Wie erkenne ich Intonationsprobleme?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Wanze, 12.Juli.2023.

  1. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Hallo miteinander,

    im Laufe des Saxophonistenlebens stößt wahrscheinlich jeder mal darauf, dass er (generisch) an der Intonation arbeiten muss.
    Aber wie erkenne ich meine Intonationsprobleme?

    Am wenigsten funktioniert es für mich im Ensemble. Bestenfalls höre ich noch, dass es schräg klingt. (Selbst das nicht immer.) Aber wer liegt daneben? Ich schaue den Sopranisten vorwurfsvoll an, der ist es gewöhnt. Aber im Ernst: Hört ihr, wenn ihr in einer Gruppe spielt, wer daneben liegt? Wie stellt ihr das an?

    Im Duo ist das für mich eine neue Erfahrung. Da hört man sehr gut, wenn es nicht zusammenpasst - und mit ein wenig Nachforschen kriegt man schnell raus, wer. Aus meiner Sicht sind Saxophon-Duette tatsächlich die effizienteste Art, an der Intonation zu arbeiten!

    Alleine mit Playalong - da ist wenigstens klar, wer daran schuld ist (Mein alter CD-Player, natürlich). Aber irgendwie ist es viel mühsamer, dem CD-Player zu sagen "spiel mal das D nochmal" - und dann ist es auch schon wieder vorbei. Meinem Duettpartner kann ich sagen: "kannst Du den Ton bitte mal lang aushalten?"


    Es heißt ja immer, man soll sich auf seine Ohren verlassen.
    Naja, man sollte sich auf die Ohren verlassen können - ich musste aber auch feststellen, dass man sich eine falsche Intonation angewöhnen kann. Bei mir war lange Zeit das d''' zu hoch - und ich habe ein korrektes d als flat empfunden. Inzwischen denke ich: auf die Ohren verlassen, ja - aber erst wenn die Ohren ausreichend geübt sind, dass man sich darauf verlassen kann.

    Diese Übung mache ich eben doch mit Stimmgerät. Bevorzugt über Quinten (1-5-1'-5'). Mit Drones hab ich so meine Probleme - da tu ich mich teilweise schwer, meine Stimmung zu erkennen.

    Wie ist das alles bei euch?

    Neugierige Grüße,

    Wanze
     
  2. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Das ist zwar nervig für den Lehrer, aber am besten ist es, man spielt sehr langsam unisono und achtet darauf, die Schwebungen auszulöschen. Daher ist es auch sehr vorteilhaft, wenn man mit anderen Saxophonisten zusammen üben kann. Das langsame Unisonospiel schult zugleich Artikulation und Finger.
     
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  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Eine Möglichkeit, auch ohne Duo oder Ensemble ist ein Klavier. Geht auch ein digitales oder sogar eine App.

    Ton spielen, hören, Klavierton spielen, hören, vergleichen.

    Oder auch Musescore. Eine langsame Melodie eingeben, vorspielen lassen und unisono oder eine Zweitstimme dazu spielen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  4. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Beim spielen mit einer Pianobegleitung oder Drones, zum Beispiel: Wenn man merkt, dass ein Ton nicht "einrastet", dann verändere ihn in eine Richtung. Bende ihn tiefer - lasse ihn mit dem Ansatz fallen.
    Wird es besser oder gar schlechter? Nur so (für mich) erkenne ich, ob ich zu tief oder hoch bin.

    kindoftuning
     
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  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Vorausgesetzt der ander intoniert gut, sonst ist es das Gegenteil.



    Du kannst dich nur auf deine Ohren verlassen, wenn sie ordentlich funktionieren und du Fehler hörst und weisst worauf du hören musst. Leider kann man, wie du sagst sein Ohr auch einfach an eine bestimmte Intonation gewöhnen. Hinzu kommt, daß es nicht immer hilft wenn man selber richtig ist, manchmal muss man es im Ensemble ans Ensemble anpassen, allerdings hat das Grenzen, wenn die anderen Spieler extrem schlecht intonieren. Ich habe ein Band deswegen schon mal verlassen, weil ich mir das langfristig die Intonation versaut hätte und die keine Möglichkeit sahen ihre Intonation zu verbessern.

    Aber genau die Drones sind, die dir da eine Menge beibringen, denn wenn du es bei den Drones nicht hörst, hörst du es auch sonst nicht.
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Erst mittels Drones ist es mir gelungen meine Intonation deutlich zu verbessern und mein Gehör zu schulen.

    Man hat ja genug Zeit zu probieren ob man zu hoch oder zu tief ist.

    Und über den Zeitablauf verbessert es sich kontinuierlich.

    Geht aber auch nicht von jetzt auf gleich.

    CzG

    Dreas
     
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Meinst du nicht, dass auch, mit einem schlecht intonierenden Spieler zusammenzuspielen, die Intonation schult? Schließlich muss man ja trotz allem trainieren, genau hinzuhören und sich an den anderen anzupassen, wie später auch in der Band.
     
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  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Stimmt. Mir ist aber noch kein Schüler untergekommen, der das nicht gehört hätte.

    Wichtig zu sagen IMHO, dass der Punkt nicht „einlocken“ ist, sondern größtmögliche Flexibilität.
     
  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Genau aber oft muss man den Schülern erst klar machen worauf sie hören müssen.

    Beides, sowohl schon etwas einlocken als auch flexibel, denn eine gewisse steady Intonation ist schon notwendig und von dieser dann flexibel situationsbedingt handeln können.
     
  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Nein. Das Problem ist, daß du dich an dich irgendwann so anpasst, daß du selber nicht mehr steady intonierst und deine Intonation so krumm wie vom Kollegen wird, weil du dich ja immer anpasst. Bei dem anpassen geht es mal um bestimmte Stellen im Bläsersatz z.B. aber wenn du dich immer anpassen und verbiegen musst und das der Standard ist, dann fängst du irgendwann an es auch falsch im Kopf zu hören und dann wird es lustig mit der nächsten Band.
     
  11. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Sehr hilfreich ist,wenn du dein Setup so gut kennst,das du weist,welches deine Problemtöne sind. Und der zweite Schritt ist dann,zu wissen,wie du dir da hilfst (Ausgleichsklappen oder Ansatz).
    Wenn dann mal was mit mehreren schief klingt und du nicht weist ob du es bist,behelfe dir mit diesen Mitteln.
    Wird es besser warst du es,wird es nicht besser,vorwurfsvolle Blicke auf den Nachbarn
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Stimme voll zu. Ich höre normalerweise wo ich bin, ob ich höher oder tiefer muss, verlasse mich auf die Ohren.
    Am Wochenende spielte ich einen Gig notgedrungen mit weniger gewohntem Horn. Es hatte 45 Grad auf der Bühne, alle wurden schweinehoch und prompt wusste ich bei manchen Schwebungen plötzlich nicht mehr ad hoc, wo ich eigentlich hin muss.
    D.h. die verlässlichen Ohren funktionieren nur wirklich gut, wenn man sein Equipment kennt!
    Und der schnellste Weg dorthin sind auch m.E. die Drones.
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Sind Drones sozusagen Dauerwellen?
     
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  14. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Doch, die gibt es - zum Glück sehr, sehr selten. Aber dann wird es echt anstrengend.
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Drones und Longtones. Immer wieder und immer 10 Minuten oder mehr auf einem Bordunton.
    Grundton, Oktave, Quinte, Sexte, kleine Terz, große Terz usw.
    Einfach fließen lassen … es kommt schon.

    Nur laut genug muss die Drone sein und mit ordentlichem Klangerzeuger.
    Meine Meditation mache ich mit der hier: https://www.dronetonetool.com/

    Dann noch ein flexibler Ansatz und ein offenes Ohr (auch für schräg tönende Ensembles) und dann wird’s schon mit der Zeit.
    In der Bigband hat der Bandleader eine Obsession mit der Stimmerei. Alle anderen Schrauben wild an ihren Mundstücken herum - wenn überhaupt, tue ich nur so (bei erträglichen Temperaturen) und passe mich per Ansatz/Ohr an - mache ich während der Stücke doch sowieso…
     
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  16. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Spielst du reine Quinten zum Bordunton? Gleichschwebend gestimmte Instrumente, die z. B. in Playalongs mein Bezugspunkt sind, haben keine reinen Quinten, nur die Oktaven sind rein und ich frage mich, wie man Quinten und die übrigen Intervalle zu einem Bordunton übt. Ist man da nicht verleitet, die Schwebungen zu eliminieren und reine Quinten zu spielen oder ist das gar das Ziel? Es wären dann keine sauberen Intervalle in Bezug zur üblichen, gleichschwebenden Stimmung.

    Oder übt man andere Intervalle als Prime und Oktave zu Drones erst, nachdem man eine genaue Vorstellung davon hat, wie sie bei gleichschwebender Stimmung klingen und spielt sie mit den erforderlichen Schwebungen? Das erschiene mir sehr anspruchsvoll.

    Ich frage mich, wie man da sinnvoll ran geht mit Drones. Primen und Oktaven leuchten mir nach diesen Überlegungen natürlich ein.
     
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  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Du tendierst natürlich automatisch zum reinen Intervall, lernst es zu hören und die Töne flexibel im jeweiligen Kontext zu platzieren. Das ist zumindest der Sinn der Sache beziehungsweise das Ziel.
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das wäre die eine Methode.
    Bei mir funktioniert auch Intervalle zu spielen. Die erhöhe ich recht gut, wenn da was nicht passt. Ich laufe dabei aber Gefahr, nicht die technische frequenz zu spielen, sondern die angenehm klingende (es wird ein paar Profis hier geben, die Stimmung erklären können und warum ein Ton keine feste frequenz hat). Zusammen mit "flexiblen" Instrumenten kein großes Problem (sofern die anderen ähnlich hören), sind "starre" Instrumente dabei (z. B. klavier habe ich ja eine Referenz, an die ich mich anpassen muss).
    Sein saxophon bzw sein setup zu kennen ist Basis.
     
  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Zur Drone spiele ich natürlich nach Gehör (das ist der Sinn der Sache) die reine Quinte bzw. die anderen Intervalle bis hin zur Sekunde über den ganzen Tonumfang, immer wieder im Bezug - also als Intervall - zum Grundton. Der Halbton der kleinen Sekunde ist mir dann doch zu heftig. Und natürlich nehme ich mir jedesmal mindestens drei Borduntöne im Quartenzirkel vor.

    Mir geht es dabei nicht um „absolute“ Intonation sondern darum, mich in einen Klang einzuhören und meine Töne einzupassen. Das finde ich praxisgerechter. Wenn ein Klavier mitspielt, hat das „Recht“ - selbst wenn es verstimmt wäre. Da wäre ein starres Beharren auf der „richtigen“ Intonation beim Saxophon eher nutzlos.
     
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  20. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    @altoSaxo
    Reine Quinten sind sehr nahe an temperierten Quinten, sie weichen nur um etwa 4 Cents ab, wenn ich mich nicht irre.

    Gröber wird's dann z. B. mit Terzen, da weichen die temperierten viel stärker von den reinen Terzen ab (14 und 16 Cent). Das hört man gut. Als Kind habe ich Leute geärgert, wenn ich bei Besuchen deren Klavier ausprobiert habe und (als kompletter Laie) gesagt habe, wenn man eine C-Dur Tonleiter spiele, so sei das E falsch gestimmt ...
     
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