Nur Sopransaxophon in einer Jazz-Combo spielen

Dieses Thema im Forum "Soprano Special" wurde erstellt von altoSaxo, 24.Januar.2025.

  1. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Hintergrund meines Themas

    Nachdem ich mit Altsaxophon angefangen und ein paar Jahre Erfahrungen damit gesammelt hatte, kam vor einiger Zeit ein Sopransaxophon dazu. Im Moment schaffe ich es nicht, beide Instrumente regelmäßig zu üben und überlege, mich auf das Sopransaxophon zu beschränken.

    Ich spiele überwiegend Jazz. Tangos und Latin machen mir aber insbesondere auf dem Sopran auch Spaß. Neulich hatte ich das Sopran auch mal bei einer Jazz-Jam-Session ausschließlich benutzt anstatt des Altos, das ich sonst verwende. Ich dachte, irgendwann würden die beiden Mitmusiker, die an dem Abend mitspielten, von den hohen Tönen und dem quäkigen Sound genervt sein, aber für sie war es ganz o.k. Das Thema darf ich bei den Sessions grundsätzlich spielen. Am Ende nach den zwei Stunden war mein Ansatz zwar sehr platt, der am Sopran bei mir weniger lang hält und auch das Halten des geraden Soprans finde ich etwas anstrengender, aber ich konnte letztendlich durchhalten. Erfahrungen in einem Saxophonensemble konnte ich leider noch nicht sammeln.

    Bisher habe ich glaube noch kein Jazz-Konzert und keine Jam-Session gesehen, wo jemand durchgehend Sopran gespielt hat. So wie ich es bisher mitbekomme, scheint hier kaum jemand Sopran als Hauptinstrument zu spielen.


    Nun meine Fragen

    Ist das unüblich, Sopran alleine in einer Combo oder bei Jam-Sessions einzusetzen und gibt es dafür Gründe oder irre ich mich und das kommt regelmäßig vor?

    Gibt es hier welche, die in einer Jazz-Combo oder bei Jam-Sessions ausschließlich Sopransaxophon spielen und funktioniert das für euch gut oder überwiegen Gründe, eher das Alto zu nehmen, wenn man sich für ein Instrument entscheiden will?


    In diesen Threads hatte ich bereits gestöbert, aber es gibt bestimmt passendere Antworten:
    https://www.saxophonforum.de/threads/sopran-saxophon-sehr-anstrengend.66208/
    https://www.saxophonforum.de/threads/zweitinstrument-zum-sopran.56113/
     
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  2. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Hallo altoSaxo,

    Total unüblich ist es nicht, in einer Combo oder auf einer Session nur Sopran zu spielen. Ich habe selbst für einige Jahre in einer Jazzcombo nur Sopran gespielt, aus dem einfachen Grund, weil Alt und Tenor bereits besetzt waren. Auch auf Sessions finde ich es enorm praktisch, mit einem Sopran aufzutauchen, denn es ist klein und leicht und wird nicht ganz so häufig gespielt wie z.B. Tenor oder Alt. Bei den typischen Session-Stücken, wo fast alle Saxophonisten mitmachen können (und auch wollen), z.B. Watermelon Man, Black Orpheus, Blue Monk etc., finde ich es sehr erfrischend, wenn nach etlichen Alt- und Tenorsoli mal ein Sopransolo kommt (oder auch Bariton).

    Also: nur Mut! Als Soprano-Spieler/-in hast Du schon fast ein „Alleinstellungsmerkmal“, und es ist ein tolles Instrument, das jede Combo und jede Session bereichert.

    Das einzige, wo man mit „nur Soprano“ nicht so gut landen kann, ist wahrscheinlich die Big Band, denn da sind die Partituren sehr häufig auf die Standard-Besetzung Bari, 2x Tenor plus 2x Alt ausgerichtet. Sopran kommt dort tatsächlich nur als „Nebeninstrument“ manchmal vor, ebenso wie Klarinette oder Querflöte, und diese seltenen Einsätze sollen dann meist von den regulären Alt- oder Tenorspielern übernommen werden.

    Viele liebe Grüße von Jazzica
    (eigentlich Tenorsaxophonistin, mittlerweile aber sehr gerne auch auf anderen Baugrößen unterwegs).
     
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  3. Tobi-Sax

    Tobi-Sax Ist fast schon zuhause hier

    Google mal nach Sidney Bechet - den kennst du bestimmt, zumindest "Petit Fleur". Der hat das früher gemacht.
    VG, Tobi
     
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  4. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ich habe mir vor nicht ganz 15 Jahren ein Sopran als Zweitinstrument zugelegt. Mittlerweile kann ich nicht mehr sagen ob das Sopran oder das Tenor mein Hauptinstrument ist, ich mag einfach beide sehr. Zur einer Session schleppe ich aber grundsätzlich nur ein Instrument mit, spontan nach Lust und Laune, oder, wenn ich weiß, dass mal wieder 5 Tenöre kommen, dann lasse ich das Tenor stehen und nehme das Sopran mit. Mehr als 2 Soprane habe ich auf Sessions selten getroffen, oft bin ich der einzige Sopranist, wenn ich damit anrücke. Bei Gigs habe ich immer beides dabei und entscheide miich je nach Stück, oder ich wechsele während des Solos eines anderen Mitspielers.
     
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  5. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

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  6. Rick

    Rick Experte

    Als Beispiele im moderneren Jazz seien Steve Lacy und Dave Liebman erwähnt.

    Ansonsten schließe ich mich @Jazzica und @reiko an:
    Das Soprano stellt gerade wegen seiner relativen Seltenheit eine Bereicherung dar.

    Ich nehme es gerne für Rock und Popmusik, weil es sich da besser durchsetzt als die tieferen Saxe.
    Würde es auch gerne öfter spielen, doch leider kennen mich die meisten Leute vorwiegend am Tenor und verlangen dies ausdrücklich:
    "Klar, das Soprano klingt auch gut, aber ich mag dich lieber mit dem Tenor."

    Was soll man da machen...
     
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  7. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Hey Rick,

    ich danke dir!

    Die drei Namen sagen mir zwar auch etwas. Aber, mir einzelne Saxophonisten oft und bewusst anzuhören, ist eine der Dinge, die ich im Jazz-Saxophonunterricht leider vernachlässigt bzw. aufgeschoben habe, weil ich mich mit dem Saxophon in der Hand immer auf die aktuellen Stücke gestürzt und konzentriert habe. Auch hier bedarf es einer Veränderung meiner Prioritäten.

    Beste Grüße
    altoSaxo
     
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  8. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich als Zuhörer finde es nicht nur möglich sondern gerade bei manchen modal orientierten Geschichten schier unabdingbar.
    Und man kann nicht nur eine Combo suchen, die Dich und dein Instrument akzeptiert und einbindet, sondern die einzelnen Musiker, die Dich in Deinem Vorhaben unterstützen. Vielleicht unter Liebhaber von Mammal Hands). Wenn es natürlich Deins ist.
     
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  9. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    In so einem Fall brauchst Du ja nur zwei)
     
  10. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Ja, ist es :)
    Vielen Dank!
     
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  11. scenarnick

    scenarnick Admin

    Wir überlegen in der BB gerade, weil wir etwas "Trompeten-Mangel" haben, die 1. und 2. Trompete mit Sopran zu unterstützen. Erste Versuche kamen ganz gut an und man kann die Trompeten-Noten 1:1 spielen als Sopranist(in).
     
  12. Till098

    Till098 Kann einfach nicht wegbleiben

    Neben der Frage was üblich ist, finde ich wichtig worauf man selbst und die Band Lust hat, wenn man nicht irgendwas 1:1 covern will/muss.
    Ich denke da an "Wildes Holz" die u.a. Jazz mit der Blockflöte machen. Das ist total untypisch, aber halt denen ihr Ding. :)
     
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Unüblich? Ja bestimmt - und das ist ja genau gut so!
    Ich spiele viel Sopran, auch bzw. gerade auf Sessions wenn sowieso schon die Tenöre in der Überzahl sind (Altos sind eher selten geworden…)

    Eins meiner Projekte ist ausschließlich E-Bass und Sopran.

    Ich mag die Leichtigkeit beim Sopi. Im Gegensatz zur oft geäußerten Meinung (auch in den oben verlinkten Freds) finde ich Sopran viel leichter zu spielen, als Tenor.
    Das Tenor ist für mich Arbeit (ich mache es dazu!), Sopran ist Spiel.

    Wenn ich mich zwischen Alt und Sopran entscheiden soll, bleibt immer das Alt im Koffer - aber das spiele ich sowieso nur, wenn ich in einer Bigband aushelfe oder sowas. Ich finde Alt - Achtung - hoch und fiepsig (wenigstens wenn ich es spiele).
     
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  14. rumigdirk

    rumigdirk Nicht zu schüchtern zum Reden

    Guten Morgen allerseits,
    die Wahl des Instruments zählt eigentlich nur für einen selber. Die anderen Musiker*innen und die Zuhörerschaft legt eher Wert darauf, dass man damit angemessen umgehen kann. Wenn man mich spielen lässt was ich will, spiele ich schon viele Jahre nur Sopran. Die entsetzten Gesichter verschwinden einfach, wenn man beim Spielen die Augen schließt. Beim sensationellen Emile Parisien habe ich mir abgekuckt, viel ausgiebiger die tiefere Lage des Soprans zu benutzen. Dann klappts auch mit den Nachbarn.
    Kurzum, wenn das Sopran die Stimme der Wahl ist kann man das genau so selbstverständlich als Hauptinstrument spielen, wie Tenor oder Alto. Man muss nur damit klar kommen, dauernd gefragt zu werden, was das denn für eine Klarinette sei.
     
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  15. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Das bin ich schon umgekehrt der Bassklarinette gewohnt. :rolleyes:

    Mit dem Sopran im Gigbag auf dem Rücken beim kurzen Zwischenstop in einem Supermarkt wurde ich auch schon gefragt, ob da ein Instrument, eine Klarinette drin sei. Selbst mit verdecktem Sopran ist man vor den Fragen nicht sicher. :laugh:
     
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  16. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ist mir mal passiert: Ich wurde von einem Herrn im Publikum an seinen Tisch gewunken. Er fragte mich, was das für ein Instrument sei. Ich sagte, dass es ein Sopransaxophon ist. Daraufhin blickte sein Gegenüber etwas grimmig drein zog einen Zwanziger aus seinem Portemonnaie und schob ihn zu ihm rüber.
     
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  17. Polysax

    Polysax Schaut nur mal vorbei

    Ich spiele auch ( nicht nur ) sondern ausschließlich Sopran ,
    passt eigentlich vorbehaltlos in jede Art von Combo !
    Es gefällt mir da ganz gut , daß es so einen leichten Überraschungseffekt hat ,
    den kann man natürlich nicht endlos ausreizen .
    Aber gut dosiert eingesetzt, eine prima Klangfarbe , gibt dem Combosound vielleicht mal eine neue Richtung !
    Mit einem Tenorsaxophon verfalle ich immer in so einen "Smooth Operator" Mechanismus , irgendwie haben sich bei mir da so Strukturen
    angelegt , in die ich immer wieder reinschlittere...
    Ein Sopran spielt sich ganz anders und da gehe ich auch viel freier dran.


    Hohe Töne ja , aber quäkiger Sound ? Das sollte natürlich nicht so sein , da müsste man vielleicht nochmal mit dem Mundstücksetting und Ansatz dran !
     
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  18. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Dankeschön für deine Erfahrungen!

    „dosiert“: wenn ich der einzige Bläser bin, spiele ich praktisch bei jedem Song 2x Thema und mein Solo. Da bin ich dann genauso präsent wie mit Alto. Manchmal ist aber auch noch ein Tenorist dabei, dann wechseln wir uns beim Thema ab. Es ist eine kleine Combo, die sich privat regelmäßig zum Jammen trifft.

    Quäkiger Sound: Der Begriff war nicht wertend gemeint und für mich passt mein Sound soweit, könnte aber in den Höhen etwas voller sein. Alto ist beim Sound für mich die größere Baustelle. Für mich hört es sich aber beim Sopran in der Tendenz generell quäkiger an als normalerweise bei den anderen Baugrössen. Es gibt natürlich eine Bandbreite, wie man auf dem Sopran klingen kann und es muss auch nicht quäkig sein. Außerdem hört jeder Klänge unterschiedlich.

    Ich hatte meinen Lehrer mal gefragt, ob auf einer Aufnahme ein Sopran zu hören ist. Er meinte, dass sei eindeutig ein Alto, der Saxophonist habe halt einen so quäkigen Sound. Andere hier im Forum empfanden es als Blasphemie, als ich den Begriff mit dem Namen des Musikers mal zusammen nannte.
     
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  19. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    @Polysax In einem anderen Faden las ich gerade den Begriff "nasal". Der löst wahrscheinlich weniger Störgefühl* aus. :)

    *Passend zur fünften Jahreszeit: Rheinländer verwendet das ausdrucksstarke Wort "Jeföhl".
     
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  20. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Da gibts nur eine Antwort: "Fleisch ist mein Gemüse" - die GOLDENE KLARINETTE ;-)

    mir gehts da ganz anders - ich spiele ein gebogenes Sopran, das glaubt mir immer keiner (außer den Sax-Kollegen, selbst andere Musiker bleiben skeptisch),
    dass das ein Sopran sei. "Ach geh, das ist bestimmt ein Alto" - und Du spielst nur immer so hoch.
    Anyway, Sopran ist anstrengend, das will immer gut beübt werden und wirkt wie ein Brennglas für alle Fehler und Unzulänglichkeiten in Sachen Tonbildung und Ansatz.
    Auch Rhythmik ist fordernd, weil der hohe Ton viel schneller aufbaut und anspricht, als ein Tenor oder Bari, da ist Timing extrem wichtig. Und - wie bei der Eb-Klarinette oder beim Piccolo im Orchester - Du bist immer präsent - da kannst dich nicht im Orchesterklang verstecken.
    Aber es gibt im Jazz und in der Klassik viele sehr gute Sopranisten*innen, die sich darauf spezialisiert haben und das top umsetzen. Auch Kenny G!, neben Steve Lacy.


    Das ist schade, dass Trompeten fehlen, machbar ist das, aber der Sound wird eben immer holzlastiger, die Trompeten haben schon einen Sinn. Aber klar, besser so spielen als gar nicht.
    Gute Erfolge
    Paco
     
    Rick, rumigdirk und altoSaxo gefällt das.
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