Hype im modernen Mundstückbau

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 7.September.2020.

  1. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Beiläufig zu der Profi/Amateur- Quellenfrage (danach gerne :topic:, aber ich muss es einfach loswerden):

    ich glaube die absurdesten und unhaltbarsten Einstellungen und Meinungen zu Setupfragen habe ich glaube ich in meiner bisherigen saxophonistischen Hobbykarriere von Profis und Musiklehrern gehört, die zwar vom Tuten und Blasen, nicht jedoch von dem was sich oft dahinter verbirgt, Ahnung hatten; dafür allerdings gerne eine überaus unumstößliche Meinung.
    Ich hätte sie besser nicht dazu befragen sollen...
    In Foren wie diesen treiben sie sich in dieser Ausprägungsform glücklicherweise seltenst rum :thumbsup:

    Muss ich immer dran denken und schmunzeln, wenn hier dann doch mal (in ganz seltenen Ausnahmefällen natürlich) die Meinung der „Profikollegen“ zur Untermauerung der eigenen Thesen herangezogen wird. ;)
     
  2. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    die kacken auch keine goldenen Nuggets. Mir nützt es nichts wenn da Mundstücke ob von Amateuren oder TopGuns in höchsten Tönen beurteilt oder gelobt werden, das Mundstück ist dann gut wenn es bei mir gut geht. Und wenn es dann 40€ kostet habe ich Glück gehabt, bei 500 halt Pech. Und was die anderen über das Mundstück denken ist doch völlig irrelevant.... sonst verarscht man sich nur selbst.
    LG
    Thomas
     
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  3. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Ich sehe das überhaupt nicht anders...
     
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  4. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Naja, das mag sein, aber die Realität sieht dann ja oft anders aus.
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    :thumbsup:

    Bei mir hat es Monate gedauert :D
     
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  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das kann ich - obwohl Amateur und deshalb ahnungslos - nur unterschreiben.

    Es gibt keinen Grund, ggf. mit Hilfe eines (guten) Lehrers, nicht hin und wieder die Mundstück Frage zu stellen. Mir hat es aber mehr als gut getan, mich auf genau ein Setup zu konzentrieren.
    Als ich dann das RR Stubbie nicht vorbei ziehen lassen konnte, war wieder alles für die Katz.

    Was mir hilft, ist der John Harle... auf seine Weise beknackt aber hilfreich.

    LJS
     
  7. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest


    Logo, es rät doch niemand dazu, ein günstiges Mundstück, mit dem man zufrieden ist, durch ein teures zu ersetzen, bloß weil das irgendwo gehypt wird. Es bleibt aber trotzdem die Frage, die Jazzwoman zuvor aufgeworfen hat: Ist die Wahrscheinlichkeit, ein gutes Mundstück zu erwischen, mit dem man gerne & gut spielt, in der mittelhohen Preisklasse von 250 bis 500 Euro, in der sich eben auch die Wannes und 10mfans tummeln, nicht doch insgesamt höher als im Preissegment Selmer, Link, Meyer (aktuelle natürlich und unrefaced) oder auch Yamaha, ESM usw. . Meiner bescheidenen Erfahrung nach schon (und zwar unabhängig davon, ob es jetzt von einen Prahlhans ist oder einem eher bescheiden auftretenden Mundstückmacher) - vielleicht mit Ausnahme von Vandoren, die mir überwiegend ganz gut gefallen.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 5305

    Gelöschtes Mitglied 5305 Guest

    Bzgl. der Verarbeitung von Mundstücken gebe ich jazzwoman völlig recht. Das sind Wanne und Co wirklich spitze. Ich hatte mal ein Wanne NY 2. Ich habe es zu Kay Siebold gegeben weil es extrem knifflig in der Intonation war.
    Er hat es top hinbekommen. Und er sagte, dass Theo Wanne sehr gute CNC Maschinen
    haben muss weil das Mundstück wirklich fehlerfrei gefertigt sei.
    Das Problem ist eher in der Beurteilung von "gutes Mundstück" und "hervorragendes Mundstück“ zu suchen.
    Was macht ein solches aus? Ich erzähle bestimmt nichts neues:

    1. Die Klangvorstellung soll erreicht werden, dabei oft ähnlich Meyer NY oder so oder aber ähnlich eines Saxophonidols.

    2. Der Einsatzfall soll, damit einhergehend, abgedeckt werden also Jazz, Klassik, Funk usw.

    3. Die Spielbarkeit, Flexibilität soll gut sein.

    4. Die Verarbeitung zumindest von Tip, Tisch und Rails soll gut sein.

    5. Eine Blattfreundlichkeit, was immer das ist,
    wäre schön.

    6. Die Haptik im Mund soll passen.

    7. Der Geruch, Selmers starker Kautschukgeruch fällt mir da ein.

    8. Alle Blattschrauben sollen passen.

    9. Die Schaftbohrung darf nicht stark von der Masse abweichen um verschiedene Mundstücke verwenden zu können.

    10. Die Optik soll stimmen.

    Es gibt also harte Faktoren die die teuren Mundstücke mehr erfüllen. Die liegen aber oft auf der konstruktiven Seite oder wenn ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Selmer will nun mal nicht Meyer NY immitieren.
    Aber auch Selmer wird verarbeitungstechnisch besser. Das Concept und Delangle sind ein Beispiel.
    Und weiche Faktoren und da spielt der Preis oft keine Rolle.
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich hatte auch ein NY2 (7), und mir ist überhaupt nichts Negatives in Bezug auf Intonation aufgefallen.
    Mit Meyer hatte es allerdings wenig zu tun, da war ich mit einem von Phil Engleman bearbeiteten Stock-Meyer immer besser bedient.
    Das kann er, der Phil. Das sieht dann aber vom Design auch anders aus.

    Das ist überhaupt so eine Sache: Die MPCs kriegen berühmte Namen, haben aber mit dem original Design nichts zu tun. Da frage ich mich echt, warum man das macht. Mal sehen, wie sich das Morgan Fry Hollywood, das ich heute von einer ebay-Auktion bekomme, dahingehend schlägt.
    Das Eric Falcon Florida, das ich mir gekauft hab, hat viel mehr mit einem Link zu tun, als z.B. das RR Florida. Geht aber auch ein wenig "schwerer".

    Cheers, Ton
     
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  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @Ton Scott : wenn sich die "berühmten Namen" wehren könnten, wäre der Spuk schnell vorbei. Ich teile im übrigen deine Erfahrung, dass bisher keines der Mundstück-Generika, die ich gespielt habe, das Original klanglich abbildete.
    Zum Faktor "Handwerk" und "Handarbeit": für mich ist er in der Diskussion sehr "schwergewichtig", kann Segen und Fluch sein, hat immer Licht und Schatten, wird romantisiert oder in Frage gestellt.
    Wenn man echtes handwerkliches Bemühen feststellt und erlebt (wie ich bei Francois Louis), möchte man das Handwerk nicht mehr missen. Es wurde und wir ja hier immer wieder vom handwerklichen Geschick mancher Instrumentenbauer berichtet, was ich gut nachvollziehen kann.
    Wenn die "Handarbeit", wie @Lagoona beschreibt, auf bloße Alibi-Stichproben reduziert wird, ist es Etikettenschwindel und Betrug. Die Rohlinge der alten Link-Mundstücke wurden von Hand bearbeitet und hatten, was Bahnöffnung und Baffle betraf, eine Riesenstreuung und starke Individualität. Man erzählt ja von Coltrane, dass er immer mit "einem Sack voller Mundstück" unterwegs war und dabei für die Bearbeitung auf Frank Wells, der nördlich von Chicago wohnte, vertraute.
    Francois erzählte mir, dass man am besten vormittags zu Frank fuhr und besser immer eine Flasche Schnapps dabei hatte als Honorarergänzung und Motivator. Kam man nachmittags, war er oft schon zu betrunken, um angemessen zu arbeiten. Ein anderer Aspekt der Handarbeit....
    Ziehe mal den Vergleich zur Zahnmedizin: als ich vor 15 Jahren die ersten Inlays brauchte, wurde mir "Cerec" empfohlen, sozusagen ein CAD-Verfahren zur Fräsung von keramischen Inlays in EINER Behandlungssitzung (kein Abdruck, nur Abscannen des Zahns nach Präparation, kein Zahntechniker, kein zweiter Termin).
    Klang gut...von den 5 Inlays ist jedes mit Sekundärkaries (vor allem an den Seiten und den Zahnzwischenräumen) "gesegnet" worden, und drei Zähne mussten später wurzelbehandelt werden. Es hieß dann, dass der Restspalt zwischen Zahnsubstanz und CAD-Inlay das Problem sei und das Labor mit Abdruck doch genauer arbeite. Die einen sagen so...die anderen so. Wieder einmal der strittige Punkt Mensch gegen Maschine.
    Mal schauen, ob das "Handwerk" (Abdruck und zahntechnisches Labor) mehr Standhaftigkeit verspricht, vielleicht erlebe ich aber auch die Verifizierung nicht mehr gemäß Heinz Ehrhardt:
    "Die alten Zähne wurden schlecht, und man begann, sie rauszureißen;
    die neuen kamen gerade recht, mit ihnen dann ins Gras zu beißen."
     
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  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Naja, @henblower - das Problem ist, dass man erst hinterher weiß, was man bekommt.
    Bei Zahntechnik ohnehin, bei Vintage Mundstücken erst recht.

    Wenn man 800-1500€ für ein Stück altes Gummi oder Metall hinblättert, von dem unklar ist, wer da schon dran herumgeschnitzt hat (und dabei auch noch aus Versehen nüchtern war), ob es von vorneherein ein gutes Exemplar ist und dann auch noch ein Original und keine Fälschung...

    Finde ich ganz schön schwierig und es hat schon etwas von Lotterie.

    Die modernen, stark beworbenen MPC haben ja zwei Claims: „Wie ein XYZ nur viel besser“ (was auch immer „besser“ sein soll) oder „ein ganz und gar neues Design - besser als alles, was je war“.
    Beide Claims halte ich (inzwischen) für totalen Blah. Und auch die handwerkliche Qualität ist keineswegs immer gut. Ich hatte zwei Mundstücke eines hier hoch angesehenen Herstellers, die fand ich beide scheußlich zu spielen und vor allem unterirdisch bearbeitet - Faustkeil-Facing...

    Und dann gibt es noch die, die wie RR sagen, sie hätten die jeweils besten greifbaren Exemplare kopiert. Kann ich nicht ohne Weiteres überprüfen, neige aber dazu, das erstmal zu glauben. Das Stubbie, das ich aktuell habe, geht in die erwartete Richtung. Allein fehlt mir der Vergleich mit einem Original. Ob ich es behalte, weiß ich noch nicht.

    Und letztlich gibt es noch die, die sich um den Hype nicht viel scheren und ihre eigenen Designs bauen, die sie schon immer gebaut haben. Ralph Morgan Mouthpieces, wo Eric Greiffenhagen tätig ist, zum Beispiel. Oder eben Francois Louis oder Gerber oder Klum etc. Aber auch Nadir mit den Guardalas.

    LJS
     
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  12. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Waren sie denn schlechter oder nur anders?
     
  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Und wie erklärt sich, dass das Innendesign dann völlig anders aussieht?
     
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  14. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Da das ja immer Geschmacksache ist, kann ich nur "anders" sagen. Ich bin jedenfalls immer früher oder später zu den Originalen zurückgekehrt.
     
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

     
  16. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Ich bring mal einen anderen Namen ins Spiel, der auf eine marktschreierische Stategie verzichtet: Sakshama Koloski (Sakshama Mouthpieces) aus Skopje in Nord-Mazedonien, der abwechselnd in Skopje und NYC lebt und arbeitet. Er bezieht sich in seiner Arbeit auf einige Originale und arbeitet u.a., indem er Wachsabdrücke von Originalen macht und die dann akribisch nacharbeitet. Ich habe schon viel mit ihm korrespondiert, aber bisher lediglich eins seiner Originale gekauft (ein Link Florida Double Ring 9), das Vorlage für seine "Ring" Serie war. Ein Freund hier aus dem Forum spielt eine Guardala-Kopie, die schon recht amtlich klingt (wir tauschen öfters mal Material-Clips aus).
    Damit zum Thema "Innendesign": es gibt auch von Ted Klum sogenannte "lost wax" Kopien von Link Florida-Mundstücken, die das Innenleben schon recht authentisch abbilden. Es gibt aber andere Parameter, die auch eine Rolle spielen und z.T. nur schwer imitierbar sind. Während man die Wandstärke, Kammergröße, Bahnlänge, Bahn, Baffle etc. mit modernen Techniken vermessen kann, kann man (wahrscheinlich) die spezielle Messinglegierung der 50er Jahre zwar im Labor analysieren, wahrscheinlich aber inkl. ihres Alterungsprozesses nicht nachbilden.
    @Long John Silver: ich freu mich drauf, wenn es uns irgendwann gelingt mein originales Dukoff Stubby 6 mit deinem Retro Revival zu vergleichen.
     
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  17. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Nachdem ich mich mal durch ein englischsprachiges Saxophon-Forum geklickt habe, bin ich heilfroh, dass dies hier keine Werbeplattform ist, sondern ein offener,und auch konstruktiv kritischer Austausch unter Musikern.
     
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  18. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Um nochmal neu am Ursprung der Diskussion anzusetzen:
    Dass 10mfan und Theo Wanne (und Phil Engleman mit seinen Ltd.-Modellen) neue Versionen bekannter Modelle vermarkten, finde ich insofern positiv, als dass mir das transparenter vorkommt als bei den alten Links und Meyers (wo man die Unterschiede zwischen den ganzen verschiedenen Produktionsserien mitunter nur im Detail erkennen kann) oder bei Selmer (die irgendwann die Facings ihrer Mundstücke geändert hatten, ohne es besonders zu kennzeichen). Wäre ja blöd, für jede Iteration eines Designs einen neuen Modellnamen erfinden zu müssen - da kommt doch irgendwann niemand mehr mit. Und große Worte in der Eigenwerbung hat es wohl auch schon immer gegeben:
    [​IMG]

    Wenn ich "Hype im modernen Mundstückbau" lese, könnte es auch um Innovationen gehen. Designtechnisch ist wohl in der Tat nichts Bahnbrechendes mehr zu erwarten, aber in Sachen Produktion fand ich in den letzten Jahren CNC für den Massenmarkt durch D'Addario und Custom Designs aus dem 3D-Drucker von SYOS schon beachtlich, zumal sich diese Sachen scheinbar auch tatsächlich am Markt etabliert haben.
     
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  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist eine gute Idee!
    Wird meinerseits leider erst Anfang Oktober gehen aber die Details klamüsern wir per PN aus.

    Ich könnte mir vorstellen, die Mundstücke Side-by-Side zu fotografieren und dann Soundclips einzuspielen. Zwei verschiedene Spieler mit ihren Hörnern, gleiches Stück, jeweils auf beiden Mundstücken... Natürlich jeweils gleiche Blattsorte in passender Stärke.

    Das wäre mir das versicherte Paketporto auf jeden Fall wert.

    LJS
     
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  20. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich möchte anmerken, dass blumiger Werbesprech kein Privileg der Amerikaner ist.

    Auch seriöse europäische Hersteller wie Selmer müssen ja immer wieder begründen, was denn eigentlich an einem Produkt neu ist und warum man es unbedingt braucht: "Bahnbrechend" und "einzigartig" und zu allem Überfluss noch mit der Goldkante versehen (hatten wir das nicht früher schon bei Gardinen?).

    https://www.henri-selmer.info/neuhe...dstueck-fuer-altsaxophon-claude-delangle.html

    ach ja, gefunden :):
     
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