Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Hey Leute,

    ich habe mal wieder Lust auf einen hitzigen äh Explosions Popcorn Thread deswegen....

    denkt ihr die Hochschulen machen alles kaputt? Produzieren sie emotionslose Ballermaschinen die bloss ihr eigenes Ego aufbauschen wollen? Oder kühle Avantgardisten die sich nicht fürs Publikum interessieren und deren Musik das Herz nicht berührt?

    Auf der anderen Seite ist mir schon beim Straßenmusik machen passiert dass ein Typ gekommen ist und meinte: "Ihr habt doch studiert!" "Ihr habt studiert, das weiß ich genau!!" und dann hat er uns bestimmt ne halbe Stunde angeschrien "Schämt euch, schämt euch, Musik lernt man nur auf der Straße!" "Schämt euch"

    Oder dass auf Jam Sessions mir Session Leiter sagen sie fragen lieber Amateure weil die kein Opener Set spielen wollen und weil die keine Ansprüche an die Musik haben...

    Und dann habe ich auch mehrmals erlebt dass Leute die Schulmusik studieren oder die gar nicht studieren auf von Studenten frequentierten Jam Session komisch anvibriert wurden. Nur weil sie nicht wussten wie der Hase läuft oder nicht so viel Erfahrung hatten oder Ideen wie man die Session interessant gestalten kann...

    Aber dann gabs die Situation wo eine Sängerin die sonst fast nie auf unserer Jam Session gewesen ist uns alle am Mikro lauthals beschimpft hat weil sie nach 2 Songs gebeten wurde auch anderen Mal den Vortritt zu lassen, dass wir scheiß Stundenten wären und dass wir keine Ahnung hätten und so weiter...

    Dann habe ich wieder selber erlebt wie manche Studenten sich daneben benehmen und denken sie wären was Besseres oder sich gegenseitig fertig machen...

    Zum Bespiel hat ein Klavierstudent, der hier neu angefangen hat (und den wir zu uns eingeladen haben, damit die bei uns in der Wohnung was aufnehmen können) mich die ganze Zeit so komisch angeschaut, mich nach meinen Konzerten in Köln gefragt und dann ein Video erwähnt dass ich nicht kannte und dann, quasi um zu beweisen dass das was ist was man KENNT alle gefragt ob sie es schon gehört haben und immer wieder gemeint "Hä das kennst du nicht? Das kennt man doch!"

    Und die drei am meisten verhassten Studenten in der Jazzabteilung sind zwei bisexuelle Männer und eine schwarze Frau! Das muss man mal sacken lassen!!!

    Und so weiter.

    Schreibt doch mal irgendwas dazu, ich finds interessant. Hab noch tausend Geschichten im Petto!

    Liebe Grüße,
    Kristina
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Lass hören (bzw. lesen), bin schon gespannt! :smile2:

    Nö. Ich warne nur immer davor, dass der Studiengang einen Bedarf vorgaukelt, der nicht vorhanden ist, und sich junge Leute deshalb möglicherweise falsche Hoffnungen machen.

    Also ich kenne persönlich niemanden, den ein Musik-Hochschulstudium wesentlich verändert hätte. Wer ein emotionsloser Egoist zu Anfang war, der war es meistens auch am Ende, dasselbe gilt für die "kühlen Avantgardisten".
    Die meisten waren hinterher einfach froh über die viele Übezeit, das Netzwerken untereinander, und natürlich über den erfolgreichen Abschluss für die skeptischen Eltern. :cool:
     
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  3. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ich bin da nicht im Thema, aber das liest sich alles sehr nach endlosen Egoismen, gelebtem Schubladendenken, Neid und Vorurteilen, die man sich hier oder dort zu bestätigen sucht.

    Würde versuchen mich davon zu distanzieren wo immer das möglich ist.
     
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  4. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    Oder einfach gesagt, es gibt hier wie überall nette und weniger nette Menschen...
    Den weniger netten Menschen sollte man ab und zu den Spiegel vorhalten und ansonsten von ihnen einfach Abstand halten
     
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  5. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Da fällt mir sofort ein:
    Man kann es nicht allen Recht machen.

    Die Geschichten sehen so aus, als suchen die Personen vermeintliche Fehler bei anderen, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken und ihr Ego aufzuwerten.

    Ich jedenfalls gehe hier in der Stadt sehr gerne zu Jazzkonzerten und dort spielen fast ausschließlich studierte oder studierende MusikerInnen.
     
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  6. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Und vielleicht schätzen dich ein paar andere Mitstudenten dafür, dass du in der Zeit, in der du nicht das Video gesehen hast, das jeder gesehen hat, ein anderes interessantes Video entdeckt hast. ;)
     
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  7. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Wie in jedem anderen Studiengang auch vermitteln Dir die Hochschulen nur ein Basiswissen, um einen Einstieg ins Berufsleben zu finden. Nicht mehr, und nicht weniger.
    Klar hat jede Hochschule durch die Auswahl der Lehrenden gewisse Schwerpunkte, die Dich prägen, aber was Du letztendlich aus Deinem Studium machst, liegt in Deiner Hand. Und in der Hand, wie man sich finanziell aufstellen muss im Berufsleben.
     
  8. ppue

    ppue Experte

    Ich weiß nicht, wie die Hochschulen heutzutage organisiert sind. Zu meiner Zeit (endlich kann ich so etwas auch mal schreiben) kam man in eine Meisterklasse gar nicht rein, wenn man nicht gehöriges Basiswissen mitbrachte, sprich, top fit auf seinem Instrument war, ein Zweitinstrument spielte sowie Gehörbildung vorweisen und Theorie konnte.

    Oder sprechen wir nicht von Meisterklassen? Darauf sollten wir uns vielleicht erst einigen.
     
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  9. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube, dass es ein gesellschaftliches Problem darstellt, dass die jungen Menschen desillusioniert sind und ihre Vorstellung, was sie sind, sehr wenig mit der Realität zu tun hat, und was es bedeutet, dahin zukommen.
    Hatte das Thema kürzlich mit einem Forumskollegen, und unserer Meinung nach bringt es Branford hier auf den Punkt.

     
  10. last

    last Strebt nach Höherem

    "Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht."

    von Konrad Adenauer (glaube ich).
     
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  11. ppue

    ppue Experte

    Hartes Urteil von Herrn Marsalis.
     
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  12. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Nein, glaube ich kaum, obwohl ich eigentlich nicht qualifiziert bin, ein Urteil darüber abzugeben, da mir eigene Erfahrungen mit einer Musikhochschule fehlen. Aber es wird so sein wie bei anderen Hochschulausbildungen auch: man erhält ein gutes Rüstzeug, hat aber damit bei weitem noch nicht ausgelernt. Und bestimmte Dinge lernt man eben erst "im richtigen Leben", nicht auf einer Hochschule. Wobei Musiker m.E. gegenüber sonstigen Studenten einen gewaltigen Vorteil haben, weil sie frühzeitig (und bereits parallel zum Studium) das Erlernte in der Praxis einbringen und austesten können.

    Das fasst es eigentlich bestens zusammen.
     
  13. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde mal vermuten, dass die Anforderungen heutzutage mindestens genauso hoch, ggf. sogar gestiegen sind. Mit den Möglichkeiten steigt einfach die Konkurrenz und die dürfte heute in Deutschland internationaler sein. Und auch die Musik hat sich weiterentwickelt. Ohne dass ich mich im klassischen Bereich wirklich auskenne, die technischen Feinheiten sind nach meiner subjektiven Wahrnehmung heute ausgeprägter, evt. auch die Tempi (was der Klassik aber musikalisch nicht immer gut tut).
     
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  14. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Vielleicht hatte er die falschen Schüler....
     
  15. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    @Lagoona Wow das ist wirklich hart. Ich liebe Brandford und weiß natürlich nicht wie seine Studenten so ticken aber ich finde es schade dass er so auf die Frage reagiert hat. "Was hast du von deinen Musikstudenten gelernt" "Dass sie voller Scheiße sind und nur hören wollen wie großartig sie sind..."

    Aber naja immerhin zeigt der Frust dass es ihm wirklich wichtig ist! Vielleicht gibt er auch nur einen Teil der Härte weiter die ihm früher widerfahren ist...
     
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  16. ppue

    ppue Experte

    Und sagt damit zum Thema wenig aus. Es geht ja nicht vordringlich darum, welchen Charakter die Mensche tragen, sondern um den Gegensatz von "studiert" zu "auf der Straße aufgewachsen", wenn ich das mal so grob zusammen fassen darf.

    Zu dem Thema gibt es sicherlich viele Ressentiments und genau so viele Vorurteile. Und sicherlich lassen sich auf beiden Seiten nette und doofe Leute, gute und schlechte Leute finden, so dass es immer auch Gegenbeispiele geben wird.

    Ich habe, genau so wie Rick, ebenfalls Ressentiments gegen das Studium von Jazz. Schon ganz einfach deshalb, weil die Studierenden alle vom gleichen Lehrer und mit dem gleichen angesagten Material ausgebildet werden. Lehrer und Material müssen nicht schlecht sein, aber man wird das, was und wie man übt und lernt. Üben alle das Gleiche auf die gleiche Art, werden sie später sehr ähnlich klingen.

    Eben das kann aber auch ein Vorurteil meinerseits sein und der gute Professor macht mit jedem seiner Studenten ganz individuelle Dinge und fördert die Eigenart seines Schülers. Da müssten die Studierten hier mal berichten, was ihr Eindruck ist.

    Mein klassischer Klarinettenprofessor z.B. ließ nichts zu, was nicht so klang, wie er. Quasi also so etwas wie die Frühform eines Superspreaders.
     
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  17. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Vllt zieht es auch nur einen bestimmten Menschentyp an mit einem Musikinstrument auf der Bühne performen zu können.
    Will ich beklatscht werden oder will ich Musik machen und das Instrument lernen?
    Ist das vllt bei Schauspielern, Sängern, Sportlern ähnlich?

    Aber im Prinzip gehe ich da

    voll mit.
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich denke auch, es gibt überall nette oder weniger nette, arrogante oder weniger arrogante Menschen, ob Studierende oder Amateure.
    Was ich ev jedoch beobachte ist, dass es schon gewisse Vorbehalte gibt, wenn Profis auf Amateure treffen, egal in welchem Bereich. In der Technik sind das Erfinder Treffen auf Ingenieure, da wird dann schon mal der Erfinder herabgewürdigt. Spätestens dann, wenn man den Ingenieur dann auffordert, die funktionierende Erfindung wissenschaftlich zu erklären, relativiert sich das meist.
    Aber verallgemeinern möchte ich das auch nicht.
     
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  19. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Marsalis bezieht sich aber sehr deutlich auf die Situation in den USA: "We live in a country that seems to be ... in a massive state of delusion". Es geht ihm auch um das dortige Hochschulsystem, in dem akademische Grade nach den finanziellen Möglichkeiten vergeben werden und Schulen auf diese Zahlungen als zentrale Einnahmequelle angewiesen sind (so zB in anderen Fakultäten auch Harvard, Princeton, Yale).
     
  20. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Ich sehe trotzdem der harten Aussage von Herrn Marsalis ein Grundproblem in der Jugend. Die Selbstreflektion
    ist abhanden gekommen. Ich erlebe bei meinen Auszubildenden auch immer wieder, das sie sich nicht in der Realität finden, sondern irgendwelchen Illusionen hingeben.
    Kein Wunder, bei « Deutschland sucht den Superstar » und so weiter. Dass es harter Arbeit bedeutet, sein Ziel zu erreichen, oder überhaupt Ziele zu haben, dass wird unter den Tisch gekehrt.
    Wie Musiker untereinander sich sehen, ob von der Straße oder von der Hochschule weiß ich nicht.
    Ich find man kann Respekt vor beiden Werdegängen haben, so oder so.
     
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