Position des Ansatzes

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von kindofblue, 29.Oktober.2015.

  1. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Hey,

    Mir ist mit dem Kauf eines Occassionsmundstückes etwas aufgefallen, was ich hier teilen will:
    Der Zahnabdruck meines Vorbesitzers auf der Bissplatte war recht nahe an der Spitze, ein massives Stück vor dem Bereich, wo ich die Zähne meines Oberkiefers hinsetze. Auf die vorgängige Frage, warum er dieses hochwertige Mundstück verkaufe meinte der Verkäufer: das Mundstück entspreche nicht seinen Erwartungen.
    Mein Gedanke dazu war, der Verkäufer wusste gar nicht, was für eine Soundentwicklung sein MPC leisten kann, wenn es denn richtig angewendet wird.

    Grundsätzlich gilt, dass das Blatt an dem Mundstück frei schwingen kann, wo es lose ist. (Massstab über die Tischkante hinweg auf den Tisch legen und mit einer Hand an der Tischkante festhalten. Dann Massstab wie ein Sprungbrett anschupfen. Es schwingt bis zu der Tischkante – sprich wo es lose ist.) So verhält sich das Blatt auch im Mund. Das Blatt – der Tonerzeuger – schwingt von der Spitze hin bis zum Ansatz.

    Wenn man den Ansatz nun zu nahe an der Spitze setzt (Tip), nimmt man dem Blatt die Möglichkeit, sich voll auf dem Mundstück entfalten zu können. Der Ansatz gehört eigentlich dort hin, wo sich das Blatt mit dem Mundstück verbindet. (siehe Bild, an das Ende der "facing curve".)

    [​IMG]

    Wählt man nun den Ansatz zu weit hinten, sprich hinter den frei schwingenden Bereich, kann das Blatt quietschen und wird unkontrollierbar. (Massstab über die Tischkante hinweg auf den Tisch legen und mit einer Hand weit hinter der Tischkante festhalten. Dann Massstab wie ein Sprungbrett anschupfen. Es schwingt bis zu der Tischkante und auch unkontrolliert auf dem Tisch.)

    Nur wenn man den Ansatz am richtigen Ort auf das Mundstück ansetzt, kann man das Mundstück vollumfänglich ausschöpfen. Der eigene Sound kann sich massiv verbessern, wenn man das bis anhin nicht gemacht hat.
    Solch eine Umstellung der Position auf dem Mundstück braucht Zeit! Die Umstellung macht aber auch spass, da man plötzlich richtig gut tönen kann.

    Mein Tipp an Euch, verändert einmal Euren Ansatz auf dem MPC und hört hin. Extrem nah an der Spitze – Extrem weit hinten. Das sind oftmals Welten.

    Gruss

    Kindofposition
     
  2. Nordstern

    Nordstern Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank, sehr hilfreich und anschaulich.
    Ich werde das ausprobieren.

    Liebe Grüße
     
  3. tomaso

    tomaso Strebt nach Höherem

    Vielen Dank @kindofblue ,
    der @Dreas erfährt gerade genau dieses..........:top::welcome:

    kindoflongtimetopractice,

    tomaso
     
  4. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    man sollte dabei aber beachten, dass nicht jeder ein gleich gebautes Maul hat.
    Überbiss, Unterbiss und so.

    Außerdem kann man an der Spitze schön spielen, wie auch weit drin.
    Man muss halt das Setup (und eventuell den Ansatz) verändern.

    Cheers, Guenne
     
    last und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  5. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    anhand des Zahnabdruckes darauf zu schließen, dass der Vorbesitzer da was falsch gemacht hat halte ich für ziemlich verwegen.

    Für den Ansatzpunkt gibt es immer mehrere Möglichkeiten, einmal auf Grund unterschiedlicher Anatomie, unterschiedlichen Geschmackes und unterschiedlicher Klangvorlieben. Last not least ergeben sich auch Variationsmöglichkeiten im Klang, derer man sich nicht durch theoretische Betrachtungen berauben sollte.

    Gruß,
    Otfried
     
    last, claptrane, slowjoe und 2 anderen gefällt das.
  6. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Deshalb benutze ich immer einen Bissschutz.

    Falls ich ein Mundstück später verkaufe, weiß der Käufer nicht an welcher Stelle meine Zähne aufgelegen haben.
    :ironie: Und er wird in diesem Fall auch nie erfahren warum mein Sound so gut war. :-P2

    Aber Spaß beiseite: Ich stimme Otfried absolut zu!

    Lg
    Mike
     
  7. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Abgesehen davon, dass man eigentlich die Einkerbung der Zähne am Mouthpiece Patch oder dem Mundstück gar nicht sehen sollte, weil das eh schon ein wenig nach Troubles aussieht.

    Cheers, Guenne
     
    The Z und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  8. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    katrinw gefällt das.
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Wurden nicht vor einiger Zeit Nachbildungen von Mundstücken berühmter Saxophonisten (Stan Getz bspw.) angeboten, die sogar die Zahnabdrücke der großen Vorbilder wiedergaben ? Ob die auch schon Troubles hatten ?

    Also ich hätte ganz sicher ohne entsprechende Vorsorge durch Bissplättchen deutliche Spuren auf meinen Mundstücken. Dabei bräuchte ich für den Ansatz meine oberen Schneidezähne gar nicht so fest aufzusetzen. Es hat sich jedoch bei mir so heraus gebildet, dass ich das Mundstück ansonsten nicht stabil genug in Position habe, wenn ich auf der Saxophonmechanik rumhampel. Kann man ja immer anders sehen, ich habe damit jedenfalls kein Problem.

    Gruß,
    Otfried
     
    Rick gefällt das.
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Nein, aber sie spielten trotzdem superb, nicht deswegen.
    Wenn man wissen will, was so ein Saxophon hergibt, muss man sich Leute wie Brecker (oder auch Rascher) anhören, ob es einem gefällt oder nicht, ist eine Frage, um die es hier nicht geht.

    Getz war aus anderen Gründen ein Genie.

    Cheers, Guenne
     
    kokisax gefällt das.
  11. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Um diesen Punkt an dem der frei schwingende Teil beginnt, zu finden, kann man ein Stück Papier unters Blatt schieben und mit Bleistift am Blatt an der Position eine Markierung machen, an dem das Papier stecken bleibt. Man kann dann den Daumen als Stopper an die Markierung legen und das Mundstück so weit in den Mund nehmen bis man am Daumen ansteht. Wenn man die Dicke der Lippe noch einrechnet kann man den den Daumen auch etwas hinter der Markierung lassen.

    Und: Wer sich mit seinen Zähnen ins Mundstück gräbt, macht definitiv was falsch.
     
  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Du spielst manchmal im unteren Ultraschallbereich, da ist das was anderes.
     
  13. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Weiß nicht. Ich würde eher sagen, wer Papier und Bleistift nimmt, um die beste Position zu finden, macht was falsch. Es hilft doch letztlich nur probieren und finden. Für mein Spiel ist es wichtig, wechselnde Mundstückpositionen zu verwenden, wenn ich ganz laut oder ganz leise spiele, wenn ich einen sanften Sound oder viel Edge will, wenn ich Subtone spiel, wenn ich hoch oder tief spiele, wenn ich Altissimo spiele. Jede Situation hat einen Sweet Spot. Fast das ganze Spektrum, vom fast verschlossenenen Mundstück bis kurz vor das sich überschlagende Fauchen ist zu gebrauchen, wenn man damit vertraut ist (und sofern die Mundstückbahn das hergibt). Als "Mittelposition" denke ich auch, dass oft mehr mehr ist. Mehr Mundstück, mehr Luft, mehr Sound, mehr Komplexität, mehr Lautstärke. Aber mit einer gezogenen Linie kann ich nichts anfangen. Mein genialer Klarinettenlehrer hat mir vor 25 Jahren in klassische Konzertnoten Symbole für Mundstückpositionen bei wichtigen Phrasen reingemalt. Das waren Gedankenstützen für Solophrasen, die gut kommen müssen (es ist still und alle hören dich). Das hat mir extrem viel gebracht, auch heute noch beim Saxophon.

    Ich bin auch über die Jahre ein zunehmender Anhänger der Allard'schen Philosophie geworden und versuche zumindest meinen Ton mit viel Raum im Oropharynx und (immer) weniger Druck auf dem Blatt zu produzieren. Früher hatte ich immer Zahnabdrücke, heute weniger. Schlechter gespielt hab ich damals sicher nicht, nur anders. Es gibt zigtausende großartige Musiker mit gutem Sound die viel Druck brauchen, siehe z.B. Getz. Ob man das per se falsch nennen kann, weiß ich nicht.
     
    Rick und zwar gefällt das.
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Eben.
    Und es gibt "technisch" richtig und schlecht, und falsch und gut.

    Viele Musiker haben/hatten eben ihren Sound im Ohr, und sich keine Gedanken gemacht woher der kommt.
    Aus der Sicht eines Lehrers versuche ich es halt, dem Schüler möglichst leicht zu machen.

    Mein Lehrer hat mir erzählt, dass ein Freund (Bennie Wallace) zu irgendeinem Saxophonisten, der bei Ellington gespielt hat gegangen ist, weil ihn sein Sound so faszinierte.
    Dieser Saxophonist gab sonst nie Unterricht, und ließ sich für Bennie breitschlagen. Der wiederum war völlig fertig, als er keinerlei Tips bekommen konnte, nichts für ihn verwertbares, warum und wieso der Typ so toll klang.

    Ich kann mich außerdem an einen Klarinettisten bei der Armeeband erinnern, der nicht mal halb so harte Blätter wie die Kollegen spielte, in der Tat total weiche Dinger, und damit einen doppelt so großen Ton produzierte wie sie.

    Und der Herr Sugawa, der sicher keinen schlechten Ton in seinem Metier spielt, wirbt für Breathtaking Mouthpiece Patches und erzählt, dass er sorgfältig ausgewählte Mundstücke durchgebissen hätte....

    Sugawa

    Cheers, Guenne
     
    zwar gefällt das.
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also experimentieren, um zu erfahren wie sich der Sound ändert, macht Sinn. Und das sollte man dann auch üben.

    Das kann man dann in seiner Stilistik gut einsetzen.

    Wie @tomaso schrieb, experimentiere ich ja grad auch ein bisserl.

    Aber ich bin auch zu dem Ergebnis gekommen, dass es eben NICHT eine allgemeingültige und absolut "richtige"
    (meßbare) Position des Mundstücks im Mund gibt.

    Dazu sind wir anatomisch zu unterschiedlich, unsere Soundvorstellungen differieren, ich denke das Mundstück spielt auch eine Rolle, etc., etc.

    Klar, kein Mundstück im Mund bringt einen geräuschlosen Sound....und den Tip am Zäpfchen dürfte nicht sehr komfortabel sein...:lol:

    CzG

    Dreas
     
  16. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Mit der Methode kann man schnell und kostengünstig, ein Stückchen Papier und Bleistift hat jeder, die Bahnlänge rausfinden. Verstehe nicht, was daran falsch sein soll. Was man mit der Information macht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

    Ich auch! Folgendes Zitat habe ich von http://www.joeallard.org/pedagogy.html

    "The placement of the lower teeth in relation to the reed is also variable, but the initial point of reference is generally opposite the place at which the reed comes away from the mouthpiece."

    Das ist übrigens genau das, was ich mit dem Papierstück und dem Daumen als Stopper beschreibe.

    Grüße
    Z
     
  17. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Na ja eigentlich sollte es doch reichen, wenn die Lippen am Kontaktpunkt von Blättchen und Tisch abdichten. Da müssten dann, je nach Anatomie, die Zähne mehr Richtung Tip positioniert werden.

    Wenn ich meine Zähne dort aufsetze , bleibt nicht mehr viel Platz für Zunge und Zäpfchen. Bei einer kurzen Bahn mag es ja noch gehen...

    <<"The placement of the lower teeth in relation to the reed is also variable, but the initial point of reference is <<generally opposite the place at which the reed comes away from the mouthpiece."

    Was will der mit seinen "lower teeth"?

    LG quax
     
  18. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Das hört sich logisch an! Also könnte man beim MPC - Kauf ja mal testen ob man mit Mundstücken die die Kurve ähnlich des eigenen Ansatzes besser funktionieren.
    Ich habe die Facing Kurve gestern noch bei 2 Mundstücken getestet (ob sie noch gleichmäßig lang sind) und dabei festgestellt, dass bei meinen OL, die ich am liebsten spiele, beide gleich lang sind.
    Testen kann man dies ganz leicht mit einer Glasplatte (aus einem Bilderrahmen). Mundstück mit Wasser anfeuchten und auf das Glas legen und dann schauen wo das Wasser nicht mehr die Glasplatte berührt.

    LG
    Dabo
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Mmmhhhh....der Logik wurde aber grade hier heftig widersprochen.....:eek:

    CzG

    Dreas
     
  20. Mugger

    Mugger Guest

    Die aus dem Zusammenhang gerissenen Tips von Joe Allard zusammen mit dem unsäglichen Video "The Master speaks", das aufgenommen wurde, als Joe schon massiv von Krankheit gezeichnet war ist das Schlimmste, was man ihm antun konnte.
    Man sagt, dass Joe ein unheimliches Gefühl für das hatte, was der betreffende Schüler grade brauchte.
    Diese Sätze als Dogmen zu missbrauchen ist sinnlos, IMHO.

    Cheers, Guenne
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden