Harmonietheorie praktisch angefragt

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Nilu, 20.Juni.2019.

  1. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe ein Stück und versuche mich mit der Funktionsanalyse. Bin da noch sehr am Anfang.

    Emaj 7(#11) I D#m7 I D#7 I G#m7

    Emaj 7(#11) I D#m7 I Amaj7 I G#m7

    Deshalb hätte ich diese Fragen an Euch:

    Ist das Stück in G#m ?
    Welche Stufen gibt es?
    Gibt es eine 2 5 1 Verbindung, oder angelehnt an 251?
    Was passiert an der Stelle von Moll nach Dur: D#m7 I D#7?
    Auf welcher Moll-Scala basiert die Harmonik?
    Was macht der Amaj7 dort, ist er doch eigentlich nicht im diatonischen Spektrum?

    So, viele Fragen einfach rausgehauen zum Feiertag. Ich danke für die Erleuchtung.
    Nilu
     
  2. RomBl

    RomBl Guest

    Der Tritonus dazu aber vielleicht schon ...
     
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  3. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Aber ein Majorakkord als Tritonussubstitution ist schon ungewöhnlich.
    Ich würde mal die Akkordtöne ausnotieren und die Stimmführung analysieren. Der D#7 wäre dann ein b9b13 als Molldominante.
     
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  4. RomBl

    RomBl Guest

    Da der D#7 nach Moll geht, würde ich das auch als b9b13 sehen.

    Um welches Stück dreht es sich denn?
     
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  5. ppue

    ppue Experte

    Ohne den weiteren Zusammenhang zu kennen, gibt es keine 100%ige Analyse.

    So wie es aussieht, ist das Stück in G#-Moll.
    Die Stufen wären demnach VI v V i,
    Nicht ungewöhnlich, die V in Dur zu nehmen. Bekommt mit dem G einen schönen Leitton zum Grundton G#.

    weiter:

    VI v II- i

    Ganz Recht, ein Tritonussubstitut mit major 7. Warum nicht major 7? Ist doch der Grundton vons Ganze. Die II- erklärt sich auch als (größtenteils9 chromatischer Vorhalt.

    Leitern sind Natürlich Moll,
    Harmonisch Moll (über V),
    A Lydisch über II- (gleiches Tonmaterial wie G#-Moll nur mit A statt Bb).
     
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  6. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Weil ein Major keinen Tritonus enthält?!
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Juni.2019
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  7. ppue

    ppue Experte

    Der Akkord ersetzt aber die V auf der ihrem Tritonus. Deshalb heißt es Tritonussubstitut.
    In der Regel ist das ein Dominantsept-Akkord, ok. Aber gegen die Major 7 spricht nichts.
    Wie gesagt, kann man es auch als chromatische Rückung (Vorhalt) auffassen.
     
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  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Beim Tritonussubstitut bleiben die "arterhaltenden" Töne 3 und b7 erhalten - deshalb sehe ich für den Namen auch die Beschränkung auf Dom-Akkorde.

    Ich sehe die beiden Zeilen getrennt und höre das Amaj7 als Vorhalt. Wo ich am Ende von Zeile 1 noch mit der V7 "voll normal" in die Root rutsche, habe ich in Zeile 2 den noch spannenderen Vorhalt vor der Auflösung.
     
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  9. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Es bräuchte mehr Kontext. Könnte auch sein, das E die Tonika ist, die #11 ist beim Durakkord eine häufige Erweiterung.
    Dann wäre A einfach die 4. Stufe.
    Der Wechsel von Moll (D#m7) zur Dominante D#7 (wahrscheinlich mit b9) ist auch häufig.

    Soweit erstmal.




    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
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  10. ppue

    ppue Experte

    Ja, kann man so sehen. Es bleibt trotzdem in der Funktion ein Dominantenersatz.
     
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  11. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Du kannst nicht wirklich sagen, ob es in G#Moll ist. Es kann sein, muss aber nicht. Skalen machen hier keinen Sinn, spiele Arpeggios zum jeweiligen Akkord und schaue, mit welchen (zusätzlichen) Tönen sich der Akkord zum nächsten verbinden lässt.
    LG Juju
     
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  12. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ist durchaus üblich, daß statt des Dominantseptakkords auch mal ein Major 7 Akkord als Tritonussubstitut auftritt (muss natürlich melodisch funktionieren). Der hat dann halt eine andere Funktion. Auch ein Moll 7 Akkord kann als Tritonussubstitut auftreten.
     
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  13. RomBl

    RomBl Guest

    Weiß denn jemand aus dem Lamäng, welches Stück das ist? Vielleicht bekommt man so mehr zum Kontext raus.
     
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  14. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Hier ist das Stück auf YT.
     
  15. ppue

    ppue Experte

    Die Stelle ist klingend H-Moll, also G#-Moll auf dem Alt.
     
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  16. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Ich höre in dem Video eigentlich eine klare Funktionalität, ohne jetzt mal auf die Bezifferungen und Alterierungen zu achten. Hat ein bisschen was von Pop-Bossa. Wenn ich es für mich vereinfachend runterbreche, würde ich es wie folgt aufschreiben. Hab im Moment kein Instrument zur Hand, deshalb folge ich nur meinen Ohren.
    Man kann ja dann noch nach Belieben "Mokka-Gewürz" (ich glaube es ist so etwas wie eine Latte Macchiato mit Zimt) hinzufügen.

    Alto:

    Ej7 B/D# I Bb7 Eb7 Ab-7
    Ej7 B/D# I Aj7 Ab-7

    Klingend:

    Gj7 D/F# I C#7 F#7 B-7
    Gj7 D/F# I Cj7 B-7

    Damit wäre für das Alt die Tonika B-Dur, würde im ersten Takt von der 4. Stufe (E) in der typischen Bassführung E-D# (Terz der Tonika) erreicht, bevor sich die II-V-I der parallelen Molltonart Ab-(der Einfachheit halber enharmonisch verwechselt) anschließt.
    Anders ausgedrückt: der erste Takt gehört der Tonika, der zweite der II-V-I der parallelen Molltonart.
    In der Wiederholung wird die II-V-I durch das Aj7 als "Vorhalt" zum Ab-7 "eingedampft".

    Emily Remler war eine großartige Gitarristin, ein Stern am Gitarristenhimmel, der leider sehr früh, wahrscheinlich auch durch ihre Heroin-Abhängigkeit, verglühte.

    Apropos Mocha Spice, hier ist das Rezept, vielleicht sehr geeignet für die kommende Hitze der nächsten Woche.

     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 20.Juni.2019
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  17. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Mist, dass ich kein Instrument zur Hand hab, Hab's noch einmal vor meinen geistigen Ohren durchgehört und ändere was. Ich höre immer noch eine "Art" II-V-I der Moll-Parallele, aber deren Dominante wird eher durch einen übermäßigen Dreiklang (B+ bzw. D+) vorbereitet. Werde es später mal am Klavier überprüfen.

    Alto:

    Ej7 B/D# I B+ Eb7 Ab-7
    Ej7 B/D# I Aj7 Ab-7

    Klingend:

    Gj7 D/F# I D+ F#7 B-7
    Gj7 D/F# I Cj7 B-7
     
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  18. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich empfinde den Emaj 7(#11) als Subdominante zu B major (H-Dur), welches aber irgendwie nie so richtig auftaucht.

    Grüße
    Roland
     
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  19. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    In meiner Wahrnehmung ist das D#-7 unglücklich notiert. Die Akkordtöne sind ja D#, F#, A#, C#, und das entspricht exakt einem Bj7/9 mit der Terz D# im Bass, also lediglich eine andere Schichtung als vom Grundton aus. Vom Hören er ist das Bild recht klar (s.o.): Subdominante und Tonika im ersten Takt, Dominante und Tonika der Moll-Parallele im zweiten Takt. Eigentlich ganz simpel, wieder einmal das (leicht abgeänderte) "Yesterday" von den Beatles, da fehlt lediglich die Subdominante a "auf der 1, dafür erscheint in der Melodie die Sekunde oder None G als Vorhalt zum Grundton.

    F I E dim A7 I D-Moll .......

    Ich sprach noch vorgestern mit einer musikalischen Analphabetin, die ganz klar den Standpunkt vertrat, dass "Yesterday" doch "in Moll sei". Ja, F-Dur als Grundtonart erfährt nicht die Vorbereitung und Gewichtung wie D-Moll, und hier erfährt auch B-Dur nicht die gleiche Gewichtung wie die parallele Molltonart Ab-Moll (enharmonisch verwechselt), weil einfach die Vorbereitung nicht so ausbreitend ausgeführt wird.
     
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