Worauf achten bei Dolnet-Kauf

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Wanze, 16.Oktober.2019.

  1. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Hallo miteinander,

    bin gerade am Überlegen, ob ich meinem Sohn ein Dolnet Royal Jazz spendieren soll, statt seines Jupiters.

    Ausprobieren, anschauen, klar... aber:

    Was sind die Punkte auf die ich beim Kauf eines Dolnets besonders achten muss?
    Gibt es spezielle neuralgische Punkte?

    Woran erkenne ich, ob es tatsächlich ein 'Royal Jazz' ist oder ein anderes Dolnet Modell?

    Grüße,

    Wanze
     
  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Wie kommst Du grade auf das Dolnet Royal Jazz?

    Gibt doch sicher einen Hintergrund, oder?

    Ich frage auch bevor Du Empfehlungen für Yamaha, Expression, was weiß ich bekommst.

    CzG

    Dreas
     
  3. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Ist günstig... :)
    … und ich weiss, wo ich das eines herbekommen kann :p


    Imho durchaus ein valides Argument bei einem 16-jährigen, bei dem man nicht weiss, wie lange er dabei bleibt.
    Und da ich Altmetall mag, kann ggf. später auch ich darauf spielen - oder es lässt sich ohne Wertverlust verkaufen.

    Es geht wirklich ganz konkret um ein Dolnet Alt - ausser es kommt jetzt einer und bietet ein SML für <400 Euro an... dann gerne auch Tenor oder Sopran. :D
    (Da bräuchte ich dann aber auch keine Beratung, sagt einfach, wo ich das Horn einsammeln kann)

    Grüße,

    Wanze
     
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  4. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ich habe nur vor Jahren mal ein Dolnet Tenor bei Saxofoonwinkel ausprobiert und fand die Ergonomie erschreckend, obwohl ich da ansonsten durchaus leidensfähig bin.

    Das mag aber auch an der Einstellung gelegen haben und beim Altsax anders sein. Würde ich in Ruhe ausprobieren bevor Du Deinem Sohn zuviel aufbürdest…
     
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  5. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Hatte mal ein Dolnet Tenor, das war von der Ergonomie und Intonation her in Ordnung. Ein schönes Insrument mit hoch f# als 4. Palmkey. Mein Neffe hat mir allerdings letzthin eines gezeigt, das war merkwürdig verdreht gebaut, als ob es für Lester Young angefertigt worden wäre. Im sitzen gespielt konne man es auf dem rechten Oberschenkel ablegen. Im stehen gespielt musste man es seitlich vom Körper weg halten, um es vernünftig spielen zu können. Also auf jeden Fall ausprobieren, wie es gebaut ist.
     
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  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Hallo miteinander,

    Danke schon mal für die Hinweise. Ja, Ergonomie beachten geht klar. Das gilt ja allgemein bei den alten Hörnern.
    Das verdrehte Horn ist ja echt seltsam, kann mir nicht vorstellen, dass das so gebaut wurde... eher, dass das ein Unfall war.
    Gibt es noch irgendwelche speziellen Hinweise zu dem Horn, z.B. Microtuner und so?

    Grüße,

    Wanze
     
  7. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    mein erstes Tenor war ein Dolnet. Und ich besitze und spiele es immer noch. Vom Klang her latent sehr obertonreich, kompakt und falsettiert wie von selbst. Dabei mittellaut. Alles Eigenschaften, die mir auch an all den Dolnets aufgefallen sind, die ich überholt habe und an all denen, die ich nur angespielt habe. Immerhin hat Don Byas ein Dolnet gespielt und der hatte in ebenjenen späteren Jahren einen ausgesprochen durchsetzungsfähigen Klang. Es geht um Tenöre, notabene. Die Altos, die ich repariert/gespielt habe, waren vom Sound her sehr glatt aber durchaus attraktiv.

    Folgende Probleme und Eigenheiten habe ich (in unterschiedlichen Ausprägungen) an allen gefunden:

    Mindestens das Tonloch bei Tief-C# ist nicht plan. Gerne auch noch Tief-C, die komplette rechte Hand, und fast immer das G#. Darüber hört es fast immer auf, ist also in Ordnung.

    Die Federn neigen überdurchschnittlich zum Brechen. Ich habe bei KEINEM anderen meiner Instrumente so viele Federn ersetzen müssen wie bei meinem Dolnet. Bei den allermeisten meiner Hörner noch gar keine. Beim meinem Dolnet bestimmt sieben oder acht, wenn nicht mehr. Auch bei einigen anderen habe ich immer wieder Federbrüche gesehen. Nachstellen der Feder endet meist mit einem "Zing" und der Notwendigkeit, die Feder zu ersetzen.

    Der Lack ist nicht sehr resistent und lässt sich gewöhnlich mit heißem Wasser entfernen.

    Das Dolnet gehört zu den Hörnern, die einem (aufgrund der Klappenanordnung) die linke Hand bereits nach kurzer Zeit nass machen.

    Die Ergonomie empfand ich immer als sehr gut. Empfinde ich immer noch so, obwohl mein Dolnet in-line Klappenwerk hat. Das Horn ist bei Bedarf blendend schnell. Außerdem lassen sie sich so einstellen, dass die Klappen sehr leichtgängig sind und trotzdem sich präzise anfühlen (wenn die Federn - s.o. - mitmachen). Ausgenommen ist der träge Mechanismus für die Becherklappen B und Bb, der über Umlenkhebel funktioniert. An den muss man sich gewöhnen.

    Intonationsmäßig ist es weder besser noch schlechter als andere aus der Zeit.

    Die S-Bögen sind beim Tenor nicht besonders stabil und neigen zu Pulldowns mit Rissen seitlich auf Höhe des Oktavklappenbocks. Habe bei meinem einen Steg eingesetzt. Das behebt das Problem gründlich. Bei den Altos nicht ganz so kritisch aber keineswegs ausgeschlossen.

    Auf die Stimmung achten: Dolnet hat für das Niederländische Militär Instrumente gefertigt, die deutlich höher stimmen als 440 Hz. Erkennt man neben einem normalen Instrument aufgrund der kleineren Abmessungen sofort. Wenn man ein solches hat, findet man sehr wenige Instrumente auf diesem Planeten, mit denen man zusammenspielen kann. Bevorzugt andere Dolnets, evtl. Theremin :(. Wobei ich jetzt nur solche Tenöre kenne. Aber dann müsste es zu den Tenören auch entsprechende Altos gegeben haben...

    Der Microtuner ist lediglich ein verstellbarer Anschlag für das Mundstück. Er fährt nicht ein oder aus, kann also nur selten kaputtgehen.

    Die Welle vom left hand stack geht gerne fest. Sieht man, wenn sich der Schlitz mitdreht, wenn man die entsprechenden Klappen spielt. Vermutlich der Nässe geschuldet. Lässt sich leicht beheben: Bock ablöten, dann kriegt man sie raus und kann sie polieren/fetten.

    Die Verarbeitungsqualität ist durchschnittlich. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht überragend.

    So, mehr fällt mir gerade nicht ein.

    Es gab übrigens wirklich die verdrehten Dolnet. Und das sogar häufig und serienmäßig. Aber das waren die M70. War wohl als Feature gedacht. Hier ein Beispiel: http://www.shwoodwind.co.uk/Reviews/Saxes/Tenor/Dolnet_M70_tenor.htm
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Oktober.2019
  8. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Hallo Michael,

    Danke, Danke, Danke! Das sind die Informationen, die ich gesucht habe, Und das sind die Antworten, die das Forum so wertvoll und einzigartig machen!

    Jetzt weiß ich zum Beispiel, dass ich meinen Sohn mal fragen muss, wie sich seine linke Hand anfühlt? Nass? - und ich fürchte, das sind gerade Sachen, die einem das Spielen verderben können, wenn man nicht damit klarkommt.
    … und vieles mehr auf das ich selbst nie gekommen wäre.

    It's not a Bug, it's a feature... das wäre das erste Instrument das ich selbst entlacke :rolleyes: Sofern überhaupt noch Lack drauf ist.
    Ich habe das Horn noch nicht gesehen, kann gut sein, dass es nachher nicht passt. Aber so wie ich es sehe, wäre das Dolnet auf jeden Fall ein Level up gegenüber seinem Jupiter.
    Schau'n wir mal, wie mein Sohn das sieht...

    Nochmals besten Dank und Grüße,

    Wanze
     
  9. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich hab ein Dolnet Bel Air Alt BJ. 1955, und es ist ein Grund, wieso ich noch Alt spiele - das Ding funktioniert einfach klaglos und fein, ohne großen Wartungsbedarf. Einziges Manko soweit war eine schwache Feder am gis, weshalb diese Klappe immer sehr leicht kleben blieb.
    Übernommen habe ich es von einer Klassikerin, der die Intonation nicht präzise genug war, aber ich merke da keine besonderen Tücken. Davor hatte es ein offenbar Uwe Steinmetz, wenn ich das richtig im Kopf habe - dürfte also "professionell" genug sein...
     
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  10. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Was mir noch nicht klar ist:
    Es gibt ja einige Dolnet Modelle, M70, Super Studium, Belair, Universal, … Woran erkenne ich ob es wirklich ein Royal Jazz ist?
    Ist der 'Microtuner' (der, wie ich jetzt gelernt habe, gar keiner ist) das sichere Erkennungsmerkmal? Oder haben das auch die BelAir?
    Gibt es weitere Merkmale?
    Auf Saxpics ist Royal Jazz gar nicht weiter beschrieben.:(
    Seriennummer endet übrigens mit J... falls es weiterhilft

    Grüße,

    Wanze
     
  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Mein Bel Air hat keinen microtuner, aber es steht "Bel Air" drauf...
     
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  12. cedartec

    cedartec Ist fast schon zuhause hier

    Ich spiele ein Dolnet Royal Jazz und bin mit der Ergonomie sehr zufrieden, bis auf die Tatsache, dass das Horn echt schwer ist, wohl auch wegen der ganzen Extra-Klappen bis zu Hoch F#. Ich spiele es gerne und habe auch ein versilbertes M70, dass wirklich sehr nach links verdreht ist. Bluemike hat mein Royal Jazz überholt und der Lack ist ziemlich gut in Schuß, weil es in der Ausführung nicht lackiert sondern verchromt ist. Hat deshalb auch eher einen gelbstichigen Gold-Ton.
    Wenn Du magst, kann ich Dir Photos schicken.
    Gruß Gerhard
     
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  13. ppue

    ppue Experte

    Das Dolnet Royal Jazz ist das schwerste aller Tenorsaxophone, die ich erfasst habe.
     
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  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    ...dachte ich, steht aber nicht drauf...
     
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  15. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Das kann ich nur bestätigen. Eine Schülerin hat sich neulich auf eigene Faust so ein Instrument gekauft. Ich wusste nicht wohin, mit meinem langen Gesicht. Definitiv kein Instrument für einen Anfänger.
     
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  16. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass es eben unterschiedliche Reihen gibt. Aber natürlich sind ja auch die Menschen unterschiedlich.
    Meinem Sohn zuviel aufbürden im Sinne von Gewicht? Der Kleine ist mit seinen 16 Lenzen schon gut einen Kopf grösser wie ich. Allerdings ein Schlacks... Aber selbstverständlich werde ich das ausprobieren. Mein Tenor war ihm tatsächlich zu schwer.

    Grüße,

    Wanze
     
  17. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Dazu habe ich noch ein bisschen geforscht - ich hoffe, ich darf hier auf eine Parallelwelt verlinken:
    (Dia schprechad do aber a ganz komische Sproach!!)

    Fazit: Ich kann nicht sicher sein. Aber letzten Endes, wenn das Horn gefällt, ist es ja auch egal
     
  18. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Nein, im Sinne von Finger verrenken, im Sinne von unentspannter Spielhaltung und im Sinne von ergonomisch nur quälend zu erzeugenden tiefen Tönen.
     
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  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Verstehe ich nicht. Ich bin nach einem halben Jahr Keili ST-90 auf das Dolnet gewechselt - gut, da war ich kein ganz frischer Anfänger mehr, aber da hab ich mir nicht viel gedacht dabei. Ja, ist die alte Applikatur statt der neuen - ist halt so. Und?
    Ich würde sagen, dass es sehr individuell ist, mit welcher Applikatur wer zurecht kommt oder nicht (sofern gut eingestellt), und wenig vom Lernfortschritt abhängig.
     
  20. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nun, ist halt die Erfahrung von @jazzwoman , die sich ja durchaus mit den alten Applikaturen auskennt, da sie Conn spielt.

    Und ich verweise auch auf Beitrag #4 von @saxhornet . Dirk gehört hier sicher zu den Amateursaxern mit einem der besten Überblicke über Saxophone diverser Hersteller und Epochen.

    Kann ja dennoch für den Sohn von @Wanze passen.

    CzG

    Dreas
     
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