Digitalisierung, wann?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 16.April.2020.

  1. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    ich unterrichte jetzt seit ein paar Wochen meine Schüler von meinem Arbeitszimmer aus.
    Ich mache einen Mix aus "Live"-Unterricht und Unterricht, wo ich Videos mit ungefähr dem Inhalt mache, den ich auch in einer "normalen" Stunde durchnehmen würde.
    Ich habe für jeden Schüler in meinem Google-Drive einen Ordner gemacht, auf den nur er/sie zugreifen kann, habe dort Noten und eingespielte Stimmen von Duetten hinterlegt, verlangsamte Files von Stücken, die sie üben sollen.
    Die Videos habe ich zu youtube hochgeladen, für jeden Schüler eine Playlist gemacht, damit er alles auf einen Blick hat.

    Nun plagt mich ein wenig der Frust. Einige nehmen das gut an, es gibt Feedback, mit dem ich wiederum arbeiten kann.
    Manchen scheint trotz der oft miserablen Qualität der Live-Unterricht per Zoom oder WhatsApp lieber zu sein, ist ok.

    Was mir aber auffällt ist die große "digitale Schwerfälligkeit", mit der sich alles bewegt.
    Dass nicht jeder superschnelles Internet hat - ok.
    Dass nicht jeder weiß, was ein Terminal, eine Eingabeaufforderung oder ein Man-in the-middle-Angriff ist - ok.

    Aber man sollte doch - wo Digitalisierung in aller Munde ist - zumindestens etwas mit einem Link eines Shared Folders ("was tu ich mit dem Link? Draufklicken, und was dann?") anfangen können, fähig sein zu begreifen, dass Unterricht über Skype etc. besser funktioniert, wenn man sich den Ohrhörer des Mobiles krallt, um Echos zu vermeiden, dass man sich bei diesem Unterricht auch besser an einen Ort bewegt, der weder zu hell noch zu dunkel ist, etc. Vielleicht auch schon mal nur den Begriff "Streaming" oder "Bandbreite" verstehen.
    Dass es vielleicht auch hilfreich sein könnte, wenn nicht Bruder oder Schwester parallel zum Unterricht Netflix schauen...

    Ich meine - da wird davon gesprochen, dass Kinder in der Grundschule zu coden beginnen sollen, um in's sogenannte "Digitale Zeitalter" reinzuwachsen, aber zumindestens meine Kids (Gymnasiasten im Alter von 13 Jahren beispielsweise) schaffen es nicht einmal, bei einem Windows-Computer die automatische Aussteuerung des Mikrofons auszuschalten.

    Ich kann mich erinnern: Als mein Bruder (der ist 12 Jahre jünger als ich) mir seinen ersten PC vermachte, hatte ich nicht mal Ahnung, wie man den ausschaltet, und drückte immer den Einschalter so lange, bis er verendete.
    Ich hatte keine Ahnung, was ein Betriebssystem ist.
    Heute hab ich einen meiner Schüler (Mittelschule, 13 Jahre) gefragt, auf welchem OS sein Telefon läuft....
    Keine Ahnung.....
    Leben die alle am Mond oder was?

    Welche Erfahrungen haben die Lehrer gemacht, bzw. wie seht Ihr das?
    Rege ich mich nur künstlich auf, versteht man unter "Digitalisierung" etwas anderes?
    Verlange ich zu viel? Ich meine: Die Eltern meiner Schüler könnten oft meine Kinder sein....

    Etwas irritiert,
    Ton
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.April.2020
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  2. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich glaube du regst dich etwas zu sehr auf. Ich bin froh über die Jugendlichen die nicht ständig vor dem PC hängen,sondern auch mal rausgehen und das Leben mit echten Freunden genießen. Und dann weiß man halt nicht alle Sachen die mit dem PC gehen. Wozu auch,das Leben ohne Digitalisierung kann auch sehr schön sein. Meiner Meinung nach sogar viel besser
     
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  3. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke die technische Seite/das dahinter interessiert heute fast niemand mehr. Das würde den Zugang zu den von Dir angesprochenen Aspekten meiner Meinung nach verbessern. (Dafür habe ich meine Probleme wenn die Struktur „weg ist“ bzw in den Hintergrund tritt, so empfinde ich es jedenfalls bei fb und z.T. bei Twitter).
    Is halt so, ned frustriern lossn!
     
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  4. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Das was Du schreibst ist ja nachvollziehbar, hat aber nichts mit den Bauchschmerzen von @Ton Scott zu tun.

    Zwei ganz unterschiedliche Themen m. E.

    CzG

    Dreas
     
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  5. rbur

    rbur Moderator

    Stell dir vor, es gibt Leute, die fahren schon seit Jahrzehnten Auto und können trotzdem keinen Zylinderkopf wechseln
     
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  6. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Seh ich nicht so. Je weniger man am PC rummacht umso weniger weiß man. Leute,die in ihrer Freizeit Fußball spielen,tanzen gegen oder zusammen mit Freunden Konzerte,Theater oder sonstwas besuchen,kümmern sich nicht so um Links,Ordner und Desktop.
    Wozu auch,wenn man es beruflich nicht braucht,gehts auch gut ohne
     
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  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Stell Dir vor es gibt Leute die wissen, wie ABS funktioniert und bremsen dementsprechend.
    Ein paar Meter gewonnen könnten lebensverlängernd sein.

    Wenn nun mal im Moment digitale Kommunikation die einzige Möglichkeit ist, und man ausgeschlossen ist, weil man nicht mal Grundsätzliches beherrscht?
     
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  8. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Klingt aber so, als könnten viele den Sitz nicht verstellen. Sehe chon ein geissens Problem, wen eine Technik bloß konsumiert wird.
    "Wer nicht ungefähr weiß, wie ein Bügeleisen funktioniert, ist es nicht wert, eines zu besitzen." Vielleicht etwas zu hart, aber der Mann ist auch schon tot.
    Das Pendant wäre, nicht zu wissen, wie man bei seinem Füller die Tintenpatronen tauscht. ;-)
    LG quax
     
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  9. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Füller???
    Wer benutzt heute noch so was?
    Beim Drucker die Tintenpatronen.......

    SlowJoe
     
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  10. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Stell dir vor,es gibt genügend die gaben das und wissen nicht wie man richtig bremst
    ich denke das ist nichts grundsätzliches,das ist schon weiterführendes Wissen

    grundsätzlich am pc ist,wie er ein und aus geht und wie nan zu google kommt. Mehr können (und brauchen)tatsächlich viele nicht
     
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  11. RomBl

    RomBl Guest

    Ich schreibe nur mit Füller (Mont Blanc Kolbenfüller aus den 60zigern), alternativ mit Bleistift. Ich liebe es, mit der Hand zu schreiben.
    Ich höre aber auch noch Vinyl-Platten und freue mich jedes Mal, wenn ich auf meinem alten HP-Taschenrechner aus den 80zigern herumdrücken kann.
     
  12. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Wie - ihr kauft etwa kein neues Auto wenn der Aschenbecher voll ist ??

    Ah - ich vergas, rauchen ist ja heutzutage out - deswegen gehen die Mistkarren auch von ganz alleine kaputt - geplante Obsoleszenz.

    @Huuuup , ich glaube es ist etwas anderes ein wenig von den Dingern zu verstehen - als nur zu konsumieren und trotzdem beim über die Strasse gehen den Blick nicht vom Handy zu nehmen.
    Ton hat evtl. mit dieser zweiten Variante zu tun?
     
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  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Gäähhnn...kommt zusammen mit "Früher war alles besser" in die Schublade "Kann ich nicht mehr hören."
    Ist nicht böse gemeint, aber wie oft noch?

    Nostalgie und Digitalisierung schließen sich doch nicht aus. Und Freizeitaktivitäten und Digitalisierung auch nicht. Wenn die Kinder nur noch vorm Smartphone/Tablet hängen, dann ist das der Fehler der Eltern und nicht des Tablets.

    Ich glaube Ton hatte eine andere Intention mit seinem Beitrag. Auch ich, technisch absolut nicht bewandert, wundere mich manchmal wie schwer sich manche Leute mit den einfachsten digitalen Handgriffen tun.
     
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  14. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    :thumbsup:
     
  15. Kannix

    Kannix Ist fast schon zuhause hier

    @Ton Scott , dass geht mir mit meinen beiden Söhnen (mittlerweile erwachsen, Digital Natives) genau so. Was sie interessiert, dass können sie und da können/wissen sie auch mehr wie ich. Aber sobald es an Basics geht wie die Bedienung von Word oder Excel oder gar um Technisches wie z.B. die Einstellung einer Bildschirmauflösung brauchen sie ihren Papa. Die sind gewöhnt, dass alles out-of-the-box und per Plug&Play funktioniert. Was ein Treiber ist, wissen sie nicht und ist ihnen auch egal. So lange alles funktioniert, ist alles in Ordnung ...

    Aber auf der anderen Seite: wie viel von dem, was du oder auch ich weiß(t), haben wir auch erst nach unserem 18./20. Lebensjahr gelernt?

    Von dem her: don't worry, be happy.

    Und immer bereit sein, selbst dazu zu lernen und/oder etwas von den eigenen Erfahrungen weiter zu geben.
     
  16. rbur

    rbur Moderator

    Eigentlich sehe ich das Pendant da eher im Tanken oder im Ladegerät einstecken.
     
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  17. Frau Buescher

    Frau Buescher Ist fast schon zuhause hier

    @TonScott Ich hätte jetzt die Jugend auch eher als kompetenter in Sachen Digitalisierung gesehen. Hilft nix, man muss es ihnen halt einmal erklären und dann funktioniert alles hoffentlich. Ich fühle mich auch ziemlich herausgefordert, habe mich aber durchgewurschtelt mit der ganzen Technik. Ich bin froh und glücklich mit Skype meine Lehrerin in dieser Zeit sehen zu können und mit ihr Musik zu machen.
    Also nicht frustrieren lassen, lieber Ton, das wird schon
    Liebe Grüße
    Petra
     
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  18. rbur

    rbur Moderator

    Ja, das lernt man auch in der Fahrschule. Das lernt man nicht, wenn man sich einfach ein Auto kauft. Und trotzdem fahren viele wie die Henker.
    Kommunikation geht auch, wenn man nicht weiß, was ein Shared Folder ist.

    Wenn man eine der Komplexität des Gerätes entsprechende Computerschule besuchen müsste, wären die Kenntnisse auch viel größer. Aber einen Computer kann man einfach kaufen und loslegen.
     
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  19. heinz

    heinz Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich oute mich mal als jemand der zZt Gymnasiasten übers Internet unterrichtet. Das größte Problem ist dass etliche Schüler keinen Windows PC oder gar einen Drucker zur Verfügung haben. Ein Smartphone, ein Tablet vielleicht noch... aber dann ist Schluss. Z.B,Arbeitsblätter online bearbeiten oder gar ausdrucken und mit dem Mont Blanc bearbeiten geht oft nicht. Skype ist mangels Hardware auch schwierig. Wir werden tatsächlich dazu übergehen einzelnen Schülern ihre Aufgaben mit der guten alten Post zu schicken. Wobei noch die Frage zu klären ist wie es mit der Freiwilligkeit aussieht... bisher konnten, aber mussten die Aufgaben eben aufgrund möglicher technischer Probleme nicht erledigt werden, und viele Schüler haben dann halt lieber andere schöne Dinge gemacht...
     
  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich bin eigentlich nur verwundert.
    Meine 82-jährige Mutter hat zu Weihnachten ein Tablet geschenkt bekommen.
    Als ob ich geahnt hätte, dass zu ihrer schon vorhandenen Schwerhörigkeit noch ein Mittelohrentzündung dazukommt, die sie nun der letzten Reste ihrer Hörfähigkeit beraubt hat. Und dann noch Corona - keine Kartenrunden oder Lokalbesuche.
    WhatsApp und das Web generell sind außerhalb der engsten Familie nun ihre einzige Kommunikationsmöglichkeit.
    In dreieinhalb Monaten hat sie (schmerzvoll) gelernt, die Programme zu beherrschen, sie lernt jeden Tag Neues dazu. Wie man ein Foto macht und über WhatsApp verschickt, dass sich der Browser öffnet, wenn man einen Link in WhatsApp aufmacht etc. Dass man die Tastatur auf qertz oder sogar abcd einstellen kann.
    Warum erzähle ich das?
    Weil ich überrascht bin, wie lange meine junge Bekanntschaft der Schüler schon Zeit hatte, sich "einzuspielen", es aber offensichtlich überhaupt nicht gemacht hat. Nun - in Zeiten von Corona - wäre ein wenig Tau ganz gut, aber ein guter Teil ist mit einfachen Dingen völlig überfordert.

    Nochmal: Mich verwundert, wovon (von welchem Level) die Politik in Bezug auf "Digitalisierung" spricht, und wo die Durchschnittsbevölkerung wirklich zu stehen scheint. Ich finde es schon durchaus alltagstauglich zu wissen, dass der Vertrag, den ich mit meinem Provider abschließe vielleicht totaler Overkill ist, weil ich im "Tarif XL" mit bis zu 100mbit im Download an meinem Wohnort nur 20mbit erreiche und verarscht werde. Was "Download" und "Upload" oder "Traffic" überhaupt heißt.

    Es war unglaublicher Aufwand (und nicht mit allen möglich) meine Schüler so weit zu bringen, dass sie eine Gratisversion eines Programmes installieren, damit sie in meiner DAW erstellte Saxophonquartette laden, ihre Spur muten und dazu üben können.
    Klar sind Liveproben besser - gerne - aber beim Terminkalender der meisten ist das nicht ausreichend möglich.
    Und wenn ich schon technische Möglichkeiten habe, verdammt, warum nutze ich sie nicht?

    @heinz:
    Hab ich auch schon zu hören bekommen: "Wir haben keine Druckerpatrone"

    Cheers, Ton
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.April.2020
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