Jazz in Deutschland - altes Thema Bezahlung, Artikel in der SZ

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von RomBl, 19.Februar.2015.

  1. RomBl

    RomBl Guest

    Zum vieldiskutierten Thema Jazz - Geldverdienen ein (finde ich) interessanter Artikel in der SZ.

    Artikel SZ - klick hier

    (Ich hoffe, der Link wurde nicht schon irgendwo hier imForum gepostet)
     
    Sandsax und Gast_13 gefällt das.
  2. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Hier noch ein interessanter Link aus der SZ zum Thema Jazz:

    Musik ohne Groove und Humor

    Ich schliesse mich RomBIs Hoffnung an, dass der Artikel noch nicht anderweitig verlinkt wurde.
    Viel, was ich da lese, passt zur dem Erlebnis, das ich mit JAZZ in deutschen Klein- und Mittelstädten verbinde. Realbook Dudelei ohne Ideen, aber mit hohem "Eigenwertfaktor" nach dem Motte "Wer nicht zuhört, ist doof".
    Verschult, institutionalisiert, versteinert und vergewaltet. Mindestens 90% zumindest.
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Soll ja auch Kunst sein.....:D
     
  4. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Mir scheint so, als ist die Realbookdudelei das, was der Autor vermisst...die gemeinsame Sprache mit dem Publikum. Ich finde den Artikel ziemlich verbissen und anscheinend ist der Autor selbst einer der gescheiterten Jazzer, die er in seinem Artikel anprangert. Man kann soviele spannende und gut besuchte Konzerte erleben, wo es vor Kreativität und Authentiziät nur so brizzelt.
    Da hat man es eigentlich nicht nötig so einen Artikel zu schreiben und die nicht Jazz hörende Bevölkerung so zu erschrecken.
     
  5. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Derartige Artikel erscheinen in mehr oder weniger unregelmäßigen Abständen.
    Sie werfen immer viele Fragen auf, die in die unterschiedlichsten Richtungen gehen.

    Vor gut 20 Jahren habe ich mal eine Studie gelesen, dass in Deutschland real 1 % der Bevölkerung bewusst nur Jazz hört. Wird heute wohl noch ähnlich sein.

    Hierzulande stellt sich für einen Musiker eher die Frage nach der Anerkennung seines Berufes.
    Wenn in Deutschland jemand bekennt, er ist Profimusiker, kommt häufig als erste Gegenfrage "Kannst du davon auch leben?".
    Wenn man in den USA sagt, dass man Musiker ist, wird man gefragt was man denn genau spielt, Klassik, Country, Jazz, Blues usw.
    Vielleicht weil es dort eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Musik gibt?

    Und dann passieren einem Amateurmusiker wie mir solche Sachen, wie vorgestern erlebt.
    Der Schlagzeuger meiner ehemaligen Jazzband, auch Amateur aber sehr von sich eingenommen, war beim Blueskonzert. Ich durfte in der Band als Gastsaxophonist mitwirken. War für die Band hilfreich weil deren sehr guter Leadgitarrist leider kurzfristig erkrankt war. Ich hatte vorher kein so gutes Gefühl, aber es wurde ein ganz toller Abend.
    Mein ehemaliger Kollege kam anschließend zu mir und meinte: Na ja, Blues ist ja auch recht einfach zu spielen.
    Bei so etwas gehen mir dann Roman Alberts Hinweise aus #2 durch den Kopf.
    Aber vielleicht war der liebe Schlagzeugkollege auch nur neidisch.

    Man kann es aber drehen und wenden wie man will. Die große Masse interessiert sich einfach nicht fürJazz.
    Und deshalb, um auf den Ursprung des Threads zurückzukommen, werden sie Artikel wie diese sowieso nicht lesen. Und damit wird wohl auch niemand erschreckt.

    Lg
    Mike, der weiterhin Jazz spielen wird, weil es einfach viel Spaß macht!
     
  6. RomBl

    RomBl Guest

    Das sind immerhin 800.000 Leute ... :)

    Klingt viel, aber bei anderen Musikrichtungen dürfte der Prozentsatz deutlich höher sein.
     
  7. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Ich persönlich glaube das es keines Artikels bedarf um die nicht Jazz hörende Bevölkerung zu erschrecken. Wenn ich mal so an die ganzen Reinfälle die ich auf kleinen lokalen Jazz Konzerten seit Anfang der 80'er Jahre erlebt habe denke besorgen das die entsprechenden Musiker schon äußerst gekonnt selber!
    Nun bin ich ja recht hartnäckig und gehe immer mal wieder zu solchen Konzerten, so richtig begeistert bin ich selten.
    Nicht das es in anderen Musikrichtungen auf lokaler Ebene keine Reinfälle gäbe, gerade im Blues Bereich sind die auch recht häufig, aber da sind dann auch immer wieder recht anhörbare Sachen dabei und ab und an auch echte Perlen!
    Hatte ich bei Jazz Konzerten natürlich auch schon, aber, zumindest wenn es sich um eher regional bekannte Künstler handelt sehr, sehr selten.
    Das hat nichts mit der Stilistik zu tun, auch nicht jede Bluesperle bei der ich meine das mir echtes Können auffällt spielt "den" Blues so wie ich ihn mag, gerade erst letzten Freitag wieder erlebt.
    Nicht mein Geschmack, aber musikalisch absolute Könner und auch der größte Teil des Publikums war von der Gruppe begeistert und das zu Recht wie ich finde.

    Da liegt nun natürlich die Vermutung nahe das ich das im Jazz vielleicht gar nicht so beurteilen kann, mag sein, aber in den aller meisten Fällen war der Rest des Jazzpublikums mit mir einer Meinung! Außerdem sieht das bei bekannteren und/ oder internationalen Jazzmusikern schon ganz anders aus!

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.Februar.2015
  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Also in diesem Artikel steht durchaus das eine oder andere Richtige drin aber leider auch viel Blödsinn. Es ist und bleibt ein hausgemachtes Problem, ohne sowas wie eine Musikergewerkschaft wird sich da auch nichts mehr ändern.

    LG Saxhornet
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Nunja, da wäre ich denn dann auch durch das Raster gefallen, da ich nicht "bewusst nur" Jazz höre, sonder eben auch, sogar bevorzugt, Jazz höre und gerne spiele.

    Cheerio
    tmb
     
  10. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Vielleicht muss man als (Jazz-)Musiker mehr den Zugang zum Publikum suchen?
    Ich meine jetzt nicht, dass man vorne herumhampeln muss.
    Aber man kann doch auch als Jazzer den Leuten Songs schmackhaft machen.

    Ich hatte mir schon immer mal ein paar Playbacks gebastelt mit Band-In-A-Box, falls ich keinen Piano oder Gitarren-Kollegen finde, der mich begleitet. Von letzteren gibt es bei mir in der Ecke leider viel zu wenig. :-(

    Ich hab einige Nummern, die für mich als Jazz-Fan sehr reizvoll, für ungewohnte Ohren aber eher anstrengend sind, aus meiner Playlist rausgeschmissen.
    Dafür habe ich inwischen ein paar mehr Latins im Repertoire (hauptsächlich Bossas) und ein paar mehr von den melodiösen Swing-Klassikern (Irving Berlin, Oscar Hammerstein, Cole Porter usw.). Da gibt es tolle Sachen!

    Dieser Jazz kommt meistens super an bei den Leuten, auch als Hintergrundmusik.
    Man darf dann halt nur nicht so wild improvisieren. ;-)

    Lg
    Mike
     
    Rick gefällt das.
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich habe oft den Eindruck, dass viele "Jazzer" in erster Linie für sich spielen und nicht für's Publikum....und sich dann wundern, dass kein Publikum mehr da ist....:oops:

    CzG

    Dreas
     
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  12. Rick

    Rick Experte

    Meiner Wahrnehmung nach steigt derzeit wieder das allgemeine Interesse an Jazz etwas, nachdem sich die Rockmusik mehr oder weniger nur noch selbst kopiert und im Pop kaum noch etwas Neues oder gar Interessantes hochkommt. Gerade gut gebildete Leute ab dem mittleren Alter, also wir "Babyboomer" und die älteren Zeitgenossen, besuchen öfter Konzerte, kaufen CDs, hören Jazz im Radio usw.
    Manche Musiker sind Bühnenmenschen, andere wären wohl besser im Aufnahmestudio oder Unterrichtsraum aufgehoben, aber es gibt auch Publikum, das die introvertierte, zurückhaltende Performance schätzt, wenn eben mal KEINER vorne herumzappelt, "Seid ihr gut drauf?" ins Mikro brüllt und zwanghaft bei jeder Nummer zum Mitklatschen auffordert. :-D

    Hoffnungsvolle Grüße,
    Rick
     
  13. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    Guten Tag,

    bekomme ich leider nicht auf meinen Bildschirm.


    Hallo Mike,

    bei mir noch nicht.

    Meine bescheidene Meinung ist, in Kurzform,

    vom Jazz leben zu können, das ist höchstwahrscheinlich nicht einfach. Wundert mich nicht besonders, wenn ich höre, daß einzelne Amateure eine Veranstaltung für Essen und Trinken gestalten, verschiedene unserer lieben Kollegen aus dem "Osten", die, für ähnlich horrende Summen, musikalisch tätig sind, tragen auch nicht dazu bei, daß der deutsche Berufsmusiker auf Rosen gebettet ist.

    ich war, in meiner superaktiven Phase, zufälligerweise zum richtigen Zeitpunkt an richtigen Stellen, hatte das Glück, zur richtigen Zeit (Jahreszahl) Musik machen zu dürfen.
    Das war, so glaube ich, einfacher. Auch bin ich der Meinung, daß Fachkenntnisse nicht unbedingt immer von Vorteil sind, manchmal sogar hinderlich. "Du mußt dich richtig verkaufen können", glaube ich, ist wichtiger.

    Heutzutage Berufsmusiker sein ist, so glaube ich, ist für viele nicht einfach. Für Jazzer besonders.



    Gruß
    Hanjo
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Februar.2015
  14. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Vielleicht sollte man einfach einmal erkennen, dass nicht alles auf dieser Welt dauerhaft alimentiert werden kann.

    Zum Thema Jazz: Mitte der 80er Jahre wurde ich als Neubürger unserer kleinen Provinzstadt gefragt, welche Ideen ich hätte, um unser Städtchen attraktiver zu machen. Ich schlug vor, einen jährlichen "Jazzsommer" zu veranstalten. 1 Woche lang Jazzkonzerte mit verschiedenen Gruppen an verschiedenen Locations. Der Vorschlag wurde angenommen und in den 90er Jahren sogar umgesetzt!

    Neben regionalen Jazz-Formationen kamen auch bekanntere Gruppen wie Doldinger oder Antolini (hab ne signierte Fireball-CD geschenkt gekriegt :) etc.
    Leider schlief das Ganze nach gut 10 Jahren wieder ein. Von den Eintrittsgeldern alleine konnten die Gagen nicht bestritten werden und unser Stadtkämmerer machte irgendwann einen Deckel drauf.

    Was gibt´s hier noch regional?

    Hier bei uns istr das Jazz Forum Aidlingen sehr engagiert. Es veranstaltet 2015 z.B. Konzerte (Verena Nübel Quartett, The Toughest Tenors, Veterinary Street Jazz band) sowie JazzTage (Frank Muschalle, Anne Czichowsky Quintett, Allotria Jazz Band, JFA Big Band) außerdem JazzBrunches im Ramada Hotel Herrenberg (Riverside Jazz Band, Ruth and the BGoogaloos, The Good Men Of Swing, Hardt Stompers und Peter Bühr an his Flatfootstompers).
    Außerdem JazzFrühschoppen, JamSessions, JazzWorkshops und einiges mehr.

    Eine Hand voll Leute, die sich mit viel Herzblut engagieren. Was, wenn diese irgendwann mal keine Lust mehr haben?

    Gruß aus dem Schwarzwald

    Bernd
     
  15. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Gilt der Mindestlohn jetzt eigentlich auch für Jazzmusiker? Das wären dann bei 3 Stunden Auftritt, plus 2 Std. Aufbauen und Soundcheck und 1 Std. abbauen mindestens 51,-€ pro Musiker, also bei einem Quartett eine Mindestgage von 204,-€ zuzüglich MwSt.
    Bei einer Big Band mit 20 Musikern wäre die Gage entsprechend mindestens 2040,-€ zuzüglich MwSt.

    Wenn die Fahrtkosten noch mit eingerechnet werden, dann entsprechen mehr!

    Was sagt da Frau Nahles dazu, wenn sogar schon über Mindestlohn für Amateurfußballer gesprochen wird?
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Seit wann gibt es denn Mindestlohn für Freiberufler und Selbständige?

    LG Saxhornet
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Meiner Ansicht nach, wie schon öfter geäußert, eigentlich gar nicht.

    Wenn man es ganz objektiv betrachtet, ist Mainstream Jazz die optimale "Dienstleistungsmusik", denn man kann ihn wunderbar auf Empfängen, Cocktail Partys und ähnlichen Anlässen im Hintergrund spielen, man kann auch darauf tanzen (Foxtrott, Jazz Waltz, Bossa Nova, Salsa, Samba, Soul Jazz).

    Modern Jazz, Avantgarde usw. sind naturgemäß schlechter verkäuflich, aber ehrlich gesagt war das auch früher nicht viel anders, von manchen Studentenkellern mal abgesehen.
    "Hohe Kunst" ( die sich dem "einfachen Volk" nicht so erschließt) war noch nie ein kommerzieller Renner, sondern zu allen Zeiten von Subventionen abhängig, warum sollte das heute anders sein? Wie sieht es denn mit der anderen "Zeitgenössischen Musik" aus, trägt sich etwa eine Konzerthalle oder ein Opernhaus selbst? ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    bluefrog gefällt das.
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Von "Zeitgenössischer Musik" (Donaueschingen!) braucht man gar nicht zu reden. Aber jeder Besuch in einer Oper wird mit mindestens 200€ subventioniert. Was an Geld für die Elbphilharmonie ausgegeben wird, ist bekanntermaßen horrend.

    Subventioniert wird nur dort, wo man staatstragend und bildungsbürgerlich repräsentieren kann.

    LG Helmut
     
  19. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Man kann auch mit Jazz staatstragend repräsentieren. Aber seltsamerweise sind subventionierte Opernhäuser voll, subventionierte Jazzhäuser eher nicht (bzw. nur dann, wenn ein ultrabekannter Act aus U-S-A kommt. Und die kommen gerne, weil sie bei uns immer noch mehr verdienen als in dem Land, das den Jazz erfunden hat.)
     
  20. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    Guten Tag Rick,

    wenn Du Dich da mal nicht täuschst.

    Mal angenommen, Du möchtest irgendwo etwas lukratives spielen. Der Veranstalter kennt Dich nicht. Du erzählst ihm, daß Du ein Jazzer bist, und entsprechendes Programm parat hast. Wenn das eine stinknormale Veranstaltung ist, glaube ich, kann es sein, daß Du, bei der Vergabe, ganz schnell übergangen wirst.

    Das, was Du schreibst, ist speziell, und, zumindest hier, wenig bis gar nicht gefragt.

    Meine Meinung, jeder darf eine andere haben.

    Gruß
    Hanjo
     
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