Klavier zerlegen

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von visir, 4.Mai.2019.

  1. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das ist jetzt ein Thema nicht nur über ein anderes Instrument, sondern auch noch, dass ich was anderes damit tue...

    Das betreffende Klavier hat sein Lebensende erreicht - haben mir zwei Klavierbaumeister bestätigt und hab ich mich dann, weils schon wurscht war, auch selbst davon überzeugt. Also keine Angst, dass ich ein noch brauchbares Instrument ausschlachten würde.

    Die Geschichte läuft schon ein Zeitchen, ich bin nur noch nicht auf die Idee gekommen, dieses Thema hier reinzubringen.

    Die Idee ist, das Innenleben des Klaviers loszuwerden und das Gehäuse als Möbelstück zu verwenden.
    Das ganze Klavier loszuwerden, auch geschenkt, ist ziemlich hoffnungslos, es sind in willhaben.at ständig über 30 Klaviere zu verschenken drin, manche angeblich sogar noch funktionsfähig. Immerhin die Mechanik habe ich über willhaben sogar losgebracht (solche Handwerkskunst einfach wegzuwerfen wäre mir gegen den Strich gegangen) - die hat sich eine Klavierlehrerin als Anschauungsmaterial geholt. Wieviele Schüler haben heute noch ein Klavier mit Mechanik?

    Der nächste Schritt ist der gusseiserne Rahmen mit den Saiten. Hier mal Bilder dazu:
    Der obere Teil des Rahmens:
    P4230199.JPG
    Der untere Teil:
    P4230204.JPG

    Hier war der Gedanke, dass ich das Gusseisen einem Schrotthändler verkaufen kann. Der kg-Preis liegt aber leider nur bei 9ct, wenn der Rahmen 100kg hat (das ganze Klavier hat etwa 200kg), dann bringt das grad einmal 9€...
    Neuer Gedanke: ich baue den Rahmen mitsamt den Saiten aus - vielleicht findet sich wieder wer...
    In jedem Fall ginge es darum, den Rahmen auszubauen, und da fangen die Schwierigkeiten an:
    Oben links und an den beiden tiefsten Stellen steht der Rahmen ins Gehäuse. Unten ist das nicht ganz so tragisch, weil man den Boden abschrauben kann (wodurch man dann auch zu den Schrauben des Rahmens an dieser Stelle kommt), aber oben links ist einfach die Seitenwand ca. 1cm tief ausgestemmt...
    Hinter dem Rahmen ist der Resonanzboden und eine massive Holzkonstruktion, komplett verleimt. Hinten käme ich also nur mit der Handkreissäge weiter.
    Die Seitenwände und der Deckel haben keine Verbindung zueinander.
    Insgesamt scheint mir, dass die den Rahmen auf die Holzkonstruktion aufgebaut haben, und dann rundherum das Gehäuse draufmontiert.

    Letztlich hab ich mir gedacht, ich löse einmal die vielen Schrauben und schaue, was dann passiert. Dass viel passiert, war nicht zu erwarten, weil der Rahmen ja so eingezwickt ist.
    Das Lösen der Schrauben war an sich auch nicht leicht (schwer zugänglich, brechende Schraubenköpfe), aber mittlerweile habe ich es geschafft. Und nachdem ich alle Schrauben herausgedreht hatte, die zu finden waren, passierte - gar nichts. Der Rahmen rührt sich nach wie vor keinen Millimeter, in keiner Richtung.
    Zuerst die Fingern und dann die Endoskop-Kamera brachten neue Erkenntnisse: da gibt es noch drei weitere Schrauben zwischen Rahmen und Holzkonstruktion - nämlich hinter dem Rahmen. So sieht das rahmenseitig aus:
    2019-05-02-194144.jpg
    Der Rahmen liegt am Schraubenkopf an.
    In die Holzkonstruktion geht die Schraube mit einem Holzgewinde hinein.
    Irgendwie muss es zwischen Rahmen und Schraube aber eine Verbindung geben, denn der Rahmen, der durch keine anderen Schrauben mehr gehalten wird, lässt sich davon nicht abheben. Das kann vielleicht geklebt sein, geschweißt wohl nicht (Gusseisen... keine Anzeichen an der Schraube...) aber das Klavier ist über 100 Jahre alt - was hält so lange?
    Meine Hoffnung, dass die Verbindung reißen würde, wenn der Rahmen nur noch auf diesen drei Schrauben hängt, hat sich bis jetzt nicht erfüllt.
    Möglicherweise hängt der Rahmen noch an irgendwas anderem Aber wozu waren die rund 20 Stück 8mm-Schrauben nötig, die ich entfernt habe, wenn das Trumm jetzt immer noch bombenfest drinsitzt?

    Ich suche weiter. Oben hinter den Stimmnägeln ist noch massiv Holz. Ich habe heute einmal von der Rückseite hineingebohrt und der Bohrer ist in seiner vollen Länge von knapp 9cm nur durch Massivholz gekommen. Vielleicht ist der Rahmen hier noch irgendwie am Massivholz eingehängt - ich muss mir dazu einmal eine Konstruktionszeichnung machen, soweit ich das rekonstruieren kann, um herauszufinden, wo noch was sein kann.

    Eine Alternative zum Zerlegen, wenn ich wirklich nicht weiterkomme, wäre ein Sonnwendfeuer...
     
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  2. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich würde als erstes alle Saiten runtermachen. Dann zur Not den Rahmen mit der Flex zerlegen. Aber irgendwie muß er ja reingekommen sein.
     
  3. ToMu

    ToMu Strebt nach Höherem

    ich halte es mit @Huuuup

    entspanne zumindest alle saiten, da ist ein enormer zug drauf!!
    dann die flex, + handschutz, gesichtsschutz pp.
     
  4. Bambusbläser

    Bambusbläser Ist fast schon zuhause hier

    Wenn das Gehäuse nach dem Verschrauben noch verleimt wurde und es der gute alte Holzleim/Knochenleim war, kann man ihn bestimmt mit einem Hausmittelchen wieder lösen.
    Heissluftfön oder heisses Wasser vielleicht, aber darunter würde das Holz bzw. der Lack leiden. Die 'geplante Obsolidität' gab es wohl damals schon und nicht erst seit dem I-phone :/
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.Mai.2019
  5. ToMu

    ToMu Strebt nach Höherem

    wichtiger nachsatz:
    die saiten nicht von rechts nach links oder umgekehrt entspannen, sondern in abständen um eventuelle EINSEITIGE spannung zu verhindern.
    die gespannten saiten ja nicht mit einem bolzenschneider "kappen"
     
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  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Gibs an @Wuffy der richtet es wieder her :D
     
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  7. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

    In unserer Sturm- und Drangzeit haben wir deshalb mal auf einer Gartenparty ein Klavier, gefüllt mit benzingetränkter Putzwolle und brennenden Kerzen in den Halterungen, "spielend" abgefackelt. Ein tolles Happening, aber nicht ganz ungefährlich.
     
  8. bildGRAV

    bildGRAV Ist fast schon zuhause hier

    moin
    Da ich "zufällig" etwas mit Klavieren zu tun habe:
    Die Platte ist nur aufgeschraubt. Um sie ablösen zu können, müssen alle Saiten runter sein. Wenn der Rahmen immer noch festsitzt, ist er nicht "verklebt", sondern lediglich verkantet. Am Sinnvollsten ist es immer das Klavier auf den Rücken zu legen.
     
  9. CC-Rasta

    CC-Rasta Ist fast schon zuhause hier

    Mich würde interessieren, was für ein Möbelstück daraus werden soll bei all dem Aufwand
     
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  10. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Lass den R=ahmen doch drin...

    d65EthD.jpg
     
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  11. CC-Rasta

    CC-Rasta Ist fast schon zuhause hier

    DAS hat was!
     
  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    An sich wäre momentan mein Ziel, den Rahmen im Ganzen mitsamt den Saiten herauszubekommen. Solange sich gar nichts rührt, hilft auch entsaiten oder zerschneiden nichts...

    Hatte ich nicht geschrieben - die sind schon längst entspannt. Sicher ist sicher...

    Das Gehäuse will ich genau nicht zerlegen...

    Kann man nach über 100 Jahren jetzt so vielleicht nicht sagen...

    Super, ein Fachmann!
    War auch ein Grund, die Saiten zu entspannen: alle zugänglichen Schrauben, auch die unter den Saiten, sind entfernt.

    Das ist angesichts des Gewichtes (und kopflastig ist das Trumm ja dann auch noch) nicht so einfach, aber habe ich in Hinblick darauf, dass es vielleicht noch irgendwo eingehängt ist, was unter Schwerkraft stark fixierend wirkt, auch schon in Betracht gezogen. Da brauche ich aber Hilfe von anderen, und die sollten belastbar sein - mein Freundeskreis wird ebenso älter wie ich...
    Verkantet - ist nur die Frage, wo? Zwischen Rahmen und Gehäuse ist oben auf beiden Seiten noch Spiel, und weiter unten hängt der Rahmen frei. Wenn er nur flach auf der Holzkonstruktion aufgeschraubt wäre, müsste er jetzt "fallen", zumindest ein paar Millimeter, bis er wo ansteht (rund um das Gehäuse ist aktuell ein Spanngurt, falls das Gehäuse für das Gewicht des losen Rahmens zu schwach wäre). Abgesehen von den Schrauben, auf denen er "aufliegt" (siehe Bild) - kennst Du sowas?

    Das, wo ich nicht hinsehe, wo noch was sein könnte, ist eben oben hinter den Stimmnägeln, und da habe ich zumindest Grund für den Verdacht, dass der Rahmen da eine Stufe nach hinten hat und mit dieser Stufe auf der Holzkonstruktion ruht, die entsprechend eine gegenläufige Stufe hätte. Das will ich eben als nächstes herausfinden. Das Zeichenbrett liegt bereit, und einen längeren Bohrer finde ich sicher auch noch.

    Ein Regal? Z.B. für Noten...
    Anderes Szenario wäre, mein stage piano reinzubauen, dann brauch ich den Innenraum aber auch möglichst leer, um die Lautsprecher (nicht ganz klein) hineinzubringen.

    "Bar" wäre auch eine Möglichkeit, hab ich aber schon eine...
    Bei der Bar wäre dann noch ein Gag, die Klaviertasten mit Spirituosen-Dosierern zu koppeln... aber steht jetzt nicht auf meiner Wunschliste.
    Obwohl... eine RGBW-LED-Kette hätte ich auch noch...
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

    So, nach einigen Skizzen und Bohrungen und genaueren Betrachtungen:
    Der Rahmen hat links und rechts doch kaum ein Spiel - links liegt er auf der Ausnehmung in der Seitenwand auf. Rechts geht noch ein Papierstreifen durch, jedenfalls fast über die ganze Länge.

    Der Rahmen scheint im Bereich der Stimmnägel nur ca. 1,5cm dick zu sein - die Stimmnägel müssen offenbar ins Holz stehen, ebenso etwa 1,5cm (einen hab ich herausgedreht...).
    Was das heißt, wird mir jetzt gerade beim Schreiben bewusst. Wenn alle Stimmnägel 1,5cm ins Holz stehen...
    :eek:
    Das muss ich jetzt einmal verdauen...
    Es ist eh Essenszeit...
     
  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich habe jetzt folgende Optionen:
    - den Rahmen mit Saiten und tragendem Holz/ Resonanzboden herausoperieren: die schwierigste Option, aber trotzdem bevorzugt, denn genau so viel will ich rauskriegen, und für so ein Komplettstück krieg ich vielleicht noch am ehesten einen Abnehmer
    - den Rahmen komplett abräumen, also auch Stimmnägel heraus, dann könnte er sich vielleicht doch lösen; eventuell doch dem Schrotthändler bringen
    - wenn nicht, den Rahmen zerschneiden - nach und nach krieg ich wohl das meiste davon raus. Wenn Schrott, ist er zerschnitten auch leichter zu transportieren
    - oder doch nur Saiten (und Stimmnägel?) entfernen - bringt fast nichts

    Mit absteigender Präferenz.

    Jetzt versuche ich gerade, den Deckel abzusprengen, was gehen könnte, dann sehe ich, ob ich noch eine Chance habe, den ganzen Kern rauszukriegen. Dann sehe ich weiter.
     
  15. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Deckel ist herunten, und darunter ist alles sehr massiv und stabil verleimt...aber auf der linken Seite ist eine kleine Ausnehmung, da kann ich noch einmal schauen, was geht...

    "Aufgeben tun wir einen Brief" sagt man bei uns...
     
    hoschi und kalleguzzi gefällt das.
  16. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Wieder anders: der gusseiserne Rahmen geht zwar rund um die Stimmnägel, aber eben nur rundherum, und der Stimmstock scheint wirklich nur aus Hartholz zu sein, mit einem Blech verblendet.
    Das heißt, die Saiten verlaufen zwischen hölzernem Stimmstock und Rahmen - der Rahmen hängt an den Saiten. Weil es so viele sind, merkt man das pro Saite kaum.
    Dementsprechend gibts die Option "Rahmen mit Saiten darauf" gar nicht, nur den ganzen Kern mit Saiten darauf. Allerdings ist der wirklich gut mit der Trägerkonstruktion verleimt...

    Das geht jetzt wohl in Richtung "Saiten entfernen". Die Stimmnägel könnte ich dann (vorerst) drinlassen. Ein paar Schrauben hab ich sicherheitshalber wieder reingedreht - vorsichtig, denn die Köpfe brechen der Reihe nach. Und das bei 8mm-Schrauben...
    Ja, das Klavier hinzulegen wäre jetzt auch nicht ganz verkehrt, bis auf den nötigen Platz und die nötigen Helfer. Möglicherweise wird sich das eh nicht vollständig vermeiden lassen, weil/ wenn ich den Rahmen nur nach oben herauskriege. Aber vorerst will ich noch die Schwerkraft für mich arbeiten lassen (können) und das Wohnzimmer nicht völlig umräumen.

    Und wenn der Rahmen jetzt "nur noch" an den Saiten hängt, verstehe ich wieder einmal nicht, warum er sich nicht einen Millimeter bewegt - auch nicht ganz unten. Irgendwas muss da immer noch sein...
     
  17. CC-Rasta

    CC-Rasta Ist fast schon zuhause hier

    ...ganz schön hartnäckig der alte Kasten....:duck:
     
  18. djings

    djings Strebt nach Höherem

    gell, toll, wie man früher klaviere gebaut hat! das hätte vom lkw fallen können, ohne dass was kaputt gegangen wäre!
    da ist mir ja viel entgangen dadurch, dass mein enkel mein erstes klavier per kleinanzeigen quasi verschenkt hat. aber ich wär eh kein käpsele beim auseinanderbau gewesen. es tut mir immer noch leid drum. obwohl es kaum noch bespielbar war. ein hämmerchen ums andere hat das zeitliche gesegnet und für den klavierstimmer wärs eine lebensaufgabe gewesen...
     
  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich glaube nicht, dass die die früher toller gebaut haben als heute, und bei einem Sturz vom LKW wäre dasselbe passiert wie heute - der Kern, von dem ich hier schreibe, hätte es vielleicht überlebt, aber auch nur wegen dem Drumherum. Ein Rahmen, der unter Spannung steht, kann schon auch leicht brechen.
    Die heutigen sind wohl durchdachter und sauberer konstruiert, die alten "verbauter", weil man es einfach "irgendwie" gemacht hat - daran kiefle ich ja teilweise.

    Glaub mir, wenns nicht darum geht, es als Gehäuse weiterzuverwenden, ist es am besten, wenn man es als ganzes verschenken kann... Zerlegen ist einfach nur grobe Arbeit, und ob man die Teile sinnvoll verwerten kann, muss man jeweils sehen.
     
    djings gefällt das.
  20. djings

    djings Strebt nach Höherem

    ja, das ist schon wahr! und vielleicht hat der neue besitzer doch noch drauf gespielt - wenn er es auch eher als deko haben wollte :))
     
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