Jazz in Deutschland - altes Thema Bezahlung, Artikel in der SZ

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von RomBl, 19.Februar.2015.

  1. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Marius Neset ist wirklich klasse! :)

    Ich stehe täglich um 5:30 Uhr auf. Wenn unter der Woche ein gutes Konzert ansteht das mich interessiert, ist mir wurschd wann ich nach Hause komme.
    Und heute Abend habe ich Bigbandprobe. Ich werde so gegen 24 Uhr zu Hause sein.
    Immerhin bin ich genau Mitte 50. ;)

    Lg
    Mike

    P.S.: Meine Steuererklärung habe ich übrigens fertig, aber nur dank Software. ;) :thumbsup:
     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Das ist aber ein grundsätzliches marktwirtschaftliches Problem. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage stimmt nicht. Jazz ist und bleibt eine Nische, deren Marktanteil sich nur marginal verändert. Aber es gibt immer mehr gut ausgebildete Musiker.

    Lösung 1: Die Nachfrage vergrößern. In anderen Branchen gibt es dafür Marktforschung, die sich darüber den Kopf zerbricht, wie man Produkte schmackhafter macht. Also zum Beispiel zum Jazzticket eine Helene-Fischer-Postkarte gratis...:)...oder so ähnlich. Schwierig. Oder eben über den Preis. Livemusik zum Getränkeaufpreis. Das löst nur kein Problem.

    Lösung 2: Das Angebot verkleinern. Das geht nur mit Regulierungen. Beschäftigungsverbot z.B. für nicht zertifizierte Musiker. Zulassungsbeschränkungen wie bei den Ärzten? Hmmm.....das ändert wiederum nichts daran, DASS welche auf der Strecke bleiben. Nur gibt es dann Leute die entscheiden, WER auf der Strecke bleibt.

    Lösung 3: Die Situation verlassen und auf's Land ziehen....
     
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  3. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ich darf morgen zu Buster Williams, oh ja, der Knabe kommt nach Freiburg, und dafür zahle ich auch gerne 20€ und gehe spät ins Bett. Zur hiesigen Session, die meist erst um 21.30 Uhr beginnt, raffe ich mich allerdings äußerst selten auf, eben weil es so spät ist. Da geht dann auch der Hut rum, unglaublich, dass manche tatsächlich Münzen hineintun (ja, das hört man), wenn als Opening Act 4 Leute auf der Bühne stehen...
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Eben, so habe ich es ja gemacht. Gerade gestern Abend für eine Versicherungs-Agentur gespielt, 5 Stunden puren Jazz, Gage deutlich im vierstelligen Bereich für ein Trio (Gitarre, Bass, Sax), hervorragendes Catering dazu.
    Was soll ich in der Großstadt? :cool:

    Natürlich hätte ich hier niemals die wertvollen musikalischen Erfahrungen machen können wie in meinen Zwanzigern in der "Metropolregion Rhein-Neckar", aber da waren die Einnahmen immer "zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel".
    Ich habe hier manchmal Schwierigkeiten, bei Krankheitsfällen kompetente Ersatzleute zu bekommen, muss die "Zweitbesetzungen" dann aus den Großstädten anreisen lassen. Mein Sohn wollte eine Band gründen - gescheitert, weil sich keine Mitspieler fanden. Der etwas jüngere Sohn von Kollegen in Heidelberg spielt seit Jahren mit Gleichaltrigen und will Musik studieren, mein Sohn hat inzwischen ernüchtert die Musik an den Nagel gehängt. :roll:

    Alles hat seine Vor- und Nachteile:
    Ich höre immer wieder tolle Sachen über die lebendige Berliner Szene und werde richtiggehend neidisch, welche Projekte da möglich sind. Ich würde gerne wieder eigene Nummern spielen, mit einer Band im Proberaum experimentieren, das ist hier alles praktisch unmöglich. Die besten Musiker, mit denen ich hier zusammenarbeite, sind alle über 70, jüngere gute findet man kaum, und wenn, dann sind sie schon in tausend anderen Bands eingebunden und haben leider, leider keine Zeit.
    Mit einem professionellen Kontrabassisten im Nachbarort ist schon lange eine Duo-CD geplant, doch wir kommen nie zum Vorbereiten, weil er so viele Verpflichtungen hat.
    ABER er und ich und die 70-jährigen Kollegen können hier ziemlich gut von der Musik leben, das ist schließlich auch etwas. :)


    Insgesamt zufriedene Grüße,
    Rick
     
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  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Rick,

    alle Entscheidungen haben zwei Seiten.

    Die Entscheidung Musiker auf dem Lande zu sein, erscheint mir nicht die schlechteste.

    Gruß

    Michael
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Toll.

    Ich melde mich denn in zwölf Jahren bei dir.
     
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  7. musikammeer.de

    musikammeer.de Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    Das Produkt, in diesen Fall die Jazz-Musik, muss auch richtig vermarktet werden. Die Werbung, den Preis, die Bühne/Lokal müssen stimmen. Es sind Bereiche die, die Veranstalter verantworten müssen und nicht die Musikern. Deutsche Veranstalter sind was dies betrifft verbesserungsfähig.

    Und ich denke die Musiker müssen auf das Publikum reagieren. Mark Twain z.B. hat manche seine Romane kapitelweise wöchentlich erscheinen lassen. Er hat sie dann "korrigiert" bzw. "abgeändert" anhand der Reaktion der Lesern. Die Musik von Norah Jones wird manchmal als Pop-Jazz definiert, sie hat damit viele Menschen erreichen können. Es gibt viele andere Beispiele (Amy Winehouse, Jamie Cullum).

    Grüße

    Luis
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    In 12 Jahren sollte ich auch einige Realbook-Standards auswendig und vernünftig spielen können...

    @Rick: Melde dich dann, ich kann auch Hammondorgel!

    Gruß
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Wieso soll ich mich melden? Kommt Ihr doch her! ;)
     
  10. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Vielleicht träg das ja etwas zur Geruchsverbesserung des Jazz bei, das soll ja laut Frank Zappa schon seit längerem notwendig sein! :-D

    [​IMG]

    Aber mal im Ernst, auch ohne sich an zu biedern und seine eigene Auffassung von guter Musik zu verbiegen kann man meiner Meinung nach das Publikum ruhig z.B. zum mit klatschen annimieren, spätestens nach zwei Minuten haben die sowie so lahme Arme und hören auf, von da ab kann man dann ja in sein Solo all das einbringen was konzentriertes zu hören voraussetzt!
    Viele Grüße Ralf
     
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  11. Rick

    Rick Experte

    Hallo Ralf,

    da gebe ich Dir Recht, bin sowieso bei meinen Bands immer der "Klatscher" auf der Bühne (als Saxer hat man ja oft mal zwischendurch die Hände frei, im Gegensatz zur Rhythmusgruppe).
    Aber "zwanghaft" sollte es nicht sein, finde ich, kommt immer aufs Publikum und die Situation an.

    Schöne Grüße,
    Rick
     
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  12. flar

    flar Guest

    Moin, moin Rick

    Natürlich nicht zwanghaft, aber wenn es denn in der Luft liegt oder zwei begeisterte Publikümer schon mal anfangen kann man ja den Rest, also die andern beiden, auch dazu einladen! :-D

    Was gar nicht geht, ich aber schon mehrmals erlebt habe, bei unbekannten Jazzern, bei einer mittelschweren Bluesgröße und bei Reinhard Mey, die Leute fangen an zu klatschen, der Künstler bricht ab und weißt das, natürlich sehr verehrte, Publikum darauf hin das es doch bitte zuhören möge!:eek:

    Herrn Mey habe ich hier mal namentlich genannt, weil er erstens wahrscheinlich keinen größeren Schaden da durch hat und zweitens ist er erfreulicherweise lernfähig! Beim meinem nächsten Konzertbesuch hat er das Geklatsche dankend zur Kenntnis genommen!:)

    Ich bin ja recht stur, aber nein ich bin nicht so hartnäckig das extra um das zu sehen noch ein Konzert besucht habe und ich habe auch nicht aus Testgründen mit dem Handgeräuschrhythmus angefangen!
    Der Reinhard Mey Fan ist meine gute Gattin, ich darf immer mit, damit die Halle auch voll wird! :cool2:

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28.Februar.2015
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  13. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Hi Rick, und du meinst, sowas gibt es in Berlin nicht? :D
    Gibt es schon, jedenfalls dann, wenn (möglichst viel) Gesang dabei ist, auch poppige Nummern. Also gut, reiner Jazz ist es nicht, aber jazzig, inclusive Soli in fast jedem Stück, sowieso mit etlichen Swingnummern. Hatte ich vorgestern.

    Das andere ist, das im Stuttgarter Raum (Porsche, oder, Mercedes auch?), ganz unabhängig ob ländlich oder nicht, einfach Geld da ist, eine gewisse Großzügigkeit, wie ich bei einem Duogig dort letztes Jahr feststellen konnte. Also irgendwo aufs Land zu ziehen muß nicht zwangsläufig die vollständige Lösung sein, man sollte schon schaun, wohin ;).

    Cheers!



    http://swing-jazz-berlin.de/
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo Werner!

    Freut mich für Dich, und ja, solche Gigs kenne ich natürlich auch aus meiner Rhein-Neckar-Zeit, aber dort war der Markt umkämpft, und zwar bis dahin, dass ein älterer Saxer bei einem Hotel anrief, wo ich regelmäßig für die Bar und sonstige Veranstaltungen gebucht wurde, und meinte, wieso sie denn mich engagierten, ER würde doch viel besser spielen! :mad:

    So etwas wäre hier unvorstellbar, es gibt (zumindest im Jazzbereich) keinen Konkurrenzkampf, sondern nur Kollegialität

    Nee, in Stuttgart treten sie sich gegenseitig auf die Füße, dort herrscht schon fast eine Art Musiker-Mafia, besonders im Umfeld der großen Autobauer Daimler und Porsche, dagegen mag es in Berlin wesentlich menschlicher zugehen. Mir gefällt die dortige Szene gar nicht, ich halte mich da eher fern. :roll:

    Richtig. Meine Wohngegend, deutlich nördlich von Stuttgart, bezeichnet sich gern als "Region der Weltmarktführer", hier sind mehrere sehr gut aufgestellte mittelständische Unternehmen von internationalem Rang angesiedelt, vorwiegend im Bereich des Maschinenbaus (GEMÜ Filtersysteme, Gebhardt-Ventilatoren und Co., nicht zu vergessen "Würth - die Montageprofis", schon mal davon gehört?). ;)

    Da fallen immer wieder schöne Gigs an, zudem sind die ganzen alten Chefs, die ihre Firmen in der Wirtschaftswunderzeit der 1960er Jahre aufbauten, teilweise eingefleischte Jazzfans. Prima Kombination! :biggrin:


    Viel Erfolg weiterhin,
    Rick
     
  15. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Naja, der Markt ist immer umkämpft, wenn alle das Gleiche machen. Wenn 50% der Menschen gute Fliesenleger sind, sinkt eben der Preis fürs Fliesenlegen. Entsprechend, wenn alle Blues in F spielen.
    .... fällt mir nur gerade so ein. -
    ((Das ist blöd, wenn die software dein Zitieren von mir gleich schluckt, wenn ich wieder antworte.
    Kann man wahrscheinlich irgendwo einstellen.))

    Mit den dortigen Musikern hatte ich ja nichts zu tun, ich bin mit meinem Gitarristen angereist. Großzügig war der Veranstalter, und das ganze Procedere. Na aber gut, das du es sagst, sonst wäre ich nächste Woche gleich dort hingezogen ;).

    freut mich für dich!

    Dann, heiter weiter :)
    Werner




    http://mobile-band-walking-act.de/
     
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