Welche Blattschrauben spielt Ihr, mit welchen Erfahrungen und Empfehlungen?

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Gast 3577, 1.Juni.2008.

  1. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Na ja, das mit dem klingen bei Blattschrauben ist eh so ne Sache… der Klang verändert sich wohl hauptsächlich für einen selbst, nicht für eventuelle Zuhörer. Aber das ist ja auch nicht unwichtig, ich meine wie ich selbst mein Sax beim spielen höre ist mir ja schon wichtig!
     
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  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Hab ich auch an einem Mundstück/Horn Setup und finde sie überragend, in vielerlei Hinsicht (ja, bisschen fummelig). Habe mich nach dem letzten Materialthread nur nicht getraut, hab Schläge gefürchtet. ;)
    Die zweitbesten Blattschrauben der Welt sind für mich die ollen Dinger aus Messingblech mit zwei Schrauben. Machen einfach auch ne klare Kante, ab wo das Blatt schwingt.
    Eher hinten stehen für meinen Geschmack Schnüre und lederne, die nehmen mir zu viel von den Höhen aus dem was ich höre. Das macht für mich nur da Sinn, wo ich genau das will, d.h. deutscher Klarinettesound, Mulligan’scher Barisound, oder wenn ich klassisches (oder old Jazz) Altsax spielen würde vielleicht auch da.
     
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  3. GelöschtesMitglied14876

    GelöschtesMitglied14876 Guest

    Da physikalisch und technisch gesehen die Art und Form der Blattbefestigung Null Auswirkung auf den objektiven Klang haben, weil die Fixierung außerhalb des schwingenden Bereichs des Blattes liegt, finde ich die Rovner "Gummi / Leder" wegen ihrer einfachen Handhabbarkeit genial. Aber auch eine Schnürung, wie früher, finde ich sehr ansprechend. Klar - etwas umständlich - aber so viel Zeit muss doch sein. Gibt's da Empfehlungen? 1mm Leder? 1,5mm Leder? Kunststoff? Gummi?
     
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  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mit der gleichen Begründung könntest du bei der Gitarre einen Steg mit Leder beziehen, schließlich schwingt die Saite da nicht. ;)

    (Nicht, dass ich was gegen Rovner oder Schnur hätte…)
     
  5. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Falls das Leder hart genug ist, könnte das sogar funktionieren. Gamben, zwar Streichinstrumente, besitzen zb verstellbare Bünde aus Darm.

    Ich benutze übrigens eine Vandoren M/O auf allen Saxophonen. Einfache Handhabung mit einer Schraube, gute Kapsel, der Preis ist auch OK.

    Ich habe vor einiger Zeit aufgehört mir Gedanken über die Ligatur zu machen und herumzuprobieren. Die Preise von einigen find ich zum Teil arg hoch.
     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Was durchaus Auswirkung auf den Klang hat - mehr wollte ich nicht zum Ausdruck bringen.
     
  7. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Mein Gefühl sagt mir, das die Sache beim Saxophonblatt das fest ans (harte) Mundstück gedrückt wird und dort tatsächlich nicht mehr schwingt anders liegt als bei einer schwingenden Saite die von einem weichen Bund gedämpft werden würde.
     
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  8. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich auch und suche schon länger nach einer FL für mein Tenor Mundstück Selmer concept
     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, der Unterschied ist beim Blatt dank der Materialsteifigkeit im Vergleich zur Länge geringer, vor allem wenn die Schraube eher fest ist. Die mögliche Auswirkung kannst du mit einer etwas lockeren Lederschraube aber relativ gut ausprobieren.

    Die Saite muss bei der Gitarre übrigens auch angepresst werden an den Steg, durch ein etwas flacher liegendes Endstück, das meist auch aus Materialien gewählt wird, die möglichst wenig dämpfen.

    Die Analogie mit dem Bund ist meines Erachtens nicht ganz passend (außer bei einem sehr konkaven Tisch). Die Blattschraube entspricht eher einem Finger auf Saite und Griffbrett der Geige bzw. einem härteren Gegenstand, der die Saite drückt, also “fretless”.

    Für mich ist es einfach Geschmacksache und vermutlich gibt es Setups, wo es nicht ins Gewicht fällt. Bei mir macht es einen spürbaren und wohl auch hörbaren Unterschied, ob eine Schraube aus weichem Material oder Metall ist.
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @The Z, ich hab nochmal über deinen Einwand nachgedacht:
    Meine Annahme ist, das Blatt schwingt bis zu dem Punkt, an dem es fixiert ist. Der dickere Teil nur mit viel weniger Amplitude als die dünne Spitze. Schwingen tut er trotzdem, sonst würde es ja nicht funktionieren. Je besser die Fixierung ist, desto effizienter werden die Rückstellkräfte des ausgelenkten Blattes in Gegenbewegungen umgesetzt. Im Idealfall verformt sich das Blatt ausschließlich elastisch im physikalischen Sinne, und schwingen kann es nur, wenn ein Ende fixiert ist. Je härter die Fixierung ist, desto verlustärmer die Schwingung. Und umgekehrt, wenn die Fixierung mitschwingen kann, geht Energie verloren, die Schwingung wird gedämpft. Wenn die Fixierung dämpfend ist wie Kaugummi, geht zu viel Energie verloren und die Schwingung ist dahin. Ist sie nur bisschen dämpfend, kann sie für mein Dafürhalten vor allem das Frequenzspektrum beeinflussen.

    Relativiert wird das alles durch die Lippe, die den eigentlichen Schwingungspunkt, „den Finger auf der Saite“ liefert. Insofern hast du recht, dass die Schraube weniger relevant wird als der Steg bei der Saite. Je mehr die Lippe dämpft, desto weniger bestimmt die Schraube die Schwingung. Im Subtone oder beim Ghosting ist es also Wurscht, welche Schraube da ist.
    Bei einem offenen knalligen Sound mit viel Mundstück im Mund, nimmt meines Erachtens der Einfluss der Schraube zu. Soweit mein (adjustiertes) physikalisches Verständnis und auch meine Wahrnehmung.
     
  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Aber wer spielt so? Bei mir ist nie eine Schraube locker...
    SCNR

    Was soll nicht funktionieren, wenn der "dickere" (der nicht angeschnittene, oder?) Teil nicht schwingt? Das ist ja der Teil, der geklemmt ist.

    Auch das halte ich für ein Gerücht. Vielleicht ein paar Details, um zu sehen, ob wir über dasselbe reden: das Blatt wird von der Blattschraube "weit hinter der Bahn" fixiert - das Blatt liegt also auch vor der Blattschraube schon flach am Mundstück auf, könnte von dort höchstens "abhebend" schwingen, aber nicht mehr näher zum Mundstück, weil es schon aufliegt. Ob eine solche asymmetrische Schwingung gewünscht wäre... "wäre", weil ich nicht glaube, dass sie stattfindet. Das Blatt wird ja über einen zweiten Punkt, die Lippe, am Mundstück "angepresst" (egal, wie weit man das Mundstück im Mund hat). Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass das Blatt - wie beim Gitarrenbund - bis zur Blattschraube irgendwie merklich schwingt, also was zur tonbildenden Schwingung beiträgt.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Dann schraub mal die Blattschraube ganz hinten fest und zum Vergleich mal so nah an der Bahn wie es geht. Und du wirst sehen, dass genau das der Fall ist, was du nach der theoretischen Überlegung verwirfst. Danach dürfte das keinen Unterschied machen, der Unterschied für die Ansprache ist aber erheblich.

    Ich bin zwar nur Hobbyphysiker, dafür aber ein experimenteller. :)
     
  13. sax42

    sax42 Schaut nur mal vorbei

    Auch diese Diskussion verfolge ich mit großem Interesse.

    Die von @giuseppe vorgeschlagene Erklärung des Schwingungsverhaltens des Blatts am Mundstück bringt mich zu einer weiteren Frage/Gedanken.

    Wir kennen ja alle noch aus der Schule das schöne Experiment, bei dem ein Lineal deutlich über die Tischkante überstehend in Schwingung versetzt wird und sich die Frequenz beim Reinziehen in Richtung Tischmitte immer weiter erhöht. Oder anders gesprochen, die Eigenfrequenz des gegebenen Lineals/Blatts verändert sich mit der schwingenden Länge.

    Ich vermute, dass alle besprochenen Ligaturen leicht unterschiedliche Druckpunkte auf das Blatt haben und sich daraus auch eine unterschiedliche Eigenfrequenz des schwingenden Teils des Blatts (und damit ein unterschiedlicher Klang bzw. Lage der Formanten) ergibt. Eine Änderung des Druckpunkt kann aber auch durch die variierende Platzierung der Ligatur in Längsrichtung auf dem Mundstück passieren.

    Das wäre auch eine mögliche Erklärung für das von @Bernd genannte Phänomen, dass die zunächst als mittelmäßig eingeschätzte Rovner Ligatur hinterher das Rennen gemacht hat. Vielleicht war sie beim zweiten Durchgang an einer anderen Stelle angeordet?

    Ich habs mit meinem (Sopran-) Setup mal probiert - ich meine mir einzubilden, dass sich da tatsächlich was verändert.

    Neben den unterschiedlichen Dämpfungseigenschaften der Materialien wäre dann die Position der Ligatur auch ein wesentlicher tonbeeinflussender Faktor.

    Wie stellt Ihr denn sicher, dass sich die Ligatur jeweils an der gleichen Stelle am Mundstück befindet? Markierungen auf dem Mundstück?

    BG
    sax42
     
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  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Sollte mir das beim nächsten Mal üben einfallen, werde ich es probieren.

    Komplett andere Situation:
    - das Lineal ist durchgehend gleich dick
    - das Lineal schwingt tatsächlich "abheben" und an der Tischkante aufschlagend, deshalb hört man überhaupt erst ein deutliches Geräusch.

    Und klar, die Frequenz ist hier durch die Länge des schwingenden Teils des Lineals - nämlich ab Tischkante! - bestimmt.

    Das Sax-Blatt hingegen ist keilförmig und sehr dünn am Ende.

    Das klingt nach einem so kleinen Unterschied, dass der eben auch eingebildet sein könnte...

    Das, oder Augenmaß. Beim Tenor orientiere ich mich da am Blatt.
     
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  15. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Vermutlich auch der Effekt bei den drei unterschiedlichen Andruckplatten, die Vandoren zur Optimum mitliefert.
     
  16. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Das Blatt schwingt aber nur bis zum Ende der Bahn und nicht darüber hinaus. Meistens sogar weniger, weil die effektive Öffnung durch Lippen- oder Kieferdruck verkleinert wird.
    Ich glaub nicht, dass die Blattschraube am Klang der vorne rauskommt wirklich was verändert. Es gibt sicher Effekte durch die Eigenwahrnehmung, Körperschall etc.

    Wenn die Bahn verzogen ist oder die Blattschraube kaputt/verbogen ist schaut die Sache sicher anders aus.
     
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  17. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Vielleicht mal bei unterschiedlichen Blattschrauben Aufnahmen mit dem Mikrofon machen und dann vergleichen.
     
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, es kann durchaus sein, dass das alles ist.
     
  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Meine Meinung gründet sich auf vor allem zwei Erfahrungen.
    Zum einen habe ich früher klassisch Klarinette gespielt, mit 4er Blättern und Eisenlippe. Mein Lehrer hat mir den Trick gezeigt, die Blattschraube weiter drauf zu schieben wenn das Blatt noch etwas zu hart ist. Der Unterschied ist sehr spürbar, wenn man am Limit spielt, in der Komfortzone weniger.
    Zum anderen habe ich ein Zeit lang ein JJ DV NY auf dem Tenor gespielt, das ursprünglich mit einer Leder-Rovner geliefert wurde. Als der erste Ring rauskam, hab ich den probiert und war überrascht, das ich plötzlich ein doppelt so helles Mundstück habe, wurde auch darauf angesprochen.
    Deshalb widme ich diesen Effekten Aufmerksamkeit. Das heißt nicht, dass sie immer da sind bzw. immer groß sind.
    Ich glaube auch nicht, dass teuer besser ist, wie oben dargelegt. Ich glaube dass es je nach Sound-Ideal eine optimale Funktion gibt. Für mich ist es die hart fixierte Vorderkante in Richtung Bahn.
     
  20. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Das mag sein. Ich vermute jedoch, dass das Blatt erst zu diesem Zeitpunkt sein wirkliches Potential entwickelt hatte. Immerhin hatte ich bis zum Rückwechsel auf die Rovner schon eine Weile gespielt.
     
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