Pitch Center und Stimmen generell

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Supersol, 5.Juni.2023.

  1. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leutz,

    just beim lesen im Forum bin ich auf den Begriff "pitch center" gestoßen (den kannte ich tatsächlich noch nicht).

    Ist damit der Punkt gemeint, an dem das Mundstück sitzen soll, damit die Intonation "optimal" läuft?

    Und noch eine Frage zum Stimmen generell:
    Wie genau geht ihr da vor?
    Ich habe das tatsächlich noch nie mit einem Lehrer besprochen :cyclops:....

    Ich guck immer, dass ich bei g1 vom Ansatz her so stehe, dass ich die obere und untere Lage gut bedienen kann. Spiel dann also mit Stimmgerät rauf und runter und gucke was passiert. Aber vielleicht ist das gar nicht so doll und es geht besser?

    Und noch eine Frage an die Vintage Spieler:
    Wie überprüft ihr die Stimmung an alten Instrumenten, wenn ihr sie zum testen anspielt? Gibt es da eine Vorgehensweise?

    LG Supersol
     
  2. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Im Prinzip ja, wobei man den Ansatz nicht unerwähnt lassen sollte.
    Die gängige Praxis, das Mundstück so zu positionieren, dass ein beliebiger mittiger Ton nach Stimmgerät passt, damit sich bei hohen und tiefen Tönen die Abweichung in Grenzen hält, ist nämlich im Grundsatz verkehrt.
    @Ton Scott oder andere werden es dir aber besser erklären können.
     
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  3. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Ahaaa .... dann bin ich gespannt... kann ich wieder was lernen
     
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  4. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Kennst Du Deinen Mundstückton, also jenen, welcher erklingt, wenn Du nur auf dem Mundstück mit Deinem normalen Ansatz spielst?
     
  5. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    Den "Mundstückton" gibt's nicht. Wenn ich nur mit dem Mundstück tröte, habe ich locker eine Range von vielleicht einer Oktave. Welcher Ton sollte da der Mundstückston sein?
     
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  6. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Nun, da hast Du Deine Antwort Supersol. Bei einer Bandbreite auf dem Mundstück von "locker [...] einer Oktave" musst Du Dir über Pitch Center, Mundstückposition oder sonstigem keine Gedanken mehr machen. Einfach Ohren auf und ausgleichen.

    Aber Spaß beiseite: Das Konzept des Mundstücktons ist gängig und verbreitet. Es muss auch nicht immer ein Ton sein sondern kann sich um einen begrenzten Tonraum handeln.

    Ich würde den Mundstückton als jenen bezeichnen, welcher die höchste Stabilität (möglichst kleine und wenige Tonhöhenschwankungen) und Klangfarbentreue in allen Lautstärkestufen aufweist und dabei trotzdem möglichst Widerstandfrei (bequem) und Ermüdungsarm gespielt werden kann. Auf dem Altsaxophon beispielsweise liegt er bei vielen Saxophonisten, die ich kenne, um das b bzw. h. herum. Höher als c ist er selten und tiefer als a ist mir noch nicht begegnet.

    Ich muss dazu sagen, dass ich aus der Warte eines klassischen Saxophonisten spreche und über keinerlei Erfahrung mit im Jazz/Rock/Pop/usw. gängigen Mundstücken habe. Es mag durchaus sein, dass hier Abweichungen bestehen. Klärt mich diesbezüglich gerne auf.

    All das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht möglich wäre, auf dem Mundstück eine hohe Bandbreite spielbarer Töne zu entwickeln, wie Acolonia schon ganz richtig festgestellt hat.
     
  7. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Finde ich spannend - nee weiß ich nicht - muss ich mal ausprobieren.

    Wenn dann z. B. h herauskommt, würde das dann heißen ich setze dass Mundstück so, dass es mit dem beschriebenen Andatz bei h läuft?
     
  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    @Ton Scott hat - und das kann ich als Lektüre nur wärmstens empfehlen (Suchfunktion, you know…?) - sich sehr ausführlich ist dem Thema Pitch Center befasst und darüber hier im Forum mit reichlichen Quellenangaben geschrieben.

    Sehr verkürzt zusammengefasst: man kann, wenn man es kann, nur auf dem Mundstück und mit stabilem Ton ganze Stücke spielen, sofern es sich um „Naturtöne“ handelt - also solche, die sich, wie bei einer Fanfare, in der Obertonreihe wiederfinden.
    Ausschlaggebend ist der stabile Ton, den man (frau) mit einem Ansatz erreicht, der im Idealfall „nur“ das Mundstück mit der Ringmuskulatur der Lippen abdichtet und keinen (sehr wenig) Druck auf das Blatt ausübt. Die absolute (klingende) Tonhöhe ist je nach Bauform (SATB) verschieden, genau wie der Bereich, der üblicherweise als stabil empfunden wird.

    Klassiker haben einen etwas festeren Ansatz, um mehr Kontrolle über Intonation und, vor allem, Timbre zu bekommen. Jazzer lieben einen breiteren, ausdrucksvolleren Ton, der mit weniger Kontrolle auskommen kann; Pop und Rock ist dann das andere Ende des Spektrums: Hier wird gehonkt und gequietscht… schei** auf Kontrolle (in Wahrheit wissen die, die mit Popstars auf der Bühne stehen dürfen, ganz exakt, was sie da tun - und wie…)
     
  9. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Ah ok - da werde ich mal nachlesen ;)
     
  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ach ja, noch zu dem „einen“ Mundstückton: Wenn man genau das macht, was ich beschrieben habe (also ohne bzw. mit sehr wenig Druck abdichten) und mit hoher Zunge und offener Kehle aus der Tiefe des Atmungsapparats kontrolliert eine Luftsäule erzeugen kann, entsteht ein - genau ein - Mundstückton. Wer sich in diese Richtung begeben und dabei von tief-Bb bis hoch F# das Instrument bedienen kann, ist auf dem richtigen Weg.

    Der nächste Schritt ist das Voicen einzelner Töne, ohne den Lippendruck nennenswert zu verändern. A whole new universe…

    Über das Stimmen an sich läuft gerade ein anderer Fred.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Das Pitch Center entspricht dem Ansatzdruck, den du auf das Blatt ausübst.

    Drückst oder beißt du sogar auf das Blatt, dann hast du das höchste Pitch Center, was man spielen kann. Der Ton klingt dumpf, gequetscht, wenig offen halt.

    Lässt du den Ton fallen und kannst ihn einige Cent tiefer halten, dann öffnet sich der Sound, das Blatt kann freier schwingen und der Ton bekommt lautere Obertöne. Auch ist nun ein Vibrato möglich, dass nicht nur nach unten, sondern auch nach oben schwingen kann. Das ist ein mittleres Pitch Center.

    Lässt du den Ansatz noch weiter fallen, wird der Ton, ja, ich sage manchmal, lasziv oder quäkig. Das wäre ein sehr tiefes Pitch Center.

    Nun muss das Instrument mit hohem, mittleren und tiefen Pitch Center ja auch noch richtig intonieren. Klar ist, wenn du stark drückst, ist der Ton höher und man zieht das Mundstück etwas heraus. Mt dem Herausziehen aber ändert sich die Konizität des Saxophons. Es ist so, als zögest du das Instrument oben auseinander, was aber bedeutet, dass es ein ganz wenig mehr zur Klarinette wird, was auch bedeutet, dass es nicht mehr genau in die Oktave oktaviert. Spielst du das tiefe D und dann das mittlere, dann stimmt es unten recht gut, aber oben ist es zu hoch. Du hast dann den berühmten "Problemton" D. Auch der Lagenwechsel vom C# zum oktavierten D hat dann einen zu großen Halbtonschritt und es heißt dann schnell, mein Instrument intoniert schlecht.

    Die Lösung ist eher verblüffend. Um einen sauber intonierenden Korpus zu erhalten, muss das Mundstück weiter drauf und das, wo doch das oktavierte D schon zu hoch war. Ist das Mundstück an der richtigen Stelle (es gibt eigentlich nur genau eine), dann ist es am Ansatz, die Töne bzw. das Pitch Center so weit fallen zu lassen, dass das Sax richtig intoniert. Bei modernen Instrumenten sollte dann mit mittlerem Pitch Center intonationstechnisch kaum noch etwas ausgeglichen werden müssen.

    @Anna postete gerade die Intonationskurve von ihrem Selmer. Da ist klar zu erkennen, dass das Instrument zu hoch oktaviert. Und zwar über den gesamten Bereich. Es liegt aber gar nicht am Instrument, sondern am zu weit herausgezogenen Mundstück.

    [​IMG]
     
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  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest



    3-5 von 10 am Saxophon.
    9 auf der Klari :)
     
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  14. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Kennst Du sicher.
     

    Anhänge:

  15. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Kannte ich noch nicht, vielen Dank.
     
  16. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Hab mal wieder nachgeschaut. Mein Mausspießpech ist aktuell bei einem Des, das ist recht mittig, würde ich sagen. War früher tiefer, meine ich.
     
  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das "Messen" hat nur Sinn, wenn man es im ff checkt.
     
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  18. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ja, das Des war der Ton, der in der Intonation im ff am sichersten war.
    Wenn ich gleich zu Anfang so viel Luft nehme, wie ich kann, lande ich bei einem As, also eine Quinte höher.
     
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  19. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Oi - da hab ich was zum durcharbeiten :danke:
     
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  20. Anna

    Anna Nicht zu schüchtern zum Reden

    Nur fürs Protokoll: Normalerweise ist mein Mundstück weiter drauf, und ich habe mich mit keinem Wort über mein Instrument beklagt ;)
    (Ich kann gerne, wenn ich mich demnächst mit anderen Mundstücken befasse, den Versuch wiederholen und meinen normalerweise für den Stimmton verwendeten Ansatz als Referenz nutzen.)

    Danke für die Diss, @Ton Scott, werde ich mir ansehen.
     
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