Übermäßige Quinte hören

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von SophiaViolin, 24.November.2019.

  1. SophiaViolin

    SophiaViolin Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi,
    ich habe eine "Herausforderung" bei dem hören von Intervallen die übermäßige Quinte zu erkennen - alle anderen klappen soweit meist gut, aber mit diesem Intervall habe ich wirklich Schwierigkeiten.
    Habt ihr irgendwelche Tipps/Liedanfänge ("Maria" von Westside-Story hilft mir nicht wirklich), die ihr anwendet?

    Grüßchen
     
  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Maria ist ein Tritonus, übermäßige Quart, nicht Quint.
     
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  3. SophiaViolin

    SophiaViolin Nicht zu schüchtern zum Reden

    @Ton Scott oh, danke, dann ist das so, ich dachte, ich hatte das auf einer Website mal als Tipp gelesen...Dann ist das falsch, weil ich habe mich schon gewundert gehabt, da mich der Tritonus immer an "Maria" erinnert hat
     
  4. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Kleine Sexte : When Israel Was In Egypt Land
     
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  5. ppue

    ppue Experte

    Ich kenne kein Lied, dass mit einer übermäßigen Quinte anfängt.

    Mit ner kleinen Sexte allerdings kann ich dienen: Black Orpheus.
     
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  6. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Die leidige Frage zwischen Hören im Kontext und dem absoluten Hören (nicht zu verwechseln mit dem "Absoluten Gehör", mit dem nur wenige gesegnet sind).

    'Black Orpheus' und 'Go Down Moses' fangen beide mit einer kleinen Sexte an, die Teil der 2. Umkehrung eines Moll-Dreiklangs sind, z.B.

    A-Moll: a-c-e, 1. Umkehrung c-e-a, 2. Umkehrung e-a-c

    Das Rahmenintervall e-c hört man als Teil eines Moll-Dreiklangs. Dabei hört man unbewusst immer auch den gesamten Molldreiklang und damit die kleine Terz a-c im Hintergrund.
    E-c ist eine kleine Sexte, hat aber mit der vom Abstand her identischen übermäßigen Quint e-b# nix zu tun. Letztere würde zum e-c# streben, sich also nach oben auflösen wollen.

    Ein Beispiel: John Zorn mit seiner Fassung des "James Bond Theme". Die Begleitung direkt zu Beginn hat den typischen Gang Quint- übermäßige Quint-Sext und zurück. Den Grundton muss man sich denken bzw. dazu hören. Gelingt es dir, ihn der Tonfolge zu Beginn immer zwischendrin einzufügen, hast du die übermäßige Quint gesanglich und gedanklich gemeistert. Ich vermute mal wegen der Gitarren-Lastigkeit ein E als Grundton, dann wäre das folgende Reihe mit dem Grundton in Klammern (mit den Tönen von E-Dur)

    H - (E) - H# - (E) - C# - (E) - H# - (E)

     
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  7. Dsharlz

    Dsharlz Ist fast schon zuhause hier

    Tach,

    "Black Orpheus" heisst der Film, aus dem Lieder wie Manha de Carnaval, Samba de Orfeo oder A Felicidade stammen - Pedanteriemodus off :)

    The Greatest Love Of All hat auch ein paar überm. Dreiklangsakk. zu bieten (Strophenanfang,...) - ähnliche Klischeelinie wie oben bei henblower (A - A+ - A6 - ...)...

    das is auch ev. eine Möglichkeit z. Üben: sich oft den ü. 3klang vorspielen (Arpeggio, dann die 3 auslassen...),
    augmentierte Grüsse
     
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  8. ppue

    ppue Experte

    "Black Orpheus" ist die englische Übersetzung des Originaltitels des Films "Orfeo Negro". Der aus dem Film stammende Song "Manhã de Carnaval" ist besser bekannt unter dem Titel "Black Orpheus".
     
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  9. SophiaViolin

    SophiaViolin Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hej @henblower hat mir soweit am meisten geholfen, danke dir vielmals.
    Du meinst also, dass das Gehör diese in Moll als kleine Sexte (also als nicht auflösungsbedürftig), in Dur hingegen als übermäßige Quinte wahrnimmt, die "bestrebt" ist, sich zur großen Sexte aufzulösen. Somit ist die leitereigene übermäßige Quinte in einer Durtonart genauer gesehen "das Wahre".
     
  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @SophiaViolin: Verwirre dich nicht gerne, aber nur in der Moll-Tonleiter (natürlich und harmonisch) erscheint eine kleine Sexte zum Grundton, Beispiel A-Moll:

    natürlich: A - H - C- D- E- F - G - A

    harmonisch: A - H - C - D - E - F -G# - A

    In der Dur-Tonleiter, bezogen auf den Grundton, gibt es nur eine große Sexte.

    Es gibt aber in keiner Dur oder Moll-Tonleiter eine übermäßige Quint zum Grundton, nur in einer "Alterierung", also wörtlich Veränderung des vorhandenen Materials. Eine übermäßige Quint wird oft auf der Dominante alteriert, weil sie noch einen Halbton näher zur Terz der Tonika rückt:

    Beispiel:

    G7: H - D - F - G (1. Umkehrung)
    C: C - E - G

    G7 augm: H - D# - F - G (1. Umkehrung)
    C: C - E - G

    Du siehst, dass beim augmented (übermäßigen) Septakkord der Terzton der Tonika von oben und unten jeweils mit einem Halbtonschritt erreicht wird.

    Die übermäßige Quint erscheint aber auch melodisch oder harmonisch als Zwischenschritt, wenn z.B. die Tonika C zur Subdominante F strebt:

    C: C - E - G
    C augm: C - E - G#
    F: C - F - A (2. Umkehrung)

    Der Weg zur Terz der Subdominante ist jetzt sehr eng (chromatisch) geführt. Bei der übermäßigen Quint geht es eigentlich immer um Spannung und Auflösung derselben.
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die kleine Sexte gibt es auch in harmonisch Dur und GTHT. Und als #5 in der Ganztonskala .
     
  12. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Richtig, aber ich war jetzt nur von den beiden Tongeschlechtern (äolisch = Moll und ionisch = Dur) ausgegangen.
     
  13. ppue

    ppue Experte

    Was ist denn harmonisch Dur?


    Ich weiß, wie du's meinst, aber es stimmt auch nicht ganz, denn e1-c2 ist eine kleine Sexte ("Schick-sals-mel-o-die, du wirst uns zwei be-").

    In der Durtonleiter (und auch in allen sogenannten Kirchentonleitern) gibt es alle reinen, kleinen und großen Intervalle.

    Aufsteigend c-d, c-e usw. sind alle Intervalle groß oder rein.
    Absteigend c-h, c-a usw. sind alle Intervalle klein oder rein.

    Das allerdings ist nur in der Durtonleiter so. Die großen Intervalle sind der Grund, warum die Dur-Leiter aufwärts strebt und als "hart" bezeichnet wird.

    Frage zum Nachmittag: Was wäre aus der Logik heraus die weicheste Tonart?
     
  14. Dsharlz

    Dsharlz Ist fast schon zuhause hier

    Tach ppue,
    harmonisch Dur is das gleiche wie harmonisch Moll - nur mit Durterz...
    grüsse
     
  15. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    Zuletzt bearbeitet: 24.November.2019
  16. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @ppue: ja, ich meinte vom Grundton im Bass aus bezogen. Aber: bei der Schicksalsmelodie haben wir mit E - C als kleiner Sexte nicht C-Dur, sondern A-Moll und rahmen den Grundton A damit ein. Die kleine Sexte in Moll als "Bilderrahmen" für den Grundton ist von Black Orpheus über Love Story bis Go Down Moses hinweg mit Sicherheit in noch vielen bekannten Melodien zu finden, ein Beispiel: "Bei mir bist du schön" (Chorus)



    Man könnte glatt anfangen zu sammeln. Jetzt aber zurück zum Hören: erst die Funktion entscheidet, ob ich eine übermäßige Quinte oder halt eine kleine Sext höre. Wenn ich keinen Grundton und keine Richtung in einer Melodie "vor Ohren" habe, neige ich beim Hören eher dazu, "dem Kind" den Namen kleine Sexte zu geben.
     
  17. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Man kann sich auch an den Klang gewöhnen, indem man beim Improvisieren mal ein Weilchen jede Dominante als #5-Arpeggio spielt - oder als Ganztonleiter. Da wird das Intervall dann nicht als mollig, sondern tatsächlich als übermäßig wahrgenommen.
     
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  18. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Witzig, habe ich gestern noch gemacht. Ein anderer Spaß von gestern: die Dominanten immer ohne Grundton spielen und dabei alterieren (auch mit der #5), z.B. in D-Moll mit der Dominante A7/b9/#5 mit den Tönen Bb-F1-G-C#1und dann der Auflösung nicht zum Grundton D1, sondern zur None bzw. Sekunde E1 oder einfach als j7 in Moll liegen lassen. Schöne Spielereien, bei mir zwar nur in SlowMo, aber trotzdem mit viel Spaß.
     
  19. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Auch unsere Helden haben ja "immer dasselbe" gespielt. Z.B. findet man bei Lester Young sehr häufig über G7 das Arpeggio D# B G D# oder auch aufwärts. Auch mal mit der 7 dazwischen,aber eigentlich reicht der übermäßige Dreiklang, weil die #5 wie die 7 in die Terz auflöst.
     
  20. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Ja, das ist die melodische und harmonische Mega-Zange, wenn die Terz von zwei Seiten chromatisch eingekesselt ist - kein Entweichen.....:)
     
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