Großbaustelle Sopran Pinky-Table

Hallo,
bei einem geraden Sopransax sind die beiden Hauptböckchen für die Pinky-Tasten nach unten verbogen. ( siehe Bild )
Die darunterliegenden Kamine sind wohl ebenfalls verzogen. Das werde ich erst richtig sehen können, wenn ich es zerlegt habe. Dann mache ich auch mehr Bilder.

Wie kann ich das am Besten richten?

Besten Dank schonmal
Olaf

 

es gibt konus teile aus metall, die werden eingeschoben über eine stange, ausgehend dass das verbiegen der böckchen an der stelle der lötung eine kleine beule nach INNEN gemacht hat.
ohne dieses konusteil könnte man es mit NUR einer stange versuchen es auszudrücken. stange muss vorne leicht gerundet sein.
dritte version - eines stange mit einem aufgeschraubten "ei" einführen und die stange dopsen lassen indem man auf dem freien teile der stange mit einem kammer klopft - quasi übertragenes ausbeulen ( hab ich schon gemacht)
vierter versuch, die böckchen zurückbiegen/drücken mit einem hartholzstab und hämmerchen.

grundsätzlich besteht die gefahr, dass das böckchen sich löst oder teillöst.
da stellt sich die frage ob man gleich ablötet, die beule(n) beseitigt und wieder neu fixiert und auflötet.

...hätte man es in der hand!....

 

Kannst Du kaum selbst, ohne die richtigen Hilfsmittel.

Ich mache das mit einer Konus-Stange, die genau dem konischen Verlauf des Korpusses entspricht...und die über eine Gewindestange, schraubenderweise nach oben vorsichtig eingezogen wird.

Aber alles mit mit viel Vorsicht und Zeit angehe n(laufend prüfen und nachmessen)....das sind heikle Dinge, wo auch schnell mal was schief gehen kann.

Gehe da lieber zu einem Fachmann mit Können, Erfahrung und entsprechendem Werkzeug.

Gr Wuffy

 

Zunächst musst Du mal feststellen was alles kaputt gegangen ist. Ich vermute mal, es handelt sich um einen Sturzschaden. Dabei verzieht sich des öfteren der Korpus. Das kannste feststellen indem Du von oben (Mundstückseite) durch den Korpus schaust. Ist dieser krumm, so sind nicht nur die Pinky - Tasten betroffen sondern das ganze Instrument, da durch die Biegung Stauchungen auch in anderen Teilen der Mechanik auftreten die nach dem Richten des Korpus zu Spiel führen. Nach dem Richten des Korpus müssen dann die eingedrückten Stellen wieder herausgedrückt werden, die Tonlöcher gerichtet und alles was danach Spiel aufweist neu ausgerichtet und einreguliert werden. Da kann es auch notwendig werden Polster zu tauschen.

Wichtig ist es erst mal alle "Baustellen" zu identifizieren.


SlowJoe

 

Danke für eure Antworten!
Ich denke nicht, dass es ein Sturzschaden ist. Evtl. wurde das Sopran nur falsch angefasst.
Wenn ich alles mechanische abbaue, kann dann der Doc das einfach richten oder ist das nur die Ouvertüre zu einer längeren Geschichte? Woran weiß man, dass alles wieder in der Flucht ist?
Vermutlich durch probehalber zusammenbauen und wieder zerlegen...[iterative Optimierung]

Zum Glück ist es ein gerades Sopi und kein Bariton

 

1 - es geht danach um die deckung, schon möglich dass die polster ausgetauscht werden müssen.
es KANN sein dass das achsenspiel nur "geklemmt" ist, aber wie immer ferndiagnose=schlechte diagnose!

2- erfahrung, freies spiel der klappen, deckung optimal

3 - damit muss man leben, 3 bis 5 maliges auseinander-zusammenbauen ist durchaus möglich und je nach rep. notwendig.


wuffy hat sich geholfen mt einem holzkonusteil (wenn ich mich recht erinnere) = feine lösung wennman drechseln kann (low cost) der metall konus kostet richtig money.


das spiegeln - sprich reinschauen in den korpus - ist ein wichtiger moment. such dir einen hellen hintergrund und eine lichtquelle die dich nicht blendet, jetzt schaust du in die röhre, von oben und unten und DREHST dabei den korpus. verfolge mit den augen die lichtbahnen in der reflektion von unten nach oben.es sollten sich keine erhebungen (selten EINbuchtungen) zu sehen sein. das must du lokalisieren und quasi nach aussen deuten = das sind deine baustellen.
wenn du die klappen links ausbauen must, dann schmeiß alle klappen ab, mach gleich eine reinigung am korpus , den achsen, den röhrchen, neu einölen, fetten ff.
es lohnt sich.

 

Pinky Keys verbogen und evtl. verzogene Tonlöcher durch falsches Anfassen?
Kann ich mir nur schwer vorstellen.


SlowJoe

 

Ich hatte mal einen ähnlichen Schaden am Tenor. Ich habe mir ein Konusstück aus Kunststoff drehen lassen und es mit Gewindestange und Schlaggriff (wie zum Kugellager ausziehen) sowie Hartholz zum Ausstreichen von außen nahezu perfekt richten können. Das war ein ziemlich übler Schaden oben direkt an der S-Bogen Hülse.
Man darf halt nichts überstürzen und muss immer wieder schauen.

 

ich hab in der schnelle erst mal "bonus"-stange gelesen.
aber im ernst: schon erstaunlich, was ihr männer so alles wisst über die reparatur von sax-instrumenten.

 

Vielleicht mach ich mir einen Konus mit meinem 3D Drucker. PETG ist ziemlich schlagfest und flutscht auch ganz gut. Es wäre auch ein Ausbeul-Ei mit Gewindestange möglich.
(Endlich mal eine sinnvolle Verwendung für den Drucker )

 

ich muss immer eine nacht drüber schlafen,, weil mir da die lösungen einfallen, danach bespreche ich es immer mit meiner frau und die sagt mir dann ob ich es richtig machen würde.


naja 43 jahre zählen schon, ...obwohl alternativ wäre ich schon entlassen worden,

 

Extra einen Metall-Konus dafür bauen zu lassen oder zu besorgen, wäre ja eher ...... .und einen Kunststoff-Konus, massiv und lang aus dem Drucker, wüsste nicht wie das gehen sollte...oder Riesenaufwand.

Meine Methode mit Hartholz konisch gedrechselt und auf einer Gewindestange zusammen gesetzt, funktioniert für den Hobbybereich jedenfalls einwandfrei und ausreichend.

Habe zwischenzeitlich viele diverse Konusse ( eigentlich Kegelstümpfe) auf Lager und kann damit Bari, Tenor und Alto -Korpusse richten.

Für Sopran habe ich das noch nicht gebraucht, kann da aber genau so auch eingesetzt werden.

Anbei eine Fotoserie einer überaus kritischen Bariton-Baustelle, dass von anderer Stelle abgelehnt war zu reparieren, weil zu aufwändig und viel zu teuer...und wohl auch keine Hilfsmittel und Lust.

Viel Spass hat es mir auch nicht gebracht und jede Menge Arbeit, aber mit dem einwandfreien End-Ergebnis dann doch viel Erfahrung, gerade für meine mannigfaltigen Tenor-Baustellen, wo ich das dann auch laufend wieder praktiziere..

Schöne Grüsse von der Schrauberbank

Wuffy

 

Ich habe schon 35cm hohe Flügel für ein Horizontal-Windrad gedruckt.
Ein Konus wäre da kein Problem. Den könnte ich auch innen hohl machen und ausgiessen mit Sand/Harzgemisch.

 

Hier mal die ersten Bilder vom Ausmaß des Verzugs.

Die Achse von der rechten Hand-Mechanik sitzt ziemlich daneben, obwohl das Gewinde nah am Korpus ist.
Die beiden Pinky-Böck(chen) sind ziemlich massiv und habe sich sicher nicht verbogen.

Das Gestänge der B-Klappe zielt auch neben die Stiftschraube.

Bei einigen Klappen habe ich den Eindruck, als wenn jemand den Schaden korrigieren wollte, ohne den Tisch zu richten...das wird noch ein Haufen Arbeit, auch wenn man fast nichts sieht.

 

Schon enorm, was mit solchen Druckern möglich ist

 

also mit falsch anfassen ist das nix drinn @Bambusbläser

das is'n sturzschaden da brauchst du geduld und überlegungen a la Wuffy...= nicht das eine richten und das andere zu verziehen.

 

so, mit etwas mehr zeit nochmals zu dem problemen.

die bilder von @Wuffy geben einen großen einblick in sein denken. für mich ist Wuffy ein absoluter querdenker, der probleme eben genau damit löst, egal wie weit der weg (und die zeit) ist. klar und natürlich braucht es da eine gewisse vorbildung, bzw eine anlehung an andere gute schrauber und ein stetiger austausch an informationen und ideen. damit möchte ich einige animieren die noch nicht soweit sind "nachzufragen"
zurück zu Wuffy:
das will schon etwas heißen wenn die reparatur an anderer stelle abgelehnt wurde. geradezu meisterlich ist er an das problem herangegangen ( siehe bilder)
problemstellen markiert - so etwas wie ein haarlineal angelegt, die konischen hölzer gedrechselt ( geteilt!! = sehr gut), vermessen und geschickt mit stütze und schraubzwingen "festgesetzt", alles in allem ein fantastischer weg zum erfolg.
wieviel pfeifchen dabei drauf gegangen sind ist jetzt unwichtig, beruhigt aber die gedachte abwicklung.

die verordnung zur prüfung zum instrumentenmacher habe ich hier liegen, den Gesellen hat Wuffy schon erreicht, nach seiner aktion mit dem Dörfler und Jörka an dem teile gefehlt haben, hätte er die voraussetzungen zum meister vor der IHK erfüllt - chapeau!
...und das feine: er teilt sich mit und bleibt nicht auf seinem wissen sitzen.
...und es gäbe noch viel zu dieser arbeit zu sagen!

also von nordbaden der vorschlag - absoluter hobby MEISTER.


all die, die jetzt auch schrauben und nicht genannt wurden, drücke ich gerne auch an mein schrauberherz - lasst und das forum weiterhin so gestalten und wissen weitergeben.

habe fertig

 

Upsi.....werde ja direkt etwas rot und verlegen...aber Dankeschön für die nette Kollegen-Meinung.

Man sollte sich direkt mal wieder treffen......Erfahrungsaustausch würde aber sicher länger als ein Tag dauern.

Lg von Mittelbaden

Wuffy

 

fähigkeit und leistung muss anerkannt werden, - punkt um! ....haste verdient!