Gigs spielen für wenig/keine Bezahlung

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Juju, 5.April.2013.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hallo! Ich mache hier mal ein neues Thema auf, denn es beschäftigt mich und meinen Mann ständig und sorgt doch des öfteren für einen "clash of interests".

    Als Berufsmusiker wird man häufig gefragt, diesen oder jenen Gig für sehr wenig Geld oder gar kein Geld zu spielen, die Leute sind da häufig echt schamlos.
    Wenn dann ein ganz normaler Preis genannt wird, schauen die Leute einen groß an. "Wie jetzt,aber das ist doch nicht wirklich Arbeit für Euch". Wenn man dann vorrechnet, was der Schlüsseldienst oder Klempner für einen "out of hours" Job berechnen würde, dann wird der ein oder andere gelegentlich nachdenklich.

    Anders wiederum sieht es für den Hobbymusiker aus, der sich natürlich erstmal freut, wenn es Gelegenheit zum Spielen vor Leuten gibt.
    Problematisch wird es dann, wenn die Hobbymusiker in Konkurrenz zu den Profis treten und die Profis Gigs verlieren. Das ist häufiger der Fall, als man sich klarmacht, aber halt nicht zu verhindern.

    Mein Mann ist im Committee der Musikergewerkschaft und muss schon aus dem Grunde sehen, dass er aufgrund seiner Vorbildfunktion nur gegen adäquate Gagen spielt. Allerdings ist das in der Londoner Jazzlandschaft so gut wie unmöglich. Bei "kommerziellen" Gigs ist er dann aber knallhart.
    Ich habe da eine ganz andere Position, würde ich doch gerne gaanz viele Gigs spielen, und das Geld spielt für mich mit einem anderen Day Job ja erstmal keine Rolle.
    Auf der anderen Seite fühle ich mich zur Solidarität mit den Profimusikern verpflichtet, weil ich ja tagtäglich sehe, wie die Live-Szene zugrunde gerichtet wird.

    Ein Beispiel für so einen typischen Konflikt: Ich habe vor kurzem bei einer Hobby-Big Band vorgespielt, die ein Bariton suchten, und dachte, selbst wenn sie nicht besonders gut sind, wäre das ja eine Herausforderung, weil ich nicht so häufig Bariton spiele. Es stellte sich dann heraus, dass sie regelmäßig Auftritte in einem Pub spielen (ohne Gage), und ich habe letztendlich den Posten nicht angenommen.

    Ich mache es jetzt meistens so, dass ich mit den Profis spiele und dann aber auf meine Gage verzichte, wenn ich weiß, dass es geldmäßig sehr eng ist. Dann bleibt mehr für die anderen übrig.
    Das Problem mit den bezahlten Profigigs ist allerdings, dass ich anderen Musikern (" die drauf angewiesen sind") den Gig wegnehme, seufz... Egal wie ich's mache, irgendwie ist es immer falsch... :cry:

    So ein Job, wie er gerade in einem anderen Thread angefragt wurde, ist für mich und meinen Mann ein rotes Tuch und macht mich echt traurig, obwohl ich weiß, dass das vom Threadsteller total lieb gemeint ist.

    Habe gerade eine Anfrage von meinem Cricketclub bekommen, die gagentechnisch in die Richtung geht. Ich habe zurückgeschrieben und ein faires Preisangebot gemacht (der Klempner wär trotzdem dafür nicht rausgefahren..).
    Hmm, hab nichts mehr von denen gehört....

    Liebe Grüße,
    Juju

     
  2. Hips

    Hips Ist fast schon zuhause hier

    Dazu ein Kommentar von Joe Viera: "Grundsätzlich nie ohne Gage musizieren!!!"
    Gruß
    Heiner
     
  3. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ein Autoschlosser ist 3 Jahre in der Lehre. Als Geselle wird seine Arbeitsstunde mit 130 € berechnet. Die bekommt er natürlich nicht aber die wird gezahlt. Wieviel jahre braucht es um einigermaßen gut zu spielen damit man auftreten kann ohne sich zu schämen? Wieviel Geld investirt man für Untericht und Material? Umsonst würde ich nur für meine Gewerkschadft öffentlich spielen. Anders ist es wenn wir jetzt zum Sommerfest in Bad Homburg auftreten. Da traut sich keiner was zu verlangen einfach weil wir nicht gut sind.
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    das ist seit gefühlt ewigen Zeiten immer wieder das gleiche Problem. Man engagiert Hobbymusiker für wenig Geld, und macht dadurch den Profis die Gagen kaputt. Nicht unbedingt vorsätzlich, aber mit System.

    Richtig schlimm wird es, wenn dann den Hobbymusikern am Ende noch mangelnde Perfektion, oder mangelnde Professionalität vorgeworfen wird.

    Die Zuhörer wissen ja meist gar nicht, dass da billig eingekauft wurde und erwarten CD-Qualität.

    Das Dilemma lässt sich grundsätzlich nicht ausräumen. Ich habe für mich den Weg gewählt, dass ich das am Eintrittspreis festmache. Ich spiele für entsprechend wenig Gage, wenn die Leute auch entsprechend wenig zahlen müssen, um es zu hören.

    Es kann auch so gehen, dass das Ambiente, die Leute, die Stimmung der entscheidende Punkt wird. So bspw. auf privaten Parties. Bin ich nur Lieferant einer Ware, dann will ich auch entsprechend entlohnt werden. Bin ich Teil der Party, dann komm ich mit weniger aus.

    Trotzdem ist mir natürlich dann immer klar, dass von einer Gage von 50 - 100 € für einen Abendevent kein Musiker leben kann.

    Gruß,
    Otfried

     
  5. Gast

    Gast Guest

    Moin,

    der Betreiber meines Lieblingsblogs, welches ich seit Jahren täglich lese, hat eine Devise: "Jede Mühe verdient ihren Lohn".

    Gilt imho für alle Berufsgruppen, auch für Musiker.

    LG, Claudia
     
  6. rbur

    rbur Moderator

    Die Profis spielen nicht für 100 Euro, und die Hobbymusiker dürfen nicht, weil sie den Profis das Geschäft kaputt machen würden.
    Da der Veranstalter aber nicht mehr als 100 Euro ausgeben kann, spielt eben keiner. Der Profi hat nichtmal die 100 Euro und der Hobbyist hat keine Auftrittsmöglichkeit.

    Besser so?
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Das ist ja genau das Dilemma.
    So sieht es hier in der Realität aus:
    Oben genannte Big Band tritt jedes zweite Wochenende in London im Pub auf, Eintritt ist frei, Pub ist voll, die Leute freuen sich über Live-Musik.
    Zeitgleich spielen in mindestens zwei Londoner Jazz Clubs ebenfalls Big Bands Lunchtime Gigs mit den besten Musikern, die das Land zu bieten hat. Eintritt ist, sagen wir mal, 8 - 10 Pfund, und leider sind mehr Menschen auf der Bühne als im Zuschauerraum.
    Aber die, die bei dem Eintritt frei Gig im Pub sitzen, hören glaube ich noch nicht mal, dass das ziemlicher Schrott ist, der da abgeliefert wird.
    Hauptsache man muss nichts zahlen, sonst wäre der Pub wahrscheinlich auch leer.

    Klar dürfen die Hobbyisten, aber ich finde, man muss sich der Zusammenhänge schon bewußt sein, und, wie Otfried auch sagt, abwägen, unter welchen Umständen er bereit ist zu spielen und wann nicht.

    LG Juju
     
  8. saxhans

    saxhans Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe bisher immer für eine Brotzeit und ein Getränk gespielt.

    Bei einer Weihnachtsfeier war außerdem mal für jedes Mitglied unseres Sax-Quartetts ein zusammengerollter 10-Euro-Schein an die Plätzchentüte gebunden.

    Ist mir auch nicht so wichtig, Hauptsache ich habe Gelegenheit zu spielen.

    Allerdings glaube ich nicht, daß ich einem Profi dabei was weggenommen habe, denn dort wo ich bisher gespielt habe, treten keine Saxer auf, die ihren Lebensunterhalt mit ihrer Musik verdienen.

    Gruß Hans
     
  9. flar

    flar Guest

    Moin, moin
    Der Spruch ist ja weiter verbreitet als ich dachte, wie ich ihn zu hören bekamm ist hier beschrieben..
    Eine richtig gute Lösung wird es für das Problem nicht geben. Was mich interessieren würde wie sich die unterrichtenden Profis unter uns fühlen wenn sie merken ein ehemaliger Schüler hat sie mit seiner Hobbytruppe unterboten und ihnen einen Gig ab gejagt, evtl. ja unbewußt. Denk man an solche Situationen schon beim unterrichten? Und wie verhaltet Ihr Euch dann, sprecht Ihr den Exschüler darauf an oder ärgert man sich einfach nur im stillen?

    Viele Grüße Flar
     
  10. Gast

    Gast Guest

    In dem Thread, der diesen Thread ausgelöst hat, werden 50 Euro angeboten, um ein bestimmtes Stück mit Playback zu spielen. Wirkt auf den ersten Blick sogar ganz gut, 50 Euronen für 5 min Arbeit.

    ABER:

    Der Hobbyspieler hat das Stück eventuell nicht im Reperoire, also muss er sich zunächst Noten und das Playback kaufen. Bei Notendownload zB kosten Noten UND Playback für einzelne Stücke rd 5 Euro (wobei ich nicht weiss, ob das konkrete Stück dort verfügbar ist). Sollte das Stück nur im Rahmen einer Sammlung (Notenbuch) verfügbar sein, sind die Kosten noch höher.

    Verbleiben 45 Euro von der Gage.

    Unser Hobbymusiker, der sich diesen Auftrag geangelt hat, übt das Stück. Selbst wenn er sehr gut spielen kann, würde ich dafür - weil er ja das Stück und damit die Überraschung auf der Hochzeit nicht versauen will - 2 Stunden veranschlagen.

    Dann schließlich der Tag des Auftritts. Der Hobbymusiker wirft sich in Schale, kann ja nicht in der abgerissensten Jeans zu einer Hochzeit anschlappen.

    Anfahrt zum Standesamt - entweder mit den Öffentlichen, oder mit dem Auto - dafür setze ich an Kosten (Sprit, Parkschein, bzw ÖPVN) mal 10 Euro an.

    Verbleiben 35 Euro.

    Fahrzeit pauschal zwei Stunden (Hin- und Rückfahrt), hat sich schnell mitm Auto (Stau) oder den Öffentlichen (Wartezeit).

    Unser Hobbymusiker ist dann angekommen, und baut auf und testet, damit er sicher ist, dass das Playback funktioniert. Rechtzeitig da sein muss er auch, er kann ja nicht anschlappen, aufbauen, testen, während die Hochzeitsgesellschaft daneben steht und Sekt schlürft. Also weitere halbe Stunde.

    Damit wären wir bei viereinhalb Stunden Zeitaufwand.

    Hinzu kommen dann noch die eigentlichen 5 min, in denen das Stück der Hochzeitsgesellschaft vorgetragen wird.

    Für diese 4 Stunden 35 Minuten erhält der Hobbymusiker 35 Euro. Macht ein Stundenhonorar von 7 Euro 64 Cent.

    Nicht eingerechnet sind die sonstigen Kosten, wie anteilige Anschaffungskosten und Abnutzung Instrument / angemessener Kleidung usw.

    LG, Claudia



     
  11. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo.

    Ein interessanter Thread!

    Ich weiß gar nicht wo viele Veranstalter ihre "Erkenntnis" herhaben das Live-Musik nichts kostet. Sie nehmen Eintritt, kassieren bei dem Essen und Getränken nicht zu knapp, aber die Musik soll nichts kosten? Da wird gejammert was das Zeug hält.
    Aus meiner Sicht ist jeder Musiker, egal ob Profi oder Amateur, ein Leistungserbringer. Er hat Geld in seine Ausbildung und Ausrüstung investiert und erbringt bei einem Gig eine Leistung. Mit welcher Begründung soll sie dann nicht auch entlohnt werden?
    Das muss den Veranstaltern einfach klar gemacht werden das er neben seinen Getränken und Speisen auch die Musik "einkauft". Der Profi-Musiker muss davon leben und der Veranstalter ist ja schließlich auch ein Profi und muss von seinen Einnahmen leben. Auch ein Amateur muss seine Kosten reinbekommen. Hierzu hat OWL schon vieles ausgeführt.
    Ein Amateur-Musiker sollte sich da schon seiner Verantwortung bewusst sein: Spielt er für lau dann verdirbt er die Preise. Sind diese erst einmal "im Keller" ist es schwer wieder welche auszuhandeln. Auch wenn man als Amateur / Amateur-Blaskapelle froh ist einen Gig spielen zu können, man sollte dabei nie das Augenmaß verlieren. Mal ein Ständchen von 30 min bei der Freiwilligen Feuerwehr zu Weihnachten wo der Sohnemann mitmacht oder bei Omas 70igsten... - das würde kaum ein Profi ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber pot. lukrative Angebote für eine Bockwurst und Cola zu spielen - hier sollte in Hinblick auf ein gutes gewissen Abstand genommen werden. Es ist alles eine Erziehungsfrage, auch der Veranstalter muss "erzogen" werden.

    Viele Grüße

    René

     
  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    Nur zur Klarstellung. Hier würde ich niemals umsonst spielen, denn der Pub ist rammelvoll, und ich gehe mal davon aus, dass die zur Häfte wegen der Livemucke kommen.

    Also ist natürlich entsprechend Gage fällig, denn der Wirt verdient ordentlich daran.

    Meine Abwägung bzgl. des Eintrittsgeldes bezieht sich auf ein Konzert, bei dem der Getränkekonsum allenfalls beiläufig ist.

    Gruß,
    Otfried
     
  13. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Hallo in die Runde,

    als jemand, der von Musik leben darf, würde ich keinen Unterschied zwischen Amateuren und Profis machen. Beide erbringen eine Leistung, die MUSS bezahlt werden. Der Amateur (oder auch Profi), der andere extremst unterbietet, nur um den Job zu bekommen, schießt sich am Ende selbst ins Bein. Denn, er bekommt quantitativ mehr Jobs, da bilig, aber er ist und bleibt der Billigheimer. Spielt sich für immer und ewig den Allerwertetsen wund.

    Einige meiner Schüler haben auch schon Vernissagen u.Ä. gespielt. Das mache ich gelegentlich auch. Warum wurde mein Schüler genommen? Nun, weil ich ein guter Lehrer bin und meine Schüler besser spielen, als ich :) Spaß beseite: nein, die waren einfach günstiger. Aber um ehrlich zu sein, wirklich oft kam das noch nicht vor. Mit der Zeit erarbeitet man sich doch als Profi und Amateur ein Netzwerk, wird häufiger von denselben Veranstaltern angefragt und gebucht, weil die wissen, was sie bekommen, wenn sie z.B. mich anrufen. Den meisten kommt's da auf ein paar Euro nicht an. Ich spreche hier von Vernissagen u.Ä., nicht von Konzerten!!! Bei Konzerten in Clubs & auf Festivals sieht's extrem übel aus. Aber auch hier gilt: nie ohne Gage!

    In diesem Sinne, schönen Tag noch,
    Andy
     
  14. rbur

    rbur Moderator

    Die meisten Leute die ich kenne, kriegen für ihre Hobbys überhaupt nix. Im Gegenteil, die stecken noch einen Haufen Geld und Arbeit rein.

     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Eigentlich wollte ich mich ja für eine Weile fern halten aber bei dem Thema geb ich meinen Senf ab bevor ich wieder abtauche.

    Das Problem lässt sich nicht lösen, macht es aber leider langfristig unmöglich für die meisten Profis von Musik noch zu leben. Wenn es nur um Konzerte gehen würde, würde es noch gehen, denn bei Clubkonzerten zahlt man als Profimusiker eh meist drauf und verdient nichts. Aber leider ist der Konkurrenzkampf mittlerweile auch bei Moneyjobs bei Veranstaltungen und leider auch beim Unterrichten zu finden. Da unterrichten dann Amateure für einen Preis, den kein Profi nehmen kann und der Anfänger kann den Unterschied von der Unterrichtsqualität ja noch gar nicht voll nachvollziehen freut sich aber über den niedrigen Preis. Das soll nicht heissen, daß jeder studierte Musiker ein guter Lehrer ist, dem ist leider nicht so, aber der Markt ist mittlerweile so kaputt daß viele Profis mit Musik aufhören, denn sie können weder vom musizieren in Clubs, Moneyjobs auf Veranstaltungen noch vom Unterrichten leben. Nur ein sehr sehr kleiner Prozentteil schafft das noch. Gerade in grossen Städten ist das PRoblem sehr massiv zu finden. Ich kenne studierte Musiker, die neben ihren Bands und dem Unterrichten noch 1-2 zusätzliche "normale" Jobs machen um überhaupt über die Runden zu kommen, worunter wieder die Musik leidet. Allein in den letzten 2 Jahren hat sich das massiv verschärft.

    Ich will keinem Amateur und auch keinem Schüler oder Freund die Freude am Livespielen nehmen aber es ist trotzdem so, daß dadurch der Markt für Profis negativ beeinflusst wird, selbst wenn diese Personen für Preise spielen für die "Profis" angeblich nicht mehr spielen würden. Allerdings kenne ich viele Profis, die auch Jobs für 75 Euro am Abend spielen (typische Gage einiger Theater- oder Varieteshows), einfach nur damit sie überhaupt genug Geld für die Miete zusammenbekommen.

    Ich selbst habe in den letzten Jahren einige Jobs nicht bekommen weil Amateurkombos bereit waren den gleichen Job für deutlich weniger zu spielen und auch noch kostenlos die PA gestellt haben. Leider wird das Geld dann von diesen Personen auch noch des öfteren mal gar nicht richtig versteuert.
    Schlimm ist, daß darunter die gesamte musikalische Qualität auch noch meist anfängt zu leiden, weil es nur noch um den Preis geht und die Qualität Viele gar nicht interessiert oder vom Publikum nicht immer beurteilt werden kann.
    So habe ich gerade auf einer Hochzeit einen Gitarristen erlebt, der 30 Minuten die gleichen Harmonien gespielt hat und darüber 5-6 Titel wie z.B. Biene Maja, Besame mucho, Fly me to the moon etc. gesungen hat, teils in deutsch, englisch, französisch oder einer ausgedachten Sprache. Es war auch nicht reharmonisiert sondern einfach nur falsch. Den Leuten hat es gut gefallen und ich fand es nur fürchterlich, weil dem "Musiker" die Songs einfach egal waren.
    Aber das Problem lässt sich glaube ich nicht lösen, denn dabei wird immer einer verlieren und sich ungerecht behandelt fühlen. Langfristit wird es aber den Musikmarkt eher negativ verändern, mehr Masse, weniger Qualität. Ich erlebe häufiger, daß mittlerweile Profis bei Amteurbands mit einsteigen, obwohl teils musikalisch manchmal für diese sehr sehr unbefriedigend, nur weil sie so noch ein paar mehr bezahlte Jobs bekommen. Das verhindert aber auch nicht, daß die Mehrheit der Berufsmusiker von Altersarmut später massiv betroffen ist.
    Aber eine Lösung sehe ich nicht.

    LG Saxhornet
     
  16. Gast

    Gast Guest

    Das ist der Unterschied zwischen ARBEIT und HOBBY.

    Das Hobby ist eine Tätigkeit, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt und die dem eigenen Lustgewinn oder der Entspannung dient.

    Arbeit hingegen ist bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zwecke der Existenzsicherung.

    Im vorliegenden Falle - dem Spielen eines Stückes gegen Entgelt - ist diese Tätigkeit nicht mehr Hobby, sondern Arbeit, da es nicht von der Lust und Laune des Auftragnehmers abhängt, ob er diese Tätigkeit ausübt, sondern sich der Musiker mit Auftragsannahme VERPFLICHTET, die Tätigkeit auszuführen, und wenn er nicht erscheint, ist Schicht im Schacht ...

    Und für ARBEIT scheint mir der Ausgangsfall unterbezahlt, sorry.

    LG, Claudia
     
  17. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Rest geschnipselt
    [/quote]


    Für diese 4 Stunden 35 Minuten erhält der Hobbymusiker 35 Euro. Macht ein Stundenhonorar von 7 Euro 64 Cent.

    Nicht eingerechnet sind die sonstigen Kosten, wie anteilige Anschaffungskosten und Abnutzung Instrument / angemessener Kleidung usw.

    LG, Claudia



    [/quote]
    Andererseits bekommt eine Küchenhilfe 8,50 € allerdings Brutto Fahrtkosten und Zeit sind ihr Problem. Viele arbeiten nur 2 Stunden als Minnijobber. Da wäre unser Hobbymusiker scghon wieder gut bezahlt.
     
  18. xenon

    xenon Schaut nur mal vorbei

    Das Veranstalter nichts oder nur Minigagen zahlen wollen ist eine Tatsache. Auch wir selber wollen für Produkte möglichst wenig Geld ausgeben. Wie oft sind wir in den Fachhandel gegangen und haben uns beraten lassen. Haben anschließend, ohne etwas zu kaufen, das Fachgeschäft verlassen. Nur um im Anschluss das Produkt im Internet zu bestellen, weil es etwas preisgünstiger ist. Jeder Musiker, ist wie jeder andere Freiberufler auch, ein eigenständiger Unternehmer. Anstatt über geringe Gagen zu diskutieren, sollten mann/frau sich folgende Frage stellen:

    Welchen Mehrwert biete ich meinem Kunden (Veranstalter / Zuhöhrer / Zuschauer)?

    Denn wenn ich meinem Kunden aufzeigen kann, das er einen Vorteil hat wenn er MICH engagiert, dann ist er auch bereit mehr zu zahlen.
     
  19. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Die Sichtweise der hier vetretenen Berufsmusiker kann ich gut nachvollziehen. Es ist auch verdammt schwer, von der Musik allein ein Einkommen zu generieren, das einen vernünftigen Lebensstandard garantiert. Deshalb ist für mich völlig klar, dass der Auftritt eines Berufsmusikers nicht umsonst zu haben ist, sondern - im Gegenteil - teurer sein muss, als es vielen Laien auf den ersten Blick angemessen erscheint.

    Das "Pech" der Berufsmusiker ist es natürlich, dass sie eine Sache zum Beruf erkoren haben, die andere aus lauter Spass an der Freude ausüben.

    Das ist dann vielleicht etwas anders als bei Klempnern.

    Und für reine Hobbymusiker spielen für die Frage, ob und gglfs. welche Gage sie verlangen, andere Gesichtspunkte eine Rolle als für den Berufsmusiker. Und deshalb wird es immer wieder Situationen geben, in denen Amateure für wenig oder gar kein Geld auftreten, weil sie sich schlicht freuen, vor Publikum zu spielen oder weil sie eine gute Sache unterstützen möchten, ohne sich über einen leeren Kühlschrank sorgen zu müssen.

    Ich sehe nicht, wie dieses Dilemma aufgelöst werden könnte.
     
  20. matThiaS

    matThiaS Admin Emeritus

    Das mag ja in dem Fall sein, aber daraus darf man nicht schließen, dass 'Profis' immer gut und Amateure schlecht sind.
    Neulich bin ich bei einem Konzert (Eintrittspreis 30€) in der Pause gegangen, weil sich die Musiker für so schön hielten, aber nur abgedroschenes Zeug spielten. Klang zwar perfekt, aber es gab keine Stelle, wo es mich gepackt hätte. Anders bei einem Konzert in unserem Gemeinschaftshaus, wo die Big Band der Musikschule mit einer Big Band der Partnergemeinde ein gemeinsames Konzert gab. Dort habe ich fünf Euro Eintritt bezahlt und viel mehr Spaß gehabt, zu sehen wie die jungen Musiker sich ins Zeug gelegt haben und Freude bei hatten. Musikalisch war das Dargebotene durchweg akzeptabel.

    Vielleicht ist der Feind des Profis ja gar nicht der Amateur, sondern das sich ändernde Verhalten des 'gemeinen' Konzertbesuchers, der sich heute lieber die Superstars von CD anhört, oder sich Videos bei Youtube ansieht und nebenher chattet?

     
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