstrument zu Rat, um Zusammenhänge besser zu hören und zu verstehen. Und regelmäßiges Üben von Skalen und Akkorden. Licks lerne ich nicht auswendig.

    Und vieles nehme ich hier auch aus dem Forum mit, insbesondere aus den TOTM und den dortigen auch theoretischen Diskussionen. Ja, @Claus hat recht, die können auch verschrecken, ich lasse mich aber nicht abschrecken.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.Februar.2016
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  12. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Ich habe einen 3-tägigen Improvisationskurs besucht.

    Die Dozentin hat es perfekt verstanden, jede(n) Teilnehmer(in) genau dort abzuholen, wo er/sie stand. Die Teilnehmer(innen) hatten deutlich unterschiedliche Spielerfahrung. So waren zwei dabei, die erst seit einem Jahr! Saxophon spielten.

    Sie hat es geschafft, einen "geschützten Raum" zu erzeugen, in dem sich jede(r) angenommen und geborgen fühlen konnte. So haben sich alle getraut, bei allem begeistert mitzumachen. Und jede(r) war gegen Ende des Workshops in der Lage, sowohl mit Mollpentatonik, Bluestonleiter oder gar über die Harmonien der Playalongs - wenn auch teilweise in einfacher Form - zu improvisieren.

    Dann gingen die Kenntnisse, die ich dort erworben hatte mangels Übung teilweise wieder verloren.

    Ich habe dann den Online-Harmonielehrekurs bei @ppue belegt. Leider hatte ich viel zu wenig Zeit, um mich intensiv damit zu beschäftigen. In dem Kurs habe ich altes wieder auffrischen können und etwas mehr Verständnis über die harmonischen Zusammenhänge erlernt.

    Dann gingen die Kenntnisse, die ich dort erworben hatte mangels Übung teilweise wieder verloren.

    Also noch einmal den Harmonielehrekurs :)

    Ich betrachte mich bezüglich Improvisation nach wie vor als totalen Anfänger. Aber manchmal traue ich mich einfach, es zu tun. Siehe Mein All Blues im TOTM.
    Leider fehlt mir die Zeit, mich intensiver mit Improvisation zu beschäftigen. (Sonst hätte ich Deinen Kurs belegt).

    LG Bernd
     
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  13. SchlauerDet

    SchlauerDet Ist fast schon zuhause hier

    Hi Bernd,

    gib uns doch mal einen Hinweis, wer diesen Kurs veranstaltet hat, am betsen mit Internet-Link.

    Danke und grüße von der regnerischen See
    Det :)
     
  14. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Gerne. Hier der Link

    LG Bernd
     
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  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Genau auch... aber nur mein persönlicher.....Knackpunkt !

    Wenn man kein Jazzer ist..und auch nicht werden will..und auch nie werden wird, vergißt man einfach.....mangels Routine, Übung, Einsatz und häufiger Anwendung das meiste an Theorie, das man für dieses Genre sinnvollerweise auch anwenden sollte.

    Aber gerade vor ein paar Tagen war hier ein guter Satz zu lesen:

    Am Anfang war die Musik...erst danach kam die Theorie

    Jeder eben wie er mag und kann

    LG Wuffy
     
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  16. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Habe mich mit der Improvisation bisher so gut wie nicht befasst, da es mich vor der Theorie eigentlich graust.
    Wenn ich eine Melodie im Kopf oder auf dem Notenblatt habe, höre ich auch eine mögliche Impro dazu, kann sie aber nicht umsetzten, da die Finger nicht das spielen wollen was ich denke.
    Ob etwas passt oder nicht höre ich sofort, aber es happert an der Umsetztung.
    Ob viel Theorie hier helfen kann weiss ich nicht, sie könnte aber auf jeden Fall unterstützen, denke ich mir.

    Kann mir vorstellen ein Jazz Standard zu spielen und versuchen eine Impro (angeleitet) zu gestallten.
    Dazu vielleicht eine kurze Analyse über die Struktur und Töne die man auf keinen Fall spielen sollte.
    Vielleicht könnte ich dann langsam hinein wachesen und mutiger werden.

    Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass wenn man die Melodie und die Impro im Kopf nicht hört, auch nichts gescheites dabei heraus kommt, Theorie hin oder her.

    Der Praktiker
    kokisax :-?
     
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  17. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    "Früher" war alles ein bischen anders. Die meine ersten Anfänge erinnere ich mich noch sehr gut.

    Frühe 60er Jahre, Klarinette mit 13, 1 Jahr Zimmermannschule Band 1 allein zu Haus, dann Dixielandband, alles in "Berta".

    Ich hatte meine Funktion in der Band kapiert und lernte einige passende Dreiklänge (C, F, G7, D7) flüssig über die ganze Klarinette spielen. Dann wurde eigentlich nur "gemuckt". Die ersten 8 Takte von den "Saints" z.B. konnte ich gut - C - G7 - C war bald kein Problem mehr. Bei C C7 F Fm spielte ich halt IMMER C - Bb- A - Ab. Hat niemanden gestört, das half eher bei der Orientierung.

    Die Ansprüche waren gering, die Musik war relativ einfach, die Theorie auch. Lehrer gab es nicht, Bücher auch nicht, Noten auch nicht. Ich lebe noch.
     
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  18. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe als Kind / Jugendliche erstmals improvisiert, meist auf der Gitarre. Auch auf der Blockflöte, die ich damals spielte, konnte ich nach Gehör Melodien spielen. Bis heute ist es so, dass ich eine Melodie, die ich im Kopf habe, auf jedem Instrument spielen kann, das mir einigermaßen vertraut ist.

    Wenn ich nun über Jazz- (Swing-) Standards und Bossa Nova improvisiere, dann spiele ich einfach auf dem Saxophon nach Gehör die Melodien, die mir zu den Akkordfolgen des Stücks einfallen. Es ist ungefähr so, wie wenn ein Sänger improvisiert, nur dass ich anstatt der Stimme das Instrument benutze. Da meine Treffsicherheit beim Spielen nach Gehör nicht immer 100% ist, kommen auch manchmal unpassende Töne dabei heraus, aber mit zunehmender Übung werde ich immer treffsicherer, auch in seltener vorkommenden Tonarten. Zudem lernt man, ausgehend von den "falschen" Tönen die Phrase doch noch zu drehen, so dass sie hinterher wieder passt.

    Natürlich habe ich mich auch mit Musiktheorie beschäftigt, d.h. wenn ich während der Impro Akkordtöne oder eine bestimmte Skala spiele, "weiß" ich das in diesem Moment und weiß auch, warum diese Töne an dieser Stelle gut und richtig klingen. Was bei mir aber gar nicht geht, ist "denken" während des Improvisierens, d.h. mir bewusst vornehmen, dass ich jetzt bestimmte Töne oder Skalen verwende. Ich schaue auch während der Impro nie auf's Lead-Sheet, weil mich das eher verwirrt als dass es hilft.

    Insgesamt glaube ich, dass meine Musik nur dann überzeugend rüberkommt, wenn ich sie mir zueigen gemacht habe und wenn ich sie auch fühle. Für mich ist es so wie @kokisax oben gesagt hat: Ich muss die Musik in mir hören, sonst kommt nichts Gescheites dabei heraus.

    Insofern sind für mich die musiktheoretischen Grundlagen zwar wichtig zum Verständnis, aber nicht so relevant für die praktische Anwendung in der Impro. Andererseits komme ich mit meiner "Sänger"-Methode natürlich nie zu richtig abgefahrenen und / oder harmonisch komplexen Improvisationen, es klingt immer alles eher melodiös und eben gesangs-mäßig. Eine HTGT-Tonleiter z.B. konnte ich bisher noch nie in der Impro verwenden, weil ich sie nicht in mir höre. Deshalb glaube ich, dass ich als nächstes lernen muss, doch mal während der Improvisation bewusst zu agieren und nicht immer nur intuitiv nach Gehör zu spielen.

    Bin jedenfalls gespannt, wo der Weg noch hinführt ;)

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
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  19. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Spannend zu lesen, dass hier die meisten die Theorie zuerst mal abschreckt oder sie eh direkt mit der Praxis anfangen haben.
    Evtl. muss man auch erst einmal genügend Hörerfahrung haben und schon eigene Ideen auf dem Sax umsetzen um die Theorie zu verstehen?

    Wie ein Reißverschluss. Immer erst ein praktischer Schritt den man sich theoretisch später erklären kann.

    LG
    Dabo
     
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  20. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Schönes Bild.
     
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