Qualität moderner Otto-Link-Mundstücke

Ja. Ich habe Blindkäufe aufgegeben, wurde zu kostspielig.

 

Das Big Wave Mundstück von Jens (Gaivota) ist eines der besten Kautschukmundstücke mit Link-Vibe, die ich jemals hatte.
Jeder der Kollegen, die ich damit spielen hab lassen, war voll des Lobes. Einerseits vom Handwerklichen, andererseits von der Spielbarkeit.
Mir ist es, wenn ich ehrlich bin, eine Tick zu offen (.108). Aber es ist zigfach spannender als das, was ich von der anderen Seite des Teiches jemals probiert hab.
Wenn man es mit den teuren Links vergleicht, die man jetzt kaufen kann - die Vertriebler müssten sich eigentlich alle in die Ecke stellen und das machen, was man bei uns Scheitlknien nennt.

 

Ein Otto Link Tone Edge aus Kautschuk bekommt man aktuell für Alto für ca. 120 Euro. Vandoren liegt da ähnlich, DAddario etwas höher mit ca. 150 für das Select Jazz Alto. Vor ein paar Jahren hatte ich für mein DAddario noch 180 bezahlt und für ein Tone Edge 111 Euro, da war das Tone Edge im Verhältnis zu den anderen sogar ziemlich günstig.

Nachdem ich ein Jahr das DAddario gespielt hatte, wollte ich ein MPC mit kleiner Öffnung und die Wahl fiel auf ein Tone Edge. Beim Kauf hatte ich das Tone Edge mit ein paar anderen Mundstücken verglichen, kam mit der Ansprache gut zurecht und der Klang gefiel mir von den getesteten am besten. Was überraschend war und wahrscheinlich ein seltener Einzelfall: ich ließ mir noch ein zweites Tone Edge geben, das spielte sich für mich exakt genau so. Mit dem Tone Edge bin ich nun seit über zwei Jahren sehr zufrieden.

Das soll keine Empfehlung für Otto Link sein, aber vielleicht ist es nicht verkehrt, neben anderen Marken doch mal welche auszuprobieren, wenn man in dieser Preisklasse auf der Suche nach einem Mundstück ist. Außerdem ist es gerade bei wenig fortgeschrittenen Spielern sicher hilfreich, wenn der Lehrer beim Kauf dabei ist um zu kontrollieren, mit welchem MPC man gut klarkommt.

 

Ich lasse von neuen Links die Finger. Taugen nichts, sind zu teuer.
Abgesehen davon, dass ich meine Mundstücke habe, würde ich direkt zu einem refacer gehen, den fragen, was er für einen rohling braucht, und mir dann mein Mundstück machen lassen. Viel weniger Stress, letztlich billiger und meistens auch deutlich besser.

 

Alle Metall-Ol „out of the box“ haben mir nicht gefallen. HWP hat mir dann einmal ein refaced Florida-Link verkauft. Klasse Teil! Ich habe es eine Zeit lang im Wechsel mit einem von Hans bearbeiteten Saxscape xtra dark (Resin) gespielt und festgestellt, dass mir die Kunststoff-Mundstücke besser taugen. Mit dem flachen Schnabel des OL kam ich mir immer vor, als hätte ich einen Strohhalm im Mund

Ich habe es dann bei eBay eingestellt und zu einem sehr guten Preis ohne Verlust wieder verkauft. Höchstbietender war HWP

Das von Hans bearbeitete Saxscape ist mir letztlich zu „dark“. Ich habe es als Erinnerung an Hans behalten und bin mit meinem auch sehr dunkel klingenden Theo Wanne Brahma HR sehr zufrieden. Das ist ab Werk perfekt gearbeitet und macht mir seit Jahren viel Freude.

 

Ja ich konnte bei einem Kollegen auch eins anspielen, war wirklich gut. nur mir und dem kollegen war es nicht offen genug. Schöner dunkler Sound.

 

Zur Info, gibt es jetzt auch in .113", noch offener folgt irgendwann später mal.

VG
Jens

 

Das wird den Kollegen interessieren, der wartet nämlich auf eine offenere Fassung......

 

Ich hab für mich einen Weg zu guten Mundstücken so gefunden:
Wenn ich etwas absolut Verlässliches zu einem Budget will, dann ist es Vandoren. Meist sind es nur noch Empfehlungen, weil ich selber individualisierte Mundstücke habe. Aber hier bin ich noch nie falsch gefahren. Die Qualität, die sie liefern zu den Preisen finde ich großartig und das Portfolio ist sehr ausgewogen. Angenehm auch der fehlende Hype der amerikanischen Hersteller, auch noch Stil im Marketing. Schade eigentlich, dass ich keins mehr spiele. Vielleicht muss ich das mal wieder ändern.
Wenn ich noch etwas „besseres“will, kontaktiere ich eine guten Refacer oder einen handwerklich in Kleinserie arbeitenden Hersteller mit Renommee und sage was ich suche. Teils bekomme ich es gemacht, teilweise muss ich ein billiges gebrauchtes als Rohling liefern. Bei Kautschuk lag das bislang für Tenor immer unter 400 Euro, oft unter 300 und mit den neuen, die es für 500+ auf dem Markt gibt, hätte ich meist nicht getauscht.

Es gibt sicher noch andere Wege zu guten Mundstücken. Aber man braucht einen, denn in den Laden gehen und kaufen führt nicht immer zu akzeptablen Ergebnissen.

 

Ich finde es ja bezeichnend, dass man bei JJ Babbitt der Meinung ist, man könne sich für alle Ewigkeiten auf seinem Ruf ausruhen.

Zur Verteidigung von JJ Babbitt muss ich allerdings sagen, dass bei Berg Larsen offenbar ein ähnlicher Mist abgezogen wird, was Fertigungsqualität anbelangt. Ich habe vor einiger Zeit ein Berg Larsen Metall 115/2 für mein Bariton gekauft. Ich hatte schon sehr positive Erfahrungen mit einem RR UK Special 115/2 für mein Tenor gemacht. Das Mundstück hat eine Projektion wie von einem anderen Stern. Das war zu dem Zeitpunkt das Abstand lauteste Mundstück, was ich je gespielt habe. Leider sollte ich bei dem BL Metall fürs Bariton ziemlich enttäuscht werden. Von einer fetten Projektion spüre bei dem überhaupt nichts. Da ich momentan sowieso Kautschuk spiele, überlege ich, ob ich nicht von Retro Revival oder Ted Klum eine BL-Kopie für mein Bariton kaufe.

 

Definitiv eine gute Herangehensweise.

Ich halte generell nichts von Markengläubigkeit, die in Bezug auf Mundstücke vergleichsweise eher gering ausfällt, aber doch durchaus spürbar ist. Was mir zum Beispiel an 10mfan gefällt, ist, dass hier nicht eine direkte Kopie eines bestimmten Mundstücks versucht wird. Stattdessen wird das Mundstück so konzipiert, dass es einen bestimmten Sound produzieren und projizieren kann.

Noch ein Punkt zum Vandoren-Marketing: Hin und wieder lade ich mir den aktuellen Vandoren-Katalog herunter. Die Beschreibungen zu den Klangeigenschaften der dort aufgelisteten Mundstücke mutet für mich manchmal etwas skurril an. Zum Jumbo Java für Tenor, Bahnöffnung T95 heißt da etwa: "Ein sehr populäres Mundstück, geeignet für Swing und Rhythm ’n’ Blues." Okay, geeignet für Swing??? Man beachte hierbei, dass die Jumbo Java Step-Baffle-Mundstücke sind. Nach der Abbildung darin zu urteilen, sind das sogar High-Step-Baffle-Mundstücke. Solche Mundstücke werden meines Wissens eher nicht im Swing gespielt, sondern eher bei moderneren Spielarten wie Funk oder Fusion anzutreffen.

 

Ja, die sind halt im Marketing in den 80ern und 90ern stehen geblieben, als auch die Big Band Sätze zum Teil den Brecker versuchten. Könnte man verbessern.

Solche Fehler sind mir persönlich aber lieber, als wenn die Energie des Herz-Chakras multipliziert mit dem goldenen Schnitt einmal mittels Kraft der Meditation durch das Universum gejagt wird um dann im Kautschuk aus den Autoreifen von John Coltrane‘s Buick zu einem Mundstück zu materialisieren, das den Charakter eines Soloist Short Shank und den Tiefgang eines NY Link mit dem Edge eines späten Guardala MB vereint.

Hat natürlich nichts mit den Mundstücken zu tun und sollte egal sein. Und viele der Mundstücke von den Top-Marketing-Kandidaten sind auch echt gut. Wenn man dann aber mal ein 500 Euro Teil in der Hand hat, das mit Fehler durch die QC gerutscht ist, dann verdirbt mir das die Lust auf mehr von dem Hersteller. Vielleicht ist das etwas eitel, ich weiß.

 

Ich persönlich finde, dass die Beschreibungen von amerikanischen Kleinserienherstellern relativ zutreffend sind. Gerade bei 10mfan. Ich finde es problematischer - wie bei OL -, wenn viel gepriesen wird, aber dann die Mundstücke im Grunde nichts gut können, außer anders zu sein.

 

Da muss ich doch auch mal eine positive Erfahrung schildern: Die Streuung kann offensichtlich auch in die positive Richtung gehen.

Anfang der 90er (im letzten Jahrtausend) habe ich mein erstes Conn Ladyface gekauft. Im Laden mit einem Otto Link STM NY (metall), also mit großer Kammer) getestet .... und das mpc musste mit

Inzwischen ist es einige, z. Teil eher teure, Mundstückersuche später (div. Aaron Drake, Couf, Phil Tone & Theo Wanne (Florida Link)) und ich spiele immer noch das profane 90er Jahre Link von der Stange

Bei einem meiner Versucher im sehr gut sortierten Saxladen war mein Favorit übrigens ein Otto Link Vintage metall ..... im Vergleich zu vielen zum Teil wesentlich teureren "Nobelmundstücken"

keep swingin'

Euer Saxax

 

Mir geht es auch gar nicht darum, solche Erfahrungen abzusprechen. Wenn du mit deinem Link zufrieden bist, dann ist es ja in Ordnung. Allerdings habe ich schon auf Jazzworkshops viele Leute mit Links erlebt, wo ich mir dachte "Wenn du doch ein Mundstück hättest, dass ordentlich verarbeitet ist, dann würdest du dich jetzt nicht mit Ansprache, Ton und Intonation so stark abmühen...".

 

Ja, das zugrunde liegende Prinzip stimmt ja.
Man muss „nur“ das Eine aus zehn bis zwanzig für sich entdecken…

Tatsächlich gibt es, wie schon erwähnt, immer noch einige Lehrer, die ihren Schülern empfehlen: „Kauf Dir ein Link und bleibe dabei“… und nicht Wenige tun das.

 

Die Intonation hängt aber eher 1. vom Saxophon und 2. von der Kammergröße, die zum Sax passen muss, ab. Das hat mit der Verarbeitungsqualität eher nichts zu tun.

 

Ja, gut, da hast du recht.

 

Na ja, wenn man sich mit Ansprache und Klang wegen einer schiefen Bahn oder einem konkaven, unebenen Tisch abmühen muss, verreißt es in der Folge auch schon mal die Intonation

 

Ich warte eigentlich noch auf ausstehende Beiträge, die unterstreichen, dass es doch eigentlich hilfreich ist zu lernen auch ein unperfektes Mundstück zu spielen, weil man dadurch deutlich besser lernt Vieles zu kompensieren und auszugleichen, also letzlich sein Instrument besser beherrscht.

Niemand?