Gab es eine Modellpflege bei den SX90(R) jenseits der Lackierungen?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von TSax80, 4.September.2017.

  1. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    die SX90(R) gab/gibt es ja in Goldlack, Vintage, Black Nickel sowie in Neusilber.
    Ich habe einmal aufgeschnappt, dass die wegen des tumben D (klingend C) einmal den großen Bogen (oder Knie) verändert haben. Weiß da jemand etwas genaueres? Und ist das Shadow nur eine andere Material/Lack Version des regulären SX90R, oder hat es auch Eigenheiten bei der Mechanik, Tonlochnetz, S-Bogen oder so?
    Ich selbst habe ein (Tenor) Toneking Exclusive und ein SX90R. Das TK Exclusive fühlt sich super solide an, das SX90R geht aber etwas geschmeidiger, intoniert besser und klingt auch voller. Beide können richtig laut werden, kommt echt mehr raus als beim SA80. Ich mag das SX90R wirklich gut leiden, und da bin ich neugierig auf mehr Detailwissen...
     
  2. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ohne jetzt als bekennender "nicht Keilwerth Fan" über profundes Detailwissen zu verfügen:

    es gab auch Versionen in Vollsilber.

    Und bei SOTW wurde mal gepostet, dass die ersten SX90R, zu Zeiten als Peter Ponzol noch für Keilwerth arbeitete, über echte gerollte Tonlöcher verfügten (keine aufgelöteten Ringe) und auch besser verarbeitet gewesen sein sollen als die spätere, bzw. aktuelle Serie.
    (Ohne Gewähr)
     
  3. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    sollen derzeit sauber verarbeitet sein... auf jeden Fall besser als vor 2008...
     
  4. Gerrit

    Gerrit Guest

    2010 besuchte ich auf Einladung die Produktion. Damals ging ein neuer S-Bogen in Serie. Man erklärte mir folgendes dazu: die alten SX-Bögen wurden aus Messingröhren hergestellt, die hydraulisch in Form gepresst wurden. Der Nachteil dieser Produktionsweise: unterschiedliche Wandstärken des Bogens in den verschiedenen Abschnitten des Bogens.

    Der Bogen, der seit etwa 2010 produziert und, so wie ich sehe, nach wie vor so ausgeliefert wird, entsteht nach damaliger Aussage der Fa. Keilwerth aus Messingblech; dieses wird zwar auch maschinell in Form gebracht, aber die Wandstärken sind homogener. Dieser Bogen erhielt auch eine andere Stütze und u.a. durch anderen Anschnitt eine andere Geometrie.

    Ich blies damals ein SX-90R Neusilber, Klarlack ohne Hoch-Fis. Man schenkte mir im Werk damals einen neuen S-Bogen. Ich muss sagen, daß der Unterschied zu den Bögen vor 2010 beachtlich war und ist: bessere Ansprache und Intonation in den Höhen, insgesamt ausgeglicheneres Klangbild.

    Größere Veränderungen am Tonlochnetz oder am Knie wurden (zumindest damals) nicht vorgenommen. Die Fingerauflagen wurden zuvor schon schräg aufgesetzt, der Cluster für die tiefste Lage überarbeitet, also die Ergonomie verbessert.

    Man zeigte mir damals in der Produktion den Prototyp eines Korpusses mit tatsächlich gebördelten Ringen (nicht aufgelöteten) auf den Tonlochkaminen. Man erzählte mir damals, daß man dafür ein anderes Verfahren oder Werkzeug entwickelt habe. Diese gebördelten Kamine des Prototyps waren mit beeindruckender Präzision und Homogenität gefertigt, augenscheinlich absolut plan.

    Ich selbst spielte sehr lange Keilwerth SX90R (ohne Hoch-FIS) und wechselte vor 5 Jahren auf Yamaha 82 Z (WOF UL). Dieser Wechsel geschah jedoch nicht aus Unzufriedenheit mit meinen SX90R-Saxophonen, sondern weil sich meine Klangvorstellungen mit den Jahren grundsätzlich verändert hatten.

    Nach wie vor halte ich die SX90R-Modelle für mit die besten Saxophone, die man für Geld erstehen kann. Ich hoffe sehr, daß dieses Unternehmen und seine Produkte eine Zukunft haben.

    Kürzlich testete ich in Berlin das Senzo, Buffet Crampon, das zu großen Teilen in Markneukirchen produziert wird. Natürlich klingt dieses Alto anders als ein SX90(R) oder MK X oder gar ein Yamaha 82 Z oder 875 EX... aber ich muss sagen: es ist ein absolut herausragendes Instrument mit einer herausragenden Intonation, Klangfarbe und ergonomischen Mechanik. Die Verarbeitung schien mir über jeden Zweifel erhaben... aber dies nur am Rande ;-)
     
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  5. Gerrit

    Gerrit Guest

    Über die Jahre blies ich SX90R in verschiedenen Varianten. Daß die Verarbeitung nachließ mit den Modellvarianten nach dem Peter Ponzol Modell kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil: das Peter Ponzol verfügte noch über gebördelte Tonlochringe. Diese waren in den seltensten Fällen plan und gleichmäßig gearbeitet.

    Später wurden die Ringe aufgelötet und es gibt Berichte, die ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, daß diese nicht immer eben aufgelötet waren.

    2008 bestellte ich ein SX90R Vintage Alto ohne Hoch-Fis. Der vereinbarte Liefertermin wurde nicht eingehalten, was ich aber damals aufgrund der Sonderanfertigung nicht bemängeln mochte. Dann allerdings schickte man mir nacheinander zwei beschädigte Modelle (Stoßschäden, die in der Endkontrolle übersehen wurden). Das war in der Tat ein großes Ärgernis. Jedoch reagierte man auf meine Reklamationen umgehend und schickte mir innerhalb kurzer Zeit ein absolut herausragende Exemplar, das ich dann knapp zehn Jahre blies.

    Ein Jahr später gab es Iritationen beim Kauf eines CX90: man war damals nicht in der Lage, ein einwandfreies Exemplar auszuliefern.

    Nach etwa 2010 begegnete ich aber auch im Handel keinem Exemplar, das mit irgendwelchen Mängeln behaftet war. Alle Exemplare, die ich seitdem in den Händen hielt, z.B. anlässlich eines Instrumentenkaufs von Schülern, waren augenscheinlich und hörbar hervorragend verarbeitet und eingestellt.
     
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  6. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    @Gerrit: Danke für Deien ausführlichen Beitrag. Wie unterscheidet sich bei Dir denn das 82er vom SX90R?
    Stoßschäden - habe ich neulich auch von einem Berliner Geschäft gehört, dass die Keilwerths haben zurückgehen lassen wegen solcher Schäden bei äußerlich unversehrten Kartons - wie passiert denn so etwas? Aber soll nix heißen, gibt es bei anderen wahrscheinlich auch. Die "warped toneholes" sind unakzeptabel, bei meinem SA80 waren die aber auch nicht eben und mußten geplant werden.
    Jenseits der internen Qualitätskontrolle hat JK also einmal um 2010 den S-Bogen verändert. Weiß sonst noch jemand etwas?

    VG, TSax80
     
  7. Gerrit

    Gerrit Guest

    Unterschied SX90R zum 82Z: da könnte ich jetzt ganz weit ausholen... vorweg auch, daß meine Hände auch für einen Kerl ziemlich klein sind.

    Das 82Z ist für mich wesentlich handlicher. Beim SX90 spreizen sich die Finger erkennbar, d.h. ich muss weiter um das Horn herum greifen. Das 82Z liegt "wie angegossen" in meiner Hand, das trifft vornehmlich auf das Tenor zu und besonders auf mein 62E Bariton.

    Klang: hier spielen andere Parameter selbstverständlich eine wichtige Rolle: Blattauswahl, Mundstück, Spielweise, Klangvorstellungen und Hörgewohnheiten, die wiederum das Spielverhalten beeinflussen.

    Auf einen kleinen Nenner gebracht: das SX90R ist durch seine offene Bohrung, das weite Knie, die mit Bördelringen versehenen Kamine auf eine akustische Grundcharakteristik angelegt, die durch Offenheit und Volumen (nicht mit Lautstarke zu verwechseln) angelegt ist.
    Das 82Z hingegen ist angelegt auf einen schlankeren, fokussierteren Ton. In der Tendenz stellt das SX90R die unteren Mitten deutlicher dar, während das 82Z die Mitten und höheren Mitten deutlicher abbildet.

    So in etwa.

    Die Intonation und Ansprache ist nach wie vor insgesamt beim 82Z etwas ausgeglichener, vor allem im hohen Register (ab D''') und im Registerwechsel.

    Die Ansprache in der tiefen Lage ist beim SX90R herausragend.
     
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  8. spike

    spike Ist fast schon zuhause hier

    Änderungen am Bell und Kniebogen war irgendwann zwischen Serien-Nr. 112xxx und 113xxx. Ich hab beides (SX90 tenor) gehabt gleichzeitig. Es war ende Neunziger Anfang 2000er Jahren.
    Gruss - spike
     
  9. Gerrit

    Gerrit Guest

    Ich weiß, daß Sie die Befestigung des Schallbechers damals änderten: zuvor wurde der Becher mit dem Knie ineinander gesteckt und verlötet, später wurden die o.g. Bauteile mittels Verbindungsring verlötet. Aber veränderten die auch etwas an der Geometrie und dem Tonlochnetz in dem Bereich? Das wäre mir neu...
     
  10. spike

    spike Ist fast schon zuhause hier

    Ja - wir haben hier im Forum öfters darüber diskutiert anno damals - Ob die dazugehörige Threads noch zu finden sind weiss ich nicht. Vielleicht weisst Mathias mehr dazu. ?
    Ich hab leider kein Bilder gemacht von mein beide SX90's damals. Mein 113xxx ist zwischen Becher und Knie mittels Verbindungsring verlötet.
    Aber durch ein "side by side" Vergleich könnte man deutlicher Unterschiede erkennen. Nur - Es ist lang her und ich kann mich beim besten willen nicht an die Details errinern.
    Ich hab noch ein Keilwerth SX90 Prospekt von der 90'er Jahren rumliegen irgendwo, ob ich die finden kann ist ein andere Frage ;-)
     
  11. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Hatten eigentlich die alten Toneking auch schon so ein weites Knie, oder wurde das erst später eingeführt um die tiefen Töne zu verbessern ?
     
  12. tobisax

    tobisax Ist fast schon zuhause hier

    Noch zur Info.

    Man konnte bei Keilwerth früher auch individuelle Ausführungen bestellen. Von versilbert, über Teile (z.B. Schallbecher, Schallrohr, etc.) aus Sterlingsilber ... alles was es so gab.

    In Serie ging auch vernickelt (nicht schwarz) und Klarlack aber auch vernickelt mit Goldlach (war dann eher Bronzefarben)... das Neusilber kam danach glaube ich.
    Intonation war/ist bei meinen SX90R hervorragend. Das 82Z das ich hatte war deutlich schwieriger zu kontrollieren. Ansonsten genau so wie Gerrit geschrieben hat ... sehr schön voll :)

    VG Tobias
     
  13. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    Moin, die ganz alten Keilwerths hatten noch kein weites Knie, ich weiß aber nicht, wann das eingeführt wurde.
    Bez. Ergonomie finde ich die Keilwerths super, habe aber auch Handschuhgröße 11.
    Ein 82Z hatte ich einmal kurz anspielen können, da hatte ich einen ähnlichen Eindruck wie Gerrit. Das Keilwerth poppt mich persönlich aber mehr an - jedenfalls zur Zeit.
    Die von spike erwähnten alten threads finde ich leider nicht, aber ich halte mal fest, dass um 112xxx die Verbindung zwischen Becher und Knie geändert wurde. Hatte das vielleicht auch mit dem dumpfen D zu tun?

    VG, TSax80
     
  14. matThiaS

    matThiaS Admin Emeritus

    Leider reicht das Archiv 'nur' bis 2004. Immerhin 13 Jahre. So lange mache ich das schon? Kein Wunder, dass die Haare grau werden :D
     
    Dreas gefällt das.
  15. Gerrit

    Gerrit Guest

    Dann stehst Du aber schon unter Denkmalschutz! ;-) Dank und Anerkennung für Deine langjährige Arbeit!
     
    stefalt gefällt das.
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