Liebe Forumsmitglieder, angeregt durch den Mundstückdesign-Faden möchte ich hier noch eine Frage unterbringen, die mich schon länger beschäftigt. Was ist die natürliche Grenze eines Refacings? Damit meine ich das Öffnen der Bahn. Man sieht ja - insbesondere bei Vintage-Mundstücken - oft ganz gewaltige Anpassungen von Öffnung 5 auf 10 oder ähnliches. Das muss dann doch auch eine erhebliche Veränderung des Charakters des Mundstücks mit sich bringen, die über das bloße Öffnen der Bahn hinausgeht - denn dann stimmt doch nach meiner laienhaften Vorstellung die Ganze ursprüngliche Geometrie des Mundstückes nicht mehr. Wie weit kann man nach Eurer Erfahrung/Kenntnis eine Bahn öffnen, ohne den Charakter eines Mundstückes völlig zu verändern? Dass das Ergebnis trotzdem gut sein kann, sei jetzt mal dahingestellt. Es geht mir darum in etwa einschätzen zu können, ab welcher Intensität des Refacings man ein völlig anderes Mundstück erhält und nicht nur das (nahezu) identische Mundstück mit lediglich (etwas) offenere Bahn. Vielen Dank für Euren Input, so long Stevie
Hallo Stevie, ich glaube, das man mit dem Refacer vorher abstimmen kann, wie sich das Mundstück verändern soll. Wenn man die speziellen Eigenschaften des Mundstückes haben möchte und das Mundstück, diese aber nicht liefert, würde ich Ihn nur zur Fehlersuche bzw. Korrektur beauftragen, mit dem Hinweis nicht in die Originale Geometrie einzugreifen. Gruß User
Moin, natürlich gibt es da Grenzen, aus einem 3er ein 10er zu machen würde ziemlich schwierig werden. Allerdings sind die Grenzen wohl fliessend, und lassen sich nur individuell beurteilen. Da ist dann Rücksprache mit dem Refacer nicht nur notwendig sondern natürlich auch üblich. Aus meiner Sicht sollte man bei jeder Veränderung der Öffnung auch den Baffle anpassen, oder zumindest im Auge behalten, will man den Klangcharakter des Mundstückes nicht ändern. Gruß, Otfried
Sehe ich auch so. Jedes Öffnen des Mundstücks - auch bei kleinen Veränderungen - macht die Überarbeitung des Einlaufes in das Mundstück notwendig und verändert damit die Baffle. Diese Veränderungen sind um so grösser je stärker das Mundstück geöffnet werden soll. Wie weit ein Mundstück geöffnet werden kann hängt von einer Reihe von Faktoren ab und kann nicht generell beantwortet werden. Hier ein paar Beispiele (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Das Mundstück ist an den Seiten der Kammer stark ausgehöhlt (scooped). Hier würde bei einem starken Öffnen die Mundstückspitze an der Tip Rail so breit werden dass sie nicht mehr oder nicht mehr ausreichend vom Blatt bedeckt wird. oder Das Mundstück hat am Einlauf eine sehr kleine Roll Over - Baffle. Ist z.B bei einigen alten Link Floridas so. Diese würde bei einem starken Öffnen weitgehend verschwinden was beträchtliche Änderungen im Charakter des Mundstücks zur Folge hätte. oder Die übrige Geometrie des Mundstücks lässt eine starke Öffnung nicht zu. Bei einigen Link STM z.B. ist die Einfräsung zur Aufnahme der Bissplatte so tief dass eine stärkere Öffnung des Mundstücks und die dazu notwendig werdende Nacharbeit des Einlaufs dazu führen würde dass man sich bis auf die Bissplatte durchfeilt. Wie gesagt, schon aus diesen 3 Beispielen sieht man dass die Frage wie weit man öffnen kann nicht generell beantwortet werden kann sondern im Einzelfall betrachtet werden muss. Auf jeden Fall verändert das Öffnen des Mundstücks den Charakter des Mundstücks. Die Forderung "Genau das Gleiche Mundstück nur offener" lässt sich - gerade wenn in grossem Masse geöffnet werden soll - im Allgemeinen nicht erfüllen. SlowJoe
Ich denke manche (kleine) Mundstückhersteller bieten aus diesem Grund bestimmte Mundstücke auch nur in einer Öffnung an. Änderungen wären zu aufwendig oder werden nur als verteuerte Sonderbestellung ausgeführt. So wurden sie konzipiert und so sollte das Soundkonzept sein. Beispiele sind / waren Dave Guardala und Philtone bei den Metallmundstücken (zumindest früher).
Das ist zwar etwas Off-Topic, spricht aber meines Erachtens einen ganz wichtigen Punkt an: Viele der großen Hersteller sehen sich offenbar gezwungen, für jedes Mundstückdesign "die komplette Palette an Öffnungen" anzubieten - scheinbar erfordert das die Marketingabteilung, damit man der Konkurrenz nix überlässt. Für mich funktionieren aber bestimmte Bauformen am Besten in bestimmten Größen. Am Tenor z.B. am besten square chamber pieces oder Soloist um die 70-85 tausendstel Zoll, Link-style large chamber pieces um die 95-110, high-baffle-pieces so um die 105-125. Ein Selmer S80 in 92 oder größer empfinde ich genauso suboptimal wie ein Link in 135 oder ein Berg in 90. Ich glaube daher, dass die meisten Mundstücke eigentlich für eine bestimmte Öffnung konzipiert sind und da am besten funktionieren. Klar hat jeder eine andere Schnute und andere Kapazitäten der Luftführung , aber im großen und ganzen glaub ich schon, dass es einen Optimalbereich für jedes Mundstückdesign gibt. Darüber hinaus hat man mit dem Blatt ja noch viel Anpassungsmöglichkeiten, um Zurück zum Thema - hier ist ja schon viel nützliches gesagt worden. Ich denke auch, man muss zwischen Verbesserungen/minimalen Anpassungen und gezielten Veränderungen unterscheiden. Ich habe z.B. ein Soloist, das von Kay Siebold auf 95 oder 100 aufgemacht wurde. Das spielt sich nicht wie ein offenes Selmer G, sondern eher wie ein geschlossenes Link. Vom Klang ist sehr viel Soloist geblieben, von der Attack klingt es aber mehr nach Jazz...