Hype im modernen Mundstückbau

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 7.September.2020.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Na, das sehe ich ein wenig anders. Selbst wenn Du Recht hast und nur die Profis die exklusiven Vorteile der "Boutiquemundstücke" richtig würdigen können: mir als Amateur helfen in meiner Situation abgehobene Profi-Diskussionen über die Feinheiten von 1.200 $ Mundstücken nicht wirklich weiter. Da sind eher für die mich die Erfahrungen und Hinweise von Menschen wertvoll, die dieses Forum bevölkern.

    Das Problem für die Hersteller hochpreisiger Mundstücke ist doch, dass sie nicht von den paar Exemplaren leben können, die sie an wirkliche Profis verkaufen. Gewinn machen sie erst, wenn Hinz und Kunz meinen, dass diese Investition ihr Spiel auf ein neues Level hebt. Damit das passiert, muss man sie eben entsprechend lautstark bewerben. Und einen thread zu diesem Thema finde ich nicht überflüssig, sondern eigentlich ganz spannend.
     
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  2. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @jazzwoman: gerade ein Beitrag wie der deine kann helfen, die Begrifflichkeit zu klären und "das Knäuel zu entwirren". Die Gleichung "teuer gleich Hype" geht nicht auf, und gerade Johannes Gerber ist ein gutes Beispiel mit seinen tollen Mundstücken. Der Hype beginnt in der vorsätzlichen Täuschung eines potentiellen Käufers durch unlautere Werbung oder in der Selbsttäuschung, dass man "unbedingt" dieses oder jenes Mundstück spielen "muss", um gut zu klingen. Die Suche nach dem eigenen Ton bringt einen aber andererseits immer wieder zur Materialfrage zurück, und jeder fragt sich, ob er es denn nicht doch mit 'x' oder 'y' probieren sollte.
    Die von dir angesprochenen Profis stehen auf ihre Weise vor dem gleichen Problem. Ich kenne zwei exponierte unter ihnen persönlich und kann dir versichern, dass auch sie immer wieder auf der Suche sind, um von der Materialseite her den "besseren", "intensiveren" Ton zu erreichen. Genau wie hier im Forum gibt es aber auch dort die Fraktion, die über lange Zeit einem Mundstück "treu bleiben". Einer von ihnen erzählte mir, dass er seit Jahren versucht, einem Kollegen sein "unglaublich gutes" Link Florida no USA abzuschwatzen, der es aber nicht abgeben möchte.
    Ich bleibe ich dabei: für mich war die Suche nach guten Mundstücken in den letzten Jahren durchaus zielführend, interessant und lehrreich.
    Dazu noch ein konkretes Beispiel: die Fahrt zu Francois Louis nach Ciplet in Belgien brachte mir Erfahrungen im Austausch mit diesem netten und kompetenten Menschen, was Mundstücke und mehr angeht, die ich nicht missen möchte. Wenn man dann drei Stunden mit ihm zusammen hockt, das bestellte versilberte Bronzemundstück immer wieder spielt, ihn voll aufmerksam zuhören sieht und hernach daneben sitzt, während er an seinem Arbeitsplatz immer wieder an den bekannten Parametern arbeitet, bis man "angekommen" ist mit dem Ton, das ist einfach "unbezahlbar".
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8.September.2020
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  3. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Da ist viel Richtiges dabei. Wie viele Profis gibt es, die alle diese Mundstücke kaufen, damit es sich für die Hersteller lohnt? Warum wird für Profis, die eh andere Kriterien haben sollten, so ein werbelyrischer Bohei gemacht? Wirkt das nicht eher, als sei die Zielgruppe im Volk der irrlichternden Steckenpferdhalter zu suchen?
    Halt nur so Gedanken, die mir beim Lesen Deiner Zeilen in den Schoß fielen.
    Über die Qualitäten un die Angemessenheit der Preise will und kann ich mich auch garnicht äußern. U.U sollten die echten Profis dieses Fredchen vielleicht ignorieren, ist halt nur Schülergebrabbel.
    LG quax
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Aha, sollen sich zu solchen Themen nur noch Profis auslassen? Amateurmeinungen sind irrelevant?

    CzG

    Dreas
     
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  5. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Das ist wirklich ein tolles Mundstück, und ich habe Stevie gleich gesagt, dass er mich zuerst fragen sollte, wenn er es wieder abgeben möchte. Bearbeitet wurde es übrigens von Jo Schnabl, den ich gestern wegen eines anderen Mundstücks, das durch seine Hände ging, angeschrieben hatte. Er hat ja leider das Refacing eingestellt. Jo bestätigte mir, dass die Dukoff Hollywood der 40er Jahre klasse Mundstücke sind und er sich an das hier angebotene sogar sehr gut und positiv erinnern kann trotz der Flut von Mundstücken, die er bearbeitet hat.

    https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...-mundstueck-7-tonemaster-/1503497886-74-18675

    Will nicht dafür werben, aber hätte ich nicht mein Dukoff Stubby 6 und mein Link NY Double Ring 5* (gehen in die gleiche Richtung), es würde mich schon sehr reizen.
    Ist dieses Mundstück "Hype"? Ganz sicher nicht, in meinen Augen eher Understatement.

    Und jetzt ist mal Schluss mit dem Loben. Hätte ich die Energie und Zeit, die ich ins Material gesteckt habe, ins Üben gesteckt, wäre ich jetzt den einen oder anderen Schritt weiter. Mir hat's ganz einfach Spaß gemacht.
     
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  6. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Wie gesagt, im amerikanischem Forum, wo ich den Hype am ehesten erlebe, tummelt sich ein ganz anderes Klientel. Klar, ohne Werbung wird es vermutlich eng.
     
  7. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Also ich hab ja nur eines für mein Tenor und bis auf das Yamaha 4c, welches anfangs dabei war, nie ein anderes gespielt - ein Link STM NY 7* von Anfang der 90er, damals neu gekauft. Wenn's Probleme gab mit Intonation und Co. glaube ich bis heute, daß der reinblasende Teil dafür verantwortlich ist. Meinen Klangvorstellungen entspricht das Setup. Beileibe nicht immer entspricht dagegen das, was ich spiele, meinen Klangvorstellungen. :)
     
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  8. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Toller Satz...wirklich :rolleyes: o_O
     
  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Okay, ich nehme ihn zurück. Er wird falsch aufgenommen. Mea culpa.
    Ich wollte damit eigentlich nur ausdrücken, Wuffy, dass es mir persönlich nicht viel bringt, wenn Du sagst, man müsse nicht in die Ferne schweifen, um gute Mundstücke zu finden. Ich habe da vielleicht mittlerweile aufgrund meiner persönlichen Situation einen anderen Anspruch, dem die meisten "normalen" Mundstücke einfach nicht gerecht werden. Ich wollte niemanden auf den Schlips treten.
    Es stimmt schon, dass wie @Rick sagt, ein Mundstück wie ein guter Schuh sitzen muss. Ich finde es dabei aber schon auch wichtig, vorab die Schnürsenkel richtig binden zu können, um die Passform des Schuhs richtig beurteilen zu können. Aber das kommt jetzt sicher wieder falsch rüber...
    Nun gut, ich gebe es auf und spiele lieber eine Runde Sax.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8.September.2020
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  10. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Warum wird immer davon ausgegangen, dass es sich für einen Amateur oder einen Anfänger/Fortgeschrittenen nicht lohnen würde, ein gutes Mundstück zu finden und zu spielen.
    Ich persönlich hatte schon recht früh ein echtes Aha-Erlebnis, als ich entgegen dem Rat von so ziemlich jedermann nicht brav 2 Jahre lang mein Yamaha 4c
    spielen wollte, sondern gewagt habe, etwas zu probieren.
    Gerade die nicht Provis sind doch dankbar für jede Hilfe die man kriegen kann, und das Mundstück gehört dazu.
    Vor einigen Monaten war ein junger Mann bei mir, um ein Saxophon anzuspielen, dass ich verkaufen wollte.
    Er hatte sein Anfängermundstück dabei und tat sich sichtlich schwer( sopransax). Ich gab Ihm meines mit der Bitte es zu probieren und Ihm ist die Kinnlade runtergefallen.
    Er hatte noch nie ein anderes Mundstück probiert.
    Er kaufte das Sax und meldete sich später noch einmal, weil er sich das gleiche Mundstück auch zulegen wollte, aber nicht mehr wusste, welches genau es war.

    Die Unterschiede sind teilweise so groß, dass ich jedem raten würde auch mal etwas zu probieren. Es muss ja nicht ein vintage link sein für xxx Euro,
    Meine Klangvorstellung konnte ich verwirklichen, weil ich mit wachsendem Können auch verschiedene Mundstücke hatte.
    Die Vorstellung, dass nur Profis damit etwas anfangen können, kann ich nicht nachvollziehen.
    Um bei den Schuhen zu bleiben, auch wenn ich nicht Marathon laufe, kann ich gute Schuhe tragen.
     
  11. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Sehe ich genauso. Als das 4c nach einem halben Jahr zu quietschen begann, habe ich erst ein 6c probiert. Das ging dann wieder für eine Weile. Ich würde mich auch als Anfänger frühzeitig nach Alternativen umschauen. Ein gutes Mundstück erhöht einfach den Spaß und die Möglichkeiten.

    Meine persönliche (sehr kurze) Erfahrung ist: Ruhig auch einmal eine etwas größere Bahnöffnung probieren und dafür bei der Blattstärke runter gehen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.September.2020
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  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Man kann sich zu allem auslassen und unterhalten, bloß sollte man als Leser auch stets eine Quellenanalyse durchführen und mit dem Erkenntnisgewinn entsprechend vorsichtig sein.
    Das Forum hat mich oft schon auf Ideen gebracht aber auch öfter auf Irrwege geführt.
    Und als unschuldiger Anfänger nimmt man hier vieles erstmal für bare Münze, wenn man es nicht besser weiss (wie auch als Anfänger).
     
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  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich glaube dagegen spricht gar nichts. Wenn man dann dabei bleibt.
    Oder auch nicht. Alles abhängig davon wohin man will.
     
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  14. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Mal die ganzen Werbesprüche beiseite gelassen finde ich es positiv, dass es heuzutage mehr Angebote zu verschiedenen Preispunkten als früher gibt, sodass man leichter rumprobieren und eigene Erfahrungen machen kann. Da nervt mich der marktinduzierte Hype um alte Mundstücke eher, weil das mit denen eben nicht der Fall ist. Hier setzt sich die Verknappung und entsprechende Verteuerung scheinbar immer weiter fort.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Deshalb gibt es hier ja auch die "Experten", deren Aufgabe ich darin sehe, aufgrund höherer und längerer Erfahrung gelegentlich Einspruch zu erheben.
    Natürlich sind sich diese auch nicht immer untereinander einig, doch über die Jahre hinweg haben sich schon gewisse Annäherungen und Kompromisse bei den immer wieder ähnlichen Material-Diskussionen eingestellt. :)
     
  16. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Wenn du das so aus meinen Zeilen gelesen haben solltest, dann wollte ich auch das ganz sicher nicht sagen. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Von einem guten Handwerk kann natürlich jeder profitieren. Absolut!
     
  17. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Tja, da sind nicht nur die Mundstückhersteller, sondern auch die Spieler Experten in Selbstvermarktung!

    Man kann sich ein gutes Mundstück nach sorgfältiger Suche kauen, sollte aber auch damit arbeiten.
    Ständig Neues kaufen und ständig herumprobieren wird wenig zielführend sein.

    Ich spiele ein älteres Selmer Soloist E auf dem Alto. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich das Mundstück in Gänze ausgelotet habe. Vielleicht reicht es auch für immer. Ein altes Meyer wäre vielleicht eine Alternative. Aber wozu soll ich mich hier auf die Reise machen, wenn mir mein Selmer völlig ausreichend ist? Aber ich bin Amateur und Hobbyspieler. Aber auch als Profi kann man sich vielleicht im Mundstückwald verlaufen?
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.September.2020
  18. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Der war schön! ;)
     
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  19. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    @jazzwoman
    du hattest ja klar geschrieben, dass es sich für dich persönlich so verhält.
    Ich wollte im ganz Allgemeinen darauf hinweisen.
     
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  20. Rick

    Rick Experte

    Ganz sicher!
    Vor allem kann man sich keinen "Sound kaufen", den muss man selbst entwickeln, genau wie gute Intonation und Ansprache der verschiedenen Lagen.

    Ich hatte auf dem Tenor eine langjährige Odyssee hinter mir, wurde mit jedem neuen Kauf noch unzufriedener, mir war mein Sound zu spitz, grell, auch Ansprache-Schwächen schob ich aufs Mundstück.
    Seit 2010 spiele ich nun mein jetziges Mundstück, weil ich damals beschlossen hatte, den Spieß umzudrehen und lieber weiter an mir zu arbeiten. Ich lernte viel über Luftführung, Lippenspannung, Soundveränderungen durch gewisse Ansatz-Variationen, heute kann ich mit ein und demselben Mundstück auf völlig unterschiedliche Arten klingen, hell, dunkel, "klassisch", "jazzig", "funkig" usw. (Blätter und ihre Stärken spielen dabei freilich auch eine wichtige Rolle!).

    Jedem Hersteller sei sein Umsatz gegönnt, doch nach meinen Erfahrungen bringt es mehr, an sich selbst zu arbeiten, als ständig neue Mundstücke auszuprobieren - außer, es fühlt sich zu eng, weit o. ä. an.
    Hat man mal ein prinzipiell brauchbares Teil, dann muss man lernen, sich darauf einzustellen, was durchaus einige Wochen bis Monate dauern kann, deshalb ist aber auch das kurze Anspielen erst mal wenig aussagekräftig.
     
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