Wo sind die Optimierungspotentiale der Taiwanoptimierer?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 19.Juli.2017.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Es gibt verschiedene Firmen, die Taiwankomponenten zukaufen, und in Deutschland, Holland, Italien, USA die Komponenten optimieren und zusammen bauen, dann als eigene Marken vertreiben.

    In der Regel dann preislich auf nahezu Selmerniveau.

    (Handelsmarken wie z.B. Mauriat, Sequoia, Thomann, kaufen die fertigen Saxe in Taiwan und vermarkten sie unter eigenem Namen.)

    Welche Stellgrößen haben denn die dann zur Optimierung?

    Korpus, Bohrung, und Tonlochnetz ist definiert...gut ich kann Ringe drauflöten, damit es wie "rolled Toneholes" aussieht...

    Ich kann beim Einkauf die Qualität von Achsen, Schrauben, Klappen, Polster, also die Applikatur optimieren....kaufe ich mit oder ohne Polster? Wie weit sind die Komponenten vorgefertigt? (Aber wenn ich von verschieden Herstellern kaufe, rechnet es sich wahrscheinlich nicht mehr)

    Letztlich....wie optimiere ich so, dass mein Produkt als individuelles Instrument wahrgenommen wird, ohne das ich an meinen Fertigungskosten pleite gehe?

    Wenn ich dann lese, auch auf einem Sommerfest erfahren durfte, daß solche Instrumente auch nicht optimal eingestellt sind....wo ist denn da der Mehrwert?

    Fragen über Fragen....

    CzG

    Dreas

    P. S. Lasst uns bitte nicht über konkrete Marken reden, sondern nur um die technischen Möglichkeiten.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19.Juli.2017
    Rick gefällt das.
  2. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Ganz grundlegend müsste sich eigentlich die Qualität der Komponenten bei den Tawain Edelmarken abheben. In der Verarbeitung sollte sich dann auch einiges machen lassen. Die Frage ist, passiert das und könnte ich es überprüfen? Ich hatte eben bei einem Taiwan Sax eine echte Überraschung. Relativ junges Instrument mittlerer Preislage (ca. preislich 480 Serie Yamaha), trotzdem fiel ohne Zutun ein Polster raus. War sogar Pisoni, aber auf der Rückseite waren nur minimale Spuren von Kleber, die eher an Sprühkleber als Heißkleber erinnerten. Außerdem war die Klappe total off-center. Der Reflektor hat fast das Tonloch berührt. Komme ich auf die Eingangsfrage zurück, wäre es wohl am besten, wenn nur der Korpus und die Mechanikteile zugekauft werden, die Fertigstellung aber unter hohen Qualitätsansprüchen beim Veredler passiert. Ob das der Realität entspricht kann ich aber nicht sagen. Perfekt eingestellt ab Auslieferung wäre gut, kann aber beim Transport leiden.

    Aerophon
     
  3. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Wenn ich es bei einigen der "Hersteller" richtig verstanden habe, können die schon nach ihren Vorgaben ihre eigenen Mensuren, Tonlochnetze, Bohrungen, S-Bögen bestellen, definieren das also selber und bekommen es dann so gebaut. (Bsp.: Wanne, Cannonball, Mauriat, Amsterdam Blue Rose, Adolphe Sax, Lupifaro (?)....)
     
    Rick gefällt das.
  4. Taiga

    Taiga Ist fast schon zuhause hier

    Das die die Designer das auf ihren Homepages gerne so formulieren kann ich mir gut vorstrellen. Wer will nicht das "sein" Instrument ganz indieviduell entwickelt, designt und produziert wurde. Das ist ja des Desingers Geschäft, seine Idee, seine USP (Alleinstellungsmerkmal für den Vertrieb).
    Ich stelle mir das nur schwierig für die Hersteller vor.
    Es müssten Werkzeuge und Formen gebaut werden ... und das individuell für die Kleinserien einer handvoll Designer? Aber gerade das ist sehr teuer; selbst für taiwanesische Hersteller.
    Und dann müssten Intonation und alles drumrum auch noch passen. Wer soll das testen und rückmelden um zu entwickeln? ... hmmm ...
    Vielleicht haben taiwanesische Hersteller/Produzenten zwei-drei Werkzeuge/Vorlagen/Schablonen/Formen für Mensuren, Tonlochnetze, Bohrungen, etc. und der Kunde/Designer kann sich was "zusammenstellen". ...
    aber speziell nach Vorgaben etwas zu bauen ... ? ... wie gesagt, sehr teuer ... aber wer weiß ... ist ja alles möglich ...
    ... ist nur meine Meinung, bzw. sind nur meine Gedanken. ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Juli.2017
  5. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ja, aber absolut nachzuvollziehen; ich kann das auch nur eingeschränkt glauben. :sneaky:
     
    Bereckis gefällt das.
  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich kann (was ich auch eigener Erfahrung mit einer Vertriebsmarke mitgekriegt hab) diese Eigenentwicklungsgeschichte schwer glauben.
    Natürlich bauen die Taiwanesen (die großen Firmen) genau den spezifizierten Body, aber nur in einer Größenordnung von tausenden von Stück.
    Da fehlt mir dann bei Wanne, Lupifaro etc. doch etwas der Glaube.

    Es gibt kleinere Firmen in Taiwan, die da "umgänglicher" sind, die aber oft nicht die Kapazität haben, Instrumente vollständig in ansprechender Qualität herzustellen.
    Dann wird von Europa aus jongliert - dort der Body, dort die Applikatur, und dann gibt's große Streuungen, bzw. das Horn ist teilweise großartig, teilweise völliger Schrott (klingt gut - Mechanik furchtbar). Die Kommunikation ist sehr schwierig.
    "Meine" Marke hat auch versucht, die Instrumente in Europa zusammenschrauben zu lassen, die waren auch gut, aber der Preis stieg dann auf etwa 3600,- für ein Tenor. In dieser Klasse gibt es halt Alternativen, mein Yanagisawa hat 3780,- gekostet, und von Yamaha gibt es da auch schon was Konkurrenzfähiges.
    Auf das Seles Tenor warten wir ja leider noch.

    Cheers
     
  7. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Optimierung im Vergleich wozu? Die Frage ist doch, in welchem Umfang jemand, der in Taiwan produzieren lässt, dort den Herstellungsprozess beeinflussen kann bzw. beeinflusst. Wenn er die Optimierungsmaßnahmen, die er für erforderlich hält, in Taiwan in den Prozess einfließen lassen kann, braucht er sich nicht mit der Produktion hier in Europa zu belasten. Es gibt doch Firmen (Namen sollen ja nicht genannt werden), die damit werben, dass sie entsprechend auf Entwicklung und Produktion ihres Herstellers in Asien Einfluss nehmen.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also ich kenne einen Endorser einer Vertriebsmarke (ist nicht hier im Forum), der immer wieder berichtet wie extrem schwer es ist auch nur kleinere Optimierungen seitens der Vertriebsmarke in der taiwanesischen Produktion vornehmen zu lassen.

    Das hat wohl auch viel mit der chinesischen Mentalität zu tun.

    CzG

    Dreas
     
    GelöschtesMitglied11524 gefällt das.
  9. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Bei den Stückzahlen, die die Edel Taiwanesen verkaufen, bin ich ganz einfach mal davon ausgegangen, dass eine direkte Einflussnahme auf die Entwicklung und Produktion eher nicht möglich ist. Ich glaube vielmehr, dass sich das wirklich auf die Auswahl verschiedener Korpus, S-Bogen und Applikaturvarianten beschränkt. Durch Kombination lassen sich dann schon recht unterschiedliche Hörner "bauen".

    Dem widerspricht, dass es schon Hersteller gibt, die nach eigenen Aussagen viele Veränderungen getestet und Optimierungen vorgenommen haben, auch auf Grund Rückmeldungen von Profi Saxern, bevor das Modell auf den Markt kommt.

    Für mich ist nicht so recht greifbar was wirklich möglich ist.

    Mich erinnert die Modellpolitik der Tawainhersteller etwas an die frühe Modellpolitik der japanischen Motorradhersteller. Alle Jahre ein etwas verändertes Modell, um den Verkauf am Laufen zu halten. Modellkonstanz und Wertbeständigkeit sind dabei von untergeordneter Bedeutung.

    Aerophon
     
  10. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    In dem Zusammenhang: Tommy Inderbinen meinte beim letzten Barisaxspcl. WS, das es für ihn als Kleinstserienhersteller problemlos möglich sei z. B. die genaue Position von Tonlöchern im laufenden Betrieb zu versetzen.

    Vielleicht machen wir uns falsche Vorstellungen über die technischen Möglichleiten?
     
  11. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Betonung liegt wohl auf Kleinstserie, also weitgehend handgefertigt, und damit variabel
     
  12. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Nee, auch da werden die Tonlöcher mit Maschinen gezogen.
    Kann mir vorstellen, dass ein großer Hersteller nicht unbedingt die schlechteren, bzw. einfacheren Maschinen hat.
     
  13. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Tino Schucht wollte auch in die Saxophonproduktion einsteigen. Seine Erfahrung: Entweder können oder wollen die Chinesen nicht verstehen, was er als Auftraggeber vorgibt. Oder sie können oder wollen es nicht realisieren.
    So bin ich an meinen Taiwan-Prototypen gekommen, den Tino bei Unison in Auftrag gegeben hatte und der eben nicht seinen Spezifikationen entsprach.. Unison ist ein kleiner Handwerksbetrieb mit ca. 20 Mitarbeitern, der sehr hochwertig produziert.U.a. auch für Steve Goodson (Saxgourmet).
    Dessen Tenorsaxophone liegen bei USD 6.000,00.

    LG Bernd
     
  14. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Europäisches Vorurteil? Ich bin gerade mit einer chinesischen Firma vom Festland über die Lieferung von elektronischen Modulen in Verhandlungen und muss feststellen, dass die Jungs flexibel sind und gegen Geld auf die Wünsche eingehen.
     
    Sandsax gefällt das.
  15. stripe

    stripe Nicht zu schüchtern zum Reden

    da habe ich leider ganz andere Erfahrungen. Ich lasse nichts mehr OEM dort fertigen.

    Alles ist möglich, alles wird bejaht, das ist halt der Anstand bei denen. Und urplötzlich sind sie nicht mehr erreichbar, machen mit den eigenen Designs Werbung, produzieren dein Design unter eigenem Namen und der Gewinn geht an dir vorbei. 6 stellige Beträge, die man so verliert, sind für eine kleine Firma dann nicht mehr schön...
     
    Woliko gefällt das.
  16. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Flexibel und geschäftstüchtig scheinen sie aber zu sein :duck:. Sri.
    Ich habe mit einer Firma vor sechs Jahren schon gute Erfahrungen gemacht und bin deshalb wieder auf sie zugegangen. In 14 Tagen etwa soll die Lieferung kommen; bin gespannt. Aber jetzt :topic:.
     
  17. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... als ich vor einigen Jahren einer Einladung der Fa. Keilwerth folgend deren Werk in Markneukirchen besuchte, erklärte man mir, das Änderungen, die uns Anwendern meist geringfügig aber wirkungsvoll erscheinen, zu hohen Kosten führten: häufig weniger die Abläufe als die Anschaffung der dafür benötigten Werkzeuge schlugen erheblich zu Buche.

    Die zeigten mir damals den Prototyp eines Korpus, dessen Kamine gebördelt waren; das Blech wurde entsprechend gezogen und bearbeitet, es lagen keine aufgelöteten Bördelringe vor. Die Auflageflächen waren vollkommen eben. Beeindruckend! Das Blech ganz gleichmäßig umgebördelt, die Qualität augenscheinlich ganz (!) erheblich höher als etwa bei den gebördelten Kaminen der entsprechenden Mauriat Modelle. Ja, aber noch heute lötet Keilwerth die Ringe auf. Das damalige Experiment ging nicht in Serie, wohl zu teuer oder aufwändig.

    Selbstverständlich kauft man sich sinnvoller Weise das Horn mit den man am besten zurecht kommt und einem klanglich am ehesten zusagt. Das perfekte Horn gibt es wahrscheinlich eh gar nicht. Man sucht wohl immer den besten Kompromis in Anbetracht dessen, was man musikalisch vorhat und finanziell tragen kann.

    Viele der Hörner, die aus taiwanesischer Produktion stammen und wo auch immer "veredelt" oder die auf der Grundlage fernöstlicher Einzel- und Bauteile montiert werden liegen mittlerweile nahezu in den Preisregionen europäischer oder japanischer Anbieter. Ich muss gestehen, daß ich, wenn die akustischen Erwartungen erfüllt werden, dann doch dazu tendiere, z.B. Produkte europäischer oder japanischer Fertigung zu empfehlen oder zu erwerben, etwa Produkte der Firmen Keilwerth, Yanagisawa oder Yamaha, Selmer selbstverständlich, wenn man bereit ist, deren Preisgestaltung zu unterstützen.

    Die genannten Firmen verfügen über in jahrzehnten gewachsene Erfahrung. Im Falle der Firmen Keilwerth oder auch Buffet Crampon unterstütze ich ggf. Arbeitsplätze in der Region. Auch wenn ich Keilwerth gegenwärtig selbst nicht mehr spiele, so sind meine Erfahrungen mit deren Kundendienst außerordentlich positiv: wenn man bereit ist, etwas Zeit einzukalkulieren, realisieren sie Kundenwünsche: mir fertigten sie z.B. damals ein Bariton ohne Hoch-Fis und Tief-B. Die Tenöre und Alto ohne Hoch-Fis holte ich z.T. im Werk ab und da waren dann kleinere Modifikationen noch möglich... Herr Dallhammer geht ja einen ähnlichen Weg. Man kann nach Nürnberg oder Markneukirchen fahren und dort ein wenig Einfluss nehmen, was für einen produziert wird. Mir wäre das der Aufpreis wert: Kundenbetreuung!

    Ich möchte mit all dem nicht sagen, daß in Taiwan minderwertiger gefertigt wird. Die produzieren dort z.T. hervorragende Instrumente, aber mir persönlich ist Kundendienst vor Ort oder Unterstützung heimischer Produktion wichtig, und ich möchte nicht auf Traditionunternehmen mit großer Kompetenz verzichten, ganz gleich ob sie Selmer, Buffet, Keilwerth, Schreiber, Yamaha oder Yanagisawa heißen...
     
    Woliko und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Für mich gilt das Argument der Unterstützung lokaler Firmen kaum noch. Eher im Gegenteil sehe ich uns als eine Welt, in der alle Arbeit und Essen haben sollten. Von daher freut mich das eher, wenn die Produktion in ärmere Länder verlegt wird. Wenn dann früher oder später die Arbeit überall gleich teuer ist (das wird letzendlich die Folge der fortschreitenden Industrialisierung sein), dann sind wir einen Schritt weiter zu einer gerechteren Welt.
     
    Rick und bluemike gefällt das.
  19. Gerrit

    Gerrit Guest

    Es kommt wohl bei solchen Geschäften wohl an, wie sie vorbereitet werden und wie am Produktionsstandort die Produktion gesteuert, überwacht und die Qualität kontrolliert wird. Die Fa. Stoelzel z.B. lässt in China in einem, so eie ich verstanden habe, mittlerweile eigenem Werk nach strengen Vorgaben, die ständig überwacht werden, hochwertigste Böhmklarinetten der Msrke F.A.Uebel fertigen. Diese Instrumente sind absolut hochwertig, wie ich mich zuletzt auf der Musikmesse wieder überzeugen konnte. Sie liegen klanglich und wohl auch mechanisch mit Buffet Crampon (Festival-Prestige-Modelle) gleichauf, sind aber nicht wesentlich günstiger... allerdings stellen sie klanglich eine interessante Alternative zu Buffet da... hier scheint die Produktion nach europäischer Konzeption offenbar zu funktionieren.
     
  20. Gerrit

    Gerrit Guest

    Da pochen zwei Herzen in meiner Brust: einerseits stehe ich da voll und ganz neben oder bei Dir, andererseits dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, das die Leute hier arbeiten möchten und das es vielleicht auch wert ist Traditionen und Strukturen hier zu erhalten ohne in Protektionismus zu verfallen... ich glaube, das ist ein ganz schwieriges und komplexes Thema.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden