Moin zusammen! In meine Sammlung gesellen sich am ehesten Weltklang und B&S - doch nach einem Ausrutscher in die Tschechoslowakei ist auch ein dort entstandenes Puzzle bei mir gelandet, welches ich nun versuchen will zu lösen. Und das auf gleich zwei Arten - zum einen das Instrument wieder instand setzen, und zum anderen seine Geschichte erkunden: Vor einer Weile ersteigerte ich beim großen Auktionshaus für lächerlich wenig Geld ein defektes, komplett zerlegtes Altsaxophon. Ich habe davon nicht viel erwartet und mir vor dem Kauf nicht mal die Fotos richtig genau angesehen, es sollte einfach für die paar wenigen Euros nur Wanddeko werden. Und lag nun auch unbeachtet eine ganze Weile bei mir in seinem Karton. Es sollte ein "Josef Lidl Brno Master Solo" sein, und das ist es auch was draufsteht. Es hat einen kleineren Sturzschaden und einen verbogenen S-Bogen, und ist bis auf eine Feder wohl auch vollständig. Und es ist weiß mit goldenen Anbauteilen. Die Legende besagt, es wäre wegen einem Sturz zur Reparatur zerlegt worden, dann aber in diesem Zustand liegen geblieben, und das seit mindestens den 50er Jahren. Na wer weiß, wie viel da dran sein kann... schaut eigentlich viel neuer aus der goldene Klimperkram... Was mich beim Auspacken aber nun überrascht hat war der Microtuner! Sowas hatte ich noch nicht in der Hand. Kann das doch was besonderes sein? Also recherchieren. Nach vielem Lesen hier, in Saxwelt und auch Bassic-Sax und dem Vergleichen von Details auf etlichen Fotos, habe ich nun eine Idee, was es mit dem Instrument auf sich haben könnte - und ich hoffe, da sich hier so viele Experten tummeln, herauszufinden, ob es so stimmen kann: Durch die Firma Josef Lidl wurden niemals Saxophone gebaut. Hersteller muss also jemand anderes gewesen sein. Kohlert und Adler kämen in Frage, aber deren typische Details konnte ich nicht entdecken. Ich gehe eher davon aus, dass es sich hier um ein Julius Keilwerth aus Graslitz handelt: Der Verstellring des Microtuner sieht sehr so aus wie bei Keilwerth: Die "Klappenschutzbleche" haben auch die typische Form. Zudem die Anordnung des Pinky-Clusters und das Perlmutt-Inlay: Dieses "Raster" auf der Oberfläche habe ich bei anderen nicht finden können. Und auch keine Verbindungsstege zwischen Klappen mit Perlmutteinlage. Nach der Seriennummernliste von Keilwerth müsste es etwa 1939 gebaut worden sein. Das zusammen mit dem optischen Zustand der Teile und dem "...seit mindestens den 50er Jahren..." zerlegt rumliegen, das könnte stimmen! Was meint ihr? Was mich allerdings noch wurmt: Was hat es mit der Farbgebung auf sich? An Schallbecher, Gurtöse und auch insgesamt macht es nicht den Eindruck einer Nachlackierung. Zumindest muss es wenn schon vor dem Sturz gewesen sein - also in den ersten Jahren nach der Herstellung. Gab es mal weiß (eher "altweiß" oder "perlmuttweiß") lackierte Keilwerths? King und Selmer haben sowas ja auch mal gemacht... Also wenn ich nicht ganz daneben liege, dann muss da auf jeden Fall wieder mehr draus werden als nur Wanddeko
Schau mal hier, ich habe auch ein Lidl und dieses mit Erfolg wieder super spielbar restauriert. Ab Post Nr. 1806 Das ist mein Saxophon | Seite 91 | Saxophonforum.de - Die deutschsprachige Saxophoncommunity Zum eigentlichen Hersteller fehlt mir bisher auch noch die exakte Zuordung...könnte bei meinem Modell aber ehr in Richtung Kohlert gehen. Gr Wuffy
Moin Wuffy! Dein Lidl hatte ich schon gesehen Die Verstärkung unterm S-Bogen spräche für Kohlert, ähnlich wie bei dem hier. Der Microtuner schaut aus wie bei meinem, aber manche Details hat man damals wohl auch beieinander abgeschaut
Stimmt! Es ist ein Julius Keilwerth aus Graslitz. Deine zeitliche Einordnung müsste auch so ungefähr passen. Aus meiner Sicht wurde der Korpus gesandstrahlt und dann lackiert. Wohl eher nicht original, zumindest hab ich bisher so etwas nie gesehen.
Hi Wuffy, nennst du uns noch die Seriennummer? Für mich ist Dein Tenor auch klar ein JK aus G. Definitiv kein V. Kohlert's Söhne. ... gerade gefunden - 4XXX - passt ins Bild. Wasserdicht ein recht frühes Julius Keilwerth. VG, Tobi.
Die Seriennummer ist 4634 DANKE Wenn es ein frühes Keilwerth ist, freue ich mich natürlich genauso, wie über meine Kohlert-Vermutung. Hier die optische und klangliche Demo: LG Wuffy