Einfluss der Psychologie beim Mundstückkauf

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied9218, 21.August.2016.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ein Mundstückkauf hat viel mit Psychologie zu tun und speziell mit dem Individuum und wie sich dieses beeinflussen lässt und wie schlecht man informiert ist.

    Generell funktioniert nicht jedes Mundstück für jeden Spieler gleich gut, manche mögen andere Bahnlängen, andere Kammergrössen oder andere Öffnungen oder andere Höhen des Baffle etc. etc. etc.
    Nicht selten spielt sowohl die Anatomie, als auch die Klangvorstellung stark mit rein was einem gefällt.
    Und man sollte den Klang nicht mit dem Spielgefühl verwechseln, denn das sind unterschiedliche Punkte. Häufig klingen Spieler beim Wechsel sehr ähnlich aber das Spielgefühl ändert sich nur deutlich (was durchaus ein guter Grund zum Wechseln sein kann).

    Es gibt Leute, die glauben sie können sich einen Klang kaufen und kaufen sich deswegen ein Mundstück, das Ihr Idol spielt oder von dem sie gehört haben es wäre ein tolles Mundstück oder das würde man halt spielen. Speziell Foren lösen da schnell bei einigen Kandidaten regelrechte Kaufräusche aus. Nicht umsonst nutzen viele kleinere Mundstückhersteller das SOTW für ihr Marketing. Und leider gibt es auch Lehrer, die da keine Ahnung haben und sowas sagen wie: "Du bist jetzt soweit, daß Du ein richtiges Mundstück, wie ein goldenes Link, spielen solltest." Den Schüler aber bei der Auswahl nicht betreuen.

    Nicht selten ist ein Mundstückwechsel gar nicht ratsam, wenn das Problem eigentlich beim Spieler liegt und nicht beim Mundstück.

    Generell darf man aber nie vergessen, nur weil xy damit gut klingt, einen bestimmten Sound produziert und sich damit wohlfühlt, ist das bei gleichem Set Up dann bei einem selber auch so. Das ist eher die Ausnahme als die Regel.

    Deswegen sollte man sich nicht von Namen und Hypes verführen lassen und immer vor dem Kauf probieren. Allerdings weiss auch nicht jeder so schnell was er eigentlich sucht und nicht alle können für sich ein Mundstück gleich schnell beurteilen (wobei man auch hier Spielgefühl und Klang unterscheiden muss, denn das Klangpotential in seiner Gänze ist schwieriger zu beurteilen als das Spielgefühl), geschweige denn, daß sie die Parameter beschreiben können, die sich verändern in punkto Spielgefühl und Klang.
     
  2. Gelöschte 11056

    Gelöschte 11056 Guest

    Stellt euch mal vor, ihr wärt mit eurem Sax auf einer einsamen Insel, ganz allein, ohne Zuschauer, Zuhörer usw., ohne Verbindung zur "Welt".
    Vor Euch eine kleine Strohhütte mit ,oh Wunder! einem Tisch mit zahllosen Mundstücken. Welches wird dann schliesslich ausgesucht? Wenn alles wegfällt an Zuhörern, Zuschauern, Kommentaren, Lob, Kritik, Vergleichen usw.? Wenn man/frau niemanden, ausser vielleicht Affen oder Papageien, mit dem MP beeindrucken kann? Nur selbst der/die Einzige, der beurteilen kann, dies ist jetzt das Richtige? Wie fühlt man/frau sich da?
    LG Nem
     
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  3. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    In freizügiger Abwandlung eines bekannten Luther-Zitats (Weltuntergagng, Apfelbaum) würde ich selbstverständlich in einem langen qualvollen Suchprozess das am besten klingende Mundstück auswählen, selbst wenn ich die Insel nie mehr verlassen könnte und niemand jemals vorbeikäme.
    Nach bald 6 Jahren Mitgliedschaft im Forum könnte ich mich doch niemals so gehen lassen und irgendein x-beliebiges Mundstück vom Tisch nehmen. Wo kämen wir denn da hin!
    Abstriche an der Konvention kann man ja schließlich bei den Tischmanieren und der Körperpflege machen.:)
     
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  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hach, frei!
    - Kein Zeitdruck (ich kann ja beliebig lange probieren)
    - Kein Kostendruck (ist ja keiner da, der Geld entgegen nimmt)
    - Kein Konkurrenzdruck (ich bin ja der beste Spieler auf der Insel, yeah!)

    Grüße
    Roland
     
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  5. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Dir wäre so stinklangweilig, das Du die Mundstücke immer wieder im Wechsel spielen würdest, um bloß nicht auszuticken ;-)
    Im übrigen geht einsame Insel nur gut, wenn man eine hochseetüchtige Yacht inkl Besatzung mitnimmt. Und das Sax sollte man natürlich auch mitnehmen:duck:
    quax ohne Insel
     
  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich hab sowieso diverse probierte Blätter in der Lade... und die werden auf einem neuen Kandidaten auch probiert, je nach Eindruck, was passen könnte.

    Mein allererstes war ein 4C - bei dem wollte ich definitiv nicht bleiben...

    Also so wie bei mir daheim... nur mit weniger Auswahl. Und so oder so: wenn mir ein Mundstück nicht zusagt, kann ich nicht darauf spielen. Was nützt da irgendeine Aufschrift?

    Hab neulich ein OL Metallmundstück am Alt probieren können, war für mich nicht wesentlich anders als mein OL Kautschuk, also hab ich es wieder gelassen.
     
  7. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Kurz zitiert

    hinsichtlich Spielgefühl und Klang:
    Ich bin immer wieder überrascht, wie ich klinge wenn ich mich aufnehmen. Zwischen diesen Empfindungen liegen Welten.

    LG
    Paedda
     
  8. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Sicher gibt es sehr viele, die so denken (oder unterbewusst so handeln). Wie auch in vielen anderen Bereichen.

    Wäre ich nun überheblich, könnte ich schreiben: Das sind eben Leute, die sich kein eigenes Urteil nach eigenen Kriterien bilden können. Es ist kein Zeichen von Intelligenz oder gutem Geschmack, von allem immer nur das Teuerste zu kaufen.

    Aber es macht vielen halt Freude, und dagegen ist nichts zu sagen.

    Ich selbst bin nicht so, wie ich immer wieder feststellen muss. Momentan suche ich z.B. wieder nach einem Auto. Ich habe meine Kriterien. Ich habe 2 simple Tests, die ich in Autohäusern immer als erstes mache, und damit so manchen gelackten Verkäufer zur Verzweiflung treibe. Obwohl es auf den Preis eigentlich nicht ankommt, ist mein Favorit kein Audi, kein Mercedes und kein BMW. Sowas wie Porsche und Konsorten sowieso nicht.

    Zurück zum Thema: mein momentanes Tenor-Mundstück hat etwa 60 Euro gekostet. Ich habe mässig herumprobiert, gekauft und wieder verkauft, aber für mich reichts. Gut war, dass ich bald merkte, dass Metallmundstücke für mich nicht in Frage kommen (wegen des Durchmessers). Und wenn ich den Drang verspüre, etwas Neues kaufen zu müssen, dann geht das eher in Richtung ganz anderer Instrumente, was mich dann auch wieder längere Zeit beschäftigt ...
     
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  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Oh, welche? Gerne per PM.

    Grüße
    Roland
     
  10. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    Ich kann nur sagen, dass bisher ca. 10 Mundstücke probiert habe. Leider müssen bei jedem Mundstück aber auch auf jedenfall unterschiedlich Blätter probiert werden. Für jedes Mundstück brauche ich immer so eine Woche um überhaupt objektiv etwas sagen zu können. Derzeit spiele ich ein Otto Link Tone Edge 6, weil ich keine Lust mehr zum probieren. Ist nicht so kritisch mit den Blättern und lässt sich locker und leicht spielen. Bin ich auch dem Namen verfallen? Oder ist es wirklich gut? Aber mit 100 Euro war es mal nicht so teurer......
     
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  11. gaby

    gaby Schaut nur mal vorbei

    Interessantes Thema, ja wie bei vielen Produkten.
    Ich habe mich für Theo Wanne entschieden
     
  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    die würden mich auch interessieren - rein aus Neugierde, ich fahr momentan so wenig, dass ich über Autos nicht wirklich nachdenke.
     
  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Bei mir ganz einfach:
    1. Paßt der Grundklang? Ich mag keinen schrillen Klang auf meinem Sax, sondern eher den Ben Webster-like smoothigen Klang.
    2. Ansprache
    3. Dynamik
    4. Mundgefühl

    Wenn man jetzt Pukt 1,2&4 unter Psychologie faßt (weil ja subjektiv von mir wahrgenommen), ist die Antwort: bei mir starker Einfluß.
    Wenn mit der Frage eher die äußere Beeinflussung gemeint ist (was meinen Kollegen, Ruf des MPC-Herstellers etc.): bei mir kein Einfluß.

    Was auf dem Typenschild steht ist mir sowas von egal.
     
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  14. BluesX

    BluesX Ist fast schon zuhause hier

    War zumindest in diesem Fall der Wechsel zu einem anderen Mundstück, dem weniger scharf klingenden Otto Link (mal abgesehen vom Quietschen:)), nicht doch sinnvoll?

    Gruß, BluesX
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wobei es mir nicht um den wahrgenommenen Klang bei Spielgefühl geht (der unterscheidet sich eh von dem was man als Spieler hört und was als Zuhörer), sondern wie es sich anfühlt es zu spielen: Ansprache, Blaswiderstand, wie klangstabil, wie gut folgt der Klang oder gewünschte Effekt wirklich meinen Veränderungen von Ansatz und Voicen bei diesem Mundstück, Intonationsverhalten etc. etc. etc.
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hallo BluesX,

    leider ist es ja nicht so, dass man sich einen Klang kauft - das Link war bei mir nicht deutlich anders im Sound, immer noch etwas zu grell für meinen Geschmack.
    Allerdings war das bei beiden ein subjektiver Eindruck während des Spielens; auf Aufnahmen klang ich sowohl mit dem Larsen als auch dem Link ganz ausgewogen - und so ähnlich, dass ich heute im Nachhinein nicht mehr mit Sicherheit sagen könnte, wo ich was verwendet habe (ich weiß es natürlich vom Datum her, doch hören kann ich es nicht). Nach den ersten Aufnahmen mit dem Link war ich sogar enttäuscht, dass es so wenig Unterschied gab.

    Ich vermute, dass Metallmundstücke mehr hohe Frequenzen in die Nähe absondern als solche aus anderen Materialien, jedenfalls hatte ich da oft dieses Gefühl.
    Ganz krass übrigens umgekehrt auf dem Alto, wo ich noch nie Metall gespielt habe: Da habe ich beim Spielen manchmal den Eindruck, etwas zu dumpf zu klingen, doch Aufnahmen bescheinigen mir einen eindeutig grellen, durchsetzungsfähigen Sound.
    Schon verrückt, wie stark Eigen- und Fremdwahrnehmung da differieren!


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  17. BluesX

    BluesX Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,
    danke! Man sagt ja, dass Metallmundstücke mehr Rückmeldung durch Vibration über Zähne und Kiefer geben. Obwohl, spätestens wenn ich eine dicke Bissplatte draufhabe, kann der Unterschied zu Kautschuk in dieser Hinsicht eigentlich nicht so groß sein.
    Gruß, BluesX
     
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  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo BluesX,

    das wäre mal einen Test wert!
    Ich hatte damals keine extra aufklebbaren Gummi-Bissplatten, weiß auch nicht, ob die in den 1990ern schon so in Mode waren, deshalb gab es da durchaus mehr Zahnkontakt auf dem Mundstück selbst.
    2006 habe ich mir fürs Tenor noch ein "Rocky Giglio" aus Metall gekauft, einfach aus Neugier, OHNE Empfehlung von anderen, da habe ich dann so eine Gummi-Bissplatte draufgeklebt. Weiß leider nicht mehr, ob mir das daraufhin weniger scharf vorkam.
    (Das "Rocky Giglio" habe ich schließlich u. a. deshalb nicht mehr verwendet, weil ich im Internet gelesen hatte, dass es "schlecht" sei. Bis dahin war ich eigentlich damit zufriedener als mit Larsen und Link STM. Mann, ich war wirklich lange sehr beeinflussbar!)

    Was ich meinte, ist aber die "Abstrahlung" bestimmter Frequenzen durch das Mundstück in die Luft und so an die eigenen Ohren, wobei das eigentlich Blödsinn ist, weil die Töne, die ich vom Sax höre, ja nicht direkt vom Mundstück her kommen...

    Auch wieder ein interessantes psychologisches Thema, diesmal mehr in Richtung Klangwahrnehmung, "Psychoakustik", ein weites Feld.


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Nicht zuletzt, weil das Mikro an einer Stelle steht, wo kein Mensch sich ein Saxophon anhören würde. Ist logisch, dass man da sehr viel schärfer klingt.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Das stimmt natürlich, aber auf dem Alto klinge ich auch mit dem Mikro in einiger Entfernung noch schärfer, als ich mich selbst wahrnehme. Und auf dem Tenor MEINTE ich, mit den Metallmundstücken greller zu klingen, als es tatsächlich der Fall war.
     
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