Fragen zum Musikverein

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Supersol, 11.Mai.2021.

  1. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Ihr Lieben,

    aktuell trage ich mich zwar nicht mit dem Gedanken, aber man weiß ja nie....

    Deshalb würde mich mal interessieren:

    1. Wie funktioniert so eine Aufnahme in so einen Verein. Muss man da allen was vorspielen? Was muss man da vorspielen - kann man das üben? Habe gelesen, dass auch Anfänger genommen werden - daher kann ich mir das gar nicht so richtig vorstellen...
    2. Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für so einen Verein? Hier ist zum Beispiel ein Verein, der macht alle 2 Jahre ein Konzert, lässt sich aber wohl auch für Events buchen (wenn nicht coronabedingt nicht möglich). Vor dem Konzert wird wohl in einer Jugendherberge übers Wochenende intensiv geübt. Wie ist das mit dem Repertoire? Ist das dann immer gleich und es kommen ab und an neue Stücke? Sprich, wieviel Zeit braucht man unter der Woche zusätzlich zur normalen Probe?
    3. Wie hoch sind die Kosten? Der Vereinsbeitrag ist ja nicht die Welt. Gibt es da noch weiteres was auf einen zukommt?
    4. Was nervt euch?
    Ich denke, es wird natürlich in den Vereinen unterschiedlich sein, aber mich würde mal interessieren, wie so ein Musikvereinsleben so von statten geht. Wäre schön, wenn ihr mal plaudert :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Mai.2021
  2. Hoppii

    Hoppii Schaut öfter mal vorbei

    Hi,

    zu 1. ist es meistens so, dass man einfach einmal zur Probe kommt und versucht mitzuspielen (natürlich sobald es wieder möglich ist). Falls es sich um einen normalen Musikverein auf mittleren Niveau handelt, ist vorspielen meist nicht nötig. Am Anfang muss man sich ja eh erst einmal an die neue Situation gewöhnen.
    Der zeitliche Aufwand kommt drauf an, wie anspruchsvoll die Stücke sind und wie gut du spielen kannst. Fällt dir Noten lesen schwer, ist der Aufwand vermutlich hoch. Wir proben immer mal wieder alte Stücke, probieren uns aber auch stetig an neuen Dingen. Hauptsächlich werden bei uns Volkslieder, also Walzer, Märsche, Polka etc. geprobt. Wenn du also eher in Richtung Jazz & Swing dich entwickeln willst, sind die meisten Musikvereine nicht geeignet, wobei es auch da Ausnahmen gibt.
    Ich für meinen Teil gehe einmal die Woche zur Probe und übe zuhause vielleicht mal die ein oder andere schwere Passage, falls es eine gibt. Ist wie gesagt sehr von deinem Können abhängig. Nichtsdestotrotz sollte man auch das Proben in Musikvereinen ernst nehmen, auch wenn es da mal lockerer zugeht. Musikvereine werden ja auch für einfachere Dinge (Martinszüge, Frohnleichnam etc.) gebucht, sodass selbst Anfänger relativ schnell mitspielen können.

    Kostentechnisch ist es sehr überschaubar. Uniformen werden in vielen Fällen gestellt, sodass es wirklich nur der Vereinsbeitrag oder ggf. Getränke für die Proben oder Auftritte sind.Letzteres wird aber meistens auch von den Veranstaltern getragen.

    Bei einem Musikverein kommen meist alle Altersgruppen, Ansprüche sowie Fähigkeiten zusammen, was in manchen Situationen schon nervig sein kann. Man muss die Leute da abholen, wo sie gerade stehen, sodass immer einige unter- oder überfordert sein könnten.

    Gerade zum Einstieg kann ich Dir aber Musikvereine sehr empfehlen, da man hier erste Erfahrungen in Sachen gemeinschaftliches Musizieren machen kann und noch nicht all zu hohe Erwartungen an einen gestellt werden.
     
  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Moin,

    ..nicht gut, gleich in einer Voll-Probe total unbekanntes Notenmaterial zusammen mit den Anderen auf Anhieb schon mitspielen zu wollen.

    Frag mal an, ob Du erstmal ein paar Notenkopien deiner Stimme mit nach Hause bekommst, wo Du in Ruhe ausprobieren und entscheiden kannst, ob du vom Anforderungsniveau schon mithalten kannst, bzw. schon mal vorüben kannst.
     
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  4. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Guten Morgen @Supersol ,
    seit 1974 spiele ich in unserem örtlichen Musikverein, dem ich auch immer treu geblieben bin, trotz zahlreichen Höhen und Tiefen, sowie anderweitigen Orchesterbeteiligungen.
    Zu dem was @Hoppii sagt, ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Grds gibt es aber auch in Musikvereinen unterschiedliche Ausrichtungen. Von fast ausschließlich "Dicke Backe-Musik" (Polka, Walzer, Marsch,..) bis hin zu hochwertiger symphonischer Blasmusik. Ich glaube, die meisten Musikvereine finden ein gesundes Mittelmaß. So wie du das in deinem Post beschreibst, ist das dort wohl auch so. Es wird ein Konzert mit Proben-WE eingeübt, dass zeugt schon mal von einer guten musikalischen Ausrichtung.
    Zu deinen Fragen:
    1. Kontaktaufnahme mit dem Vorstand, Dirigenten oder/und eines bekannten Musikvereinsmitglied und fragen, ob du mal einfach so reinschnuppern kannst. Ich denke, das wird dir nicht verwehrt, denn jeder MV ist froh um aktive neue Mitglieder. Wenn du dann für dich beschließt dabei zu bleiben und du auch das Gefühl hast, dass du in dem MV gut aufgenommen, füllst du einen Vereinsaufnahmeantrag aus. Ist ein MUSS, auch wegen Versicherung und so...
    2. Der zeitliche Aufwand bzgl. Proben ist, wie @Hoppii schon schrieb, vom Niveau des Repertoires des MV abhängig und dem, was du selbst kannst. Ich für meinen Teil brauche, wenn ich Sax im MV spiele, nicht daheim zu proben, wenn ich Klarinette spiele, dann schon. Zum weiteren zeitlichen Aufwand bzgl. Anwesenheit im Verein kommen neben den meist 1 x wöchentlich stattfindenden Proben, das oder die Proben-WE, die Auftritte (das kann sich bei manschen Vereinen schon ganz schön summieren, da hier auch z.B. Martinsumzüge, Karneval, Volkstrauertag, Ständchen spielen, ...dazukommen), dann 1 x im Jahr die Jahreshauptversammlung. Und wenn der Verein noch ehrenamtliche oder wirtschaftliche Tätigkeiten organisiert (wie z.B. Ausrichtung Waldfest, Weinfest, o.ä.) wird auch an jedes Mitglied appelliert daran teilzunehmen.
    Repertoire: Das musst du erfragen. Im Normalfall hat jeder MV seine Standardwerke, dazu kommen meist neu so paar Sachen im Jahr und wie in deinem beschriebenen Fall wohl auch immer neue bei dem 2 Jahreskonzert.
    3. Finanziell ist, wie du schon schreibst, der aktive Vereinsbeitrag eher gering. Vereinsuniformen kauft der Verein. Ob du da eventuell, wie bei uns, eine Kaution hinterlegen musst, sagt dir der Vorstand. Weiter solltest du ein Instrument haben, senn nicht alle Vereine haben vereinseigene Instrumente. Ein Proben-WE kann auch mit Extrakosten verbunden sein, hält sich aber in Grenzen. Ach ja, nicht zu vergessen, das Bier/der Wein o.w.a.i. nach der Probe kostet eventuell auch was. Denn gemütliches Beisammensein gehört nun mal einfach dazu.
    4. Hm, was nervt mich? Mich nervt es, wenn die Probenbeteiligung nicht sehr hoch ist und manche Sachen deswegen immer wieder neu geprobt werden müssen. Mich nervt es, wenn Dinge, die der Dirigent anspricht, nicht durch die MusikerInnen umgesetzt werden (was oft nicht am Können hängt, sondern an der Schludrigkeit).

    Ich hoffe, das reicht dir für einen ersten Eindruck ... machs einfach...kann Spaß machen und man lernt neue Menschen kennen.
     
  5. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    Vorspielen? Auf gar keinen Fall!

    Normalerweise setzt du dich in das entsprechende Register neben einen (erfahreren) Musiker und versuchst irgendwie mitzukommen. Wenn sich jemand neues - als Orchesteranfänger -bei uns ankündigt und es irgendwie möglich ist (also nicht unmittelbar vor einem Konzert), werden dann etwas einfachere Stücke geprobt, damit der Neue nicht gleicht frustiert ist.

    Etwas Übezeit - gerade am Angang - mußt du auf jeden Fall einplanen.

    Gruß
    Friedrich

    P.S.: Wenn du zufällig in der Nähe von Wuppertal wohnst, bist du herzlich eingeladen bundesbahnorchester.de
     
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  6. jb_foto

    jb_foto Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ich gehe mal auf deine Fragen ein, wobei ich mir sicher bin dass das von Verein zu Verein verschieden ist

    1. Vorspielen
    Ich kenne beides, aber in der Regel geht man hin und bekundet Interesse, dann setzt man sich neben einen anderen Musiker. Hängt halt sehr stark davon ab wie die Truppe unterwegs ist
    2. Zeitliche Aufwand
    der ist gering bis hoch, auch hier gilt wieder es hängt vom Anspruch des Vereins ab.
    Meistens treffen sich die Musiker einmal in der Woche für 2-3 Stunden zur gemeinsamen Probe. Dazu kommt, das viele erwarten das man zu Hause übt.
    In der BigBand wo ich aktiv bin, proben wir 1,5h pro Woche das Zusammenspiel, die Stücke selbst übt man zu Hause.
    Dazu kommen dann ggf. am Wochenende Auftritte. Bei einem klassischen Musikverein dürften das in der Schützenfestzeit wohl etwas mehr sein, das muss man erfragen und klären ob hier Anwesenheit erwartet wird.
    Wir rotieren unser Repertoire und jährlich kommen neue Stücke hinzu, das sind so ca. 6-8 pro Jahr. Andere fliegen dann wieder raus und werden ggf. 2-3 Jahre ruhen lassen
    3. Kosten
    Kenne das so, dass der Beitrag gezahlt wird und gut ist, ggf. noch die Kosten für Unterkunft/Verpflegung bei einem Probenwochenende oder Konzertreisen
    4. Was nervt
    Wenn Musiker nicht zu Hause üben und es deswegen nicht Vorwärts geht. Ebenso nervt falscher Ehrgeiz, lieber ein Stufe 2 Stück sauber gespielt als ein Stufe 4 Stück hin gerotzt

    Wie du siehst, vieles ist deckungsgleich mit dem was @OnkelSax schrieb.

    Wenn Du mehr wissen willst, schreib mich an

    LG
    Jürgen
     
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  7. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Hallo ihr Lieben,

    Ich bin mal wieder sehr begeistert über eure ausführlichen Antworten hier. Dafür erstmal herzlichen Dank.

    Was ich sehr beruhigend finde, ist, dass man nicht vorspielen muss. Das wäre doch gerade für einen Anfänger ein recht hoher Druck. Beim Unterricht kam letztens der Inhaber der Schule mal dazu und meinte, dass wäre doch schon ganz gut, ich solle unbedingt im Verein mitspielen. Ich selber wäre auf die Idee ehrlich gesagt nicht gekommen, weil ich mich nicht weit genug dafür finde (spiele jetzt 3 Jahre- aber das sagt ja jetzt nicht unbedingt was aus).

    Deswegen habe ich mich gewundert, dass die Vereine überhaupt Anfänger nehmen.

    Ich denke auch - wie Wuffy - dass es sicher gut wäre, mal Notenmaterial im Vorfeld zu sichten und sich dann vorzubereiten. Sonst ist es doch ein heftiger Kaltstart.

    Wo ich mir unsicher wäre, wäre die Frage des Liedgutes... nur dicke backen Musik wäre sicher nicht mein Fall. Das müsste man dann mal erfragen, denke ich. Allerdings bin ich da auch etwas offener geworden, weil selber spielen doch bei bestimmten Musikrichtungen spaß macht, die ich sonst eigentlich nicht höre. Und das zusammenspielen ist halt doch noch so ein Faktor, der sicherlich nicht unterzubewerten ist. Das fehlt schon ein wenig wenn man nur alleine spielt.

    Ansonsten ist das alles sehr gut nachvollziehbar, was ihr geschrieben habt.
    Vielleicht muss man sich das einfach mal anschauen.

    Wie sieht das denn bei euch zur Zeit aus - finden überhaupt Proben statt?
     
  8. Jazznote

    Jazznote Kann einfach nicht wegbleiben

    Vielleicht kannst Du Dir in der Coronaphase einen Ordner der betroffenen Stimme und Besetzung (1., 2. o. 3 - 4. Stimme) abholen und einfach mal zuhause probieren.

    Im Internet findest Du viele der gespielten Stücke zum Ansehen bzw. Anhören. So siehst Du ggf am Besten für Dich, wo Du stehst und ob Du da überhaupt hin möchtest...
     
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  9. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Ja - dss ist eine gute Idee!
     
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  10. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Bei uns wurden Neulinge im Orchesterspiel erstmal mit einer Art Lehrgang auf das Zusammenspiel im Orchester vorbereitet. Einmal die Woche und weiter nach Fortschritt.
    Bei manchen wurden dabei gleich noch musikalische Grundlagen "auf den neuesten Stand" gebracht. Das Verfahren erspart ggfs viel Frust auf beiden Seiten.
    Z.Zt finden keine Proben statt.
     
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  11. jb_foto

    jb_foto Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    du kannst 10 Jahre spielen und trotzdem im Orchester eine Bauchlandung erleben, also auch mit 3 Jahren Erfahrung gut klar kommen.
    Was man als Musiker in der Gruppe lernen muss, ist das Zusammenspiel.
    Ebenso sagt einem die Noten die man auf dem Pult findet u.U. erst einmal überhaupt nichts und das obwohl es ein bekanntes Stück ist.
    Bedeutet, das du vielleicht das 2. Alt spielst und eine Nebenstimme hast die weit entfernt von der Melodie ist

    Ich würde mal zu einer Probe gehen und vorher mal mit den Verantwortlichen sprechen was dort so ab geht (Auftritte, Proben, etc)

    Du merkst dann ob es passt oder nicht und wichtig ist, alle die da sitzen haben mal eine erste Probe dort gehabt.

    LG
    Jürgen


    P.S.
    Aktuell proben wir nicht, 4 mtr Abstand von Musiker zu Musiker als Vorgabe sind nicht machbar.
     
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  12. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Sehr viel Richtiges wurde schon geschrieben.

    Ein Unterschied ist wohl, ob man in einer ländlichen oder städtischen Gegend ist. Am Land sind Musikvereine typischerweise sehr traditionell ausgerichtet. Das ist nicht abwertend gemeint: das Niveau kann durchaus sehr hoch sein. Aber da wird wahrscheinlich auch der gesellige Aspekt eine größere Rolle spielen, und eventuell wird es sehr viele Termine geben (bei allen möglichen kirchlichen und weltlichen Festen und Feiern). Oder man wird gar für "Arbeitseinsätze" herangezogen (wenn z.B. ein neues Vereinsheim gebaut wird ...) Da muss man herausfinden, wieviel zeitlicher Aufwand erwartet wird.

    Je nach Finanzierung gibt es z.T. auch überhaupt keine Mitgliedsbeiträge, oder sogar Unterricht oder Leihinstrumente gratis oder sehr günstig.

    Die meisten Amateurblasorchester dürften über neue Musiker sehr froh sein, besonders nach der Corona-Zwangspause. Abhängig vom Instrument. Klarinetten werden immer gesucht. Altsaxophone gibt es meisten reichlich, Bariton ist meistens gesucht, allerdings reicht auch eines.

    Der Schwierigkeitsgrad richtet sich nach dem Spielniveau und der Ambition des Vereins. Die Notenliteratur ist da in Stufen eingeteilt, von Unterstufe bis Höchststufe. Der Vorstand wird Dir sagen, auf welchem Level sie spielen. Innerhalb des Orchesters gibt es verschiedene Stimmen. Beim Altsax z.B. die schwierigere und prominente erste Stimme und die leichtere zweite. Bei den Klarinetten 3 Stimmen. Eine Unterstimme kann aber manchmal dadurch schwierig sein, dass man keinerlei melodieähnliche Linien zu spielen hat. Da muss man sehr notenfest sein.

    Manche ambitionierte Musikvereine beteiligen sich auch an Wettbewerben oder verlangen von den Musikern Leistungsabzeichen. Die gibts in verschiedenen Stufen und können nach Kursen und Prüfungen erworben werden. Da gibts z.B. "Vororchester" und "Hauptorchester" für die entsprechend Qualifizierten.

    Was nerven kann:
    • Schlechte Organisation und Disziplin (von Proben, Auftritten, Veranstaltungen). Dann passiert entweder überhaupt nichts, oder alles bleibt bei einigen wenigen hängen.
    • Ein schlechter Dirigent
    • Eventuelle "Problembären" im Orchester

    Das findet man halt nach einiger Zeit heraus.
     
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  13. Mcsax

    Mcsax Schaut öfter mal vorbei

    Hallo,
    hab nach Wochenlangen Internetrecherchen bei einem kleinen Musikverein angerufen und wurde zur nächsten Probe eingeladen, zum anschauen. Dann bekam ich einen Ordner Noten für mein Alto und ab dem nächsten Termin habe ich mitgespielt (zu diesem Zeitpunkt spielte ich 2 Jahre Sax). Das war schon eine echte Herausforderung. Die anderen sahen das ganz locker. Die meinten, das braucht 1 Jahr, dann klappt es. Und so war es auch. Vorspielen brauchte ich nicht, nur eben mitspielen. Über diese Truppe bekam ich dann nach 15 Monaten Kontakt zu einer Rentnerband; hier sollte ich dann von jetzt auf gleich solieren. Das ging eher daneben. Aber ich bekam meine Chance, heute geht es gut.
    Weitere 3 Jahre später habe ich dann bei einem 25 Personen Orchester angefangen, mit professioneller Leitung.
    Bei allen dreien spiele ich heute noch und hab es nie bereut. Nur durch diese Ensembles war mir eine Entwicklung im Zusammenspiel möglich.
    Insgesamt kann ich Dir das nur empfehlen.
     
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  14. Gerrie

    Gerrie Ist fast schon zuhause hier

    Man hat ja nichts zu verlieren.

    Die meisten Vereine sind froh wenn jemand kommt. Spielt jemand schon 3 Jahre und bringt noch ein eigenes Instrument mit ist das für einen Verein das beste was passieren kann.
    Beim eigenen Nachwuchs springen in den ersten 3 Jahren schon mal einige ab.

    Dann kommen die ersten mit Leistungsabzeichen in die Kapelle.
    Ausbildung und Studium reduzieren noch mal.

    Wenn von 10 Nachwuchs Musiker 2 hängen bleiben ist das gut.

    Glaub mir, da bist du zu 98% willkommen. Da würde ich mir keinen Kopf machen.

    Die aktiven Mitglieder sind bei uns beitragsfrei.

    Vereinsarbeit hat Licht und Schatten. Das hängt von Deiner Einstellung ab.

    Grüße Gerrie
     
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  15. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Da sollte man durchaus offen sein.

    Ja, ich spiele gern auch Musikrichtungen, die ich mir nie anhören würde. Z.B. Märsche und Polkas können sehr anspruchsvoll zu spielen sein. Für die erste Klarinette mit die schwierigsten Stücke überhaupt. Vor allem, wenn es gute Musik ist. Johann Strauss, oder auch die Märsche von J.Ph. Sousa. So etwas richtig gut zu spielen ist eine Herausforderung.

    Andrerseits funktioniert manche Musik, die man selbst gern hört, mit normalen Blasorchestern nicht. Bei Pop- oder Rocksongs gibt es nur selten wirklich gute Arrangements. Ansonsten merkt man, dass das doch ziemlich schlichte Musik ist, die nur durch charismatische Interpreten wirkungsvoll ist. Swing, lateinamerikanische und jazzige Musik können die meisten traditionellen Blasorchester nicht spielen, das klingt dann fürchterlich zickig.

    Aber es gibt eine völlig neue Kategorie zu entdecken: Originalkompositionen für sinfonisches Blasorchester. Die sind speziell für die Klangfarben in diesem Orchester komponiert und ganz faszinierend zu spielen. Z.T. aber auch sehr schwer und sehr lang. Da das keine bekannten Melodien sind (oftmals Programmmusik), ist das auch für die Zuhörer (typischerweise beim großen Jahreskonzert) nicht ganz einfach. Aber für die Musiker sicher faszinierend.
     
  16. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich kann noch meinen eigenen Werdegang beisteuern, der hier genau rein passt.

    In schon gutem "Mittelalter" habe ich mir eingebildet, Saxophon spielen zu lernen. Schon deshalb weil da kein Computer drin steckt (war gerade ein berufliches Tief). Und weil mein Schwager zufällig ein Sax rum liegen hatte. Bei der Suche nach einem Lehrer war der erste der spontan Termine frei hatte der "Stabführer" einer Musikkapelle. Das ist der, der beim Marschieren vorne weg geht - und der der zuvor die Marsch Proben geleitet hat. Ausgebildet in Saxophon und Klarinette. Der hat mich zwei Jahre lang einmal die Woche unterrichtet, bis er eines Tages bei Unterrichtsbeginn gesagt hat: "Heute kommt jemand von der Kapelle zuhören. Musst keine Angst haben, der beißt nicht." Der kam auch mit dem typischen "Tu einfach so als ob ich nicht da wäre". Am Ende der Stunde hat er gemeint: "Klingt anständig, das wird schon".

    Die beiden hatten sich ausgemacht, mich in die Kapelle übernehmen zu wollen. "Das wird Dir gut tun und Dir gefallen. mach das!". Das letzte was ich je wollte war in einer Blaskapelle zu spielen. :eek: Die kenne ich von früher. Um halb fünf morgens am 1. Mai zieht eine besoffene Truppe von Randalierern vor dem Fenster vorbei. So war meine bisherige Erinnerung an "Blaskapelle". Aber wenn der Lehrer meint, dass es mich weiter bringt, dann probiere ich es eben. Medizin muss wirken, nicht schmecken.

    Also zum Auftakt der Proben Saison mit Instrument aufgetaucht. Der "unauffällige Zuhörer" war Obmann und 1. Alt-Sax in der Kapelle. Ein Platz neben ihm frei. Er hat mich kurz vorgestellt und dann wurden Noten ausgeteilt. Meine Anweisung: Lesen, hören und wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein paar Töne passend rein spielen kann, dann auch mitspielen. Fehler sind erlaubt, keiner hier ist unfreundlich.

    Das war abgesehen von meiner Frau das Beste was mir in den vergangenen Jahrzehnten passiert ist. Die Leute waren alle super nett und haben mich musikalisch und menschlich mit getragen. Natürlich hatte ich den Ehrgeiz, dass ich so bald wie möglich ein Niveau erreiche, wo ich nicht nur "der Statist mit Sax" bin, sondern wirklich mit halten kann. Streckenweise gelingt es mir schon. :rolleyes:

    Was spielen die so? Dinge von denen ich gar nicht wusste, dass es das überhaupt gibt: Sinfonische Blasmusik. Hobby Niveau aber anspruchsvoll. Da habe ich 2 Haupt Konzerte jährlich mit jeweils neuem Programm und ich brauche die volle Probenzeit um nur halbwegs fit zu werden. Ein Motivations Loch ergibt sich nie. "Frühschoppenmappe", "Marschbuch", "Quartet Mappe" wird zwischendurch und über den Sommer geübt. Dafür gibt es nur wenige extra Proben.

    In meiner ersten Saison hatten wir "Armenische Tänze", "Tico-Tico", "Lezinka" (sorry für die unterirdische Tonqualität, da habe noch nicht ich aufgenommen) Ich habe seitenweise Noten ausgelassen, aber es war großartig, wenigstens ein paar Töne beisteuern zu können. :cool2:

    Und die Polkas und Märsche? Spielen wir auch. Frühschoppen, Eröffnungen, Mai Aufmarsch, ... und wenn man sich mal eingehört hat und versucht, das wirklich sauber zu spielen, dann ist es auf einmal gar nicht mehr so abweisend. Auch Big-Band Stücke, Musicals, Filmmusik oder Rock Arrangements. In der Vorweihnachtszeit in Quartet Formation von Haus zu Haus mit Weihnachtsliedern, ... Und ganz ehrlich, mittlerweile kann ich dem Florentiner Marsch, der "Schönen Serenade", dem "Böhmischen Traum" sogar etwas abgewinnen. Einen Strauß Walzer mit Blasinstrumenten "original klassisch" so zu spielen, dass es nicht wie ein Landler klingt ist durchaus anspruchsvoll.:confused:

    Und dazu kommt natürlich die gesellige Komponente nach den Proben. Eine jährliche "Bezirks Marschwertung" mit 20+ Musikvereinen und anschließendem gemeinsamem Feiern im großen Festzelt (500 und mehr Musiker auf einem Haufen) hat auch seinen Reiz.

    Ich wohne mittlerweile ganz wo anders und muss zu jeder Probe 45 Minuten hin und wieder zurück fahren, aber solange ich darf, werde ich dort mit spielen. :cool:
     
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  17. Atoni

    Atoni Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wow, mein Neid ist Euch sicher. Ich spiele auch in einer Blaskapelle (Musikverein), aber unser Dirigent mag da möglichst keine Saxophone, deshalb spiele ich dort Posaune. Wir spielen aber auch sehr viel traditionelle Blasmusik.
    In der Big Band kann ich dann zumindest zum Bari greifen.
    Ich spiele dort primär wegen der super angenehmen Atmosphäre und hab dafür auch das Oberstufenorchester, wo ich Alt (Lieblingsinstrument) hätte spielen können, sausen lassen. Musikverein hat für mich auch eine gesellschaftliche Komponente - kurz gesagt, wenn es Dir dort gefällt, mach es. Man kann am Anfang prima im Tutti verschwinden...
     
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  18. Gerrie

    Gerrie Ist fast schon zuhause hier

    Absolut.

    Ein paar gibt es.

    Bohemian Rhapsody. Spielen mittlerweile fast alle daher etwas abgenutzt.

    The Cream of Clinton

    Chicago

    The Rock Horror Picture Show

    Finde ich gut.

    Grüße Gerrie
     
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  19. Gerrie

    Gerrie Ist fast schon zuhause hier

    Wir sind 7 Saxophone wenn alle da sind.
    Mit der Disziplin ist es nicht so wild.
    Manchmal auch nur 2.

    Grüße Gerrie
     
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  20. Atoni

    Atoni Nicht zu schüchtern zum Reden

    Sehr cool! - bei uns gibt es je 1-2 geduldete Alt- und Tenorsaxe und ein Bari. Die sind aber eher selten da. Macht wahrscheinlich auch nicht soviel Spaß wenn man ständig hört "versucht wie Hörner zu klingen".
    Posaunisten sind wir 5 und dürfen auch wie Posaunen klingen.
    Mal sehen, vielleicht finde ich nach Corona eine Formation, bei der das Miteinander passt und in der musikalisch ambitioniert gespielt wird.
     
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