Selbstoptimierung

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Paul2002, 25.September.2022.

  1. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Hallo, alle

    Ich dachte, hier könnten wir einfach Tipps miteinander teilen, welche Verhaltensweisen und Blickwinkel einem helfen, produktiver und zugleich zufriedener oder sogar weniger gestresst zu werden.

    Selbstoptimierung mutet so böse an, weil sie eben oft als "Arbeiten bis ins Grab" verstanden wird, ich denke aber, das muss sie nicht sein.

    Gerade beim Musizieren möchte man nunmal auch möglichst konzentriert und zugleich begeistert bei der Sache sein, deswegen erstelle ich den Thread in diesem Sub-Forum.

    Den Anfang möchte ich mit einem Tipp machen, den ich in leicht anderer Form schon von @Ton Scott gehört habe:

    Mir hilft es, bei mehreren anstehenden Aufgaben zwanzig oder dreißig Minuten lange Segmente zu erstellen, so dass ich immer mit Frische an die Arbeit gehe.

    Ein Beispiel hierzu wäre, 20 Minuten Saxophon zu üben, dann 20 Minuten Staub zu sagen, für eine Klausur zu lernen o.ä.

    Ich freue mich auf eure Erfahrungen/Ratschläge
     
    Witte, Dreas, Rick und 2 anderen gefällt das.
  2. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Was mir gerade noch einfällt:

    Akkorde raushören light

    Ich gucke mir das Leadsheet eines Stückes an.

    Später versuche ich, ganz simpel und unpianistisch Akkorde und Melodie zusammen zu spielen.

    In der Regel ist es so, dass ich die Melodie (vom Hören der Aufnahmen) dann noch weiß, die Akkorde aber nur noch absolut, d.h. ohne ihre Anordnung im Stück, weiß.

    Dann gucke ich, dass ich die harmonisch markantesten Stellen erinnere und die Akkorde so anordne, dass es für mich beim Hören Sinn ergibt.

    Geht für mich schneller als, als die Akkorde direkt zu transkribieren und geht entsprechend auch mal zwischendurch.
     
    Rick gefällt das.
  3. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Was mir immer geholfen hat und ich gerne weitergebe ist.
    Spiele den ersten Ton wie den zweiten. Das heist,spiele den allerersten Ton nicht nur auf Sicherheit sondern wirklich voll konzentriert wie du auch die Töne danach spielst. Mich hat dieses Wissen und tun definitiv weiter gebracht
     
  4. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich bin inzwischen ein großer Fan von Minimalismus - vor allem im Haushalt. Weniger Zeug - weniger wegzuräumen. Und alles hat seinen Platz.

    Evtl kann man das auch aufs Musikmachen übertragen? Habe zB kein Arsenal an Blättern oder Mundstücken. Aber auch noch nie besessen, zählt also nicht.
     
    Rick, visir, gaga und 2 anderen gefällt das.
  5. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Ich mache das aktuell aufgrund des Schulstresses so, dass ich kaum feste Noten (außer etwas Fishman) übe, sondern einfach immer pro 6-7 Minuten eine beliebig intonierte Cello Drone anstelle und dann so lange, wie sie läuft, langsam und konzentriert ein dazu passendes Pattern/ einen dazu passenden Lick übe.

    Im Haushalt bekomme ich leider oft schräge Blicke, wenn ich mein Müsli und meine Suppe aus der gleichen Schale esse (obwohl es hygienisch und geschmacklich gar keine Einwände gibt, soweit ich das beurteilen kann)
     
    Rick, hoschi und gaga gefällt das.
  6. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Ein sehr guter Tipp.
    Ein Sopransaxophonist vom Lincoln Center sagte mal in einem Interview zum Thema Intonation etwas in Richtung: "Most people only imagine the tone they want, not the pitch. You have to fully conceive of the note you want to play beforehand"

    Da hab ich lange drüber nachgedacht...

    Wir Saxophonisten glauben, meine ich, oft, die Note, die wir spielen, sei so vage zu erdenken, wie zu sagen: ,,Ich drücke diesen Griff und will einen harschen Ton, damit es modern klingt"
     
    Rick gefällt das.
  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    So paradox das klingt: ich bin deshalb relativ oft im Forum, weil das die 10 Minuten zwischen den Übeeinheiten ausmacht. Natürlich mit Ortswechsel zwischen "Spielplatz" :) und Laptop, oft auch mit kurzen Gängen im Haus, aber längst nicht so lang wie die Übeeinheiten. Das verändert sich über den Tag auch: vormittags übe ich gerne mal 90 min am Stück, nachmittags und abends nur ca 30 min. Das Zauberwort ist Konzentration. Wenn die nachlässt, ist Weiterüben Unsinn.

    Staubsaugen bringts nicht, da reicht eine halbe Stunde pro Woche. Mein diesbezügliches Motto besang diese Dame 1977:

     
  8. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Staubsaugen ist eine gute Gehörbildungsübung!
     
    Rick gefällt das.
  9. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Meinst du das hier?:

    :cool2: Ich gehe mal lieber wieder zu meinen Upperneighborlowerneighborakkorden
     
    Jacqueline und Paul2002 gefällt das.
  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Da schließe ich mich an: weniger Besitz - weniger Sorgen. Nicht dass ich jetzt tatsächlich wenig besitzen würde... aber wenigstens die Sachen, die ich halt nur "hätte", aber nicht benütze, versuche ich zu reduzieren. Nur noch ein Sax und ein Mundstück pro Baugröße. ;)
    Und nichts aufheben "für einen besonderen Anlass". Dinge sind dazu da benützt zu werden. Na gut, den Smoking trage ich tatsächlich nur zu besonderen Anlässen... :rolleyes: Aber Hemden trage ich in der Arbeit, obwohl ich nicht müsste, einfach weil ich aus einer früheren Zeit, wo ich musste, noch einige habe. Sollen sie nur im Schrank hängen?

    Ansonsten trifft mich das Thema "Produktivität" und "Stress" in der Musik weniger. In der Arbeit ist es aber so, wenn viele verschiedene Tätigkeiten anstehen und ich nicht weiß, wo anfangen, dann fange ich irgendwo an. Ganz egal. Tendenziell bei kleineren Dingen, dann wird die Liste schneller kürzer. Und nicht bei einem großen Brocken, den ich vielleicht gar nicht am selben Tag fertigbringe, und dann hab ich an dem Tag "nichts erledigt".

    Ansonsten hat ein Projektleiter bei einem kritischen Projekt die Devise ausgegeben: "Wenn du es eilig hast, gehe langsam". Oder wie ich es gerne formuliere: "was du nicht gleich ordentlich machst, wirst du noch einmal machen müssen".
     
    sachsin, quax, Jacqueline und 2 anderen gefällt das.
  11. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich Stücke (sei es für Chor, Band, für ein temporäres Projekt oder nur für mich) lernen will, aber nicht so viel Übezeit habe, höre ich die Stücke in Endlosschleife auf meinen Wegen durch die Stadt - zur Arbeit, zur Probe, zum Unterricht, zu irgendeinem Geburtstag oder was auch immer. Ich wohne an Rand von Berlin und fahre nur mit den Öffis - die Fahrten dauern ihre Zeit und da mache ich gern was Sinnvolles. Ich nutze so die Zeit in den Verkehrsmitteln, aber auch die Wartezeit in Bahnhöfen und Haltestellen. Öfter mache ich nebenbei noch was anderes, lesen z.B.
    Um das Stück kennenzulernen und singen zu können, hilft dies Vorgehen mir sehr.
     
    ppue, Witte, Paul2002 und 3 anderen gefällt das.
  12. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich habe einen MP3-Player, da habe ich immer 3, 4, 5 Stücke drauf, die ich abends vorm Einschlafen im Bett höre, manchmal wochenlang dieselben. Meistens sind das die Originale von Transkriptionen, an denen ich gerade arbeite, oder eine Referenzaufnahme für Stücke, die wir in der Combo spielen wollen, oder für TOTM.

    Häufig habe ich die Stöpsel morgens noch in den Ohren, oder ich liege drauf, oder ich habe das kleine Gerät ins Bett oder auf den Fußboden gezogen. Deshalb begrenze ich auch die Anzahl der Aufnahmen...
     
    Zuletzt bearbeitet: 26.September.2022
  13. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Interessanter Ansatz, normalerweise geht produktiv und gestresst ein bisschen Hand in Hand. Wenn du es schaffst bei Steigerung der Produktivität weniger gestresst zu sein, machst du etwas richtig. Dann ist es vielleicht auch nicht so schlimm, wenn es nur kleine und langsame Steigerungen sind.
     
    Rick, Paul2002, gaga und einer weiteren Person gefällt das.
  14. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Man darf den Zufriedenheitsfaktor nicht vergessen, der beim Erkennen der Steigerung der Produktivität wirksam wird.
     
  15. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Und was mir doch mal wieder bewusst wird:

    Lernen wir von Charlie Parker, der sehr früh und sehr oft Aufnahmen seiner selbst beim Spielen machte.

    Ich merke es gerade, weil ich krank bin und für die Schule lerne:

    Die leichte Reizung, die man empfindet, wenn man sich selbst spielen oder sogar nur reden hört, weil man eben doch nicht dem entspricht, was das Ego gerne hätte, sorgt dafür, dass Dinge besser hängen bleiben.

    Heißt für mich:

    @gagas Trick mit dieser Erkenntnis kombinieren, mir Audios selbst einsprechen, in denen ich den Lernstoff vorlese und am Ende trotz aller Nuscheleien, Schmatzgeräusche etc. die Audio anhören, als wäre sie Teil eines professionell gemachten Lernvideos.
    Ist eben persönlicher und bleibt so besser hängen.
     
    Sax a`la carte, Rick, sachsin und 2 anderen gefällt das.
  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Schon, aber das ist ein langfristiges Erntegut und auf Dauer nicht so leicht sauber zu halten von der vergifteten Zufriedenheit namens Ego.

    Ich meine es ganz ernst. Ich kenne dich zwar gar nicht, @Paul2002, aber von dem was ich hier so mitbekomme, wirkt dein Lernkonzept sehr “selbst-ehrlich”. Du nimmst ganz Große zum Vorbild und bist trotzdem bereit von allen zu lernen, auch den nicht so großen. Das ist schon ein sehr nachhaltiges Konzept in Sachen Zufriedenheit denke ich.
     
    Gerd_mit_Sax, claribari, Mouette und 4 anderen gefällt das.
  17. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin dabei, mir die Selbstoptimierung abzugewöhnen. Keine Ahnung, wer sich ausgedacht hat, dass wir das Maximum aus unseren Talenten und unserer Power herausholen müssen, wahrscheinlich ein kluger Kapitalist. :)

    Ist vielleicht aber auch eine Frage des Lebensalters. Irgendwann bemerkt man, dass man nicht alles schaffen und lernen kann, was die Welt so bietet bzw. dass der eine oder andere Zug halt abgefahren ist. Und für mich ist es sehr schön und zufriedenstellend, das entspannt einzusehen, und sich einfach so über mehr im Leben zu freuen.

    Natürlich übe ich und versuche, in meiner Bigband so gut wie möglich mitzuhalten. Natürlich macht es Spaß, wenn es gelingt, und dafür investiere ich Zeit und gelegentlich auch Schweinehundzähmung.

    Wahrscheinlich könnte ich mich darüberhinaus verbessern, wenn ich mehr und systematisch hören/analysieren/transkribieren/nachspielen/aufnehmen ... würde, die Fahrzeit im Auto nutzen, um dies oder das oder jenes, und erst im Zug, ha! und auch bei der Hausarbeit ließe sich gewiss noch Gehörtraining einbauen. Mir kommt das immer vor, als wäre ich eine Maschine, die noch effektiver ausgelastet werden muss, und darauf habe ich einfach keine Lust mehr. Und schaue beim Zugfahren lieber aus dem Fenster oder in ein Buch.

    Ich weiß aber nicht mehr genau, wie sich das in jungen Jahren angefühlt hat. Vermutlich habe ich schon da das Talent optimiert, mit moderatem Einsatz viel zu erreichen, aber das funktioniert bei Instrumenten nur sehr begrenzt.

    Keep on groovin'
    Ladida
     
    zwar, ppue, Frau Buescher und 7 anderen gefällt das.
  18. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Da hast du natürlich auch recht. Die eigene Zufriedenheit ist immer das wichtigste (außer mal vorrübergehend in Ausnahme- oder gar Notsituationen).
    Ich bin für Selbstoptimierung auch einfach prädestiniert, da ich Routine, immer gleiche Abläufe usw. einfach gerne mag, sie beruhigen mich.

    Bei diesem wieder einmal sehr freundlichen und mich erfreuenden Lob, muss ich doch wohl aufpassen, dass die ,,vergiftete Selbszufriedenheit" (schöner Ausdruck) sich nicht anschleicht (-:
    ,,Selbst-Ehrlichkeit" ist etwas, was mir schon lange sehr wichtig ist, weil man sich als Mensch leider dauernd selbst belügt und das meist nicht sinnvollerweise.
     
  19. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    @Paul2002 Coole Threadidee...;) Vll. hört sich lediglich der Begriff Selbstoptimierung, etwas negativ behaftet an...Selbstreflektion nutz Ick permanent im Alltag...,
    und in meiner Arbeit...;) Statt Selbstoptimierung, verwende ich für mich einfach das Wort "lernen"..., man lernt ja NIE aus...;)

    Bin immer noch wissensbegierig und lerne jeden Tag meines Lebens dazu..., für mich wär es eher so, dass wenn das nicht so wäre ich das eher mit Tod assozieren würde...;)

    Find da deinen Ansatz gut, die Probearbeit in einzelne Segmente einzuteilen.., und ne Pausenzeit zu machen..., oder was anderes zu tun...

    Denk da kommt dann latentes lernen mit rein..., arbeite professionell mit Hunden...., da arbeitest du in der Regel auch immer mit bestenfalls in der hohen Aufmerksamkeitsphase eines Hundes..., schließt die Übung möglichst positiv verstärkt ab, und dann geht der Hund mal für ne Auszeit in die Box..., da schau Ick eben auch einfach das ich die Übung mit nem hochmotivierten Hund abschließe, quasi bestenfalls auf dem Höhepunkt der Motivation..., und dann geht´s in die PAUSE...;)

    Denke das es eben auch beim Saxophonspiel einen großen Unterschied macht. wenn ich die Übung eben auch auf nem Höhepunkt Motivation abfange, und mich dann in die Pause schicke...

    Das mit dem saugen sollt Ick mal ausprobieren..., da freut man sich direkt wieder auf das SAX...:)
     
    Paul2002 und Rick gefällt das.
  20. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Super Idee..., so mach Ick das auch permanent..., eigentlich läuft fast ständig Musik..., mit Kopfhörern im ÖPNV..., am Rad mit den Hunden..., geht super mit ner boom 2, passt perfekt in die Trinkflaschenhalterung..., und dann alles dabei, was mich aktuell beschäftigt...

    Finde auch das bringt ne Menge..., geht mir auf jeden Fall so....;)
     
    Paul2002 und Sax-o-K gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden