Brilhart Mundstücke - Charakteristik

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Supersol, 11.Juni.2023.

  1. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Das halte ich für ein Vorurteil.
    Viele alte Mundstücke haben ein ganz gewisses Timbre, das trotz guter Bemühungen nicht wirklich zu kopieren ist wie beispielsweise die alten Meyer oder Guardala. Letztere werden aus gutem Grund mit mehreren hundert Euro gehandelt, ein gutes altes Meyer kann sogar um die 1000 € kosten. Ich selbst habe ein altes Meyer für ein Tenorsax, das zwar nicht ganz so viel wert ist, sondern nur einen Schätzwert von rund 300 € doch ich würde es nicht hergeben wollen.

    Was den Mundstückverschleiß betrifft, so ist er zwar möglich, doch nützt sich ein Mundstück erst dann ab, wenn ein Profi täglich um die acht Stunden darauf spielt. Das bekannteste Beispiel war David Sanborn, der ein Dukoff Mundstück spielte, mit er irgendwann nicht mehr zufrieden war, weil ihm die Brillanz fehlte.
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Es gibt auch die Brillhart Level Air. Waren sehr beliebt bei Anthony Braxton und den Kollegen des Art Ensemble of Chicago.
     
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  3. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    es gibt eine Neuauflage von Brillhart MPC, kosten bei Sweetwater ~ 170,-$. Es handelt sich nicht um die Billigmundstücke die so um die 60,-€ kosten.

    Gruß Tröterich
     
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  4. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Kann man sich gar nicht vorstellen.... Materialzusammensetzung und Bauweise nicht ganz entschlüsselt oder woran liegt das?
     
  5. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    @Supersol: Ich kann das physikalisch nicht begründen. Ich kann dir nur sagen, dass ganz oft die alten Mundstücke sehr individuell klingen trotz derselben Bauweise und demselben Material.
    Will heißen: Ein altes Meyer kann sich von einem alten Meyer sehr unterscheiden, ein altes Brilhart von einem anderen alten Brilhart, ein altes Otto Link... usw. Dasselbe gilt ganz besonders für die alten Dukoff Mundstücke. Dukoff würde ich nie blind kaufen, ohne vorher den Käufer nach dem Rückgaberecht zu fragen.

    Ein Tipp: Stöber mal in den Anzeigenmärkten hier, in der Bucht und bei den Kleinanzeigen. Dort wirst du immer wieder auf Anzeigen stoßen mit dem Wortlaut in etwa: "Habe mir viele alte Meyer Mundstücke bestellt und getestet, dieses hier ist das zweitbeste nach meinem Dafürhalten, das beste bleibt bei mir."

    Oder schau mal, zu welchen Preisen bestimmte alte Otto Link Mundstücke angeboten werden, Guardala oder Meyer, du wirst staunen!
    Wenn den besonderen Sound irgendwelche modernen Firmen so einfach kopieren könnten und die Mundstücke preisgünstiger anbieten könnten, warum tun sie es dann nicht?
     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich glaube das persönlich nicht. Es ist m.E. eher so, dass heute bestimmte Parameter in Mode sind und so von dem Käufern verlangt werden. Außerhalb der Klassik muss ein Mindestmaß an baffle her, sonst können sich das nur etablierte Mundstückmacher leisten, die sind dann halt dunkel, alle anderen sind muffig. Bei den Bahnen ist es ebenso, die sollen modernerweise schnell abgehen, trotz großer Öffnung. Eine Bahn wie bei einem 80 Jahre alten Link will heute dann doch keiner kaufen.

    Ich glaube nicht, dass es für einen erfahrenen Mundstückmacher und Refacer mit entsprechenden Tools wirklich ein unlösbares Problem darstellt ein beliebiges Vintage-Teil zu kopieren. Da gibt es natürlich immer Variation, aber nicht mehr als bei den alten. Ich glaube das Problem ist eher, diese Dinger dann zu verkaufen. Entweder, sie sind zu original, dann sind sie nicht freeblowing genug oder zu dunkel, oder sie sind zu modern und zu wenig original.
    Die zig Mundstücke im Stile der Guardalas, Floridas, Slants, Early Babbitts, Stubbies, Double Rings, Meyers, Brillies, Gregories zeigen, dass das ein harter Markt ist. Was ihnen fehlt ist vor allem der Name.
     
  7. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Obwohl die alten dann teilweise so hoch gehandelt werden.
    Sind das dann zu wenig Spieler, die Mundstücke solcher Art haben wollen, dass sich der Nachbau nicht lohnt?
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die alten sind begehrt und rar, deswegen so teuer. Und es wollen sie grundsätzlich erstmal immerhin so viele, dass die ganzen Remakes auch verkauft werden.

    Es gibt nur immer die Diskussion, ob die rankommen an die alten. Und ähnlich wie bei den Hörnern - oder noch mehr - glaub ich nicht, dass es nicht geht sie zu kopieren, sondern eher, dass der Markt es bestraft, wenn es nur eine Kopie ohne die gewünschten modernen Eigenschaften ist. Da ist zu viel Idolkult und Emotion dabei. Die Y‘s sind jahrzehntelang verhöhnt worden für die vermutlich besten Selmernachbauten auf dem Markt (auch von mir als junger Unwissender).

    Unterm Strich glaube ich, dass die meisten nur denken, dass sie das alte Zeug wollen, eigentlich wollen sie aber was anderes. Und dann gibt es natürlich auch die, die wirklich den alten Kram wollen, es kennen und tatsächlich wollen. Und die müssen halt geduldig sein, alt sein und schon lange im Geschäft, oder draufzahlen. :)
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mmhh.
    Bei mir war der Weg eher umgekehrt. Ich hatte die olle kanne, bin auf einem Workshop dann einem Mundstückbauer in die Arme gelaufen, und der hat mir dann mein Mundstück gebaut.
    Ich habe dann alte Kannen weiter gekauft und häufig waren da genau so alte mundstücke dabei. Die klangen dann noch... anders, noch mehr meins. So bin ich dann damit wieder zu besagtem mundstückmacher, und von da kam dann die Empfehlung gezielt nach dem ein oder anderen zu suchen Wenn dann die Öffnung nicht passte, hat er da nachgearbeitet.
    Ich würde aber nicht sagen, alt ist pauschal anders oder besser. Die Auswahl heute ist extrem, und jemanden zu finden, der hier für deinen Geschmack vorsortiert bzw eine Empfehlung gibt, schwer zu finden. Frag mal nur hier. Jeder antwortet dir, wie toll sein Mundstück ist.... für ihn, nicht für dich.
    Da ich aber weiß, wo du stehst.... spiel dich erst mal eine weile auf deinem conn ein. Jetzt schon losziehen und DAS Mundstück für die Ewigkeit suchen ist zu früh. Gewöhn dich erst mal an das Instrument und horche/erfühle, was du willst und was das horn möchte. Das muss passen.
     
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  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Es ist zwar schon fast alles gesagt, nur längst noch nicht von jedem…

    „Früher“ hatten Mundstücke viel, viel kleinere Öffnungen und deutlich längere Bahnen (ich gehe da jetzt nicht in die Details - kannste alles bei Wanne und anderen zusammenlesen) aber vor allem auch völlig andere Blattschnitte.
    „Heute“ passt ein Tenor 7* (meistens .105“) mit mittlerer Bahn (23-24mm) zu einem 2,5 bis 3,5 Blatt. Darauf werden aktuelle Mundstücke optimiert (und so, wie wir heute spielen passt das auch gut zusammen.

    Dazu kommt, dass alleine die Frage „Kreisabschnitt (und welcher Radius) oder Elliptisch“ bei der Bahnkurve eines 7* einen gewaltigen Unterschied bei der Spielbarkeit machen kann..


    Die ganzen alten „Vintage“ Mundstücke (die garantiert nicht mehr so sind, wie sie mal gemacht wurden) sind vor allem deshalb so begeht, weil so viele sich nach der „guten alten Zeit“ sehnen.
    Die modernen „Vintage with modern delivery“ Versprechen sind - meiner bescheidenen Meinung nach - weitgehend für die Füße: das sind moderne Mundstücke, die bestimmte Aspekte der alten Dinger nachempfinden wollen aber trotzdem dem „modernen“ Amateur mit schwacher Stütze und drei mal 20 Minuten pro Woche Übezeit einen geilen Sound ermöglichen sollen. Sowas geht halt einfach physikalisch nicht.
     
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  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Du hast schon recht, ein altes Horn ist nochmal was anderes mit einem alten Mundstück, oft brillieren da auch gar nicht unbedingt die am meisten gehypten Stücke. Das hat vermutlich auch einfach mit Dimensionen zu tun.

    Aber auch wenn es hier im Forum relativ viele Vintage-Freunde gibt, ist das auf dem Saxophonmarkt keine relevante Sparte - sieht man schon an der Nomenklatur der Kammergrößen moderner Mundstücke. Ich glaube der Großteil der Saxophonisten, die mal ein Florida, ein Double Ring oder ein Stubby probieren wollen, sind nicht auf der Suche nach einem physikalisch-akustischen Match für ihr Büscher oder Martin. Sie wollen es auf ihrem modernen Horn mal ausprobieren, weil „irgendwas muss doch dran sein“ oder einfach nur wegen Coltrane oder Dexter. Und ich könnte mir vorstellen, viele Saxophonisten wären von manchen Originalen gar nicht unbedingt beeindruckt.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @giuseppe

    Ich sprach von mir, meinen Erfahrungen, und basierend darauf gab ich eine Empfehlung an @Supersol, die ein mpc für ihr conn nw1 sucht, welches sie kürzlich erworben hat. Mehr nicht.
    Meine persönliche Meinung zu vintagemundstücken: du hast es gesagt. Sehr kleine Öffnung im Vergleich zu heute, andere Bahnen, ev sogar für andere blattschnitte (hwp war mal auf dem Trip), bei meinen ist das Volumen auch eher groß. Das findet man durchaus aber auch neu. Das muss auch nicht zu einem modernen horn passen. Nur, wer meint nur über das gleiche setup exakt so zu klingen wie sein Vorbild..... viel Glück.
     
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  13. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das schon. Aber heute wird - auch aus Marketinggründen schnell von großen Kammern gesprochen, auch bei eher mittleren (bezogen auf das gesamte Spektrum).
     
  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Can’t buy me love … äh … sound.

    Am Ende gibt es immer wieder Variationen von einer Hand voll Designelementen (Kammer, Baffle, Floor, Einlauf, Rails und evtl. Schnabelform).
    Der größte Unterschied liegt in der Bahnkurve wobei die früher üblichen langen, elliptischen Bahnen heute keiner mehr spielen wollen würde bzw. ohne Weiteres auch keine passenden Blattschnitte mehr verfügbar sind.

    Wie oben schon angedeutet sind die ganzen (naja, sehr viele…) „modernen Interpretationen“ darauf angelegt, den Gelegenheitsspieler gut klingen zu lassen. Deshalb greifen so viele Intensivtäter gerne zu den alten Originalen (ohne eingebauten extra-Zing) was aber wieder den Markt anheizt. Eine Kaufkraftspirale…
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Aus Marketinggründen, oder weil moderne saxophone anders konstruiert sind/sich klangvorstellungen geändert haben und die großen Volumina nicht mehr notwendigerweise brauchen?
    Intensivtäter sollten in der Lage sein ein angeblich großvolumiges Mundstück von einem tatsächlich großvolumigen Mundstück zu unterscheiden.
    Bleibt das von @Silver angesprochene Problem der Blätter für die alten Bahnen. Erklärt vielleicht warum meine alten mpc erst nach einem reface wirklich gut wurden?
    Wie ist das beim rascher-mpc gelöst, eine Kopie eines 1920iger buescher-mpc?
    Bürdet man dem Spieler auf Blätter mit altem Schnitt zu finden, oder wurde eine moderne Bahn auf einen alten rohling gezogen?
     
  16. -j.

    -j. Kann einfach nicht wegbleiben

  17. GelöschtesMitglied5507

    GelöschtesMitglied5507 Guest

    Das scheinen 3D gedruckte Mundstücke zu sein. Da ich selber ein Syos spiele, hätte ich keine Bedenken dort zu bestellen und Rückgaberecht hast du doch auch oder?
     
  18. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    Wie bereits oben geschrieben gibt von ConnSelmer eine Neuauflage des Carlsbad und des Brillhart Ebolin jeweils für Tenor- und Altsaxophon.

    Tröterich
     
  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Philtone macht ein schönes Brillie. Und viele andere machen auch welche.

    Die Bahn bei den Raschers ist so eng, dass es wohl nicht so relevant ist wenn man harte Blätter spielt. Ich liebe den Sound von ihnen, genauso wie die Conn Eagles, kommt meinem Ideal sehr nahe - so lange keine Band dagegen spielt…
     
  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Bei dem ganzen Werbesprech für seine Saxophone (und dem darin gelegentlich eingequirlten kompletten Unsinn) fällt es mir etwas schwer, die Geschichte von der einzig richtigen Kopie und dem aufgefrischten Klang nicht als reines BlaBla zu empfinden.

    Kollege @Tafkah bietet aktuell ein originales Brilhart mit Soundbeispiel an, an dem ist nichts „dumpf und unspielbar“.
    Und ein Rückgaberecht räumt er auch ein, wenn ich mich nicht fehlerinnere.

    Wenn der Kurs fürs Original zu hoch steht, würde ich dem von @giuseppe erwähnten PhilTone mehr Brilhart zutrauen, als dem Hug.
    Aber da könnte es auch andere Meinungen geben.
     
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