Selmer baut hübsche Instrumente, die den Namen Saxophon nicht mehr verdienen? (S. Rascher)

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Saxoryx, 6.Mai.2021.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich bin auch froh, dass Entwicklung stattgefunden hat. Bedingt durch die Überhöhung des Mark VI vielleicht bis zur Jahrtausendwende weniger, als vielleicht drin gewesen wäre. Denn da sind einige Hersteller erstmal huldigend stehengeblieben und haben kopiert (war ja auch recht gelungen).

    Aber was Lächerliches kann ich dem Sound nicht abgewinnen, egal in welche vermeintliche Musikrichtung ich ihn gedanklich packe. Bei mir ist es eher so, dass ich die Paintpeeler-Peashooter-Sounds der 80er und 90er heute etwas albern und manchmal auch ziemlich lächerlich finde. Das war auch nicht immer so und zeigt mir, wie subjektiv das alles ist.
     
  2. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Halt Profi! Und damals waren die Leute auch nicht so abgelenkt wie heute. Heute gucken alle immer Fernsehen oder fummeln dauernd mit dem Handy herum.:cool:
     
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  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Weil der Aspekt noch nicht hier ins Thema gebracht wurde, hab ich einmal im Artikel nachgeschaut, was denn Rascher so gestört hat: so wie ich es verstehe, war es eigentlich das Mundstück, also die Form der Kammer (S80 - eckig), und die Befürchtung/ Behauptung, dass sich die Form an sich auf die Intonation auswirke - und Selmer das dann beim Bau der Hörner entsprechend ausgleiche oder so. Und nur die runde Kammer sei die reine Lehre.
    Dass nur die runde Kammer den Vorstellungen von Sax entspricht, kann man so sehen, wenn man will, aber deshalb zu behaupten, Selmer baue eigentlich keine Saxophone mehr, finde ich dann doch etwas überzogen.

    Zugleich - ich überlege gerade - scheint mir das Saxophon eines der (akustischen) Instrumente, das bei gleicher "Grundsubstanz" die größten klanglichen Gestaltungsmöglichkeiten hat.
    Klar klingen auch andere Instrumente je nach Hersteller/ Modell unterschiedlich, das ist dort aber weniger Gestaltungssache des Musikers bzw. ist der Spielraum meist kleiner.
     
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  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    "Yeah, well, that's just, like, your opinion, man."
    -- The Big Lebowski

    Mithin darf Herr Racher gerne diese Meinung haben. Und ich darf gerne diese nicht teilen.

    Grüße
    Roland
     
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  5. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Das Gute am Sax ist doch das sich selbst Rascher, wäre er noch unter uns immer noch so spielen könnte wie er will. Mundstück und Instrument gibt es noch immer zu kaufen, wenn auch gebraucht.
    Das Rascher Quartett macht das ja recht konsequent und mit viel Herzblut.

    Ebenso kann jede andere Richtung abgedeckt werden.

    Grüße Gerrie
     
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  6. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    An diese Kurse, bzw. Klassen bei Mitgliedern des Raschèr-Quartettes kann ich mich auch noch lebhaft erinnern; innerhalb der "Klassik-Szene" haben die Raschèrs ja schon immer ihr eigenes Süppchen, das auch eine eigene, stark an die Anthroposophie angelehnte, "Gesamtphilosophie beinhaltet, gekocht, fairerweise muss ich sagen, dass das mittlerweilen vielleicht doch etwas toleranter zugeht.

    In den 90-ern hieß es auch, dass seien keine richtigen Saxophone, sondern bestenfalls "Selmerophone", Begründung war meine ich, dass die Instrumente nicht mehr konisch-parabolisch, sondern nur noch konisch gebaut wären; Mundstücke mit quadratischer Kammer wären ja eh "widernatürlich" (in der Anthro-Philosophie sollen ja Räume z.B. auch eher rund als eckig gestaltet sein) - ich erinnere mich an regelmäßige "Bekehrungsversuche", doch zumindest auf die Rascher-Mundstücke oder besser noch zusätzlich auf Buescher-Saxe umzusteigen...

    In der Musikauswahl spiegelt sich das ja auch etwas, da gibt es Bach- bzw. Barocktranskriptionen und Moderne, die dazwischenliegende z.B. französische Spätromantik wird auch gerne ausgelassen (wenn sie nicht für direkt für Racher komponiert wurde), bzw. wurde auch ein Student, der ein Stück von P.M. Dubois vorbereitet hatte, mit der Bemerkung, das sei keine ernsthafte Musik, weggeschickt.

    Nichtsdestotrotz gibt es tolle Musik von Raschèr und ich fand auch die Kurse/Stunden sehr lehrreich, nicht nur musikalisch, sondern auch als philosophisches Gesamtpaket sehr interessant und inspirierend und kann, wenn man die Möglichkeit hat, eine Teilnahme nur wärmstens empfehlen, ob einem das musikalisch-/klangliche Konzept dann individuell zusagt, muss man selbst entscheiden (ich habe nach einiger Zeit mein Buescher und das Rascher-Mpc jedenfalls wieder verkauft und mein 80er Jahre Selmer reaktiviert).
     
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  7. visir

    visir Gehört zum Inventar

    gut, das bringt auch Licht in die Sache, wie relevant die Kritik ist...
     
  8. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    D.h. Rascher war der Albert Schweizer des Saxophons! Ich bin begeistert! Musikalisch fand ich das Rascher-Quartett stets fantastisch, das paramusikalische Geschwurbel habe ich bisher nie mitgekriegt...
     
  9. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Vielleicht auch besser so.
    Ich muß gleich mal mein "widernatürliches" (wissen die RSQs eigentlich (wenn dieser Ausdruck so gefallen sein sollte), welchen Vokabulars sie sich da bedienen? :mad:) Selmer S90 Mundstück auf mein Selmerophone stecken und ordentlich Krach damit machen.:D
     
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  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Man muss nicht alles auf die Goldwaage legen, was die Leute, selbst Koryphäen so alles von sich geben. Wenn ich bspw. an den Unsinn denke, den Einstein zeitweise so von sich gegeben hat ;-)

    Adolphe Sax hat bis zum Ende immer wieder experimentiert und immer wieder Neues ausprobiert. Das eine Sax, welches Buescher dann als Vorlage für seine Instrumente genommen hat nun als die eierlegende Wollmilchsau anzusehen ist wohl etwas übertrieben. Man kann getrost davon ausgehen, dass Buescher sein eigenes Ding aus dem ursprünglichen Instrument gemacht hat. Auch darf man nicht vergessen, dass Rascher so eine Art Endorser für Buescher war, und natürlich die Konkurrenz kritisieren musste.

    Wie schon gesagt, betrifft die wesentliche Änderung gegenüber einer angenommenen Sax'schen Philosophie das Mundstück. Und ich denke, mit dem richtigen Mundstück und der entsprechenden Technik kann man auf einem Selmer genau so klingen wie Rascher es auf seinem Buescher tat. Nur, heute will man gar nicht mehr so klingen, auch in den meisten klassischen Gefilden nicht.

    Im übrigen trifft das letztlich auf alle Instrumente zu. Geigen klingen heute nicht mehr wie früher, und Klaviere auch nicht, und auch kein Blechblasinstrument. Selbst die ehrwürdigen Stradivari sind praktisch alle völlig überarbeitet, und haben nur noch Rudimentäres mit dem Original gemein.

    Gruß,
    Otfried
     
  11. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Der ganzen Rascheritis habe ich den Erwerb meines Mk.VI Tenors zu verdanken. :)

    Die Musikprofessorin war damit in ihrem amerikanischen Rascherquartett fehl am Platz und musste Umsatteln, bzw. Umbueschern.
     
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  12. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Man muss ja auch die Wahrnehmung des Zuhörers berücksichtigen.
    Selbst bei Saxophonkollegen gibt es da Unterschiede.

    So sagte mir vor Jahren mal ein Kollege dass ich besch… klingen würde.
    Ein zweiter Kollege fragte mich was man machen muss, damit ein Saxophon so toll klingt wie meines. :redface:
    War bei einem Workshop, d.h. Instrument und Setup waren gleich.

    Kollege 1 war allerdings auch ein - zurückhaltend formuliert - etwas schwieriger Zeitgenosse.
    Sein spielerisches Können war allerdings gegenüber seinem Mundwerk eingeschränkt. ;-)

    LG
    Mike
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dieses Phänomen gibt es häufig in deutschen klassischen Orchestern mit der Böhmklarinette.

    Mich würde mal interessieren, welcher Saxofonhersteller in der Klassik führend ist.
     
  14. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    @Bereckis
    in Frankreich: Selmer (hauptsächlich Serie III, mitunter noch SA80 II, aber das Supreme dürfte sich beizeiten durchsetzen)
    USA und Europa außerhalb Frankreichs: Selmer, die Akteptanz von Yanagisawa und Yamaha bei den Profs an den Konservatorien wächst allerdings.
    Japan: vermutlich Yamaha und Yanagisawa?
     
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  15. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ist das dann eigentlich paradox wenn ich auf meinem Selmer Saxophon ein Rascher Mundstück spiele. Ich hoffe, ich komme dann nicht in die Hölle:duck:
     
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  16. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Das ist ein absolutes - wie es auf Denglisch heißt - "No Go". :punch:
    Es sei denn du spielst damit wie der Teufel.

    :D
    Mike
     
    Zuletzt bearbeitet: 7.Mai.2021
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  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Doch, in die Musikantenhölle von Hieronymus Bosch!:cool:
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Zu meiner Zeit griffen die Profi-Klassiker eher zum Buffet Crampon S1 in Kupfer. Buffet hatte gegenüber der Selmerproduktion allerdings verschwindend kleine Produktionszahlen., so dass hier von "führend" wahrscheinlich nicht die Rede sein kann.

    Meine S1 unterscheiden sich sehr wohl vom Mark VI. Das Mark VI hat für mich immer den eingebauten Samt. Nicht so meins.

    Am ähnlichsten zum S1 ist in meinem Ohr das Conn New Wonder II. Beide Saxophone klingen ähnlich stark und haben eine große Bandbreite der Klangmöglichkeiten.
     
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  19. Rick

    Rick Experte

    Ganz sicher - Wie Herr Rascher selbst in dem von @slowjoe verlinkten Buescher-Promo-Clip sagt, ist der Ton vor allem ein Ergebnis des Ansatzes, der macht den größten Unterschied.
    Das Sax selbst muss mechanisch funktionieren und eine gute Intonation ermöglichen, da war er anscheinend bezüglich Selmer (damals) skeptisch.
    Aber man stellt sich ja auch im Lauf der Zeit auf die Eigenarten seines Horns ein, vielleicht kam er deshalb nicht mit anderen Modellen klar?
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Auch wenn alle Saxophone immer gleich klingen, entscheiden sich entscheidende Leute doch immer wieder für die gleichen Modelle. Warum?

    Ich könnte nicht behaupten, dass ich alle Saxophone geeignet für die klassische Musik empfinde. Natürlich bekommt man auf einem Allrounder Saxophon auch einen guten klassischen Ton hin. Dennoch sucht sich der Spezialist dann doch ein besonderes Modell aus. Ich bin aber zu weit davon entfernt, zu sagen, was da in der Szene heute angesagt ist.
     
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